Christuswege

Logo: gezeichnetes christliches Kreuz und Erdsymbol

Jesus Christus, Spiritualität und die Welt:
Wege von Jesus Christus, seine Beiträge zum menschlichen Bewusstsein und zu den Veränderungen der Menschheit und Welt:  eine unabhängige Info-Seite; mit neuen Gesichtspunkten aus vielen Bereichen der Erfahrung und Forschung; mit praktischen Hinweisen für die persönliche Entwicklung.

 

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Dies ist die komplette Version des Haupttexts mit den meisten Extratexten, ohne Bilder.

 

 

Christuswege  im  menschlichen  Bewusstsein  und  der  Erde.

 

Teil 1 Die Schritte in den Evangelien

EINFUEHRUNG in den Sinn und Gebrauch dieses Textes.

Seit zweitausend Jahren - mit vorausgegangenen Prophezeiungen noch einige tausend Jahre länger - stehen immer wieder Menschen für ihre vielfältigen direkten Erfahrungen mit Jesus Christus ein. Trotz verschiedener Charaktere, trotz ihres unterschiedlichen religiösen, philosophischen oder wissenschaftlichen Umfeldes, zeigen sie unabhängig voneinander Verwandtes. Sie sprechen von der jeweils gegenwärtigen Realität Christi; auch z.T. von der Möglichkeit für Andere, sich auf ähnliche Erfahrungen vorzubereiten; und von seit 2000 Jahren in die Menschheitsentwicklung eingeflossenen neuen Fähigkeiten durch Christus, die nicht nur im Sinne äußerer historisch-kultureller Vermittlung gedacht sind. Der Frage der nicht nur theoretischen, sondern praktisch nachvollziehbaren Schritte des "Wachstums" wird hier in neuer Art genau im Einzelnen nachgegangen. Entlang der Schritte, die Jesus selbst gegangen ist, kann sich deren Bedeutung für verschiedene Lebensbereiche zeigen.

Im 12. Jahrhundert prophezeite der Abt Joachim de Fiore ein "Zeitalter des Heiligen Geistes", wo eine derartige Gottesbeziehung der Einzelnen unabhängig von Institutionen Allgemeingut würde. Heute verbreiten sich weltweit mehrere Bestrebungen, die nicht nur eine dementsprechende Gestaltwerdung Christi im Menschen suchen, sondern das Individuum als bewusstwerdende Zelle im "Leib Christi" sehen.

Die z.T. damit verbunden gesehene "Wiederkunft Christi" und gegenwärtige "apokalyptische" Vorgänge im Großen deuten auf etwas Umfassenderes hin als auf eine menschlich gedachte "Wiederverkörperung".

Welche spezifischen Entwicklungsmöglichkeiten für Mensch und Erde hier zu finden sind, und vor dem Erdenleben Jesu noch nicht gegeben waren, ist die Frage, deren Lösungsansätze in diesem Beitrag als Anstoß zusammengestellt werden.

Gerade in einer Zeit,

- wo das Phänomen Jesus Christus durch viele verschiedene Theologien und Dogmen, durch sprachwissenschaftliche, historisch-kritische, archäologische und paläographische, religionssoziologische und tiefenpsychologische, naturwissenschaftliche, politische usw. Betrachtungsweisen in Anspruch genommen wird,
- wo wie in den Zeiten des Urchristentums neben einer alten materialistischen eine vielfältige spirituelle Szene entstanden ist, die beide zum Christentum fließende Übergänge wie auch Abgrenzungen ergaben,
- wo die verwirrendsten Erscheinungen auftreten, wie z.B. mehrere vermeintliche verkörperte Christusse in der Gegenwart, und wo oft recht Problematisches bis Negatives im Namen Christi geschieht, kann es von Interesse sein, zu untersuchen, was in dieser Kompliziertheit eigentlich der spezielle Beitrag Christi sein könnte.

Es wird hierzu an eigene innere Erfahrungen angeknüpft, wie auch an andere mystische usw. Quellen. Die benutzten Blickwinkel sind interdisziplinär, von vielen Wissens- und Erfahrungsgebieten, also nicht nur theologischen. Bei spirituellen Gesichtspunkten soll keiner von politischem Bewusstsein ablenkenden Pseudo-Innerlichkeit das Wort geredet werden. Dogmen des mechanistischen Denkens der Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts können dafür selbstverständlich nicht als Sichtbegrenzung akzeptiert werden; ebenso wenig Vorstellungen aus dem östlichen Bereich, die von der Voraussetzung ausgehen, dass es nichts gebe, was nicht schon in den altindischen Veden stehe, und dass Jesus nur ein "eventuell drittklassiger Lehrer" derselben sei. Von den nur vergleichend oder ergänzend im Text gegebenen Hinweisen auf Bücher usw. lassen sich diese Erkenntnisse nicht ableiten, und so sind diese Bücher oder theologische Vorkenntnisse für ein Verständnis auch nicht notwendig. (Das Gleiche gilt für eine Bücherliste für theologisch Interessierte, s. Links.) Nichts ist als Dogma oder als Meinung irgendeiner äußeren religiösen Organisation zu verstehen. Es richtet sich aber auch nicht gegen irgendeine Kirche oder Religionsgemeinschaft, und auch nicht gegen z.B. das apostolische Glaubensbekenntnis. Menschen mit einem anderen religiösen oder weltanschaulichen Hintergrund, die ein positives Interesse an neuen Erkenntnissen aus dem christlichen Bereich haben , können in dieser weder dogmatischen noch materiell verflachten Schrift ebenfalls fündig werden.  Daher sind auch Hinweise auf das Verhältnis christlicher Wege zu anderen Bestrebungen enthalten. Z.T. wie im Johannesevangelium in einer für die damaligen Erkenntnissucher verständlichen Sprache das spezifisch Christliche herausgearbeitet ist, so zeigt diese Schrift heute Zugänge von verschiedenen Seiten her. Diese Schrift lässt auch in ihrem Stil frei; Forschung ist etwas Anderes als Mission. Solche Christen, die für sich einen ganz einfachen Glauben ohne tiefschürfende Überlegungen bevorzugen, könnten in dieser Schrift lernen, wie sie mit den Menschen anderer Geistesart in ihrem Umfeld besser in Dialog treten könnten, ohne dass ständig Missverständnisse auftreten.

Der Text möchte rein durch seine Inhalte sprechen.

„Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten" (Joh.16:12-13). Durch diesen Geist lässt sich dieses Projekt inspirieren.

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Methodischer Hinweis***: Christliche Meditation ...

Unsere Texte sind u.a. mithilfe meditativer Betrachtungen der Bibeltexte entstanden. Dem entsprechend sind sie auch - neben ihrem reinen Informationsgehalt - insbesondere als Ausgangspunkt für meditative Betrachtungen der Evangelienkapitel geschrieben.

Die folgenden 37 Kapitel folgen den Schritten in den Evangelien und der Johannesoffenbarung. Es empfiehlt sich, sie auch in dieser Reihenfolge zu erarbeiten, mithilfe u.a. des Johannesevangeliums und der Offenbarung.
Bibelstudium, d.h. Texte lesen, sprachlich und im Zusammenhang erarbeiten ist nur eine Methode. Während des Studiums können die Kapitel des Texts und nicht zuletzt Gott tiefere Erkenntnisse fördern.
Der Haupttext besteht aus längeren, durchgehenden Seiten, wobei die Kapitel auch vom Inhaltsverzeichnis erreichbar sind. Für ein gründlicheres Studium  empfiehlt es sich, den Text auszudrucken*: je nach Einstellung des Browsers und Druckers sind es ca. 100 Seiten.
Wer über das Lesen hinaus an einer ganzheitlichen Methode des Erarbeitens näher interessiert ist - vernachlässigte Schichten der Seele einbeziehend -, kann nach dem Studium eines Kapitels dieser konzentrierten Betrachtungen das entsprechende Kapitel z.B. des Johannesevangeliums lesen und darüber meditieren. (Johannes bzw. seine Schüler befassten sich besonders mit der tieferen geistigen Bedeutung des Geschehens.)
Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten; zunächst gelten dafür Voraussetzungen wie für jede andere Meditation: aus aktuellen Ablenkungen und Verstimmungen oder Problemen muss die eigene Aufmerksamkeit erst durch ein Sich-darüber-bewusst-werden oder durch ein Gespräch mit Jemandem usw. ausreichend herausgelöst werden;  so dass wieder eine geistige Offenheit vorhanden ist. Auch sollten weder Müdigkeit noch Hunger noch die akuten Wirkungen von Alkohol, Tabak usw. vorhanden sein. Weiter sollte kein Telefon usw. während der Meditation stören können. Der Platz sollte sich angenehm anfühlen, also z.B. nicht neben einem Strahlenstress erzeugenden Gerät (s. Links: Baubiologie). Wer geübt ist, kann sich möglicherweise auch auf einem belebten Marktplatz konzentrieren, aber am Anfang ist es sicher zweckdienlich, solche Hinweise zu beachten. Früher wurde für eine solche Evangelien-Meditation z.T. der Text langsam mit geschlossenen Augen gesprochen (z.B. Rosenkreuzer**). Damit die Aufmerksamkeit nicht auf den Worten liegen musste, sondern auf dem Gehalt, wurde der Text vorher auswendig gelernt. Es gab auch eine Variante, wo der Text mit eurythmischen Gebärden begleitet wurde. Es gibt auch die Möglichkeit, den Text zu lesen, und und ihn dann bei geschlossenen Augen auf sich wirken zu lassen. Dabei wird nicht aktiv gedacht, oder jedenfalls beginnt die eigentliche meditative Betrachtung erst nach dem Denken. Gehen dann die Gedanken weiter, werden sie einfach ihrerseits kurz "angeschaut", statt sie weiter zu denken. Dies gilt auch, wenn Gedanken auftauchen, die scheinbar oder tatsächlich nichts mit der Meditation zu tun haben. (Gehen sie um äußere Vorhaben, können sie z.B. aufnotiert werden, wirksam vertagt, damit der Geist wieder davon frei ist. Wichtige Ereignisse während der Meditation werden hinterher nach Möglichkeit notiert, dann ist die eigene Entwicklung besser zu verfolgen. Die Betrachtung kann zu einer größeren Vertiefung des Bewusstseins führen, was aber nicht zwangsläufig  eintritt  (Kontemplation, Meditation).
Zusätzlich kann es hilfreich sein, beim Aufwachen einen Notizblock parat zu haben, um Stichworte zu notieren. Dies hilft einerseits, sich überhaupt an Träume zu erinnern; andererseits lässt sich aufgrund solcher Notizen über Träume deren Entwicklung besser verfolgen. Werden Traumsymbole tagsüber gezeichnet, hilft dies zusätzlich, diese Öffnung zu verstärken. Mehr und mehr kann sich zeigen, dass eben nicht alle Träume durch Tageserlebnisse und deren psychische Verarbeitung erklärbar sind, sondern dass hier etwas stattfindet, was auf andere Art ebenso wichtig ist wie der Tag.
Dies sind keine okkulten Rituale, sondern es geht einfach darum, dass der Seele Zeit gelassen wird, sich für die Inhalte bzw. für Gott zu öffnen, statt dass die Inhalte nur für den Intellekt zur Verfügung stehen - der nicht schlecht ist, aber zum Verstehen eben auf gar keinen Fall allein genügt. Mit der Zeit können alle Schichten des Menschen, auch sein Wille, ja auch sein Körper davon berührt und verwandelt werden. Erst wenn sich z.B. neue Erkenntnisse zeigen, oder entsprechende Symbolbilder während der Meditation oder sich darauf beziehender Träume, oder Entwicklungen im Leben, ist das, was von dem Kapitel nachvollzogen werden kann, wenigstens anklangweise im Innern angekommen. Dann kann weitergeschritten werden, zumal wenn das Bedürfnis da ist. Es mag dazu nötig sein, eine Woche oder besser einen Monat mit einem Kapitel zu leben. Nicht nötig ist hingegen, den Inhalt bereits 100%ig umgesetzt zu haben, denn diese Schritte sind nicht mehr völlig voneinander abgegrenzt. Gott lässt einen Menschen ein Erlebnis haben, wenn er (Gott) es will, eine "Sternstunde" kann auch durch Meditation höchstens vorbereitet, aber nicht erzwungen werden. Dennoch kann keine Theologie usw. allein eine solche innere Praxis ersetzen, die zum realen Nachvollzug führen kann, statt zu grauer Theorie.
Es gibt aber auch unabhängig von den Möglichkeiten einer solchen Meditation so viele Wege zum gleichen Ziel, wie es Menschen gibt.

Weitere Meditationsformen im christlichen Kontext

Während eine solche auch inhaltlich spezifisch christliche Meditationsform wie oben erwähnt, heute leider selten irgendwo im kirchlichen Bereich angeboten wird, werden dort in speziellen kirchlichen Tagungshäusern o.ä. oft umso mehr andere Meditationsformen angeboten. Denn die Menschen suchen mit Recht nach Erfahrungen. Nur haben die Kirchen über die Jahrhunderte ihre eigene spirituelle und damit auch meditative Tradition weitgehend verschüttet, und müssen sie erst wieder zu erschließen suchen. Daher begannen sie ersatzweise zuerst einmal, z.B. buddhistische Meditationsformen (wie Zen, eine einfache Stillemeditation) abzuwandeln, und mit einer christlichen oder neutralen Einführung zu verbinden. Oder es werden Bilder, Gemälde, oder einzelne Aussprüche der Bibel oder von christlichen Mystikern in die Stille hineingenommen. Eine z.B. auf dem Berg Athos noch lebendige Praxis griechisch-orthodoxer Mönche mit einer Wiederholung des "kyrie eleison" (Herr erbarme Dich) ist in unserem Haupttext, Kapitel "Die Stille in der Wüste" mit erwähnt. Auch Gesänge können einen besinnlichen, meditativen Charakter annehmen. Es gäbe auch die Möglichkeit, die vielen künstlerischen Bilder und Symbole in den Kirchen aufzugreifen. Das Allereinfachste wäre in der Breite das Wirksamste: wenn die Kirchen ein gutes Beispiel gäben, indem in den Gottesdiensten häufig Stille dazukäme, z.B. vor, während, oder nach dem Gebet - um auf eine "Antwort" zu warten  -, nach der Predigt, während seelsorgerlicher Beratung usw. So wäre dies meditative Element nichts Isoliertes, sondern sein Wert im Zusammenhang könnte unmittelbar erlebt werden. Über solche Vorbereitungen für Gottes Wirken hinaus kann im Grunde alles Leben einen meditativen Charakter annehmen, - was in unserer hektischen Zeit sehr erschwert ist. Jedenfalls wäre es absurd, und einer erheblichen Unkenntnis entspringend, undifferenziert jede Meditation als "nichtchristlich" einzustufen, nur weil manche von nichtchristlichen Gruppen praktizierten Meditationsformen bekannter sind als die christlichen.

Selbst Jene, die durch eine Suche nach inneren Erfahrungen auf den untauglichen und gefährlichen Weg des Drogenkonsums gestoßen sind, könnten statt dessen durch Meditation ein erfüllendes Erleben finden.

* Das konzentrierte Studium von ausgedruckten Texten vermeidet jene Folge einer möglichen "Digitalen Demenz", die von unabhängigen Forschern dem Internet-Überkonsum und "Multitasking" (= gleichzeitiges Verfolgen mehrerer Tätigkeiten) zugeschrieben wurde.

** Etwa in der christlichen Rosenkreuzschule "Universitas Esoterica" in Berlin (Wolfgang Wegener), die bis 1984 bestand.

*** Ein (tieferes) Verstehen dieser Seiten setzt die Berücksichtigung ihres Selbstverständnisses voraus, sowie von entsprechenden zusätzlich verwendeten Methoden (s.o.). Eine solche Haltung beim Studium von Texten wird von anderer Seite auch in der Philosophie usw. als allgemeine Leitlinie für ernsthafte Arbeit betrachtet ("principle of charity": Donald Davidson, "On the Very Idea of having a Conceptual Scheme", in "Proceedings and Adresses of the American Philosophical Association", Vol.47, 1973-1974, S. 19.)

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Diese Seiten und die verschiedenen theologischen Richtungen der Kirchengeschichte.

1. Ein Bemühen, teils verschüttete spirituelle Tiefen des Christentums zutage zu fördern, muss naturgemäß zuerst an Lehre, Leben und Bedeutung von Jesus Christus selbst, und den Urchristen ansetzen; und zwar einschließlich ihrer "apokalyptischen" Züge, statt nur herauszugreifen, was der einen oder anderen Theologie gefällt. Dabei zeigt sich, dass auch die Vielfalt der frühen Christen ernst genommen werden muss, -  wie sie auch bereits von den Evangelisten ****** selbst ernst genommen wurde, um dadurch die breitere Bedeutung der Impulse Christi erkennbar zu machen. *

2. Die  alte Kirche der nächsten Jahrhunderte war meist bestimmt von der Autorität der umfangreichen Abhandlungen der "Kirchenväter". Sie haben mit Hilfe u.a. der griechischen Sprache und Gelehrsamkeit die urchristlichen Überlieferungen für Europa deutlicher gemacht. Sie wussten auch noch Vieles über ältere Schriften, die heute verschollen sind. Wie in allen Phasen, wurde auch im weiteren Verlauf dieser Phase gestritten, was nun dem wahren Christentum entspräche und was nicht. Auch Einiges in deren Erkenntnissen, was später verdrängt wurde, verdient eine neue Aufarbeitung, freilich auch im Vergleich mit den Ursprüngen. Es gab im Übrigen auch weiterhin Christen - z.B. in Ägypten, vgl. auch die Funde in Naq Hammadi - die nicht so sehr die Heilsvermittlung durch eine Kirche, sondern eher den individuellen Zugang zu Gott in Gebet und Meditation usw. gepflegt haben müssen. In der "Mystischen Theologie" der heutigen Orthodoxen Kirchen ist Einiges davon besonders stark erhalten geblieben.

3. Die mittelalterliche Scholastik und Kanonistik führte zu einer theologischen Systematisierung durch gedankliche, eigentlich religionsphilosophisch zu nennende Ableitungen bzw. Schlussfolgerungen; wobei die Kirchenväter weiter als Autorität galten, aber nur insoweit es mit diesen Gedankengängen übereinstimmte. Auch wenn sich in den scholastischen Gedanken für die damalige Zeit viel sinnvolle Geistesnahrung fand, erschreckt die oft einseitige, absolut setzende und daher ausgrenzende intellektuelle Logik - die von der eigentlichen religiösen Dimension zu unterscheiden wäre. Dies konservierte in Form von Lehren bzw. Dogmen den Glauben, verführte aber auch zu inquisitorischen Praktiken. Aus der Kreativität eines heutigen spirituellen Suchers oder Mystikers ist erkennbar, dass an einigen Stellen dieselbe intellektuelle Methode auch zu anderen Schlussfolgerungen hätte führen können oder teils auch führte; bzw. dass wirkliches geistliches Wachstum ein flexibleres und umfassenderes, nicht derart verhärtendes Bewusstsein voraussetzt. Die strenge scholastische Methode ist noch heute ein wesentlicher Ausgangspunkt Systematischer Theologie, besonders im katholischen Bereich. Jedoch gibt es darin heute manche Öffnung für andere bzw. ökumenische Ansätze (z. B. Yves Congar). Es geht auch nicht um irgendeine einseitige Kritik an einer der theologischen Richtungen. In einem frühen Stadium der Arbeit am heutigen Haupttext von "Christuswege" wurde auch geprüft, welche systematischen Gliederungsmöglichkeiten des vorliegenden Stoffes es gibt. Es blieb nur eine Möglichkeit übrig, nämlich die Reihenfolge der aufgezeigten "Schritte Jesu" entlang der Evangelien selbst! Denn gerade darin spiegelt sich eine geradezu archetypische Reihenfolge menschlicher Entwicklungsstadien und Bewusstseinsbereiche, auch im Verhältnis zur Welt darum herum. Dies ist aber ein neuer, interdisziplinärer Ansatz.

4. Als genügend kirchliche Tradition über den Ursprüngen aufgetürmt war, folgte das Bemühen der Reformatoren, die biblischen Ursprünge wieder stärker zur Grundlage zu nehmen. Dies schafften sie jedoch nur sehr beschränkt, da sie Kinder ihrer Zeit waren, und z.B. wenig von den spirituellen und mystischen Strömungen aus der Geschichte des Christentums wussten. Im übrigen wurden auch Traditionen fallengelassen, die jedenfalls in ihrem Kern wertvoll sind, wie die Marienverehrung. Es blieb damals Einzelnen wie dem ev. Theologen J. V. Andreae vorbehalten, in romanhaft verschleierten Traumbildern auf tiefergehende, evtl. "christlich-esoterisch" zu nennende Erfahrungen einzugehen; dass daran das Christliche nicht so leicht erkennbar war, liegt an dieser Form, die aus Sicherheitsgründen gewählt wurde. Auch der protestantische Bereich war nicht immer so tolerant, wie es scheinen könnte. Die Gegenreformation, Religionskriege usw. taten ein Übriges. Dennoch ähnelten sich die verschiedenen theologischen Methoden damals noch in Vielem. Wo heute noch selbst innerhalb der protestantischen Kirchen getrennte Bekenntnisgemeinschaften wie die lutherischen und reformierten (calvinistischen), sowie uniierten Kirchen bestehen, müssen sich deren Träger sagen lassen, dass sich das zwar noch für theologische Fachdiskussionen eignen mag, dass es sich aber im Hinblick auf das eigene Kirchenvolk längst überlebt hat. **

5. Die danach folgende Zeit der neuen Philosophie, der Aufklärung bzw. des Rationalismus mit den Naturwissenschaften führte nun auch nicht dazu, dass der intellektuell bestimmten alten, systematischen Theologie eine Theologie spiritueller Erfahrung zur Seite gestellt worden wäre. Sondern im Gegenteil orientierten sich nun auch mehr und mehr historisch-kritische Theologen bewusst oder unbewusst an dem ebenfalls intellektuellen, und obendrein einseitig materialistisch gewordenen Wissenschaftsverständnis der damaligen Zeit. Theologie wurde teilweise eher zu einer historischen, literaturwissenschaftlichen und linguistischen Forschungsrichtung - was nicht automatisch falsch, aber eben einseitig ist. 
Der Berücksichtigung der Literaturgattung steht nichts entgegen - nur dann möglichst passend statt schematisch; s. z. B. unsere Seite zum sog. Philippusevangelium. Die Aussagen der Schriften mit den Umständen der damaligen Zeit zu vergleichen, ist ebenfalls vielfach nötig - nur dürfte dann auch nicht von vornherein eine dem heutigen Zeitgeist entstammende Abwertung der damaligen Aussagen darübergestülpt werden. Auch der Zusammenhang mit der werdenden Gemeinde kann die Bedeutung erhellen - dies muss aber nicht zur Begrenzung der Sicht auf ein äußeres rein menschliches Geschehen führen, in dem Gott nicht mehr direkt vorkommt, der den Menschen doch das Wichtigste war. Dass eine Botschaft bestimmten Menschen gegeben wurde, schließt keineswegs eine universelle Bedeutung aus. Die Bedeutung der Überlieferung für uns heute zu suchen, ist wichtig - der volle Gehalt wird sich allerdings nur erschließen, wenn wir die Nachvollziehbarkeit des Verheißenen auch für heutige Menschen ernst nehmen, oder sie zumindest versuchsweise ernst nehmen.
(Der weiteren Entwicklung der historisch-kritischen Forschung gegenüber sahen sich zeitgenössische Vertreter der alten systematischen Theologie wieder als eine Art Kern der eigentlichen Theologie, um den herum sich die neueren Forschungsrichtungen gruppieren könnten. Ob sie aber wirklich ein solcher integrativer Kern sein könnten, ist fraglich) Sicher wäre es ein teils berechtigtes Unterfangen, die vielfältigen wissenschaftlichen Entdeckungen in Beziehung zu Glaubenslehren zu setzen - soweit es nicht zu neuen, naturwissenschaftlichen Dogmen führt. Aber dann wäre es nur konsequent, dies auch heute zu tun. Das geschah aber bisher meist nicht. Das würde bedeuten, das sich abzeichnende neue Weltbild bzw. Paradigma zu berücksichtigen, das sich aus neueren, nicht mehr so sehr materialistischen wissenschaftlichen Strömungen der Quantenphysik, aus der modernen Biophysik, der Geo- und Astrophysik, und besonders auch den Grenzwissenschaften wie der Parapsychologie usw. abzeichnet. Es ist sinnlos, eine heutige Theologie auf das wissenschaftliche Weltbild des 19. Jahrhunderts zu stützen! ***
Auch gegenüber den Tendenzen der Aufklärung gab es seit dem 19. Jahrhundert verstärkt Gegenbewegungen, z.B. Erweckungsbewegungen, die zu vielen neuen evangelischen Freikirchen führten. Diese sahen jedoch keine Notwendigkeit, sich mit dem Geschehen in den Naturwissenschaften auseinanderzusetzen; sondern vertreten auch ohne dies einen ohne Abstriche an der Bibel orientierten Glauben. Meist würden sie dafür gar nicht den Begriff Theologie gebrauchen, aber es ist eben auch eine eigene Art von theologischer Auslegung der Bibel (Exegese/ Hermeneutik).

6. So folgten im 20. Jahrhundert viele Bemühungen, der Theologie Facetten abzugewinnen, die sie bisher nicht ausreichend berücksichtigt hatte, allerdings immer noch ohne die Einbeziehung jener mystisch- spirituellen Dimension - die von Karl Rahner immerhin schon als notwendig erkannt wurde. Diese Versuche im katholischen und evangelischen Bereich haben vielfach für die Gesellschaft etwas gebracht, indem sie mehr auf die praktischen Sorgen der Menschen eingingen: z.B. Karl Barth, die politische Theologie und die Befreiungstheologie(n) der Dritten Welt sowie die Schöpfungstheologie****, feministische Theologie, ... . Bei einigen Richtungen wie der "Entmythologisierungstheologie" von Bultmann wurde allerdings zu sehr das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, d.h. der Glaube zu sehr auf ein - wie erwähnt, inzwischen wieder veraltetes - materielles Weltverständnis reduziert; obwohl zumindest richtig festgehalten wird, dass der Glaube keiner wissenschaftlichen Objektivierung bedürfe. Drewermann versuchte dann eine tiefenpsychologische Deutung der Evangelien. Dies könnte eigentlich eine Brücke sein, um wieder aus der seelenlosen Welt eines materialistischen Weltverständnisses herauszuführen - wenn es nicht gegen die eigentliche spirituelle Dimension der Bibel ausgespielt worden wäre, die davon klar zu unterscheiden ist.  
Probleme zwischen Fundamentalismus und Relativismus dominieren bisher die Diskussion. Im übrigen spielen außerhalb der theologischen Kreise in den letzten Jahren noch jene vermeintlichen "Jesus-Enthüllungsgeschichten" eine Rolle, die das Gesamtbild der heutigen Diskussion auch nicht gerade besser machen.

7. Von einer "postmodernen" Theologie des 21. Jahrhunderts ist also bisher wenig zu spüren. Eine Erneuerung der spirituellen Möglichkeiten des Christentums - bei Erhaltung sowohl der alten Glaubenstiefe wie auch der errungenen sozialen Wachsamkeit - setzt einen umfassenderen Wandel im Bewusstsein voraus*****. Spirituelle Präzision und ein differenziertes Hinschauen auf die Gesellschaft und Welt sind hier gefragt, - statt nur die bisherigen Forschungsrichtungen der Theologie und Religionswissenschaft zu verwalten und fortzuschreiben -: ein Weg zu einem "vollen" Christentum statt der heutigen Fragmentierung. Hier setzt "Christuswege" an.

*) Diese anerkannten eben z.B. bewusst nicht nur jene "Spruchquelle Q", die darin von Forschern später erschlossen wurde. (Sie enthielt nur Aussprüche Jesu vor der Passionsgeschichte, mit jener Ethik jenseits vieler gesellschaftlicher Konventionen, wie sie heute oft an der Bergpredigt festgemacht wird. Schon das eng verwandte und demnach auch authentische Thomasevangelium zeigt, dass je nach Predigern oder Publikum auch weitere Aussagen Jesu kursierten...). Die letzten Schritte im Leben Jesu -bereits angefangen mit der Auferweckung des Lazarus, usw.-  konnten damals zunächst nur noch Wenige mitgehen und dementsprechend authentisch vertreten. Dennoch wurden sie für die Suchenden zugänglich gemacht.

**) Neuerdings gibt es in Deutschland Bestrebungen, diese Situation zu bereinigen. Siehe ergänzend den Artikel "Evangelische Kirche: Der Saurier bewegt sich", in Nr. 9, 2002 von "Publik Forum", Postfach 2010, 61410 Oberursel. Zu den verschiedenen Kirchen siehe im Übrigen unsere Seite "Die 7 Gemeinden (der Offenbarung) und die heutigen Kirchen"

***) S. u.a. unsere Seite "Naturwissenschaften und Gottesglaube" . Zur Entwicklung des Christentums s. a. Prof. Hans Küng, Das Christentum. Wesen und Geschichte, Sonderausgabe 2007. Er strebt eine integrierte Forschung an, die trotz Archäologie und kritischer Forschung die alten Schriften als inhaltliche Quellen ernst nimmt. Wir teilen nicht alle dort wiedergegebenen Folgerungen aus historisch-kritischer Forschung. Z.B. erschienen Geschehnisse mit Jesus manchmal zu sehr als rein subjektive Erlebnisse; Küng ist jedoch offen für eine eigenständige noch nicht erforschte Realität solcher Erlebnisse. Im übrigen kann seine an sich interessante Methode, Entwicklungsstufen des Christentums (Paradigmen) zu untersuchen, die Bedeutung von Richtungen nicht ausreichend würdigen, die im Großen bisher nie ausschlaggebend geworden sind - wie die Mystik -. Diese haben Wege zu Tage gefördert, die für die Ausschöpfung des vollen Potenzials des Christentums sehr wichtig sind. Hier sei noch angemerkt, dass überhaupt Menschen mit einem inneren spirituellen "Auftrag" bzw. Mystiker oft mit einer rein historisch-kritischen Analyse nicht richtig verstanden werden können, da sie neben einer äußerlich fassbaren Biographie vor allem auch eine selbständige innere spirituelle Biographie haben. Da hilft dann eher, sie versuchsweise ernst zu nehmen, statt sie zu zerpflücken.

****) S. z.B: "Ökologische Theologie", Kreuz-Verlag.

*****) Auch die Andeutung eines durch den heiligen Geist gegebenen "neuen, ewigen Evangeliums" in Johannesoffenbarung 14,6 setzt eine stärkere Bewusstheit voraus, als sie der Intellekt allein ermöglicht.

******) Ergänzung: Jesus und Theologien...

Es gibt unterschiedliche theologische Sichtweisen im Neuen Testament. Aber die Schreiber müssen sie bewusst kombiniert haben. Sie ertasteten, dass Jesus viele Seiten hat. Es sind mehrere theologische Blickwinkel nötig, ihn zu verstehen.
Er lehrte einerseits das soziale Gespür der liberalen oder innerhalb der Befreiungstheologie - und er lehrte die strikten individualethischen Leitlinien ziemlich konservativer Theologen (jedoch nicht formalistisch und nicht an der Staatsmacht orientiert).
Er hatte sowohl die spirituelle Haltung christlicher Mystiker oder esoterischer Christen (vgl. die Mystische Theologie östlicher Orthodoxer Kirchen) - als auch die Einstellung, dass die Jünger ihr Leben in dieser physischen Welt meistern sollten (Letzteres ist das Hauptthema der meisten gegenwärtigen Theologen und Seelsorge, besonders der evangelischen.)
Jesus zeigte eine "übernatürliche" Beziehung zu Gott, (von der Taufe bis zum Kreuz und der Auferstehung; wie es z.B. in der Rückschau von Johannes bzw. seinen Schülern im Johannes-Evangelium zum Ausdruck kommt); das kann nicht mit Hilfe des intellektuellen Bewusstseins von Theologen wie Bultmann erklärt werden. Nichtsdestoweniger musste Jesus durch menschliche Lebensabläufe gehen, wie sie auch für Naturwissenschaftler zugänglich sind.
Mehrere Vorkommnisse können von der Tiefenpsychologie unserer Tage verstanden werden; mehrere sind dagegen spirituell in einem Sinn, der über tiefenpsychologische Erkenntnismöglichkeiten hinaus geht.
Viele Gesichtspunkte sind fast verloren, seit große Teile der frühen Christenheit als "Ketzer" usw. verfolgt wurden (in einen Topf geworfen mit wirklichen religiösen Missbräuchen). Sie waren alle einseitig, aber nicht mehr als irgendeine existierende Kirche auf ihre Weise.
Diese Einseitigkeit ist nicht automatisch negativ. Die konstruktiven Teile von all diesen Richtungen würden insoweit in Ordnung sein - falls sie nicht denken würden, dass sie die Einzigen seien, die recht haben, und dass die Anderen komplett unrecht hätten.

Die einzelnen Evangelien und Theologie.

Die Evangelien - und z.B. der Teil des Markusevangeliums, der "Quelle Q" genannt wird - repräsentieren verschiedene Blickwinkel. Daher sind sie für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund geschrieben. Markus war z.B. wichtig für den analytischen Verstand der Römer und für Übersetzungen in die romanischen Sprachen. (Aber Prof. Morton Smith nennt einen "geheimen Teil" dieses Evangeliums, der von Unterlagen von Petrus stammte, und der nur für erfahrene Leute genutzt wurde; mit der Auferweckung des Lazarus usw.) Der österreichische Mystiker Jakob Lorber schrieb, Markus sei als Junge ein geschätzter Bote zwischen den Jüngern gewesen. So würde er genau gewusst haben, was sich ereignete. Er weist Züge eines Theologen auf, dessen Frage lautet: wer ist Jesus? 
Das ursprüngliche aramäische Matthäus-Evangelium, das verloren bzw. noch nicht entdeckt ist, muss an die Juden gerichtet gewesen sein; dieses, wie auch das heutige "Matthäus-Evangelium" ist letztlich an alle gerichtet, die ausführliche Beschreibungen voller Leben über die Taten Jesu brauchen. 
Ähnlich Lukas, aber mit gefühlsmäßiger Tiefe. 
Das Johannes-Evangelium war für spirituelle Christen (z.B. mit griechischer Mysterien-Biographie) geschrieben, wobei das spezifisch Christliche in ihrer Sprache herausgearbeitet wird. Johannes versteht das Leben Jesu besonders deutlich vom Ostergeschehen her; Matthäus beginnt deutlicher mit dem Leben. Beide Blickwinkel sind korrekt; aber das Kreuz und die Auferstehung haben die meisten Konsequenzen für die Zeit danach.
Das apokryphe "Philippus-Evangelium" ist kein  Evangelium, sondern ein frühchristlicher Beitrag oder Kommentar zur Diskussion mit Menschen aus verschiedenen anderen religiösen Richtungen - mit einem eigenen Standort zwischen diesen. (Es ist keine gnostische Schrift, wie Manche annehmen mögen.) Das apokryphe "Thomasevangelium" ist kein Evangelium, sondern eine wahrscheinlich großenteils authentische Sammlung von Aussprüchen Jesu; einschließlich einiger Aussagen, die in dieser Form spirituell interessierten Menschen gewidmet waren.
Vertreter verschiedener Völker konnten den einen oder anderen Aspekt besser herausarbeiten.

Forschungsmethoden.

Ähnlich sind die verschiedenen Forschungsmethoden alle in ihren jeweiligen Grenzen nützlich, wenn sie zusammen angewandt werden (interdisziplinär). Wenn jemand allerdings versucht, Theologie auf praktisch nur einem Wissenszweig aufzubauen (wie Sprachwissenschaft oder Archäologie), wird das Ergebnis teilweise falsch. Es ist außerdem nötig, meditative Methoden einzubeziehen, was fast nirgends gemacht wird.
Darüberhinaus gibt es die von der christlichen Theologie mehr oder weniger unabhängige allgemeine Religionswissenschaft, sowie die Philosophie, die beide teilweise in einem Konkurrenzverhältnis zur Theologie stehen, soweit sie sich religiösen Fragen zuwenden, die ohne eigenen religiösen Bezug des Forschenden schwer zugänglich sind. Soweit jemand eine echte Suche nach Gott damit verbindet, kann das jedoch eine fruchtbare Ergänzung sein. Eine größere Kompatibilität dieser Fächer könnte sich im Laufe der Zeit herausschälen, wenn Religiosität als zum menschlichen Wesen gehörige Grundeigenschaft anerkannt würde. 

Anmerkung zur Frage der "Dreieinigkeit" Gottes

Bei kirchlichen Vorstellungen über eine Dreifaltigkeit bzw. Dreieinigkeit Gottes (Trinität) wäre zu unterscheiden, ob der, der darüber etwas lehrt, damit ein Erleben verbindet, das er irgendwie vermitteln könnte, oder ob es sich um eine rein intellektuelle Lehre (Doktrin) über drei göttliche Personen handelt. "Christuswege" beschreibt u.a. Gott, Jesus und den Heiligen Geist in ihrem Charakter und ihren erlebbaren Beziehungen, statt über Begriffe wie die Dreieinigkeit zu streiten.

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„Im Anfang war das Wort (griechisch Logos) ... und das Wort wurde Fleisch..." (Joh.1).

Solche erweiterte Darstellungen von Jesus wie in diesem Bibelzitat dienten ursprünglich nicht zur Verdrängung des menschlichen Vorbilds Jesus*), aber sie deuteten seine tiefere Verbundenheit mit Gott und dem Gang der Schöpfung an. Die Art dieser Verbundenheit mag dann immer noch verschieden gedacht werden; sie aber von vornherein als unverständlich und nicht authentisch wegzuerklären, ist ein unzulässiger Kunstgriff. Derartiges findet sich im Johannesevangelium 1, Joh. 5, Joh. 6,69, Joh. 7 ..., in Matthäus 16,16, im Kolosser- und Epheserbrief, usw.; lebte auch noch bei alten Kirchenlehrern, bei Mystikern wie Jakob Böhme, bei Rudolf Steiner (Helsingfors 1912) und lebt wieder auf in den „Esoterischen Lehren" des christlichen Weisen „Daskalos" sowie in den Büchern des amerikanischen Theologen Matthew Fox „Der Große Segen" und „Vision vom kosmischen Christus", sowie in Tagungen z.B. der evangelischen Akademie Bad Boll zur Frage des „kosmischen Christus", und bei anderen.

In der katholischen Kirche und Teilen der evangelischen Kirche wurde versucht, die geschwundene Nähe zu einer solchen Ebene der Überlieferung durch theoretische Glaubenssätze zu konservieren. Andere Teile evangelischer Kirchen, die das soziale Wirken Jesu stärker erkannten, meinten, dies als „göttliche Überhöhung" Jesu fallenlassen zu müssen. In Lehren hinduistischen Ursprungs wird der Begriff der „Avatare" verschiedener Stufen damit verglichen. Darunter werden Menschen verstanden, die nicht zu ihrem eigenen Fortschritt auf der Erde sind, sondern freiwillig, um zum Fortschritt eines Volkes oder der Menschheit beizutragen; wie ein Tropfen „aus göttlicher Vollkommenheit". Die Unterschiede zwischen derartigen aufeinanderfolgenden „Avataren" verschwimmen jedoch oft in solchen Auffassungen, während die jüdische und christliche Auffassung den „Gott der Geschichte", den Aspekt der Weiterentwicklung und die besondere diesbezügliche Rolle des „Messias" betont.

Es sei darauf hingewiesen, dass der Koran Jesus Christus in mehreren Stellen als gottgesandten Propheten und auch als "Wort" Gottes anerkennt, "erschaffen wie Adam". Er gilt also in einem wohlverstandenen Islam auf jeden Fall mehr als bei jenen modernen christlichen Theologen, die nur den Sozialreformator Jesus übrigließen! Lediglich die Lehre von der - von den Christen der Zeit Mohammeds schon sehr irdisch verstandene - Gottessohnschaft Jesu im Rahmen der späteren Dreifaltigkeitslehre wurde im Koran nicht akzeptiert. Christen, die das, was damit gemeint war, noch so authentisch hätten erklären können, so dass auch Menschen mit anderem Ausgangspunkt das verstehen, gab es kaum noch. (S. Extraseite "Jesus und der Islam").

Es bleibt hier zunächst festzuhalten, dass diese Schicht des Rätsels Christus vielfach nicht spekulativem Denken, sondern visionären Grenzerfahrungen entsprang, deutlich zu sehen z.B. bei Jakob Böhme, der dann allerdings auch eine seltene Fähigkeit hatte, das Erfahrene begrifflich zu verarbeiten. Alle Erfahrungen spiritueller Art bedürfen zwar (selbst-)kritischer Verarbeitung; aber eine Einschätzung ihrer Ergebnisse, ohne die Existenz einer solchen Wahrnehmungsebene zu berücksichtigen, führt als sachfremde Methode ins Leere.
Auch können Menschen mit einer erkennbar mystischen bzw. spirituellen Aufgabe nicht wirklich verstanden werden, wenn sie nur historisch-kritisch aus ihrer äußerlichen Sozialisation heraus betrachtet werden, statt ihre eigenständige innere, spirituelle Entwicklung einzubeziehen.

*) Jesus ist als in der Geschichte existierender Mensch relativ gut belegt. Geschichtsschreiber aus den 1. Jahrhundert n. Chr. wie Josephus und Tacitus bestätigen sein tatsächliches Auftreten. In den biblischen Evangelien selbst ist bei mehreren Geschehnissen Zeit und Ort benannt. Z.B. werden mehrere Herrscher und Amtsträger genannt (z.B. Luk. 3:1, 2, 23), durch die das Jahr identifiziert werden kann, in dem Jesus seine Lehrtätigkeit begonnen hat. Dieselben waren dann auch in der Geschichtsschreibung wiederzufinden. Die biblischen Berichte haben somit nicht den Charakter bloßer mythologischer Erzählungen. Die nicht in der Bibel enthaltenen "Apokryphen", d.h. weitere christliche Evangelien u.a. Texte aus den ersten Jahrhunderten legen oft weniger Wert auf genaue Berichterstattung, sondern eher auf bestimmte Interpretationen einzelner Geschehnisse durch die jeweiligen Autoren.

 Dazu ein Auszug aus dem Johannesevangelium, Anfang des Kapitels 1

Evangelienmeditation ist in der Einführung unter "Methodische Hinweise" beschrieben. Besonders dieser Text  wurde verwendet, um sich auf Christus einzustimmen wie einen fein abgestimmten Empfänger, statt mit irgendwelchen Kräften in Kontakt zu kommen, die nur vermeintlich christlich sind. Der Text ist auf der Basis einer alten Lutherübersetzung, wobei verschiedene Übersetzungen überprüft wurden. Anschließend ist der ursprüngliche altgriechische Text nach Nestle-Aland, Das neue Testament in unserer eigenen deutschen Umschrift wiedergegeben, um noch deutlicher die sprachliche Kraft oder "Schwingung" spüren zu lassen. Für die Meditation wird aber der Text in der jeweiligen Muttersprache verwendet. Für die weiteren Stellen des Evangeliums und der Offenbarung selbst verweisen wir auf erhältliche Bibeln.

"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.
Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes.
Dieser kam zum Zeugnis, dass er  von dem Licht zeugte, damit sie alle durch ihn glaubten.
Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.
Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; aber die Welt erkannte es nicht.
Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben;
die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."

En archee een o logos, kai o logos een pros ton theon, kai theos een o logos.

Oytos een en archee pros ton theon.

Panta di aytoy egeneto, kai chooris aytoy egeneto (oyde en) o gegonen.

En aytoo zooee een, kai ee zoee een to fos toon anthroopoon.

Kai to foos en tee skotia fainei, kai ee skotia ayto oy katelaben.

Egeneto anthroopos, apesthalmenos para theoy, onoma aytoo Jooannees.

Oytos eelthen eis martyrian ina martyreesee peri toy footos, ina pantes pysteysoosin di aytoy.

Oyk een ekeinos to foos, all ina martyreesee peri toy footos.

Een to foos to aleethinon o footizei panta anthroopon, erchomenon eis ton kosmon.

En to kosmoo en, kai o kosmos di aytoy egeneto, kai o kosmos ayton oyk egnoo.

Eis ta idia eelthen, kai oi idioi ayton oy parelabon.

Osoi de elabon ayton, edooken aytois exoysian tekna theoy genesthai, tois pistey oysin eis to onoma aytoy,

(Oi oyk) ex aimatoon oyde ek theleematos sarkos (oyde theleematos andros) all ek theoy egen eeth(eesan).

Kai o logos sarx egeneto kai eskeenoosen en eemin, kai etheasametha teen doxan aytoy, doxan oos monogenoys para patros, pleerees, charitos kai aleetheias.

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Jesus von Nazareth: seine Geburt.

In der Abfolge in den Evangelien kommen wir nun zu mehr menschlichen Ereignissen. Die Geburt Jesu ist traditionell mit dem Weihnachtsfest verknüpft - auch wenn dies Fest nicht überall noch etwas davon erkennen lässt - Luk. 1, 26ff.; Matth. 1, 18ff. Es ist zu fragen, weshalb angesichts der zentralen Bedeutung der späteren „Drei Lehrjahre" Jesu heute Theologen so viele Anstrengungen darauf verlegen, die jungfräuliche Geburt*) Jesu zu bestreiten. Während der erdflüchtige frühe Gnostizismus meinte, der Vorstellung zu bedürfen, Jesus habe nur einen „Scheinleib" besessen, ist in anderen Strömungen insoweit Einigkeit festzustellen, dass Jesus durch alle Stationen der Lebensform Mensch durchgehen musste, gleichsam modellhaft bestimmte Maßstäbe zum Ausdruck bringend. Es wäre allerdings dieser Diskussion – wenn wirklich Wahrheitssuche das Motiv wäre – mehr Offenheit zu wünschen. In einer Zeit, wo im Zusammenhang mit der Transformation von Sexualitaet und Liebe neue Gesichtspunkte auftauchen, z.T. aus östlichen Praktiken herausgefiltert, und an alte Tempelbräuche erinnernd, sollte es nicht weit hergeholt sein, einen wahren Kern in der Überlieferung anzunehmen. Buddhisten – auch Buddha außergewöhnliche Geburtsumstände zuschreibend – hätten überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Annahme einer „Jungfrauengeburt" Jesu, und natürlich auch nicht mit einer Jungfräulichkeit in einem vorwiegend seelischen Sinn, die z.B. Steiner sieht. Der Koran spricht - wie die Bibel von einem Engel spricht, der die jungfräuliche Geburt Jesu ankündigte - von einer Erschaffung Jesu durch Gott in der Jungfrau Maria.

Es könnte sich herausstellen, dass der Wesenszug Jesu, in keines der festgefahrenen Denkschemata hineinzupassen, sich bereits hier andeutet. Spezifische Eigenschaften von Jesus, und wie er Älteres weiter entwickelt, werden wir allerdings im weiteren Verlauf seines Lebens deutlicher erkennen. Der Bedeutung der Möglichkeit, mit Christus während des Lebens „neu geboren"**) zu werden, werden wir dabei auch begegnen.

Von Anfang an spielt sich das Leben und Wirken von Jesus im Zusammenhang mit dem Lauf der Weltgeschichte ab. Das zeigt sich schon bei der vom Kaiser des römischen Weltreiches angeordneten Volkszählung, die die Eltern von Jesus veranlasste, in den prophetisch bedeutsam gewesenen Ort Bethlehem zu reisen, wo Jesus geboren wurde. Das wurde in der theologischen Literatur mit berücksichtigt, wenn es um die Erörterung der weltweiten Bedeutung von Jesus ging. Das wäre kein Gegensatz zu einer mehr praktischen Auswertung für die einzelnen Menschen von heute.

*) In der aramäischen Sprache gab es kein direktes Wort für "Jungfrau". Es hieß "junge Frau". Aber damals waren junge Frauen vor der Heirat in der Regel Jungfrauen. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen über Geschwister Jesu. Diese können jünger gewesen sein als Jesus; ein anderer Teil könnte von Josef mitgebracht worden sein.

**) Dazu ein Auszug aus Johannesvangelium 3,5-8... : Die neue Geburt

... Jesus antwortete ihm: Amen, Amen, ich sage dir: wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte, ihr müßt von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und Du hörst sein Sausen wohl, aber Du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist....

Dies ist kein Gleichnis. Es ist eine jener "schwer verständlichen" Bibelstellen, mit einer ganz präzisen und sehr wichtigen Bedeutung für Diejenigen, die die Erfahrungen und Kenntnisse hatten, um sie möglicherweise erfassen zu können. Jesus sagte nicht etwas zu Einzelnen, dessen Bedeutung sie von vornherein überhaupt nicht hätten erahnen und nutzen können. Im Verlauf der Kapitel unseres Haupttexts, z.B. "Die Stille in der Wüste", und "Die Verklärung" u.a. wird Einiges beschrieben, was das Thema der "Neuen Geburt" zugänglicher machen kann.

Auch für weniger direkt in dieser Richtung Suchende hatte besonders in früheren, geruhsameren Zeiten das Weihnachtsfest damit zu tun. Die Feste des "Kirchenjahres", in diesem Fall die Adventszeit, stimmten auch die Allgemeinheit auf ein plastisches Verinnerlichen der Christgeburt ein, ähnlich wie die Fastenzeit seelisch auf das Osterfest vorbereitete. So konnte im Lauf der Jahre etwas erfahren - wenn auch nicht voll verstanden werden, was in der heutigen, davon eher ablenkenden Zeit fast nur noch bei intensiver Meditation bzw. längeren Gebetsphasen erlebt werden kann.

Weihnachten ist im weiteren Sinne ein Fest der Liebe, zur Erinnerung daran, dass der Menschheit Jesus geschenkt wurde. Dies ändert aber den erwähnten tieferen Sinn nicht, da alle Schritte im Leben Jesu auch individuell nachvollziehbar sind. Die Liebe zieht sich auch durch alle diese Schritte. Vgl. außerdem das Kapitel "Und das Wort wurde Fleisch" im Haupttext.
Zur Verhältnis dieser geistigen Neugeburt zu anderen Lehren über Reinkarnation und Karma gibt es eine zusätzliche Seite.

Wiedergeborene Christen im Sinne heutiger Freikirchen u.a.
- sind trotzdem weiter gefordert, täglich ihren Glauben zu stärken, und so vollkommener zu werden.
- Bei ihnen könnte jetzt anstehen, alle ihre Lebensgebiete neu zu ergreifen; die meisten werden dadurch sehr Vieles ändern müssen.
- Wie in einer kommenden Phase "alles neu gemacht wird" (Off. 21,5), so ist es heute schon angesagt, über alles neu nachzudenken ...

 Frage:
Kann ich - sofern ich dies noch nicht erfahren habe - eine innere Erneuerung wünschen aus Gott als dem Ursprung von Allem ?

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Findet sich Bedeutsames in den Jugendjahren Jesu ?.

Auch diesem Bereich wird, diesmal in manchen modernen spirituellen Schriften, z.T. eine etwas überproportionale Bedeutung zugeschrieben. Die Bibel berichtet nur den Lobgesang des Weisen Simeon und die Verwunderung der Schriftgelehrten über den Zwölfjährigen - Luk. 2, 29 - 51. Das authentischste der nichtbiblischen „Kindheitsevangelien", das in Fragmenten und Neuerzählungen (Letzteres im ljLorber-Verlag) vorliegende „Jakobusevangelium", enthält zwar zeichenhafte Geschehnisse und Begegnungen. Nicht jedoch findet sich darin, dass – wie nach einer modernen These – Jesus alles von den Essenern oder der damit zum Teil verwandten Qumran- Gemeinde gelernt haben soll, nach einer anderen in ägyptischen bzw. griechischen Tempeln, nach einer weiteren in Indien, usw. Es könnte fruchtbar sein, aufgrund von Anhaltspunkten die kreative Phantasie zu betätigen, wenn dies nicht zu neuen vorschnellen Dogmen führen würde. So würde sich ein noch schwacher Umriss eines Jesus ergeben, der nicht der einen oder anderen, sondern allen wesentlichen geistigen Strömungen der damaligen Zeit intensiv begegnete, und dabei jeweils Dasjenige entfaltete, was er vom Innern her entfalten musste, und was nicht identisch sein muss mit dem, was Andere darüber dachten, was sein müsse. Das ist eine Grunderfahrung, die im Kleinen durchaus nachvollziehbar ist, und die Einigen wohlbekannt ist. Sie sprengt einseitige psychologische Vorstellungen über „Prägung" und Verhalten. Für ausgeprägte Individuen und Mystiker ist sie geradezu typisch. Sie kann sich in Ansätzen bereits in der frühesten Kindheit zeigen. Ein, allerdings etwas phantastisch anmutendes Gemälde in dieser Richtung stellt Levi´s sog. „Wassermannevangelium" dar (1908).

R. Steiner stellt im sog. „Fünften Evangelium" eine Szene dar, wo für Jesus vor der Jordantaufe erschütternd deutlich geworden sei, dass in der neuen Zeit die sich von der Außenwelt abkapselnde Arbeitsweise esoterischer Orden wie die der Essener kontraproduktiv sein könne. Ihr Gesetzeseifer – mit vielen körperlichen und ethischen/ geistigen Reinigungsvorschriften – hielt sie selbst frei von negativen Einflüssen, aber ihre Umwelt war dann eher umso mehr davon betroffen. Zumindest im weiteren Verlauf des Lebens Jesu finden wir auch einen biblisch belegten Grundimpuls des „in der Welt Seins, aber nicht von der Welt," und des Einbeziehens der Welt in die eigene Entwicklung. Dazu gehört u.a. auch, dass Jesus Einiges letztendlich für Alle lehrt, was vorher der Geheimhaltung unterlegen hätte; was dem nicht widerspricht, dass bestimmte Lehren im Klartext zunächst den besser vorbereiteten Jüngern gelehrt wurden.

Das zeigt sich gegenüber den alten, auf strenger Geheimhaltung basierenden Mysterien-Traditionen in der Tat als ein neuer historischer Einschlag. Interessanterweise zeigte sich Ähnliches dann auch z.B. in neuen Richtungen des Mahayana-Buddhismus, wo plötzlich das Mitgefühl mit allen Wesen stark betont wird. Aber erst in unserer Zeit ist die Zugangsmöglichkeit letztlich Aller zu spirituellen Tiefen offensichtlich geworden. Niemand kann sagen, er/sie hätte noch nie etwas davon gehört. Da die heutige Bahnhofskiosk-Esoterik jedoch noch sehr oberflächlich ist, ist davon auszugehen, dass diese Tendenz noch lange nicht voll umgesetzt ist. Es ist klar, dass z.B. die Geheimhaltungspraxis der vatikanischen Bibliothek insoweit „vorchristlichen" Charakter hatte.

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Eine Randbemerkung zur Auseinandersetzung über „zwei Jesus - Knaben":.

Hier wäre noch die Steiner´sche Deutung der unterschiedlichen Abstammungsangaben bei Matthäus und Lukas als „zwei Jesusknaben" zu nennen. Da nicht bestritten wurde, dass sich die göttliche Natur Christi nur in einem Menschen manifestierte, ist es leicht erheiternd, wie der Intellekt Anthroposophen wie Theologen hier in einen „Hauptstreitpunkt 1 oder 2 Knaben" hineinschlittern ließ. Es ging dabei um etwas Anderes, nämlich um die Frage nach einer Begleitung der Menschwerdung Christi und seines Lebensumfelds durch Kräfte der Weisen aus verschiedenen Kulturen: Adam, Krischna, Buddha, Zarathustra. Da geistige Forschungsgegenstände noch vielschichtiger sein können, als es in konkrete irdische Vorstellungen gegossen werden könnte, sind konkretisierte Angaben in der Literatur nicht immer exakter als solche allgemeinen Gesichtspunkte.

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Zur Jordantaufe durch Johannes den Täufer.

Die ursprüngliche Form der Wassertaufe war kein symbolischer Akt und keine Mitgliedserklärung an eine religiöse Gemeinschaft. Das Untertauchen durch den darin Erfahrenen, hier Johannes der Täufer, führte oft nahe am Ertrinken vorbei, stellte also eine reale Grenzerfahrung dar. Sie ähnelte insofern antiken „Einweihungen" bzw. „Einweihungsproben"; nur sind hier die möglichen psychischen Erlebnisse nicht Selbstzweck oder eine Methode zur Überwindung der Angst vor dem Tod, sondern die Taufe besiegelte den Aufruf zur „Buße"; genauer übersetzt mit „Umkehr" nämlich zum Willen des Schöpfergottes, dessen „Himmelreich" als „nähergekommen" verkündet wurde, - Matth.3, Joh. 1.

Als Jesus um die Taufe bittet, fühlt sich Johannes nicht in der Lage, diesem noch weiterzuhelfen; er willigt ein, hat aber keine Kontrolle über das Geschehen, sondern kann nur mit ansehen, wie an Jesus eine größere Veränderung geschieht, als er sie zu vermitteln vermochte. Hatte er schon die Möglichkeit einer höheren Art von Taufe durch das Feuer des Geistes vorhergesehen, durch Einen, der nach ihm kommt, so sieht er jetzt den „Geist Gottes" auf Jesus herabkommen. Christliche Esoteriker sahen darin die eigentliche „Geburt Christi in Jesus"; das erfordert jedoch nicht die zuweilen zu findende Vorstellung von Jesus und Christus als Wesen, die vorher nichts miteinander zu tun gehabt hätten.

Allgemein kann nun die Taufe, insbesondere die „Geisttaufe" – der Begriff wird auf unterschiedliche Art z.B. in Freikirchen benützt – als einer der Schritte zu einer „Neugeburt" des Menschen gesehen werden - Joh. 3; s.a. unser vorausgehendes Kapitel "Jesus von Nazareth, seine Geburt". Der in christlichen Bestrebungen gebräuchlichere Begriff „Wiedergeburt" wird wegen dessen möglicher Verwechslung mit Reinkarnation hier vermieden; damit soll nicht gesagt sein, dass die Frage nach der Reinkarnation in der Bibel nicht auftauche.– Matth.11,14 z.B. ist diesbezüglich interpretationsfähiger.

Statt theologisch-theoretische Auseinandersetzungen über den Charakter der Taufe entscheiden zu wollen, könnte sich das Interesse einmal darauf richten, was eine solche „Neugeburt" praktisch für den Menschen sein kann. Er kann aus einer tieferliegenden Ebene seines Wesens heraus sein gesamtes Leben neu angehen, empfinden, und durchleuchten; aus einer Wesensschicht, die Gott zugewandt ist. Gott kann im Menschen „Gestalt annehmen", der Mensch kann so deutlicher als sein „Ebenbild" erkennbar werden; oder, wie es Mystiker ausdrücken, der liebevolle „Christusfunke" im Herzen wird mit Leben erfüllt, und beginnt im Menschen zu wachsen. Der meditativ damit umgehende Mensch kann dies auch im Bild eines Kindes wahrnehmen, das sich real entfaltet, oder auch eines Kindes mit der Mutter als Bild der Seele. Im Unterschied zu einem flüchtigen übungsmäßig erschaffenen inneren Bild zeigt sich hier eine Weiterentwicklung, die innere Entwicklungen im Menschen wiederspiegelt, die nicht willkürlich ausgelöst werden können. Dieses innere Kind wird später erwachsen und ist noch später ständig bewusst gegenwärtig.

Bei weniger imaginativ Veranlagten mag sich dasselbe Phänomen mehr über das innere Fühlen oder Eindrücke gedanklicher Art äußern, oder einfach durch Verwandlungen im Leben. Kunstwerke wie die „Sixtinische Madonna" dürften auch aus Visionen entstanden sein, und können daher hilfreich sein, um zu. inneren Realitäten Zugang zu finden.

Ähnliches gilt für die meditative Betrachtung etwa des Johannesevangeliums , eine heute fast nirgends mehr gebräuchliche Praxis. Dabei wird solange ein Kapitel erarbeitet, bis etwas vom inneren Gehalt aufblitzt, meditativ oder in Träumen, deutlich wird und ins Leben übergehen kann. Siehe die "Methodischen Hinweise" im Einführungskapitel.

Bei Lorber werden auf andere Weise drei Stufen auf dem „Weg zur geistigen Wiedergeburt" unterschieden (Lorber-Verlag).

Ein weiteres wesentliches Merkmal eines Weges im Sinne Jesu kann sich hier zeigen: die Entwicklung und ihr Maßstab wird in den einzelnen Menschen hinein verlegt. Er kann alles aus sich heraus und im Austausch mit dem Leben entfalten, ohne zwingend einer Heilsvermittlungsinstitution zu bedürfen. Das schließt geschwisterliches Einander-Beraten nicht aus. Der Weg ist zur „Nachfolge", zum Nachvollzug gedacht.

Die „innere" Erlebensart ist indessen nicht als Ersatz für das Gebet zum „äußeren" Gott gedacht gewesen: „Bleibt in mir und ich in Euch" - Joh.15 .

Die Wassertaufe selbst nach dem Beginn der Lehrtätigkeit Jesu fortzuführen, oder gar nach der „Geisttaufe" des Pfingsterlebnisses , bestand keine zwingende Notwendigkeit. Schon bei Jesus selbst wurde sie zu einem äußeren Zeichen einer im Innern bereits gereiften neuen Entwicklungsphase. Lehrte die Täuferbewegung noch „bereuet und lasst Euch taufen", lehrten die Jünger Jesu nach der Verschmelzung mit dieser Bewegung „glaubet", d.h. öffnet Euch für die Kraft des Glaubens, „und lasst Euch taufen". Dies war u.a. ein Zugeständnis an die Anhänger des Täufers. Nun wurde jedenfalls vom Positiven her begonnen. Beide tauften Erwachsene, die sich bewusst entscheiden können. Was nicht ausschließen muss, dass es eine Art von Segen auch für Neugeborene als „Geburtsrecht" seit 2000 Jahren geben könnte; aber es wäre wohl zweckmäßiger gewesen, dies von der eigentlichen Taufe zu unterscheiden, und auch von der Frage der Mitgliedschaft in einer bestimmten Kirche. So würden sich die diesbezüglichen Auseinandersetzungen von selbst lösen.

In unvermeidlicher Anlehnung an die im alten Israel überall gegenwärtig gewesene Interpretation des angekündigten Messias als König wurde die Taufe auch als Eintritt in das neue Königreich erlebt. Es war nur wenig erfolgreich, den Menschen damals zu erklären, dass es sich jedoch nicht um ein äußeres staatliches Königreich handeln würde, und auch nicht um eine äußere Kirchenorganisation, sondern um die Gemeinschaft all Derjenigen, die Gott als ihren Vater, und sich selbst daher in ihrer Seele als von diesem Vater neugeborenen Sohn/ Tochter annehmen. Diese Sicherheit, verbunden mit der geschwisterlichen Haltung dieser „Söhne" und „Töchter" untereinander und mit dem Menschen- und Gottessohn Jesus als älterem Bruder bildeten den Kern der Lehren, die den Menschen zum Nachvollzug angeboten wurden. Im alten Israel gab es zwar neben alten, unnahbareren Gottesvorstellungen auch bereits die Vorstellung Gottes als eines Vaters. Aber er wurde dabei mehr als Vater Abrahams und des von ihm stammenden Volkes erlebt. Nur durch das Volk war Gott der Vater des Einzelnen. Höchstens ganz wenige Einzelne mögen damals zu jenem Erleben Gottes als direktem Vater des Individuums vorgestoßen sein, welches erst Jesus der Allgemeinheit brachte; eines Individuums, das sich auf dem Lebensweg von dem Einfluss Gottes in der Seele gelenkt weiß, und das mit Gott jederzeit in Kommunikation zu kommen suchen kann; eines Individuums, das durch diese Verbindung mit dem ewigen Gott auch das Überzeitliche des eigenen Wesens bereits erahnen könnte. Das wird im weiteren Verlauf des Weges Jesu deutlicher verankert, ist jedoch hier schon angelegt.

Anmerkung: Es ist möglich, dass sich die anschließend geschilderten Erlebnisse Jesu in der Wüste – samt dazugehörigen in der Bibel nicht überlieferten Erlebnissen mit Gott – in Wirklichkeit vor der Jordantaufe abgespielt haben, oder dass es mehrere solche Phasen der Zurückgezogenheit gab, die später in der Überlieferung zusammengeflossen sind. Jedenfalls bestehen hier geistige Zusammenhänge.

Liberale Theologen haben die Taufe von Jesus als Berufungserlebnis ausgelegt. Aus einer traditionellen Theologie heraus wurde dagegen auch die kalendarische und prophetische Einbettung in die Weltgeschichte thematisiert (z.B. Luk.3:1-4 samt Bezug zu Jesaja 40:3-5): in der Prophetie geht es um ein rettendes Wirken Gottes.

Dazu ein Auszug aus Matthäus 28,18-20; mit Anmerkungen zur Taufe in der Gegenwart:

Da trat Jesus* auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist gegeben alle Autorität im Himmel und auf der Erde. Darum geht hin, lehret alle Völker und taufet** sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des*** Heiligen Geistes.

Heute wird meist durch Besprengen mit Wasser oder durch Untertauchen getauft
Die Kirchen erkennen untereinander in der Regel zumindest die Taufe, und damit das Christsein der Gläubigen an. Freikirchen legen meist Wert darauf, dass die Taufe entweder bewusst als Erwachsener vollzogen wird, oder dass jedenfalls eine erneute Taufe als Erwachsener stattfindet. Dort wird auch zusätzlich auf die tiefergehende Erfahrung des Getauftseins durch den Geist Wert gelegt. (Zuerst wurden in der Tat Erwachsene getauft. Jedoch war damit nicht ausgeschlossen, auch Kindern einen Segen zukommen zu lassen. Nur hätte dieser dann einen etwas anderen Charakter als die Taufe.) In der Taufe im ursprünglichen Sinn war es noch nicht angelegt, sie zugleich als Mitgliedsaufnahme in eine ganz bestimmte Konfession zu verstehen, wie es heute besonders von den Großkirchen praktiziert wird.
Die Kirchen erkennen in der Regel auch an, dass "notfalls", wo kein Geistlicher zur Verfügung steht, jede/r Christ taufen darf: "Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes (Jesus Christus), und des Heiligen Geistes. Amen".

 Frage:
Kann ich - falls ich das nicht schon so erlebe - mein Leben in Gottes Hand geben ?

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Die Stille in der Wüste.

Am Anfang des Wirkens als Christus* – griechisch, bzw. Messias – hebräisch „Der Gesalbte" – steht er allein. Dazu gehören die Taufe und die 40 Tage in der Wüste - z.B. Markus 1,12-13 - mit den Versuchungen. Im Anschluss daran findet die Berufung der Jünger statt.

Die Wüste steht äußerlich und innerlich für eine Abgeschiedenheit, die es umso mehr ermöglicht, sich bewusster zu werden und sich stärker mit dem letztlich allumfassenden Gott zu verbinden. Diese Vorbereitung für alles Weitere ist für jeden ernsthaften Weg der Religion, der erneuerten Verbindung mit dem göttlichen Urgrund unentbehrlich, auch wenn sie keineswegs das Ganze des Weges ist. Auch Jesus durchläuft auf seiner Ebene des Erlebens eine solche Phase, die mehr ist als ebenfalls mögliche z.B. tägliche Besinnungszeiten.

Die Kirchen, selbst diejenigen, die oft von „Innerlichkeit" sprechen – und dies z.B. als Scheingegensatz zu äußeren Friedensdemonstrationen aufstellten – machen sich kaum eine Mühe, den Menschen wirklich einen praktizierbaren Weg zu diesem „Inneren Frieden" usw. zu zeigen. In den Gottesdiensten aller über 30 verschiedenen Kirchen konnte nirgends das Element der Stille, des auch innerlich stillen Auf-sich-Hinschauens, des stillen Abwartens nach dem Gebet auch nur entfernt ausreichend berücksichtigt gefunden werden. Gesang, Predigt, Gebete, Gesang, möglichst mit gleichzeitigem ablenkenden Geldsammeln, fast ohne Pause – es ist fast ein Abbild der Hektik in der heutigen Gesellschaft, durch die die Menschen sich unbewusst oder auch bewusst von ihrem unerforschten Inneren ablenken. Erst in jüngster Zeit, angesichts der Suche vieler Menschen nach – fast gleich welchen – Erfahrungen, gibt es hier kleine Fortschritte, dass z.B. wenigstens für einige Interessierte entsprechend anders gestaltete Wochenendseminare oder Vergleichbares stattfinden oder auf entsprechende Fragen auf Möglichkeiten in Bibelkreisen oder zu Hause verwiesen wird. Aber auch da fehlt oft die direkte Anleitung. Dabei könnten die Einen erkennen, dass eine größere Nähe zu Gott auch des „Stillen Kämmerleins" bedarf, und die Anderen, dass ihre gesellschaftlichen Werte wie Selbstkritikfähigkeit, Toleranz- bzw. Friedensfähigkeit ebenfalls als Ausgangspunkt das wirksame zeitweise Abschalten der äußeren Betriebsamkeit voraussetzen. Natürlich würde es kaum genügen, wenn es hin und wieder im Gottesdienst geschieht, aber es könnte eine Anregung sein, es als im Grunde häufiges, verdrängtes Bedürfnis zu erkennen.

Der Mystiker Jakob Lorber schrieb von einem Rat Christi an die Menschen zum „kurzen Weg zur Wiedergeburt", was heute – um Missverständnisse zu vermeiden – als „Neugeburt" bezeichnet werden kann, wie dies im vorausgegangenen Artikel beschrieben wurde. Siehe auch „Vom inneren Wort, Stimme der Stille" aus dem Lorber Verlag:

Die Praxis ist diese: soweit jemand von Christus wiedergeboren sein will, so weit müsse er seine Sünden -  also alles von Gott Trennende, erkennen - das ist etwas anderes, als sie sich einreden lassen. Dann müsse er sie innerlich und äußerlich tief empfindend bereuen und sich ernsthaft eine Umkehr vornehmen. Weiterhin müsse er sich vornehmen, mit der Welt - gemeint sind ihre egoistischen Verstrickungen, nicht das aktive Leben darin -, ganz zu brechen, „und sich ganz Mir übergeben und in seiner Liebe eine große Sehnsucht haben nach Mir, und muss in dieser großen Sehnsucht tagtäglich sich von der Welt und den Geschäften in ihr zurückziehen und wenigstens sieben Viertelstunden lang bei verschlossenen Türen und Fenstern weder beten noch etwas lesen, sondern er muss diese Zeit in der völligen Ruhe bloß nur sich in seinem Innersten mit Mir beschäftigend zubringen". Nach einer entsprechenden einladenden Anrede „begebet euch zur Ruhe und wachset in der Sehnsucht und Liebe zu Mir! So ihr das nur eine kurze Zeit üben werdet, so sage ich, ihr werdet bald blitzen sehen, und donnern hören, aber dann erschreckt nicht und werdet auch nicht ängstlich! Denn nun komme Ich zu jedem erst als Richter in Sturm, Blitz und Donner, und hernach erst in sanftem heiligen Wehen als Vater!... Sehet, das ist der kürzeste und wirksamste Weg zur reinen Wiedergeburt, in welcher allein das ewige Leben zu gewinnen ist. Jeder andere Weg dauert länger und ist unsicherer, da es sehr viele Diebeswege gibt,... wer da nicht ‚wohlgepanzert‘ und ‚kreuz und quer bewaffnet‘ ist, der wird hart (kaum) ans Ziel gelangen."
Es ist möglich, um eine Reinigung und Durchlichtung durch seinen (Jesu Heiligen-) Geist zu bitten.

Vgl. auch unsere Auszüge aus einer Anleitung des christlichen Mystikers Jakob Böhme.

S.a. Teresa von Ávila "Die Seelenburg".

Yogis z.B. wissen, dass die Menschen meinen, „keine Zeit zu haben". Sie pflegen dann ihre Anweisungen entsprechend von einigen Stunden über eine halbe Stunde bis auf 11 Minuten herunterzuschrauben, d.h. bis niemand mehr sagen kann, dafür habe er keine Zeit. Auch eine kürzeste Zeit der Stille, wobei andere Gedanken, Gefühle und Empfindungen nicht verdrängt aber nur beobachtet werden, ohne darauf einzusteigen, hat ihre Wirkung, besonders wenn sie mit einer Ausrichtung auf Gott verbunden wird. Sie ersetzt aber nicht längere Stille. In der Ostkirche – etwa auf Berg Athos – wird als Konzentrationshilfe das „Kyrie (Einatmung) eleison (Ausatmung), d.h. Herr erbarme dich" verwendet, vgl. z.B. Kreichauf: Als Pilger auf dem Berg Athos. In der weiteren Entwicklung kann dies dann ohne gesprochene Worte im Kehlkopfbereich gefühlt werden. Noch später kann es mit Hilfe des Atemanhaltens in den Herzbereich aufgenommen werden... .

Eine starke Herausforderung ist es auch, z.B. in einem strengen ca. sechstägigen Zen-Sesshin – eine Zen-Sitzmeditation, die sich auch in christlichen Klöstern etwas verbreitet hat – ständig zu schweigen, auch außerhalb der Meditationszeiten, beim Essen mit Anderen. Nach regelmäßig ca. drei Tagen halten es viele damit Unerfahrene kaum noch aus, um am vierten Tag – vergleichbar mit der Wirkung des Fastens – aufzuatmen und den Nutzen zu verstehen, der durch Worte immer nur unzureichend beschrieben werden kann.

Stille schafft Offenheit. Ein Bezug auf Gott dabei schafft auch einen Schutz für diese Offenheit. Nach einer Meditation ist wieder ein Sich-Einstellen auf nachfolgende, u.U. weniger Offenheit nahelegende Umstände zweckmäßig.

Wichtig wäre es allerdings, auch in die Welt etwas von der Stille hineinzutragen, um immer stärker eine gewisse Bewusstseinsklarheit aufrechterhalten zu lernen. Das würde zunächst für die Einzelnen bedeuten, in gefühlsmäßig zustande gekommenen Abständen, bzw. nach komplizierten Erlebnissen, oder eben sobald es danach möglich ist, einen Moment ordnende, sammelnde innere Ruhe einkehren zu lassen; d.h. Inhalte durchaus mit hineinzunehmen, ohne zunächst daran weiterzudenken; Gefühle zur Ruhe kommen lassen (und später davon weiter zu Untersuchendes zu notieren), und auch die Körperteile einer Reihenfolge nach sich entspannen zu lassen; jedoch unter Beibehaltung des Bewusstseins als ganzer Mensch, nicht im Sinne eines Sich Hineinsteigerns in einzelne Wohlgefühle.

Für Treffen, Arbeit, Tagungen u.a. würde derselbe Gesichtspunkt bedeuten, nicht auf ermüdende Art Thema an Thema zu reihen, sondern zumindest kurze Pausen dazwischen einzulegen, die auch nicht wiederum allein zu Gesprächen usw. dienen sollten, sondern in erster Linie, um Geschehenes einfach betrachten, soweit angebracht und möglich auch verarbeiten zu können, und sich jedenfalls bewusst auf ein anderes Thema einstellen zu können. Ähnlich ist es bei der Ernährung zweckmäßig, die einzelnen Speisen noch bewusst wahrzunehmen. Es können viele Zusammenhänge zwischen ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkten und seelischer bzw. geistiger „Ernährung" gefunden werden.

Der Vorgang, der „ Zur-Ruhe-kommen-lassen-von-Geschehenem" genannt werden kann, und der wieder Kraft für die Gegenwart und Zukunft wachsen lässt, ist also kein inhaltsloses Abheben von den Problemen. Er schafft einen Ausgangspunkt, von dem aus eine Bearbeitung von Allem eigentlich erst fruchtbar wird. Auch bei äußeren Angelegenheiten geht dadurch nicht etwa Zeit verloren, sondern es wird letztendlich Zeit gespart, weil alles leichter und besser vonstatten geht. Viele selbst spirituell denkende Menschen bemerken bisher kaum, was ihnen alles entgeht, ohne diese innere Ruhe.

Allein diese einfachste spirituelle Erfahrung, die Stille, birgt im Grunde schon Geheimnisse größter spiritueller Höhen in sich. Diese Höhe setzt aber einen Weg zu ihr voraus. Gerade Christus betont zunächst die oft zuerst freizulegende Einfachheit des Menschen; sein Weg führt dann in immer größere und damit kompliziertere Horizonte hinein, und in dieser Kompliziertheit leuchtet dann erneut die grundlegende Einfachheit auf.

Z.B. kann sich in der konzentrierten Stille ein gerade erarbeiteter bzw. geschenkter innerer Fortschritt tiefer verankern, im Sinne einer Fähigkeit, die nicht „von Motten zerfressen" werden kann, s. z.B. Matthäus 4. Sie kann sich dem Mosaik anderer Fortschritte des Seins richtig einfügen. Die Stille kann soweit gehen, dass das „Leben" der Gesamtheit dessen, was in uns dem göttlichen Urbild entgegenwachsen durfte, spürbar wird. Das ist eine Art, das „von Gott von neuem Geborene" in uns zu erleben. Einen Hauch von dieser Möglichkeit haben wir, wenn bei der bewussten Ruhe der Kopf freier – vielleicht verbunden mit einer Erkenntnis –, die Kräfte des Herzens wahrnehmbarer und die Füße entspannter werden. Dann ist etwas „durch", um welchen kleinsten Teilaspekt des Lebens es sich immer handeln mag. Ohne dies ist andererseits nichts „durch", bleibt Wesentliches unverarbeitet „stecken"; dies kann nicht nur Probleme im Traum verursachen – die dort nur beschränkt verarbeitet werden können –, sondern auch Probleme gesundheitlicher oder anderer Art.

Christus ist eigentlich ein Titel. Es waren im frühen Christentum verschiedene Schreibweisen von "Christus" üblich, die auch unterschiedliche Bedeutungsvarianten darstellen. Die bekannteste ist griechisch "Christos", die der hebräischen Bezeichnung "Messias" = "Der Gesalbte" entspricht. Es gab aber auch griechisch "Chrestos" = der Gute, der Heilige; und, seltener, "Chrystos", von griechisch "chrysos" = golden (glänzend).

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Die Versuchungen und die Berufung der Jünger.

Auch Jesus musste in seinen menschlichen Eigenschaften lernen und sie immer stärker Gott zuwenden. Nach 40 Tagen Fasten in der Wüste erschien der „Versucher"* - z.B. Matth. 4, 1-11.

Auch im kleineren Maßstab treten negative Kräfte, die – wie alle Kräfte – auch als etwas Gestalthaftes empfunden werden können, auf inneren Wegen und im Leben zutage. Zunächst sind hier zurückgebliebene, verselbständigte Tendenzen im Menschen selbst zu nennen, ohne das integrierende Herz und damit ohne Gott. Auf diese Verselbständigung zuerst des Denkens und daraufhin dann auch des Willens bezieht sich das „Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis" .

Einerseits sind es verhärtende, an materielle Sachzwänge bindende Eigenschaften. Tiefer im Unbewussten verankert, kann ihnen zwar etwas entgegengesetzt werden, sie können auch in ihrem Wesen erkannt werden, aber in der Tiefe überwunden werden sie eher zuletzt. Bewusstes Verzichten-Können, und Haben-Können statt Haben-Müssen, und kreativer, ethischer Umgang damit ist ein Training zur Überwindung dieser Kräfte.

Die umgekehrten Wünsche führen dagegen zur Flucht und zum gleichgültigen höhnischen Abheben von materiellen Problemen, u.U. in spirituelle Bereiche hinein. Manchmal wird übersehen, dass dies nur die andere Seite derselben „negativen" Medaille darstellt, nach dem „Pendelschlagprinzip" an die andere Seite gebunden. Dieser zweite Bereich liegt heute bereits offener da, ist also leichter zu bereinigen. Ein Mittel zu dieser Umkehr ist Mitgefühl, freilassendes Geben von Liebe.

Eine im Zusammenhang mit beidem zu findende weitere Eigenschaft wäre mit Machtgier verbunden. Diese Illusion zu verwandeln, erfordert Mut zu bedingungsloser Wahrhaftigkeit und darauf gegründete Toleranz und freie Solidarität im Umgang mit Anderen.

Allgemein fehlt es in allen derartigen Bereichen an einer starken und trotzdem zugleich altruistischen Individualität der Betroffenen, die diese Bereiche an Stelle der ins Negative abgleitenden Tendenzen auffüllen könnte.

In Matthäus 4 wird Jesus diesen drei ablenkenden Impulsen ausgesetzt, hier „Satan" bzw. „Teufel" genannt. Er verweist nichtk einfach auf das jeweilige Gegenteil, sondern er greift nach etwas Höherem, was jenseits des Hin-und-Her der negativen Kräfte steht - auf „Gottes Wort", auf „Gott, den Herrn", und auf „Gott, den Herrn, der allein anzubeten und dem allein zu dienen" ist. Christus steht außerhalb der Dualität von Finsternis und (Schein-)Licht, und überwindet diese durch seinen dritten, übergeordneten Weg, wie auch an vielen weiteren Geschehnissen zu sehen ist.

Kurze Anmerkung: Oft ist fälschlich zu lesen, der Zarathustrismus und das Christentum bzw. „die vorderasiatischen Religionen" seien dualistisch. Dies stimmt in Bezug auf ihre Ursprünge nicht (s. Extrakapitel "Zarathustra").

R.Steiner beschrieb die beiden hauptsächlichen negativen Kräfte als getrennte Wesenheiten, wie sie in der Welt geistiger Schau erlebt werden können. Wie erwähnt, ist es zwar zweckmäßig, beide Wirkensweisen zu beachten, aber außerhalb der Welt geistiger Schau ist es nicht ganz gerechtfertigt, wenn Anthroposophen jenen christlichen Vorstellungen von einem einzigen negativen Wesen absprechen, dass sie beide Seiten mit enthalten. Die Tendenzen treten auch oft derart vermischt auf, dass letztendlich „widergöttliche" Tendenzen als Ganzes behandelt werden können, dem wiederum nicht mehrere Götter, sondern der Gott Christi gegenübersteht, mit Allem, was in seinem Sinne wirkt.

Es gibt aber andere spirituelle Richtungen, die diesbezüglich tatsächlich eines ihrer Augen zudrücken, und alles in spirituelle Höhen Strebende als göttlich ansehen.

Moderne evangelische Theologen schließlich drücken, fast wie manche weitere spirituelle Bestrebungen, gleich beide Augen zu und erklären Vorstellungen von negativen Wesen weg, etwa mit der Begründung, sie würden ja nur an wenigen Stellen in der Bibel auftauchen. Sie übersehen dabei, dass es sich eben nicht um Vorstellungen handelt, sondern um handfeste Erfahrungen, die nicht nur im Altertum vorkamen.
Einige kleinere christliche Gruppen nahmen wegen dem Begriff "Fürst der Welt - z.B. Joh. 14:30 - an, diesem "gehöre" diese Welt bis auf weiteres, und die Menschen könnten sich ihm lediglich entziehen; obwohl in Wirklichkeit das NT nur seine verführende und besitzergreifende Rolle benennt. Johannes 12:31: " Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden."

Ohne Ängste und andere negative Gefühle haben negative Kräfte keine direkte Macht; es kann in diesem Sinn auch ein Schutzmechanismus sein, nicht den Teufel an die Wand zu malen – auch gegenüber kirchlicher Angstmache. Heute könnte geistige Wahrnehmung ergeben, dass vermeintliche „Zunahmen" negativer Kreisläufe letztlich aufgewühlte, längst vorhandene, vorher verborgen gebliebene Potentiale darstellen. Wirklich positive Fähigkeiten hingegen können tatsächlich noch zunehmen, wenngleich sie einem Urbild entgegenwachsen, das auch bereits da ist.

Nun stellen jedoch solche persönliche „wunde Punkte" zugleich unter Umständen eine Resonanzfläche für verwandte äußere Kräfte dar. Spuren davon können z.B. gefunden werden – etwas vereinfachend - in einer vereinseitigten westlichen Praxis - besonders der alten Form ohne soziale Absicherung, wenn Geld und Egoismus die höchsten praktizierten Werte sind; weiter in Einseitigkeiten des Nationalismus und Nationalsozialismus - speziell im Fall von Hochmut und Gleichgültigkeit gegenüber dem Rest der Welt -, und in zerstörerischen "religiösen" Aktivitäten; sowie in den Extremen des Stalinismus, - etwa seiner brutalen Gleichmacherei. Dies bedeutet aber keine pauschale Verdammung von Allem und Jedem in solchen Gesellschaften.

Jesus lehrt nicht so sehr das direkte „Widerstreben gegen das Böse"; er behauptet aber auch keine Notwendigkeit des Bösen um eines „Gleichgewichts willen" (wie einige östliche Lehren meinen), und auch keine Notwendigkeit desselben, um im Gegensatz dazu das göttliche Gute zu erkennen. Nicht einmal mehr ein – oft nötiges – direktes Bearbeiten des „Negativen" ist für alle nötig. Zumindest für Einige kann ein Weg, wie ihn die „Christliche Wissenschaft" von Mary Baker-Eddy allgemein empfiehlt, funktionieren. Das beweist aber nicht etwa, dass es die widerstrebenden Kräfte nicht gäbe, sondern sie können dadurch indirekt gewandelt werden. Bei Christus gibt es auch keine ewige Verdammnis, alle destruktiven Kräfte sind letztendlich wandelbar, bis zu jener Zeit des letzten Kapitels der Johannesoffenbarung, wo verheißen wird, dass eine Finsternis nicht mehr existieren wird (s.das entsprechende Kapitel).

Auf diese Zeit in der Wüste folgte die Berufung der Jünger - Joh. 1, Matth. 4, 18 - 22, Matth. 10.

* In der Theologie wird traditionell auch bei der Versuchungsgeschichte der symbolträchtige Zusammenhang mit der Menschheitsgeschichte berücksichtigt: die Wüste mit den gefährlichen wilden Tieren als Gegenbild der überlieferten Welt des Paradieses Adams; und damit als Zustand, der durch Jesus als "neuen Adam" überwunden werden soll. Bei der 1. Versuchung, Steine zu Brot zu machen, geht es darum, ob das Materielle oder Gott führend sein soll. (Als es später um die Speisung und Erweckung vieler Menschen ging, sehen wir darin keine Versuchung mehr.) Bei der 2. Versuchung, vom Tempeldach zu springen, geht es um die Überwindung der Überheblichkeit gegenüber den Lasten des menschlichen Lebens. Jesus ging durch alles durch, was ihm auferlegt war (, bis es in der Auferstehung gelöst war.) In der 3. Versuchung geht es um die Macht der existierenden irdischen Königreiche, oder das von Gott gegebene "Himmelreich". (Im weiteren Verlauf könnte jedoch das auch irdisch relevante, prophezeite "Friedensreich" die Verwandlung des irdischen Machtstrebens durch Gott bringen.)

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Die Hochzeit in Kana.

Hier - Joh. 2, 1-12 - stoßen wir zunächst auf ein Beispiel, das illustriert, wie Probleme weniger aus falschen Übersetzungen, oder aus den frühen, kirchlich beauftragten „Korrekturen" der Evangelien, sondern schlicht aus einseitig emotional und patriarchalisch getönten Auslegungen herrühren. Dass Jesus zu Maria sagte „Weib, was habe ich mit Dir zu schaffen", wurde später als abfällig gewertet. Wer sich in den Text hineinversetzt, und dann auch sieht, wie Jesus anschließend alles tut, was von Maria gewollt war, kann leicht feststellen, dass der Satz eher bewundernden Charakter hat, der deutlicher so ausgedrückt werden könnte: „Frau, was habe ich mit dir alles zu schaffen!" Der nicht überlieferte ursprüngliche Ausdruck in der z.T. recht einfachen aramäischen Sprache kann vom Griechischen her gesehen nur so geheißen haben: „Weib, ich mit dir" – ohne Einfühlung in den Zusammenhang war also schon zur Zeit Jesu der genaue Sinn vielfach nicht erkennbar.

Von hier bis zum Kreuz zeigt sich ein zeitweiser schöpferischer Erlebenszusammenhang zwischen Jesus und Maria. Sie wirkt inspirierend, erlebt die wesentlichen Stationen seines Lebens mit und erfährt so auch eine seelische Verwandlung.

Wird in der Neuzeit der Begriff „Braut Christi" für Ordensschwestern oft nur noch in einer äußeren Bedeutung genommen, so wies er ursprünglich auf eine reale Erlebensart hin.

Die „Gestalt" Christi im Menschen, wie sie schon im Kap. über die Jordantaufe erwähnt wurde, verschmilzt mit dem männlichen Aspekt der Seele (Animus**). Er kann eine „innere Hochzeit" mit unseren „weiblichen" Seelenanteilen unter göttlichem Vorzeichen eingehen. Auch bis in die Lebenskräfte und den Körper hinein kann dies alchemistisch verwandelnd wirken. Das Bild der Maria könnte sich in verwandter Weise mit dem weiblichen Aspekt der Seele (Anima**) berühren.

Für Männer lag denn auch zuweilen ein Weg über Maria, bzw. über die Marien nahe. Es können aber beide Geschlechter den Weg über Jesus, oder über Maria, oder über beide gehen, denn von der Seele bis zu den Hormonen gibt es keinen Menschen, der vollständig an Reaktionsmuster des eigenen Geschlechts gebunden wäre oder bleiben müsste. Es gibt jedoch Menschen, die zum einen oder anderen Weg einen besseren Zugang finden. Am Ende allerdings wird sich die innere Ganzheit ankündigen. In der katholischen Kirche gab es die heute fast vergessene Praxis der Verehrung des Herzens Jesu und des reinen Herzens von Maria. Diese innere Entfaltung fragt nicht danach, dass z.B. der Verfasser dieses Kapitels kein Katholik ist, also äußerlich zunächst wenig von Maria mitbekam, dafür aber auch nicht die Vorurteile bekam, die sich der äußerliche Marienkult bei vielen ihn Praktizierenden zuzog.

Erst wer einen derartigen verwandelnden Weg geht, könnte ohne Verdrängung einen Weg „alleine" gehen. Aber auch für ihn/ sie muss das nicht ein Weg alleine sein; aus größerer innerer Freiheit heraus wäre eine Beziehung zum anderen Geschlecht möglich, sogar vollkommener möglich.

In diesem Zusammenhang wollen auch die von Vater und Mutter mitbekommenen Seelenanteile in die Persönlichkeit integriert werden.

Tiefenpsychologische Elemente können durchaus mit religiösem Erleben in Beziehung gesetzt werden. In anderer Art versucht dies Eugen Drewermann. Religiöse Grunderfahrungen dürften sich jedoch bei genauerer Betrachtung auf einer gesonderten Ebene zeigen, aus der heraus sie in tiefenpsychologische Prozesse hineinwirken. Es gibt heute Tendenzen, religiöse Suche als einen im Grunde allen Menschen eigenen „ganzheitlichen, sinnsuchenden und grenzüberschreitenden Vitalimpuls" zu sehen, s. Hubertus Mynarek: „Möglichkeit oder Grenze der Freiheit", 1977. Es müsste aber differenziert werden nach einem unausgeformten allgemein spirituellen Impuls, und einem religiösen Impuls im engeren Sinn der Re-ligio, der Rück- bzw. Neuverbindung des Menschen mit dem göttlichen Urgrund, dem „Vater", was für glaubende überzeugte Christen durch Verbindung mit Christus möglich ist.

Gott, als das größte Geheimnis der Welt, kann sicherlich weniger durch Beschränkung auf eine einzige Wissenschaft, Erlebensart oder ein einziges Phänomen ergründet werden, die bestenfalls Einzelaspekte zutage fördern; sondern durch den Versuch, mehrere Ansätze anzuerkennen und zusammenzuschauen. Das ist bisher nur in sehr geringem Maße geschehen. Würde der angesprochene alchemistische Prozess, und damit u.a. auch die gemeinsame Benutzung der linken und rechten Hirnhälfte (wonach heute mit vielen Methoden gesucht wird) auch von Christen auf ihre Weise durchschritten, mit dem Ergebnis „kreativer liebender Erkenntnis", würden die Gefechte zwischen den Theologien bald der Vergangenheit angehören. Auch dann wäre Spezialisierung auf einzelne Aspekte möglich, aber sie würde als solche erkannt werden, und keine ausschließliche Gültigkeit mehr beanspruchen. Die Ergänzung der Menschen untereinander käme zu ihrem Recht.

Wer indessen im Sinne des universellen Grundsatzes Jesu „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" fühlen könnte, könnte im Laufe der Zeit auch alleine dadurch dasselbe und mehr erreichen. Wer sich um diese gleichzeitige Liebe zu sich selbst und zum Nächsten bemüht, wird allerdings bemerken, dass genau dies erst gelernt sein will. Das innere „Vollständiger-Werden" kann seinerseits diese Liebe erleichtern.
Die Frage nach den „Wundertaten", die sich auch im Zusammenhang mit der Hochzeit in Kana stellen könnte, wird noch näher beleuchtet in einem speziellen Kapitel.  Betr. die weiblich göttlichen Aspekte von Maria-Sophia  s. später das Kapitel "Das erste Pfingstereignis".

Von der traditionellen Theologie wurde dieses Geschehen als Ablösung des griechischen Dionysos-Kultes ausgelegt, oder als symbolische Anknüpfung an die Begegnung Israels mit Gott ("am 3. Tag...", 2.Mose 19:16), sowie als Vorgriff auf die Passionszeit, wo der Wein eine tiefere Bedeutung annimmt.

**) Die erwähnten Begriffe "Anima und Animus" sind keine Sache des Glaubens. U.a. gibt es die Erfahrung vieler Menschen, ob Christen oder nicht, dass Männer und Frauen jeweils sog. "männliche und "weibliche" Anteile in ihrer Psyche haben, die mindestens teilweise von Vater und Mutter stammen, wo sie aufgewachsen sind; und die sie in ihre Persönlichkeit zu integrieren lernen können. Das Konzept von "Animus und Anima" mag nicht ganz identisch sein mit dieser Realität, aber es ist ein Versuch von Tiefenpsychologen, sie von ihrem Hintergrund her zu verstehen.

Frage:
Kann ich mein Verhältnis zum anderen Geschlecht mit Gott besser gestalten ?

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Christliche Gesichtspunkte zu Sexualität, Sympathie, Einfühlung und Liebe.

Die Entwicklung kirchlicher Verlautbarungen zur Sexualitaet wie auch inner- und außerkirchlicher Gegenpositionen erwecken den Eindruck, dass es Menschen in diesem Bereich extrem schwer haben, überhaupt herauszufinden, was ein menschengemäßer oder gar „christlicher" Umgang damit sein könnte. Äußere moralische Verbote verloren seit den sechziger Jahren einen Großteil ihrer Wirkung; die Kirchen waren auch nicht fähig, aus den Traditionen den vorhandenen ethisch sinnvollen Kern herauszusuchen, der dann in Bezug auf die heutige Gesellschaft zuende gedacht werden könnte. Er könnte in der aus wahrer Liebe kommenden freudig übernommenen Verantwortung liegen. Die als Gegenreaktion gegen unterdrückte Sexualitaet entstandene „sexuelle Revolution" führte ins andere Extrem einer neuen Ideologie mit sexuellen Leistungszwängen – Verschleuderung von Lebensenergie – und Nichtbeachtung der angelegten Sehnsucht nach auch seelisch-geistig verantwortbaren Beziehungen: staendige Brueche, bis zur Arbeitsunfaehigkeit. Daher blieb auch davon spätestens in den achtziger Jahren vielfach nur Resignation übrig; und es war auch hier kaum möglich, ein teilweise sinnvolles Kernmotiv dieser Bestrebung für eine weitere gesellschaftliche Entwicklung jenseits dieser Extreme zu erhalten. Es könnte im Gesichtspunkt der Überwindung des „Besitz-Denkens" liegen. Aus diesem Jahrhunderte langen Ringen der Menschen lässt sich herausdestillieren, dass beides, Verantwortung und Freiheit auch gerade in Bezügen bzw. Beziehungen jeder Art zwischen Männern und Frauen ohne Ansätze zur ganzheitlichen Weiterentwicklung der Menschen nicht verwirklichbar ist, oder gar harmonisch miteinander verbindbar. Einzelne Partnerschaften z.B., wo es scheinbar oder auch tatsächlich gelang, deuten jedoch darauf hin, dass es möglich ist, solche Ansaetze zu finden.

Christus spricht jedenfalls Menschen in ihrem Kern und ihrer Möglichkeit zur Ganzwerdung, zum Vollkommen werden an, was allein eine Grundlage zu wirklicher Freiheit schafft. Er redet nicht dem weiteren Auseinanderfallen der ohnehin bereits stark auseinandergefallenen Teilbereiche des Menschen das Wort, also auch keinem ekstatischen Ausleben von Allem, sondern eher deren Neuintegration um die „Herzensweisheit" herum.

Er ist aber auch nicht ein Vertreter von „Sachzwängen", von äußerlichen Formen und deren Überbewertung, oder gar des Missbrauchs der Begriffe Verantwortung, Treue und Ehrlichkeit zur Verbrämung von Neid, Eifersucht und Besitzgier; es geht ihm um den Geist, aus dem heraus gehandelt wird. Auch in der Ehe ist für ihn nicht automatisch alles bestens; was außerhalb als ungünstig betrachtet wird.

Gott zu lieben - und die Naechsten - wie sich selbst, also auch sich selbst; jene Regel also, mit der Christus die Verbotslogik des Alten Testaments ablöste, beschreibt zunächst eine universelle Haltung, die alle diese drei Bereiche durchzieht und verbindet (siehe Mk. 12:33; Joh. 13:34; Gal. 5:14; Jak. 2:8). In diesem Zusammenhang ist dann die Nächstenliebe etwas Anderes als bloß instinktives Sorgen für Verwandte usw. – kann aber auch Verwandte in freierer Weise einbeziehen. Aufgrund dieser Rolle des Menschen als liebende Hilfe, wo immer sie angebracht ist, ist dann auch die Selbstliebe nicht jene egoistische; sondern sie ist zwar auf die Liebe zu sich selbst – einschließlich des Körpers als Werkzeug – gerichtet, durch das aber auch Anderen bzw. Gott gedient wird.

Die höchste Form der Liebe ist bedingungslos. Vgl. sogar die Liebe zu "Feinden", Matth. 5, 43-48 - was nicht heißt, auf Weisheit zu verzichten.

In diesem Zusammenhang dürfte es ersichtlich sein, dass z.B. auch manchmal zu findende Thesen, die Sexualitaet und Liebe einfach gleichsetzen, oder Selbstliebe mit Selbst-befriedigung und Phantasien gleichzusetzen versuchten, Welten von diesem Ansatz Christi entfernt sind. Was eher eine innere Isolierung einzelner Kräfte darstellt, und Bilder zwischen den Menschen und die realen Anderen dazwischen stellt, ist nun einmal eine der vielen Unvollkommenheiten des Menschen, aus denen etwas gelernt werden kann, die aber nie das Ziel sein können.

Für heutige Europäer kann etwas von einer Verwandlung der Sexualitaet besonders dann erlebt werden, wenn zwei Menschen erst einmal bei Unternehmungen geistig und seelisch in Kontakt kommen; und dann dabei lernen, mit Anti-/ Sympathieausstrahlungen umzugehen – nicht in erster Linie diese, aber eben auch diese, müssten für das Finden auch nach außen sinnvoller Kontakte beachtet werden. Erst später käme die körperliche Ebene hinzu; sie gehört nicht automatisch zu jeder Freundschaft oder jeder Begegnung dazu. Dementsprechend gehört zu einer neuen Begegnung auch nicht automatisch eine Trennung vom bisherigen Partner, wie es oft geschehen ist. Eher gehört eine liebevolle Grundstimmung dazu. Die Herzkräfte können spürbar sexuel le Energien mit hoch ziehen, und diese müssen nicht explosiv zum Verschwinden gebracht werden, wie heute aus kultureller Konditionierung heraus üblich.

Die geschlechtliche Liebe -"Eros" - ist so ein Spezialfall der universellen Liebe -"Agape", muss also nicht zu dieser im Widerspruch stehen. Dies hat insoweit auch die neue päpstliche Enzyklika "Deus caritas est" anerkannt.

Viele andere spirituelle Traditionen lehren statt Verdrängen und statt ständigem Ausleben eine Transformation der Sexualitaet, die auch mehr sein kann als Freudsche „Sublimierung". Vergleiche etwa Tao Yoga, und Tao Yoga der Liebe (Mantak Chia u.a.) sowie hinduistische und buddhistische Varianten des Tantras der Liebe (Yogi Bhajan, Bhagwan Sri Rayneesh, u.a.). Heute ist „Karezza" = italienisch. "zärtliche Liebkosung" und G.Brown´s „Liebe-ohne-Sex", sowie ein Suchen nach weiblicheren Formen von Sexualitaet und anderes hinzugekommen; neben einigen Aufsätzen im anthroposophischen Bereich. Die aelteren oestlichen Richtungen hatten u.a. den Mangel, dass sie z.T. gleich hier bei der Sexualitaet ansetzen, statt die ganze Zeit ganze Menschen sich begegnen zu lassen, d.h.  wie es zumindest heute passend wäre, von „oben anzufangen", - sich also erst geistig und seelisch kennenzulernen. Diese Einbeziehung des ganzen Menschen könnte heute die manchmal zu komplizierten östlichen Techniken ersparen könnte.  Zutreffend bleibt der Gesichtspunkt der oestlichen Richtungen, dass ein ruhiges – nicht auf männliche oder weibliche Orgasmen gerichtetes Zusammensein diese Kraft hochziehen und langsam in Einklang mit dem Gesamtwesen bringen kann. Es gab auch im christlichen Bereich Ansaetze in dieser Richtung, die heute vorerst verschollen sind, und so eben neu erarbeitet werden müssen; so zeigen manche Hinterlassenschaften der Minnesaenger und Troubadours diesbezügliche Kenntnisse.

Da bei Sexualitaet unterbewusste Verwicklungen stattfinden können, wird sie als Gratwanderung in den verschiedensten Religionen an eine Partnerschaft geknüpft, wo damit in der Folge auch gemeinsam umgegangen werden kann. Wer diese Erfahrung in einem strengen Sinne der Ehe vorbehalten möchte, kann dies dann schaffen, wenn bei vorherigen Freundschaften beide rechtzeitig bewusst klären, was sie wollen und was nicht, und sich darin unterstützen.

Dieser alte Ansatz, den Jesus gelten lässt, bis hin zur negativen Charakterisierung eines begehrlichen Blicks auf z.B. eine Partnerin eines Anderen, sollte jedoch eine höhere Quelle unmittelbarer begeisterter Begegnung zweier fremder Menschen nicht ausschließen - die häufiger als angenommen beteiligt ist und selbst von den Betroffenen nicht immer richtig verstanden wird: „Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen" (oder in einer ebenfalls richtigen Übersetzung „in ihnen"). Dies erfordert keine angesagte kirchliche Versammlung, keine besondere Vorbereitung, sondern kann überall geschehen, wo der „Geist Christi" zwei Menschen zu irgendeinem möglichen Zweck zusammenführt. Dies auch da aufzugreifen, wo es sich um einen Mann und eine Frau handelt, und auch da, wo diese sich zusaetzlich sympathisch sind, und dabei das durchaus klare Bewusstsein aufrechtzuerhalten, das der Ausgangspunkt ist, mag schwierig sein; aber es ist eine Weltnotwendigkeit. Dabei muss es weder um Bindungen noch um Sexuelles gehen, sondern die Betroffenen müssen es ehrlich herausfinden, um was es geht.

Schon das Erdenleben Jesu weist ihn als denkbar unkonventionell aus. Es könnte sich herausstellen, dass Konventionen höchstens solange nötig sind, wie er „nicht unter ihnen ist".

Eine von den Einzelnen selbst verbesserbare Voraussetzung für angemessene Begegnungen zwischen Menschen ist naturgemäß ein Studium der eigenen Individualitaet einschließlich der „Aura" bzw. Ausstrahlung. Selbst als Paar bleiben sie dann Individuen, eine völlige Aufloesung der beiden im Paar wird jedenfalls von Christus nicht angestrebt.

*) Die Menschheit ist ein kompliziertes Netzwerk, was in den nächsten Kapiteln klarer werden mag .

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Der „heilige Eifer" (und Gesichtspunkte zu Emotionen). *

In Joh.2, 13-25 wird nach der Hochzeit zu Kana die „Tempelreinigung" geschildert. Jesus vertreibt in entsprechendem Eifer die Händler und Wechsler handgreiflich aus dem Tempel. Er will hier ein unübersehbares Zeichen gegen die Heuchelei der Welt setzen, die den Tempel als Gotteshaus bezeichnet, und selbst dort nichts anderes im Sinn hat als ihrem platten Feilschen nachzugehen. Zumal die Zustände so sind, dass er auch von städtischen oder geistlichen Amtsträgern nichts erwarten kann, legt er als Einziger, der sich „in seines Vaters Haus" noch verantwortlich fühlt, selbst Hand an; eine Aktion sozialen Widerstands, ohne Menschen zu verletzen. „Gott mehr zu gehorchen als den Menschen", ist auch sonst seine keineswegs unterwürfige Haltung. Auch wo er sagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist" (und Gott, was Gottes ist), ist keine unterwürfige Haltung herauszulesen, wie oft versucht wurde, sondern eher das Bestreben, den Jüngern nutzlose Arten von Reibereien mit sachfremden gesellschaftlichen Mächten zu ersparen. Religion und Politik haben ihre je eigenen Gesetzmäßigkeiten. Den Mitmenschen zu dienen und „der Stadt Bestes zu wollen" ist ebenfalls nicht unterwürfig.

In diesem Zusammenhang könnte sich die Frage nach dem Umgang des Menschen mit emotionalen Regungen stellen. Denn nicht Jede/r hat seine Emotionen auf einer solch hohen mit Liebe durchdrungenen Ebene wie Jesus, der ständig in „positivem Erschauern vor Gott" und im Mitgefühl mit den Menschen lebte, und dessen Eifer auf bewusster guter Absicht beruhte. Beim normalen Menschen sind zunächst fast alle Emotionen zumindest vermischt mit unbewussten Reiz-Reaktionsmechanismen – die biographisch verschieden und verschieden stark zutage treten, aber in ihrer Grundstruktur recht ähnlich sind. Selbst, ohne sich mit Deutungen Anderer zufriedenzugeben, immer weitere solcher Mechanismen aus den eigenen Reaktionen herauszufischen, auf sie hinzuschauen, und sie so schließlich zu meistern bzw. sie Gott zu übergeben, ist ein langer Lernprozess.

Obwohl wir es hier mit der Psyche zu tun haben, sind hierzu übliche psychologische Analyse- bzw. Therapieverfahren für Gott- und Wahrheitssucher nicht immer angezeigt.
Wo noch jene einseitigen Deutungsmuster im Hinterkopf sind, die psychische Probleme auf Sexualität und frühkindliche Prägung reduzieren, und wo zudem aus „Gründen" von Schwächen „Begründungen" des So-Bleibens werden, statt wie Erich Fromm die Entwicklungsfähigkeit des Menschen zu betonen, kann Psychologie sogar ein Hemmschuh auf dem geistigen Weg sein.
Wo Psychologie, also „Seelenkunde", das Hinschauen auf seelische Prozesse anregt, und wo in der Seele - was selten ist - mehr gesehen wird, als eine chemisch-elektrische Gehirnfunktion, könnte ihr Studium auch eine hilfreiche Brücke sein. Sie würde sich besser entwickeln, wenn sie Kenntnissen bzw. Behauptungen alternativer psychologischer Richtungen nachzuspüren bereit wäre. Es nützt wenig, auf übliche Art ganze Problemkomplexe gleich im Ganzen bearbeiten zu wollen. Wirksamer wäre es, zuerst einzelne Bestandteile eines solchen Komplexes zu suchen, und dabei auch bewusst zu unterscheiden, ob es sich um einen „Balken im eigenen Auge" oder um einen „Splitter im Auge des Anderen" handelt, und wer so verantwortlich ist. Manche christliche Schulen würden Ersteres stärker betonen, weil es schwerer ist, und erst gelernt werden muss, auf eigene problematische Taten hinzuschauen, und weil diese eher selbst korrigierbar sind; die kirchliche Beichte hat insofern neben dem geistlichen Aspekt auch eine therapeutische Auswirkung. In der psychologischen Praxis würde oft mehr die andere Perspektive als Opfer im Vordergrund stehen. Am Ende wird bemerkt werden, dass trotzdem beide Seiten mehr oder weniger ins Spiel gekommen sind. Z.B. Östliche spirituelle Lehren würden den Zusammenhang von beidem im Leben als Quelle des „Karmas"/ Schicksals betonen.

Wo es um die Auflösung von Nachwirkungen von schwierigen Tagesabläufen geht, könnte auch eine von R.Steiner wieder zutage geförderte Methode helfen: eine Tagesrückschau bei der vom Abend rückwärts bis zum Morgen einfach hingeschaut wird. Danach ist es umso leichter, wieder in die Gegenwart zu kommen.

Es ist auch möglich, sich einen „Seelenspiegel" mit zu bessernden und mit erstrebenswerten Eigenschaften aufzuschreiben, und ihn öfter durchzugehen, eine bewährte Praxis aus dem mystischen Bereich.

Fortschritte im seelischen Bereich bringen es mit sich, dass sich auch z.B. ein Gespräch zwischen mehreren Menschen verbessern kann. Die vielen Vorurteile und vorschnellen Bewertungen nehmen in dem Maße ab, in dem der Mensch für sich selbst durchsichtiger wird und Ballast loslässt. Die Wichtigkeit, die Jesus dem „Nicht-Richten" beimisst, und dem Überdenken, „was aus dem Mund heraus kommt", ist kein unerfüllbarer moralischer Anspruch, sondern eine Aufforderung, mit diesem Lernprozess zu beginnen. (Dies setzt oft voraus, statt weiter zu streiten, erst einmal in die Stille zu gehen, und sich dann ruhig miteinander auszusprechen. S.a. das Kapitel "Die Stille in der Wüste"). Auch dies ist eine Phase der "Neugeburt".

In diesem Zusammenhang gibt es europäische Schulungswege, die Elemente wie die im Yoga bekannten Nerven- oder Bewusstseinszentren -Chakren- unter anderen Namen einbeziehen können (Anthroposophie; Universelles Leben; u.a.). Derartige Bemühungen sind insofern nicht automatisch "nichtchristlich", wie kirchlicherseits vermutet wurde, sondern diese Zentren im Menschen waren schon den christlichen Theosophen des Mittelalters bekannt (J. G. Gichtel), und sind inzwischen als real in jedem Menschen vorhandene Energiestrukturen erkennbar; ebenso wie die Kenntnis der besonders aus China bekannten Akupunkturpunkte bzw. -Meridiane = -Kanäle nicht automatisch "taoistisch" ist - denn diese sind längst mit Messgeräten und neuerdings auch histologisch im Gewebe des Menschen nachweisbar.

Im weiteren Zusammenhang siehe auch die Extraseite "Grundlagen ethischer Werte".

*) Der "Eifer" in diesem Sinne ist zu unterscheiden vom "Eifer ohne Erkenntnis" (Römer 10,1-3).

Frage:
Kann ich meine Emotionen mit Gott bewusster verarbeiten ?

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Zur Bergpredigt  (mit Gesichtspunkten zum Verstand).

Über die Umkehr der Werte der alten (auch der heutigen) Gesellschaft durch die Bergpredigt ist viel geschrieben worden. Vgl. Matthäus 5 - 7,29. Die Einen begrüßen sie im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Aktivitäten. Andere verniedlichen dies als „Gesinnungsethik" und bevorzugen die von ihnen so genannte „Verantwortungsethik", mit eher alttestamentarischen Strafandrohungen, Militär usw. Einige versuchen einfach, danach zu leben. Über christliche Bereiche hinaus wird die Bergpredigt geschätzt (z.B. von Gandhi).

Auch vom Standpunkt der Bewusstseinsforschung ist zu erkennen, dass sich die Bergpredigt insbesondere an Menschen richtet, für die Bewusstsein mehr sein kann als menschliche Verstandesanalytik, und für die das Leben nicht am privaten Tellerrand enden muss. Die „geistlich Armen", die also „wissen, dass sie nichts (oder wenig) wissen", und offen sind für die ständige Relativierung, dass Gott mehr weiß als sie, und dass er ihnen in allen Dingen noch viel zu lehren weiß, sind „selig", das „Himmelreich ist ihrer". Diese Haltung kann sich denn auch als ständiger mächtiger Entwicklungsschub erweisen, mehr als jede andere, vom Menschen für „klug" gehaltene Einstellung.

„Die da Leid tragen" müssen nicht immer nur ihr eigenes Schicksal tragen, – und so ihren Teil am Zustand des Ganzen aufarbeiten, statt über alles leichtfertig hinwegzugehen –. Einige tragen auch Schweres von Anderen mit, und vom ganzen Geflecht von Personen, in dem sie leben, und letztendlich das Schicksal von Völkern und der Menschheit. Statt Staatsmänner sind das heute oft die Menschen in Basisbewegungen, und wer gibt ihnen die nötige Teilnahme, wer betet für sie, anstatt nur immer für die Mächtigen, Berühmten, und wirtschaftlich Großen ?

Die „Sanftmütigen" sind am deutlichsten die freiwillig Sanftmütigen (also nicht einfach Ängstliche). Sie „werden das Erdreich besitzen" und nur unter ihrer liebevollen Hand kann es erhalten bleiben und sich entwickeln.

„Die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit": – nicht Neid, sondern faire Suche nach Gerechtigkeit für sich und für Andere öffnet den Menschen nach „oben", früher oder später nicht ohne Antwort, wenn auch nicht immer so wie vorgestellt. „Die Barmherzigen" tragen freiwillig sehr deutlich ihre Mitgeschwister und Mitgeschöpfe nach oben, und werden so auch von Gott getragen.

„Die reinen Herzens sind" und die so ihre geistigen Brillen bzw. Vorurteile erkannt und abgelegt haben, "werden Gott schauen". Das ist die umfassendere Bedeutung des Wortes „Richtet nicht". Der "Kopf" wird so auch offener für die Regungen des "Herzens".

„Die Friedfertigen", auch "die Frieden stiften", im Sinne des Friedensgebets des Franz von Assisi, lassen ebenfalls auch Andere erkennen, dass hier eine andere Kraft am Werke sein muss, als jene Kräfte, die sonst das Leben bestimmen. So „werden sie Söhne (und Töchter) Gottes genannt werden".

„Die um der Gerechtigkeit (/Rechtschaffenheit) willen verfolgt werden" und die „um meinetwillen", d.h. wegen Jesus verleumdet oder verfolgt werden, werden auch selig gepriesen, und so war auch vielfach deren innerer Zustand, während ihr äußeres Wesen litt. Das heißt nicht, dass Leiden ein selbständiges Ziel wäre.

Ihre Rolle als „Salz der Erde" und als „Licht der Erde" sollen die Angesprochenen auch ausüben. Ausgerechnet in diesem Kapitel bezieht sich Jesus auch auf die „Gesetze" und Propheten des Alten Bundes. Er greift das vor seiner Zeit richtig Gewesene vielfach auf, macht es jedoch in neuer Art für eine neue Zeit fruchtbar, wo nicht mehr die Gesetze selbst, sondern deren Quelle im Vordergrund stehen könnte, und wo jeder Mensch die inneren Lebensgrundsätze neu erschaffen kann.

Wer nach dem „Reich Gottes trachtet", dem wird alles andere „zufallen". Auch hier ist sichtbar, dass die Ebene des Verstandesdenkens zwar nicht zerstört, aber geöffnet werden soll, damit auch das aufgenommen werden kann, was jener höheren, spirituellen Logik entspringt. Jedoch ist nicht davon die Rede, dass die irdischen Sachzwänge einfach zugunsten eines Schwelgens in gesonderten spirituellen Bewusstseinszuständen verlassen werden sollen. Höhere Einsichten sollen vielmehr total mit dem irdischen Bewusstsein und Leben konfrontiert werden, bis die Welt verwandelt ist. Die Klarheit bleibt erhalten, oder entsteht erst, wo der Mensch in Bezug auf bestimmte Fragen in der Skala von Unwissenheit über Spekulation, Vermutung, Theorie, Überzeugung bis zum Wissen steht, und das ist eine wichtige Entwicklungsgrundlage. Das ist also ein Unterschied z.B. zu jenem reinen Glückseligkeitsstreben, wie es in einigen alten spirituellen Richtungen zu finden ist.

Dieses Höhere Denken in der Bergpredigt (s.a. nächstes Kapitel) ist schon von seinem Inhalt her in erster Linie an Menschen gerichtet, die es nicht nur zur Neuordnung ihrer individuellen Geistestätigkeit verwenden wollen. Der Weg richtet sich zunächst an das individuelle Leben, wo dann nach einem Partner oder nach „Nächsten" gesucht werden kann, wie das im Kapitel „Taufe" und „die Stille in der Wüste" beschrieben wurde. Dann wird auf die Ebene insbesondere auch männlich-weiblicher Beziehungen aufgebaut und gleich wieder der Fühler in Richtung zusätzlicher seelischer Wechselwirkungen zwischen mehreren Menschen ausgestreckt. Das wurde in den Kapiteln „Hochzeit in Kana" und „...Liebe", sowie "Der heilige Eifer" beschrieben. Hier bei der Bergpredigt wird wiederum auf diese seelische und ethische Ebene gebaut, und diese wird gleich wieder für die umfassendere geistige Zielrichtung geöffnet, die aus den Beziehungen der Menschen eine Gemeinschaft bilden könnte. Auch dieses Bewusstsein mündet in eine Phase der "Neugeburt". Das entspricht urbildhaft dem Verhältnis von Klang zu Intervall zu Dreiklängen zu Tonleitern - zur Ganzheit.

In der Theologie wurde die Anknüpfung der Predigt an alttestamentarische Aussagen ausgewertet: Z.B. Psalm 1 und Jer.17:7f. Nach 4.Mose 12:3 in Verbindung mit Mt.11:20 wurde Jesus als der Neue Mose gesehen. Aufgrund der Prophetie in Sach.9:9f. "...seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer" wurde die weltweite Bedeutung des verkündigten Reiches Gottes angesprochen. Es war nicht zu übersehen, dass er in seiner Bergpredigt mehrfach alttestamentarische Gesetze in etwas Neues umwandelt: "...ich aber sage euch...". D.h. er spricht nicht wie die schriftauslegenden Rabbiner, sondern aus dem Bewusstsein einer göttlichen Sendung heraus. Genau diese prophetische und messianische Eigenschaft war bei Jenen umstritten, die vom Alten Testament herkamen.

Auszüge aus der Bergpredigt, von Matthäus 5: Die Seligpreisungen und das Salz der Erde

1 Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.
2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Selig sind, die geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.
12 Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

(Hier in Mt 5:1-16 spricht Jesus zu denen, die willends sind, das übliche, egoistische Denken zu verlassen- ebenso dessen Verwicklung in die Gegnerschaften zwischen den Menschen - 5:8.) 

In den anschließenden Versen Mt 5:22-28 betonte Jesus, dass nun neben den Taten auch die Worte, Gefühle und Gedanken wichtig sind. (Aber in 5:28 ist das Thema die -möglicherweise verheiratete- Frau und die Gier nach ihr, und nicht jede Art von Interesse an einer Frau oder einem Mann.)

In den Versen Mt 5:34 geht es um den Unsinn des Schwörens und in Mt. 5:38-48 um das Verlassen der Spirale von Gewalt und Gegengewalt - was nicht bedeutet, dass das Übel in Ordnung sei. Es ist ein Weg, stärker zu sein, vom Blickwinkel des Geistes gesehen.

In Mt. 6:4 betonte Jesus den Vorrang der Seele und des Seins in der Gegenwart.

Mt. 7:1-2 rät, Vorurteile beiseite zu legen. Dies ist eine Voraussetzung, die Wahrheit des (Heiligen) Geistes zu finden.

Mt 7:13  spricht von dem schmalen Weg, der zu Gott führt, und dem breiten Weg, den Viele gehen und der in den Abgrund führt. 
Mt 7:15-16 bespricht die Unterscheidung der Propheten anhand ihrer "Früchte".
Mt 7:21 betont, dass nicht zählt, wer viel von Gott redet, sondern ob Gottes Wille getan wird.
Mt. 7:24-27 verdeutlicht die Unvergänglichkeit der Lehren Jesu.

Das Vaterunser (siehe Matthäus 6:9-13)

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

Unser tägliches Brot gib uns heute;

und vergib uns unsere Schuld,

wie wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung *,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

( Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen)

*) Genauer wäre die Übersetzung: "Führe uns, dass wir nicht in Versuchung fallen". Gott ist nicht der Versucher. Aber er ist der Höchste, der über Allem steht, über dem Guten und dem Bösen, und daher auch angerufen werden kann, damit eine Versuchung nicht zugelassen werden möge; oder damit jemand, der schon in einer Versuchung steht, in derselben innerlich richtig geführt wird.
Einige weitere Stellen aus dem Neuen Testament zum Thema Gebet: Matth. 18,19-20 - vom gemeinsamen Beten mit Christus "mitten unter ihnen" / "mitten in ihnen". Joh. 4,23-24 - vom Beten "im Geist und in der Wahrheit" . Joh. 15,16 - vom Beten "In meinem Namen zum Vater", d.h. in Verbindung mit Christus; Joh. 17 - das Gebet von Christus selbst für die Jünger. Im Haupttext von "Christuswege" finden sich Anmerkungen zum Gebet u.a. in den Kapiteln "Die Taufe...", "Die Stille in der Wüste", "Die Bergpredigt", "Die Frage der Wundertaten", "Das erste Pfingstereignis", "Die Johannesoffenbarung": "Die 7 Zornesschalen...".
Gebet ist wirksam - wenn das Gewollte ethisch ist; dennoch ist es der höheren Weisheit Gottes überlassen, was äußerlich erfüllt wird und wie es erfüllt wird (Gnade).

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Die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor (Matth.17).

Viele Taten Jesu, vom Gespräch mit Nikodemus - Joh.3 - über die Bergpredigt bis zur Heilung des Blindgeborenen und der Speisung der 5000 auf dem Berg bilden in ihrer Symbolik das äußere Umfeld dessen, was dann in der „Verklärung" innerlich zum Ausdruck kommt. Diese Verklärung hat eine Verwandtschaft mit dem östlichen Begriff der großen Erleuchtung. Der Geist wird erleuchtet. Allerdings bezieht sich das bei Jesus und auch bei dem Menschen, der in einem Nachvollzug dieser Möglichkeiten begriffen ist, auf eine engere Verbindung mit Gott, der hier nicht als das allgemeine Absolute, sondern auch als Wesen begriffen wird.

Bloßes „Positives Denken" könnte zwar, wenn es nicht-egoistisch und nicht-größenwahnsinnig und ohne technische Manipulationen praktiziert würde, das Denken in einen Zustand versetzen, der dem verwandter wäre, was von Gott kommen kann; es könnte also dafür öffnen. Die Literatur dieser Richtung lässt jedoch großenteils solche Sorgfalt vermissen, und so kann das oft auch in Selbstbetrug enden.

„Verklärung" ist das jedenfalls noch nicht. Bei ihr wird nicht einfach der allen Menschen eigenen wirren Vielfalt geistiger „Programme" ein Zuschuss positiver Programme eingefügt, so dass insgesamt ein Überschuss an positiven Programmen entsteht – eine durchaus mögliche Übung –. Sondern es wird alles durch ein Hinschauen-Können auf die geistigen Ursprünge entwirrt, von Verzerrungen und irreführenden Gewichtsetzungen befreit. Eine höhere göttliche Ordnung in Allem wird sichtbar. Wird beobachtet, wie die Reifung des Menschen auch in dieser Richtung verlaufen kann, stellt sie sich als eine Vertiefung der psychischen Reinigungsprozesse dar, wie sie im Kapitel „Der heilige Eifer" angesprochen sind. Aus einer grundlegenderen Schicht der Erkenntnisse heraus wird alles durchlichtet. Erkenntnisse sind nicht Denken, sie können mit oder ohne Denken auftauchen, sind nicht erzwingbar, und sie befreien. Die Gedankenwelt braucht hier nicht mehr verdrängt zu werden, wie einige andere Wege versuchten.

Das Denken wird von instinktartigen Reaktionsmustern befreit, und das kontrollierbare analytische und synthetische Denken wird leichter zum Werkzeug des darüber stehenden Vernunft- Bewusstseins. Die Differenzierung im Denken schreitet fort - ohne dabei unentschiedener ("lau") zu werden. Hier wird dann auch z.B. verstanden, was genau unter welchen Umständen angebracht ist.

Bei Christus selbst kann davon ausgegangen werden, dass er nicht all jene Trübungen beseitigen musste, die den normalen Menschen von dieser Ebene trennten. Dennoch gab es auch für ihn eine immer größere Klarheit. Später bat er im sogenannten Hohepriesterlichen Gebet um jene Klarheit, die er bei Gott vor der Schöpfung hatte.

Einige Theologen deuten die Verklärung und das Christusbekenntnis des Petrus auf dem Hintergrund des gleichzeitigen jüdischen Versöhnungstages bzw. des folgenden Laubhüttenfestes. (Am Versöhnungstag sprach der Priester das einzige Mal im Jahr den Gottesnamen im Allerheiligsten des Tempels aus.) Andere sahen eine Anknüpfung an den Aufstieg des Mose auf den Berg Sinai (2. Mose 24:16).

Dazu ein Auszug aus dem Matthäus-Evangelium Kapitel 17, 1-13:  Die Verklärung Jesu

 1 Nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder mit sich, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; diese redeten mit ihm. 4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. 10 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elia kommen? 11 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll freilich kommen und alles zurechtbringen. 12 Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. 13 Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

Frage:
Kann ich meine Gedanken mit Hilfe von Gott im Sinne der Vernunft neu ordnen ?

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Die Frage nach den „Wundertaten".

Jesus handelte nicht, um die Sensationsgier vieler Menschen zu befriedigen, und schon gar nicht um Menschen durch äußere Geschehnisse zum Glauben zu zwingen. Sein ganzer Weg ist durchzogen von der inneren Klarheit, was er jeweils zu tun hatte - also nicht „wegen diesem oder jenem Umstand, um diesen oder jenen Effekt zu erzielen". Heilungen waren oft „Zeichen", Handlungen im Kleinen, die für Größeres, Grundsätzlicheres standen. Bei der Heilung des Blindgeborenen am Sabbat antwortete Jesus, dass der Grund nicht Sünden seien, „sondern dass die Werke Gottes an ihm offenbar werden sollen". Vgl. Joh. 5, 6-9; Joh. 6; Joh. 9, 3 u.a.

Zugleich ist hier sicherlich eine Erschütterung veralteter Denkmuster und ein Nachsinnen über die tiefere Bedeutung solcher Taten eine erwünschte Nebenwirkung. Dass es Menschen gibt, die hierzu die Möglichkeit des äußeren Beobachtens, Zählens, Messens, Wägens bedürfen, anerkennt Jesus im Fall des Thomas, der als „Naturwissenschaftlertypus" unter den Jüngern betrachtet werden kann. Als er ausführlich Gelegenheit bekam, äußerlich zu prüfen, ob wirklich der auferstandene Jesus Christus vor ihm stand, sagt Jesus: „sei nicht ungläubig, sondern gläubig" - Joh. 20, 19-29. D.h. die nun gemachte neue Erfahrung soll Thomas durch ehrliches und tiefgehendes Nachsinnen so umsetzen, dass die Wurzel seines Zweifels verschwindet, ihm etwas „einleuchtet". Dass Jesus dies hinterher überhaupt noch sagen muss, bedeutet auch, dass Thomas kein Skeptiker war, der nun durch die äußere Realität „erschlagen" und „zum Glauben gezwungen" worden wäre, womöglich aus Furcht vor Strafe, sondern dass Thomas auch danach seine Fähigkeit, von innen heraus zu neuen Überzeugungen zu gelangen oder nicht, behalten hatte. Trotzdem sollte er lernen, dass es noch andere Möglichkeiten des Sich- Überzeugens gibt, als das äußere Betrachten.

Jesus wusste, was Thomas angemessen war. Er wollte niemanden zwingen, was den Charakter eines Gerichts gehabt hätte, und es kann auch keine Absicht gefunden werden, irgendjemanden, der für eine Entscheidung nicht reif war, zu einer Ablehnung zu provozieren.

Auch das „Thomasevangelium" ist es wert, gelesen zu werden, eine apokryphe, präzise Sammlung von Aussprüchen Jesu, egal ob sie von Thomas selbst geschrieben wurde oder nicht. Dieser Text war auch von spirituellen Christen in Ägypten und anderswo anerkannt.

Dementsprechend sind die „Wundertaten" Jesu auch nicht der Schwerpunkt seiner Tätigkeit gewesen. Oft tat er sie auch nur, um zu helfen, nachdem er gebeten wurde, ohne dass Menschenmengen versammelt gewesen wären, und er „bedrohte" Menschen, nichts zu erzählen.

Wenn heute allerdings Theologen/innen u.a. aus der Schule der „Entmythologisierungstheologie" Bultmanns immer noch davon ausgehen, sie könnten diese Wundertaten überhaupt wegerklären, bzw. als symbolische Beschreibung erklären, dann muss ihnen bescheinigt werden, dass sie sich an das mechanistische Welt- und Menschenbild des 19. Jahrhunderts anpassen, und dass sie neuere wissenschaftliche Strömungen einfach nicht zur Kenntnis genommen haben. Denn diese neueren Richtungen in der Quantenphysik, in der Biologie und Biophysik, der naturmedizinischen und parapsychologischen Forschung, der Astrophysik, usw. sind längst so weit, dass zumindest Anschauungshilfen darin gefunden werden können, die die „Unvorstellbarkeit" der biblischen Geschehnisse wegräumen. Das muss keine Suche nach einem „Gottesbeweis" darstellen, für den andere Ebenen als die naturwissenschaftliche zuständig wären.

Nur das bleibt richtig an dieser theologischen Richtung, dass sie eine wissenschaftliche Objektivierbarkeit nicht als Voraussetzung des Glaubens für nötig hält.

Die Zeit der Einseitigkeiten der alten Aufklärung ist vorbei. Es ist auch für wissenschaftliche Geister möglich geworden zu glauben, ohne schizophren zu werden. In einer Zeit, wo die Menschen die aus der Parapsychologie bekannten Tatsachen, wie die Fähigkeiten Einzelner, Löffel aus einiger Entfernung zu verbiegen, ohne weiteres glauben – trotz soundsoviel Betrug bleibt genug Unbezweifelbares übrig –, wäre es einfach absurd, dem größeren Jesus Christus solche Möglichkeiten abzusprechen. Jesus handelte aus einem anderen Geist heraus, als aus dem Spaß am Löffelverbiegen, aber heute liegt es aus den verschiedensten Erfahrungen heraus nahe, dass Jesus tatsächlich alle Naturkräfte durchdringen konnte - und dass es gerade für heute auch durchaus wichtig ist, diesem Phänomen ins Auge zu sehen; für unser heutiges Menschenbild, für eine ganzheitliche, bzw. christliche Heilung usw. Eine solche spirituelle Sicht Jesu ist kein Gegensatz zur Wahrnehmung des „Menschensohnes" Jesus, der den Einzelnen und ihren sozialen Bezügen bzw. der Gemeinde ein äußeres Beispiel geben wollte. Vielfach führt erst die Annahme eines solchen Scheingegensatzes zur Ablehnung der „Wundertaten", weil die Betreffenden dann gutwillig meinen, falsche Tendenzen abwehren zu müssen, die von einem menschlichen und sozialkritischen Christentum wegführen. In Wirklichkeit dürfte erst beides zusammengenommen ein annäherndes Bild der wirklichen Radikalität Jesu ergeben, und seiner Verbundenheit mit dem Willen und daher auch der Kraft des Schöpfers.

Nun können wir bei den Heilungen durch Jesus noch einen weiteren Gesichtspunkt studieren. Er verweist nicht nur, wie manche Heiler der Gegenwart, auf „kosmische Energie", die sie durch sich hindurchfließen spüren, sondern er verweist auf den Glauben, den Glauben an eine Heilungsmöglichkeit durch ihn, letztlich durch Gott über die äußerlich anschaubare Person Jesu. Die Energie ist hier nicht wesenlose Kraft; sie ist zugleich eine Wirkung des Wesens Christi. Z.B. im östlichen Yoga wird vielfach die Energie isoliert betrachtet. Auch heute gibt es Heilungen, die im ursprünglichen Sinn mit Gebet zustande kommen - und mit Bezug auf das mit Christus verbundene Innerste des Menschen -, die die Heilung und das Vollkommener werden des Menschen wollen, der dann auch laut Christus „Größeres tun" könne als er (Joh. 14,12-13).

Die spirituelle Heilung selbst und der damit verbundene seelisch-geistige Fortschritt bleiben allerdings eine nicht erzwingbare Gnade, so viel der Mensch auch zur Vorbereitung darauf tun kann.

Zu den "Gaben des Heiligen Geistes", wie der Heilungsgabe, dem "Zungenreden", und prophetischen Gaben s.a. 1. Kor. 12, 27-31; Apostelgeschichte 2, 17-20; und das Kapitel "Pfingsten" in dieser Schrift.

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Die Auferweckung des Lazarus.

Bis hierher sind alle menschlichen Wesensschichten, mit denen sich jahrtausendelang alte Mysterienschulen abmühten, von Christus neu aufgearbeitet worden. So kann das „Überbewusste" innere Selbst des Menschen im Ergreifen des körperlichen Lebens, des Seelischen, und des Mentalen in Erscheinung treten. Dabei wird die Fähigkeit entfaltet, auf der anderen Seite immer tiefere und ältere Schichten des Unterbewussten bewusst zu klären, zu integrieren, und zu erweitern.

Vom Geistig-Seelischen bis herab zu den Kräften des körperlichen Lebenswillens ging z.B. in den altägyptischen Mysterien der Weg.

Bei der Auferweckung des Lazarus - Joh. 10.39 - 11* - deutet sich eine weitere Vertiefung an. Zunächst ähneln manche scheinbar nebensächliche Einzelheiten auffallend jenem besagten ägyptischen Wissen. Dieses enthielt eine Erfahrung, wo der Mensch drei Tage in einem Zustand verbrachte, den die moderne Parapsychologie als „Out-Of-Body-Experience" kennt, also als außerkörperliche Erfahrung, wie im Flugtraum, nur bewusst. Der Körper lag scheintot da. Der Mensch hatte danach die innere Gewissheit, dass er als seelisch-geistiges Wesen nach dem Tod weiterexistieren würde. Es musste darauf geachtet werden vom „Hierophanten", dass der Proband spätestens nach 3 Tagen wieder im irdischen Bewusstsein erwachte, sonst wäre ein Erwachen nicht mehr möglich gewesen, und die Körpersubstanz hätte zu verwesen begonnen. Genau das wird uns jedoch von Lazarus berichtet, nach vier Tagen „stank er schon". Tiefer, bis in die physische Substanz hinein musste so jene Kraft wirken, die ihn wieder „zurückholte". Durch das biblische Geschehen zieht sich eine Tendenz, zu demonstrieren, dass eine christliche liebevolle Geistesart auch und sogar besonders im Materiellen und in der äußeren Tat erkennbar ist; eine Tendenz, die erst in unserer Zeit wieder aktuell ergriffen werden kann, nachdem die Mystik früherer Jahrhunderte z.B. erst einmal die geistig-seelischen Schichten klärend durchdrang.

Eher von derartigen Erfahrungen, sich außerhalb des physischen Körpers zu empfinden, dürften die Lehren aller Religionen über das Weiterleben nach dem Tod herrühren, als von philosophischen Spekulationen, die dem Bewusstseinszustand der Menschen der Vor-, Früh- und antiken Geschichte nicht besonders entsprachen. Eine angemessenere Darstellung findet sich bei Jean Gebser „,Ursprung und Gegenwart". Er unterscheidet eine archaische, eine magische und eine mythische Bewusstseinsstufe vor der des abstrakten Denkens und einem integralen Bewusstsein. Ob die Brüche zwischen diesen Stufen sein mussten, ist eine andere Frage; jedenfalls können sie heute aufgearbeitet werden. Auch R. Steiner betont die Unvergleichlichkeit älterer Bewusstseinsarten. Lediglich Anklänge daran lassen sich in den verschiedenen Altersstufen der heute aufwachsenden Einzelnen finden.

Der Vergleich mit antiken Einweihungsriten soll im Übrigen nicht besagen, die Auferweckung des Lazarus sei eine zwischen allen Beteiligten äußerlich vereinbarte rituelle Handlung wie in Ägypten gewesen. Jesus löste vielfach seine Handlungen im Leben von kultischen Vorschriften zeitlicher - z.B. Sabbat, räumlicher - z.B. Tempel -, oder situationsbezogener Art. Erst aus dieser Freiheit heraus nutzte er solche Umstände hin und wieder dennoch positiv, z.B. Pessach-Feste, Tempel.... Darin kann er heute Vorbild für den Umgang mit manchen Trends sein, z.B. die Ansichten betreffend astrologischer Gesichtspunkte, „Kraftplätze", Gebräuche. (Siehe auch Bücher von Marko Pogacnik : "Wege der Erdheilung", "Erdsysteme und Christuskraft", ...)

Im Zusammenhang der Auferweckung des Lazarus wird auch Jesus und sein sich bildender Umkreis als Ganzes nach außen hin stärker sichtbar. Darin zeigt sich ein erweitertes Bewusstsein von Jesus, dass auch den Jüngerkreis umfasst, und auf diese Weise jetzt auch die größere soziale Umwelt befruchtet. Eine verwandte Erweiterung des Bewusstseins kann sich auch heute für Menschen in der Nachfolge Jesu ergeben, wenn sie ihre Gruppenaktivitäten nach außen ausstrahlen.

Es folgt nun der Weg der Passion. Der Hohepriester stellt in seinen Worten eine Beziehung her zwischen dem, was mit Jesus geschehen soll und dem Schicksal des Volkes (Joh. 11). In seiner prophetischen Sicht nimmt er richtig wahr, dass Christus für alle sterben wird. Aber er interpretiert falsch, dass Jesus dem Volk Schaden zufüge, wenn er am Leben bliebe. Das erfordert ein Bewusstsein, das über das Denken hinaus Prozesse und Zusammenhänge gleichzeitig auffassen kann, was als Fähigkeit meist erst erworben werden muss. Es ist nicht mit instinktiv auftauchenden Bildern identisch. Tiefste Ursachen können aufgedeckt, aufgelöst, und geschaffen werden. Keine negativen oder anderen Gedanken werden mehr halbbewusst abgelagert, sie können sich nicht mehr zu bis in tiefere, auch körperliche Schichten wirkenden Problemstrukturen zusammenballen. Auch rückwirkend wird diese Problematik langsam gelöst, wenn der Mensch auch diesen Gesetzen nachspürt. Der Weg in eine freie, schöpferische Zukunft wird frei.

Dazu ein Auszug aus dem Johannesevangelium 11: Die Auferweckung des Lazarus

... 39 Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Martha, die Schwester des Verstorbenen spricht zu ihm: Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen. 40 Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen auf und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. 42 Ich weiß, dass du mich allezeit hörst; aber um des Volkes willen, das umher steht, sage ich's, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. 43 Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen!...

Kirchenvater Clemens von Alexandrien war noch im Besitz einer erweiterten, "geheimen" Fassung des Markusevangeliums. Diese war nach seinen Worten "ein spirituelleres Evangelium für den Gebrauch derer, die in der Vervollkommnung standen", deren "Erkenntnisfortschritt" dienend. Hier waren Stellen aus den Aufzeichnungen des Markus und des Petrus, wie die Auferweckung des Lazarus enthalten, während sie in den Evangelien für den allgemeinen Gebrauch weggelassen wurden. Nur Johannes bzw. seine Schüler nahmen solche Geschehnisse offen in ein Evangelium auf. Clemens bezeichnet Christus als "Mystagoge" bzw. "Hierophanten", d.h. als denjenigen, der - im Unterschied zu den alten "Mysterienkulten" - in die neuen Mysterien (Geheimnisse des Glaubens) einführte bzw. einweihte. (Vgl. Prof. Morton Smith, "The Secret Gospel...", welcher allerdings auch zweifelhafte Schlussfolgerungen zog).

 Frage:
Kann ich erahnen, dass Gott Leben und Tod, wie auch Tagesbewusstsein und Schlaf überbrücken hilft? 

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„Die Schafe".

Einige Zeit vor der Fußwaschung werden die mit Christus Verbundenen als „Schafe" angesprochen - Joh. 10, 11-18, wie auch Christus selbst an anderer Stelle als „Lamm" angesprochen wird. Es wird hier die vorhandene bzw. wieder erarbeitete Offenheit der Jünger – speziell für das, was von Christus ausgeht – betont, wie auch die ebensolche Beziehung zwischen Christus und Gott. Obwohl er nun schon sehr gereift sein mag, kann sich der Mensch nun auf einer Ebene erneut als unbeschriebenes Blatt fühlen, wie ein Kind. Wirklicher Fortschritt führt – auch wenn immer wieder Stolz aufgearbeitet werden muss – eher zur Bescheidenheit; die Einsicht, dass alle Menschen eine zwar bedeutende, aber letztlich kleine Rolle gegenüber Gott haben, wächst. Auch von „Demut" kann hier gesprochen werden; aber in einem freien und geistlichen Sinn, und nicht im Sinne übertriebener Selbstabwertung und kriecherischen Verhaltens gegenüber irdischen Autoritäten, welches Missverständnis oft produziert wurde. Nicht zufällig sagt Christus im selben Kapitel „Ich bin die Tür". Wer sein Wesen bzw. sein Herz öffnet für Christus, für den ist auch er offen wie eine Tür, die zu Gott führt, eine Voraussetzung für alles Weitere.

"Schafe" werden auch "Böcken" gegenübergestellt (z.B. Mt. 25:32-33).

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Christus und die „Fußwaschung", und die Salbung durch Maria von Bethanien.

Der Rest der Evangelienberichte weist immer mehr symbolische Geschehnisse auf, wo eingehendere begleitende Lehren fehlen. Spätestens hier können wir die zurechtgebogenen kommerziellen „Alles-über-Jesus-Enthüllungsstories", an deren Ende wir immer noch nichts wissen, getrost beiseite legen. Zwar können auch hier manche äußere Kenntnisse hilfreich sein, aber Entscheidendes kann hier überhaupt nur noch meditative Betrachtung erschließen. Dies kann allerdings für Andere nur Anregung für eigene Erkenntnisbemühungen sein, und kein Pfarrer oder Historiker kann uns diese abnehmen.

Die Fußwaschung wird im Bibeltext - Joh. 13, 1-20 - als Reinigung umschrieben. Da solche „esoterischen" Stellen später sowieso kaum noch verstanden wurden, wurden sie wenigstens unzensiert stehen gelassen. Der Betreffende ist „ganz rein", es geht also nicht um die Füße, sondern um deren symbolische Bedeutung im gesamten Menschen. In den verschiedensten Kulturen war jenes Denken in Entsprechungen verbreitet: Die gleichen Funktionen lassen sich finden im menschlichen Organismus, also dem Mikro- oder Mesokosmos, und in der äußeren Natur, also dem Makrokosmos. Die Füße sind dem Irdischen zugewandt, ihre Bewegung folgt dem Willen. Ob der Mensch äußerlich den einen oder anderen Weg „geht", erfordert eine Willensentscheidung. Eine Reinigung dieses Willens und dessen widersprüchlicher Kapriolen zeigt sich als Inhalt der Fußwaschung. Vgl. auch, dass Jesus in Matth. 25, 31ff. der Guten Tat einen höheren Wert beimisst als christlichen Lippenbekenntnissen.

Allerdings stellt diese Handlung, wie alle nachfolgenden Geschehnisse, keine bloße Wiederholung der bereits in den Jahren zuvor gegebenen Impulse zur Reinigung der verschiedenen Wesensbereiche des Menschen dar. Alles steht unter dem neuen Vorzeichen, dass Jesus innerlich weiß, dass „seine Zeit gekommen war", und dass seine Jünger reif werden sollten, das „gewisse Etwas" eigenständig in größere Kreise weiterzutragen. Nicht mehr nur ihre persönlichen Qualitäten, hier ihr guter Wille, unter der Übersicht ihres inneren Ichs ist das Ziel wie bis zu diesem Punkt,. Sondern dieses höhere Ich - nun vereinigt mit der „Person", kann nun selbst immer stärker eins werden mit jenem „Christus, der in uns Gestalt angenommen hat"; wie ein „Selbst der Selbste". Es geht nun immer weniger um ein rein persönliches Schicksal.

Diese Erfahrung könnte zunächst so umschrieben werden, dass beim inneren Nachvollzug dieser Handlung sich eine derartige Reinheit ergeben kann, dass nun alles direkter aus der innersten Quelle selbst gesteuert werden kann durch die verschiedensten Wesensschichten hindurch. Jedoch ist es zunächst der Wille. Das Fühlen und Erkennen wird sich erst im weiteren Verlauf so vervollkommnen, dass der Mensch das Warum seiner Impulse direkt erklären kann. Auch Gott folgt in uns der Reihenfolge, wie sie auf tieferer Ebene das Aufwachsen eines Kindes zeigt. Das heißt nicht, dass dieser neue Abschnitt der Entwicklung z.B. "kopflos" abliefe. Die menschliche Entwicklung des ethischen Fühlens und der klaren Erkenntnis ist schon vorher stark angestoßen worden. Lediglich eine weitere Vervollkommnung derselben im Sinne Christi, wie sie nun der Willensbereich bereits erhält, steht hier noch aus.

Eine andere Erlebensart dieser schwer beschreibbaren Phasen könnte diese in Beziehung sehen zum Gewahrwerden der eigenen Bewusstheit, bzw. des Blicks, mit dem „Engel" bzw. das Höhere Selbst das Leben betrachten könnten. Das (engelsartige) Höhere Selbst kann sich jetzt stärker mit Christus vereint zeigen, und macht so auch eine Verwandlung durch. Engelserfahrungen sind heute in Teilen der neuen spirituellen Bewegungen gang und gäbe; während Christen trotz Bibel noch vielfach zweifeln, ob es so etwas überhaupt gibt, ganz zu schweigen von der Frage, was es mit dem „eigenen" bzw. „Schutzengel" des Volksmunds real auf sich haben könnte, und wie eine solche Verbindung aussehen könnte. Christus steht jedoch für das geformte, personale Wesen des Menschen, und für die Beibehaltung der Errungenschaften des Menschenlebens beim Sich- Öffnen für die unpersönlichen Kräftewelten der „Engel". Auch ist für Christus ein Mensch, der eine solche Erfahrung hat, noch lange nicht vollkommen. Erste Einblicke darin ließ er die Jünger schon in Joh.1 gewinnen. Manche spirituell Orientierte meinen, es gehe überhaupt nur um das Engelerlebnis, und danach könnten sie sich vom Irdischen zurückziehen. indessen setzt ein Forschen in diesen Bereichen viel an bereits erarbeiteter Stabilität voraus, wenn es nicht im Irrgarten der Illusionen enden soll. Weiter beginnt sicherlich mit dieser Phase die Möglichkeit einer umfassenden Durchdringung des Irdischen durch den Geist erst richtig. Als Anhaltspunkt sei hier erwähnt, dass z.B. R. Steiner als Geistesforscher der Evolution des Menschen auf der Erde noch lange Zeitalter zuschreibt, wie insoweit auch manch andere Richtung. Dass noch andere Praktiken, wie hypnotisch-spiritistische „Geisterbeschwörungen" gar nichts mit der hier gemeinten archetypischen Grunderfahrung der Engel zu tun haben, braucht hier wohl nicht weiter hervorgehoben zu werden. Es gibt jedoch inzwischen viele ernst zu nehmende Bemühungen von Menschen, in ihrem täglichen Leben mit Engeln in Kontakt zu sein.

Bei der Fußwaschung ist bisher kaum aufgefallen, dass jene Stelle - z.B. Joh.12 - dazu im inneren Zusammenhang steht, wo Maria von Bethanien Jesus symbolisch salbt, und seine Füße mit ihrem Haar trocknet. Steht sie einfach für sich als Mensch, oder steht sie hier auch für weibliche Aspekte Gottes, wie sie Maria, der Mutter Jesu, und Maria von Magdala – wahrscheinlich nicht identisch mit M. v. Bethanien – an anderen Stellen zugeschrieben werden könnten? Warum geht dies der bekannten Fußwaschung voraus? Für die – allerdings widersprüchlichen – Ansätze feministischer Erfahrungs-Theologie gibt es sicherlich auch noch ungehobene oder nur teilweise gehobene Schätze. Die "letzte Ölung" z.B. der katholischen Kirche kann auch als ein Nachklang dieses Geschehens aufgefasst werden.

Weiter ist bemerkenswert, dass die Fußwaschung keine einmalige Handlung durch Jesus persönlich darstellt, sondern dass auch die Jünger untereinander ermutigt werden, sich gegenseitig die Füße zu waschen; ähnlich wie das Abendmahl - zunächst - in die Hände der entstehenden Gemeinschaft gelegt wird, im Sinne eines Priestertums Aller. Der bei der Fußwaschung verfeinerte Wille bzw. Lebenswille wird über das eigene Wesen hinaus ausgeweitet auf den Umkreis, zunächst auf das Gegenüber, dem der/die Betreffende die Füße wäscht, dann auch auf die Mitverantwortung für Weitere und die Jünger insgesamt.

Fußwaschung kann auch als Dienst am Anderen verstanden werden. Nur mit dieser Fußwaschung haben sie „Teil an ihm", wie es Jesus nennt. Das unterstreicht die in vieler Hinsicht weitreichende Bedeutung dieses Schrittes. Besonders ist zunächst jener Bereich angesprochen, den junge Leute so benennen: er/sie „geht mit mir". Allerdings geht es bei der Fußwaschung nicht mehr darum, „eine Beziehung zu haben", sondern „in (einer lebendigen) Beziehung zu sein". Nur als „Schritt voran" ist die Fußwaschung verständlich. Auf die äußere Gestaltung einer derartigen Handlung kommt es weniger an. Im Sinne der alchemistischen Praxis, äußere Handlungen als Anschauungshilfe auch für innere Haltungen und Prozesse im Menschen zu nutzen, ist eine solche Handlung jedoch sinnvoll; aber eben nur mit der dazugehörenden inneren Haltung. Auch eine denkbare richtige Einstellung eines handelnden Pfarrers würde nicht genügen, es bedarf der Betroffenen selbst, denn um diese geht es. Das gilt auch für das Abendmahl – über die verschiedensten Aspekte desselben sind die Theologen zerstritten; sie mögen auf eine Art sogar jeweils recht haben, aber diesen Aspekt der bewussten Verwandlung der Betroffenen selbst, auf den es bei Licht betrachtet eigentlich ankommt, haben weder die katholischen noch die evangelischen Kirchen genügend gewürdigt.

Waren es bei einfacheren Lehren noch z.B. 5000 Menschen, und später 500 oder 70, die noch folgen konnten, so nahmen an der Fußwaschung zunächst nur die elf Jünger teil, die Vieles von Jesus gelernt hatten und so vorbereitet waren, dass sie die Gelegenheit ergreifen konnten. Judas konnte das hier eventuell noch nicht. Auch Jesus gibt nicht alle Lehren gleich für Alle, sondern schrittweise. Allerdings ist es möglich, dass Einzelne auch vorankommen, wenn ihre tiefere Betrachtung gleich bei diesen, auf die Kreuzigung zugehenden Geschehnissen ansetzt. Dies versuchten die christlichen Rosenkreuzer. Fußwaschung, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuzigung und Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt wurden von ihnen „christliche Einweihungen" genannt. In die Umsetzungstiefe einer neueren Zeit übertragen, ergaben sich daraus auch die Traumbilder der sieben Tage der „chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreutz", 1616 von dem lutherischen Theologen J.V. Andreae als Satire getarnt veröffentlicht.

Ein solcher Schritt ist sicherlich meist nicht beim ersten Erleben desselben im Äußeren, in der Meditation oder im Traum abgeschlossen. In viele Richtungen kann sich das Sein des Menschen mit all seinen Fähigkeiten erweitern, andere Schritte können folgen, sich mit einigen vorherigen überschneiden, aber in sich in gewisser Art abgerundet sein werden neue Qualitäten erst, nachdem das Vorhergehende, worauf sie aufbauen, abgerundet ist.

Nach der Salbung in Bethanien folgt in Joh. 12 der Einzug Jesu in Jerusalem als Messias. Nach der Fußwaschung werden z.B. in Joh. 13-17 die Ankündigung des Verrats durch Judas Ischariot, die Abschiedsreden, und das hohepriesterliche Gebet Jesu überliefert.

Theologen haben in der Fußwaschung öfter eine zeichenhafte Handlung gesehen, die auf die nahende Kreuzigung hinweist; oder ein Beispiel des Dienens mit der reinigenden Liebe Gottes. Es war aber auch als eine direkt wirkende Tat angekündigt.

Hierzu Auszüge aus Johannesvangelium 13,3-15:  Die Fußwaschung.

3 Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte, und dass er von Gott gekommen war und dahin zurückkehrte, 4 stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. 5 Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen, und sie mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du. Herr, willst mir die Füße waschen? 7 Jesus antwortete ihm, "Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; doch später wirst du es begreifen". 8 Petrus entgegnete ihm "Niemals sollst du mir die Füße waschen". Jesus erwiderte ihm: "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir". 9 Da sagte Petrus zu ihm "Herr, dann nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt". 10 Jesus sagte zu ihm: "Wer vom Bad kommt, ist ganz rein, und braucht sich nur noch die Füße waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle". 11 Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er, 'ihr seid nicht alle rein'.
(...)14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. (...)

 Als äußere rituelle Praxis ist die Fußwaschung nur noch selten zu finden, etwa bei Adventisten vor dem Abendmahl. Der äußere Vorgang ist jedoch weniger bedeutsam als die innere Einstellung, die selten verstanden wird.

 Frage:
Möchte ich Gott darum bitten* - falls nicht schon geschehen - dass der gute Wille im Verhältnis zu meinem Gegenüber in mein Fleisch und Blut übergeht - auch wenn dies anstrengend ist ?
* Später - statt bitten (beten) - glauben, d.h. davon überzeugt sein. Noch später Gottes Wirken ( Gnade) erfahren.

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Das Abendmahl; der Einzug als Messias, die Gefangennahme und die Geißelung.

Jesus war, als verheißener Messias gefeiert, in Jerusalem eingezogen - Joh. 12, 12-19. Die verhärteten Priesterkasten verstanden es, gezielt auf die „psychischen Knöpfe" der Menschen zu drücken, und so die Stimmung der Masse z.T. ins Negative zu drehen. Individuen, die in sich Negatives und Gleichgültigkeit beachten und einer Wandlung zuführen, könnten erst jene Stabilität und Gottverbundenheit bekommen, mit der sie nicht mehr so manipulierbar wären durch Massensuggestion – und durch äußere negative Kräfte, deren Realität verschiedentlich auch in Erscheinungen des 20. Jahrhunderts zu belegen versucht wurde.

Bei der Gefangennahme in Joh. 18 – es wirft die Soldaten zuerst sprichwörtlich um – zeigt Christus, dass er nicht unter ihrer Kontrolle steht. Dennoch lässt er danach willig alles mit sich geschehen.

Die „Geißelung" Jesu - Joh. 19, 1 - trifft seinen Rücken. Der mittlere Bereich des Menschen, sein Fühlen, seine Leidensüberwindungskraft im Emotionalen sind Qualitäten, die beim meditativen Nachvollzug auftauchen können, und nicht etwa passiv verzagtes Leiden. Dennoch berichten alle christlichen Mystiker, die das freiwillig oder unfreiwillig im Innern nacherlebten, vom Schmerz. Christus flieht also auch nicht ängstlich vor diesem, was ihm sicher wie einem einfachen indischen Meister, durch "Pratjahara", also durch Zurückziehen der Sinne möglich gewesen wäre. Eher ist auch hier eine Ausweitung des Bewusstseins auf das Leiden Anderer zu ertasten.

Es sei hier angemerkt, dass es nicht die ganze Wahrheit war, wenn, wie erwähnt, die Geißelung Jesu zum Symbol einer bestimmten „Einweihungsstufe" gemacht wurde, also einer Entfaltungsstufe des heutigen Menschen auf dem Weg zu größerer Vollkommenheit. Der eigentliche Schritt wird von Jesus bereits beim auf die Salbung in Bethanien folgenden Abendmahl ins Leben gesetzt (Matthäus 26, 26-29).  Dieses Abendmahl ist das bessere Symbol für das, was Jesus der leidenden Menschheit gibt. Das Brot steht vor allem für die Substanz (bzw. die Seele) Jesu Christi, des „Wortes". Der Wein steht für den Geist, der dies Wort lebendig macht für das altruistische Wirken. Die katholische Kirche betonte die Veränderung der Substanz des Brotes und Weines zum Fleisch und Blut Christi; die evangelischen Kirchen betonten die Feier des Gedenkens an Christus. Beide haben insoweit zwar recht - schon beim einfacheren "Weihwasser" haben wissenschaftliche Untersuchungen eine Veränderung des Winkels der Wassermoleküle gezeigt. Aber der eigentlich wichtige Punkt wäre die Veränderung im Teilnehmenden selbst, indem sich dieser konzentriert darauf einstellt, durch das verwandelt zu werden, was vom verwandelten und verwandelnden "Fleisch und Blut" Christus ausstrahlt. Dafür ist das Brot und Wein zugleich eine Anschauungshilfe. Einige versuchten sogar, sich rein geistig ohne Brot und Wein auf das verwandelte und verwandelnde "Fleisch und Blut Christi" einzustellen - und empfanden die Wirkung. Dies ist jedoch zumindest schwieriger. Wenn jemand ein gesegnetes Mahl praktizieren möchte, ohne den Anspruch eines kirchlichen "Sakramentes", würde dies eher "Agape-Mahl" - "Liebesmahl" genannt.
Die Geißelung kann als eine Art äußere, karikaturistische Antwort unwissender Mächte auf das, was eigentlich vor sich ging, verstanden werden, und muss daher nicht so sehr im Zentrum des Nacherlebens stehen. Dies gilt auch für die folgende Dornenkrönung. Die manchmal etwas einseitige Leidensbetonung in der alten christlichen Esoterik verhält sich zu solchen neueren Erkenntnissen etwa wie die ältere Darstellungsart Johannes des Täufers zur Art des Lehrens durch Jesus und seine Jünger. Der Mensch ist frei zu wählen, welchen dieser Wege er in erster Linie verfolgen will.

Theologisch wurde auch diskutiert, ob das Abendmahl eine eigene Form des jüdischen Passah- (Pascha-) Mahls darstellte, oder ob Jesus selbst als sich hier ankündigendes wirkliches "Opfer-Lamm" das alte Fest ablöste. Der Neue Bund Gottes mit den Menschen (das neue Testament) durch Jesus (Luk.22:20) wurde angeknüpft gesehen an 2.Mose 24:8; Jer.31:31-33; Jes.53:12. Im Brot wurde eher die Person Jesu gesehen, im Blut die vollständige heilende Hingabe. Andere haben die Ursprünglichkeit der Überlieferung (sog. Einsetzungsworte) angezweifelt - was angesichts deren Zugehörigkeit zu den frühesten Schriften nicht gerade naheliegt.

Dazu ein Zitat aus Matthäus 26,26-29 zum Abendmahl (Heilige Kommunion, Eucharistie):.

 Während des Mahls nahm Jesus das Brot, lobte Gott*, brach's, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, dankte**, und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für Viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch, von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinken werde im Reich meines Vaters.

* andere Übersetzungen: "dankte" oder "sprach den Lobpreis"; 
**andere Übersetzung: "sprach das Dankgebet"

 Frage:
Möchte ich - falls noch nicht Teil meiner Erfahrung - Gott um eine Fähigkeit zur liebevollen Zusammenarbeit mit Anderen bitten* - auch wenn dies
seelische Umstellungen erfordert ?

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Die Dornenkrönung und die Abschiedsreden.

Da die Geißelung eine bei den Römern gebräuchliche Mindest-Strafmaßnahme war, tritt hier die Deutung dieses Begriffs im Sinne vorchristlicher Mysterienkulte in den Hintergrund. Die Dornenkrönung - Joh. 19, 2-3, ein darauffolgender Begriff aus diesen Mysterien, ist hingegen nicht Bestandteil des normalen staatlich-römischen Repertoires.** Sicherlich ist es als Ironie erkennbar: Dornen statt Gold. Dennoch bleibt die Frage, wie es zustande kommt, dass die Soldaten so exakt an Mysterientraditionen anknüpfen, selbst wenn ihnen das in dem Augenblick nicht bewusst gewesen sein mag. Selbst wenn sie – viele römische Soldaten waren Anhänger solcher Kulte – sich der äußeren Ähnlichkeit bewusst gewesen wären, hätten sie allerdings Christus nicht auf die ihnen bekannte Erlebensart reduzieren können.

Während die goldene Krone Symbol äußerer Herrschaft gewesen wäre – nicht notwendigerweise negativ verstanden – , war die Dornenkrone bei Christus ein Symbol einer Art von Meisterschaft, die in der Welt nichts galt. Dabei stachen die Dornen in den Kopf. Auch hier ist nicht nur Schmerz zu suchen, sondern eine Kraft, alles gedankliche Verzagen zu überwinden, von dem Christus hier keine Anzeichen zeigt. Solche Anzeichen finden sich nur in dem Moment, bevor er sich endgültig entschieden hatte, den „Kelch" nicht an sich vorübergehen lassen zu wollen. Mit Geißelung und Dornenkrönung finden wir etwas angedeutet, was insofern die Fußwaschung fortsetzt; auch das Fühlen und die Erkenntnis – allen Widerständen trotzend – erscheinen eher „geheiligt".

Die angesprochene stetige Tendenz in dem Geschehen der Fußwaschung, Geißelung und Dornenkrönung, über sich selbst hinauszuwachsen, hat als Kraft auch einen Bezug zu neuen Bewegungen, wie Friedensbewegung, ökologische Bewegung, spirituelle Bestrebungen, die „die Erde heilen" wollen.*

Wie schon bei der „Geißelung" handelt es sich auch bei der „Dornenkrönung" um eine Reaktion, um einen Abklatsch dessen, was bereits vorher eigentlich vorgegangen war. Dieser eigentliche Punkt, wo vom Positiven her jene geistige Öffnung, über sich hinauszuwachsen zum Ausdruck kommt, liegt in den „Abschiedsreden" Jesu, z.B. Joh. 13,31 - 17: "... damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen."; und in den Begegnungen mit Pilatus, z.B. Joh. 19,5* (*"Seht, Der Mensch", was sich meditativ wie ein Erahnen des Jesus Christus als Urbild eines erlösten Menschen zeigen kann.) Nicht nur die Fußwaschung und das Abendmahl als Solches, auch die Worte Jesu waren zugleich Taten.

Es könnte diesen Erkenntnissen entsprechend sinnvoll sein, wo heute von „christlichen Einweihungen oder Entwicklungsschritten" die Rede ist, die positiven Grundlagen ausschlaggebender zu berücksichtigen.

**) Es kam allerdings in der Geschichte der Religionen eine Spottgestalt oder ein Spottkönig vor, auf dem stellvertretend der Volkszorn abgeladen wurde. Im Alten Testament gab es den Sündenbock, der für die Sünden des Volkes büßen sollte (3.Mose 16:15). In beiden Fällen wirkte das eher als symbolisches Ritual. Deshalb hat sich die traditionelle Theologie bemüht, darzustellen, dass erst Jesus ein wirklich wirksames Opfer für Alle bringen konnte. Manche kritische Theologen meinten aufgrund dieser Anklänge an alte Opferkulte, den Opfergedanken überhaupt in Frage stellen zu können. Das mag leichtfertig gewesen sein – aber wie oben dargestellt, ist in dem Geschehen noch mehr verborgen als der Gesichtspunkt des Sich-Aufopferns. Es geht auch um dessen Ziel.

Auszug aus Kapitel 16 des Johannesevangeliums.

12 Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. 13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. 15 Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.

Auszug aus dem Johannesevangelium, Kapitel 17.

Das "hohepriesterliche Gebet":
1 ... . Und er erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; 2 denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. 4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche* du mich bei dir mit der Herrlichkeit*, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast. 9 Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein. 10 Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht. 11 Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir. 12 Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde. 13 Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei. 14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. 15 Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. 16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. 17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. 18 Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. 19 Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.
20 Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, 21 damit sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. 22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, 23 dich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst. 24 Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war. 25 Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.

*) Das Wort "Verherrlichen" im Bibeltext ist hier nicht so sehr in dem menschlich-emotionalen Sinne gemeint, in dem es im heutigen Sprachgebrauch oft verwendet wird. Das altgriechische Wort doxa bedeutet auch den "Lichtglanz" himmlischer Wesen; den Übergang in einen Zustand, der Jesus sehr konkret vor Augen stand.

 

 Frage:
Möchte ich Gott  - wenn mir das noch nicht bewusst ist -  um einen weisen Umgang mit Gruppen bitten*, zu denen ich gehöre - auch wenn dies erfordert, hart an meinen alten Denkmustern zu arbeiten ?

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Kreuzigung und Grablegung.

Die Sichtweisen zu Kreuzigung und Tod Jesu sind noch unterschiedlicher, als zu anderen Stationen seines Werdegangs; das liegt einerseits am ihnen kirchlicherseits zugesprochenen Stellenwert, andererseits daran, dass die Ausleger alles in ihr jeweiliges weltanschauliches System einordnen wollten. Z.B. Johannes 19, 12-37.

So waren gnostizistische Bestrebungen am Rande des frühen Christentums zwar willens, sich mit Christus zu befassen. Auf ihrem altgriechischen Hintergrund konnten sie sich jedoch nicht vorstellen, dass ein derart großes Lichtwesen von einer Frau geboren und gestorben sein sollte. Also musste er wie ein Engel, bzw. wie es später manchen östlichen Meistern zugeschrieben wurde, sich lediglich durch einen Scheinleib sichtbar gemacht haben, der dann auch nicht sterblich war, sondern einfach wieder aufgelöst wurde. Da in ihrer Lehre die irdische Welt und Materie als für ewig böse galt, lag es ihnen auch fern, anzunehmen, dass ein solches Wesen alle Stationen des irdischen Lebens durchlaufen oder gar mit seinem Licht durchdringen sollte. Der Begriff „gnostizistisch" wird hier im Unterschied zu apostolischer Gnosis verwendet, welche Unterscheidung selbst der Sektenkritiker F. W. Haack gelten ließ. Jedoch gab es die verschiedensten Übergänge in derartigen Lehren, z. B. anerkennt das gnostische „Evangelium der Wahrheit", dass Jesus ans Kreuz genagelt wurde.

Menschen mit materielleren oder ablehnenderen Einstellungen verbreiteten nicht nur Legenden, Jesus sei ein unehelicher Sohn eines römischen Soldaten gewesen, was bei den damaligen Moralvorstellungen etwas maximal Abqualifizierendes war. Es wurde auch spekuliert, Jesus sei nicht gestorben, sondern gepflegt worden bzw. genesen. Bis heute gibt es gleichartige Versuche, z. B. das Grab eines möglicherweise alten Mannes namens Jesus in Kaschmir auf den biblischen Jesus zu beziehen. Auch mindestens noch eine weitere andere, noch nicht aufgefundene europäische Grabstätte Jesu taucht in moderner Literatur auf. Dazu muss gesagt werden, dass Jesus, oder auch Jehoschua, Jeschua, Jesat genannt, kein einmaliger Name war. Auch in Apokryphen (nicht in den biblischen „Kanon" aufgenommenen Schriften) tauchen mehrere andere Jesusse auf: Jesus Sirach, Jesus ben Pandira.

Teils im Zusammenhang mit solchen Thesen sind widersprüchliche Untersuchungsbefunde über das Turiner Grabtuch Jesu aufgetaucht. Einmal sollte das Tuch Pollen aus Zeit und Heimat Jesu enthalten, dann wieder stammte es „aus dem Mittelalter". Einmal konnte der Bildeindruck nur durch plötzliche hochenergetische Strahlung hervorgerufen worden sein, z. B. durch plötzliche Auflösung, ein andermal sollten Blutspuren darauf hindeuten, dass Jesus bei der Kreuzabnahme noch gelebt habe. Eine Würdigung des neueren Forschungsstandes spricht wiederum für eine Echtheit dieses Tuches, und eine ungewöhnliche Entstehungsursache des Bildes. Dies mag manchen Menschen helfen, auch in ihrem Erdenverstand zur Realität des Christusgeschehens vorzustoßen (vgl. die Bemerkungen über den Weg des Jüngers Thomas im Kap. "Wundertaten" bzw. in der Seite "Naturwissenschaften..."). Bei Lorber wird nur der „Trierer Leibrock" als unecht behandelt; dies jedoch mit der offensichtlichen Zielrichtung, den Glauben selbst im Innern zu suchen, und diesen nicht von einem solchen Wechselbad durch Befunde und Theorien über äußere Artefakte abhängig zu machen.

Solche Forschungen können jedoch meditative Untersuchungen anregen. Dabei deutet sich an, dass etwas vorliegt, was in kein bekanntes Schema von Tod und Leben passt. (Vgl. auch Grönbold „Jesus in Indien - das Ende einer Legende", und die hektographierte Schrift von Margarete Eckel +, „Am Kreuz gestorben").

Wie schon weiter vorne festgestellt wurde, sind Zeugnisse der Mystiker oft hilfreicher, um der Frage nach der Bedeutung der früheren Geschehnisse für die gegenwärtige Entwicklung von Menschen, und damit auch der Frage nach ihrem Charakter näherzukommen. Je mehr spirituelle Erfahrungen in dieser Richtung jemand hat, desto mehr versteht er. Die Wahrnehmungen christlicher Mystiker und Stigmatisierter – Träger/innen der Wundmale Christi, vgl. Höcht: "Träger der Wundmale Christi" – sind ohne Kontakt zueinander z. T. verwandt; sie enthalten über das Erleben Jesu manche in der Bibel nicht bekannte Einzelheit, sind aber auch darin ähnlich, von Franz von Assisi bis Pater Pio und Therese von Konnersreuth... Alle stimmen sie darin überein, dass Kreuzigung und Tod Christi real und tief in diese Welt eingeprägt ist, und eine unverhoffte oder auch bewusste Verbindung mit diesem Geschehen unvorstellbares Leiden, aber auch eine unvorstellbare, nicht herab-, sondern alles heraufziehende Kraft erfahren lässt. Dem existenziellen, das ganze Wesen total betreffenden, Charakter der Kreuzigung steht das Leben solcher außergewöhnlicher Personen sicherlich näher, als eine allein den Intellekt betätigende Herangehensweise. Beim Thema Tod und Leben geht es um mehr, als um einzelne Wesensschichten, die hier gemeinsam beteiligt sind, hier einschließlich der „kausalen" Ebene des Erzeugens von Prinzipien und Schicksal. Auch Menschen mit nicht so ausgeprägter mystischer Gottverbundenheit können die Geschehnisse meditativ als Brücke zur Wirklichkeit nutzen, wie unvollkommen das auch immer sein mag. Durch das Wort zu seinem mitgekreuzigten Verbrecher, bald werde dieser mit ihm „im Paradiese" sein, deutet Christus an, dass auch ein rascher Nachvollzug seines Weges möglich ist.

Die bewusste Durchdringung dieser tiefsten Vorgänge menschlicher Existenz, die mit Bedrückung, Leiden und Degeneration verbunden sind, kann sich als reale gegenwärtige Möglichkeit zeigen, in welchem Maße auch immer. Obwohl diese Möglichkeit nicht an die Jahreszeit oder an die geographischen Orte des Geschehens gebunden ist, scheint Ostern die Erfahrbarkeit zu erleichtern. Es ist ,wie wenn dem alten, jahreszeitlich und traditionell bedingten Rhythmus von Vergehen und Neuwerden durch Christus eine weitere „Oktave" aufgeprägt wäre.

Dass Jesus die Übereinkunft nicht mehr anerkennt, dass die physische Materie dem Geist unüberwindbare Barrieren entgegensetze, zeigte sich bereits beim Fall Lazarus. Nichts außer Gott, egal wie träge oder auch negativ, ist für seinen Blick ewiggültig, alles letztendlich verwandlungsfähig. Je tiefer bzw. unbewusster das zu Verwandelnde, desto schwerer ist naturgemäß eine Beeinflussung.

Bei der Kreuzigung ist auch, wie bei den kurz vorher stattgefundenen Ereignissen, neben einer Überwindungskraft ein universelles Bewusstsein angedeutet, z. B. in den Worten am Kreuz, die in dem Satz gipfeln „Es ist vollbracht!" Die diesbezüglich fühlbare, universell helfende „opfernde Liebe" ist allerdings auch in der alten theologischen, geradezu juristisch klingenden Formel eines „Loskaufs der Menschen durch das Opfer Jesu" nicht ausreichend ausgedrückt. Diese Ausdrucksweise kann heute als Versuch gelten, das auch für das Verstandesbewusstsein besser nachvollziehbar zu machen; ursprünglich könnte sie jedoch eine Anpassung an die Vorstellungswelt der damaligen Israeliten gewesen sein, wo es darum ging, durch rituelle Tier- usw.- Opfer die Gottheit gnädig stimmen zu können. S.a. weiter unten.

Ebenso wenig geben jene anderen Theologien, in denen der Schwerpunkt z. B. darauf gelegt wird, dass Jesus bis in den Tod zu seinen Grundsätzen steht, eine allein ausreichende Erklärung für die mystischen Erfahrungen; auch nicht für deren physische Begleiterscheinungen wie Stigmata, Nahrungslosigkeit usw.; vgl. z. B. Thurston „die körperlichen Begleiterscheinungen der Mystik", und Höcht "Von Franziskus zu Pater Pio und Therese Neumann", sowie das nächste Kapitel.

Rupert Sheldrake, ein Biologe, der wegen seiner ganzheitlichen Denkansätze u. a. in neuen spirituellen Bewegungen bekannt wurde, entwickelte die Theorie eines „morphogenetischen Feldes". Entwickelten Affen auf einer Insel eine neue Fertigkeit, konnten Affen derselben Art auf entfernten Inseln ohne äußeren Kontakt alsbald dieselbe Fertigkeit entwickeln. Ein überzufälliger Einfluss durch ein Kraftfeld, das Tiere derselben Art miteinander verbindet, musste gegeben sein. Als der Verfasser Rupert Sheldrake fragte, ob er sich vorstellen könnte, dass z. B. die Entwicklung Jesu bis zur Kreuzigung bzw. Auferstehung über ein derartiges Kraftfeld auf die ganze Menschheit ausgestrahlt haben könnte, sagte er nach erstauntem Nachdenken „Ja; jedoch wäre dafür nicht das morphogenetische Feld, sondern ein spirituelles Kraftfeld anzunehmen."

Auch das ist kein „Gottesbeweis", aber manche neue wissenschaftliche Strömungen liefern bereits bessere Annäherungsmöglichkeiten an diese schwer verständlichen Zusammenhänge, als die Theologien, die entweder die alten Lehren einfach dogmatisch festhalten, oder aber schwer Verständliches einfach wegerklären.

Auch bei der Kreuzigung zeigen sich Anklänge an – aber eben keine Identität mit – alten Initiationsriten. Das Kreuz bzw. der Baum, an dem der Mensch aufgehängt wurde, findet sich u. a. im Norden – vgl. die Mythen von Odin, der neun Tage am Baum hing, und währenddessen höhere Erfahrungen machte. Das Motiv des Grabes als Einweihungsstätte findet sich in der Megalithzeit weit verbreitet, auch noch in keltischer Zeit, und besonders ausgeprägt in der Pyramidenkultur Ägyptens. Die Pyramiden, gleich ob sie tatsächlich Begräbnisstätten waren – was nicht bewiesen ist, denn eine Namensinschrift besagt wenig – oder nicht, sie wurden jedenfalls wie auch keltische Grabhügel kultisch genutzt. Da es heute schon ein Hinwegsehen über sehr viele Fakten erfordern würde, das zu bestreiten, wird hier nicht näher darauf eingegangen. R. Steiner ist aufgefallen, dass beide geistigen Entwicklungsströme, das Kreuzes- und das Grabesmotiv bei Christus erneuernd zusammenfließen.

Das Nacherleben der Kreuzigung, bzw. der „Mitternacht der Seele", des „mystischen Todes", des Durchgangs durch eine Verlassenheit von allem, woran der Mensch sich klammern könnte, das alle bekannten christlichen Mystiker in der einen oder anderen Form zu spüren bekamen, hat auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem Gipfelerlebnis des Yoga, dem Nirvikalpa Samadhi bzw. der Erfahrung der Leere des „Nirwana". Christliche Mystik lieferte jedoch die Erfahrung, dass in bzw. hinter dieser Leere wieder „etwas" ist, nämlich Christus bzw. Gott. Dass auch von einem indischen Weg her ein Überschreiten dieses Nirwana in das Dahinterliegende möglich ist, zeigte Aurobindo. Auf dem christlichen Weg kann jedoch etwas von dieser hinter Allem liegenden Fülle durchgehend vom ersten Moment des religiösen Weges vorhanden sein, weil das durch die Erde hindurchgegangene Wesen Christi eine Brücke geschaffen hat.

Es macht den Eindruck einer schwierigen Gratwanderung, wenn jemand wie Aurobindo mit Kräften konfrontiert wird - die Zusammenhänge mit der Entwicklung von Christus nahe legen, aber der Hintergrund dazu nicht da ist. Unmöglich ist es aber keineswegs; es sei nur an den Fall eines Hinduknaben erinnert, der vom Christentum nichts wusste, aber durch sein intensives inneres Fragen nach Gott plötzlich eine Christuserfahrung machte, und diese später buchmäßig ausarbeitete (Hrsg. Friso Melzer, „Sadhu Sundar Singh"). Auch bei hinduistischen, tantrischen Übungen tauchte bei Menschen, die eher mit dem Auftauchen indischer Göttergestalten gerechnet hätten, plötzlich eine Christusvision auf. „Der Geist weht, wo er will".

Für eine auf das Christentum als Religionsgemeinschaft festgelegte Theologie schwer verwertbar, aber für andere Kulturkreise umso interessanter könnte die Anregung R. Steiners sein, in Christus ein sonnenhaftes Wesen zu sehen, das sehr wohl in vorchristlichen Zeiten einigen höheren Weisen bekannt war;  Siehe das Kapitel „Im Anfang war das Wort..." in diesem Text, und die Extraseite über " das Alte Testament und vorchristliche Religionen".
Bei seinem Herabstieg, so auch andere Quellen wie Lorber sei u. a. das Erleben des Jehova entstanden. Diese Erfahrung wurde wahrscheinlich später, wie anderswo auch, durch die menschliche Psyche hindurch gesehen. Aber das heißt nicht, dass jedes alttestamentarische Geschehnis aus der menschlichen Logik unserer heutigen Gesellschaft bewertet werden könnte. Gott weiß besser als wir, was er warum tut.

Noch später, vor 2000 Jahren kam dann die Verkörperung des Christus auf der Erde, als Maßstab an einem Umkehrpunkt der Weltentwicklung, diese bzw. die Menschheit gleichsam auf sich nehmend, sie wiederaufnehmend in sein Leben. Die alten Kulte sind z.T. degeneriert, wie später das Christentum oberflächlich wurde; aber eine Forschung in solchen Richtungen würde trotzdem Bedeutung haben. Christus würde sich als etwas zeigen, was nicht in die ihm manchmal zugedachte Rolle als Machtgarant einer gesonderten Religionsgemeinschaft passt; als ein Wesen, das gerade das erneuerte allgemein Menschliche verkörpert, den „neuen Adam" von Golgatha.

Theologisch wird im Zusammenhang mit der Kreuzigung von der Vergebung der Sünden gesprochen, vgl. Joh. 1:29. Was jedoch erlebt werden kann, ist, dass diese „Erlösung", die Liebe, die die Welt trägt - wie eine keimhafte Möglichkeit - der bewussten Entscheidung und „Nachfolgetätigkeit" bedarf, um im Leben real zum Ausdruck zu kommen. Was real erlebt werden kann, ist, dass bei Einstellung auf die Führung des Lebens durch den von Christus vermittelten Gott, dieses Leben organischer verlaufen kann, als bei einer Einstellung auf mechanisch wirksame Schicksals-/ oder "Karma"-Ausgleichsgesetze in anderen Lehren. Auch Christus spricht vom Aufarbeiten „auf Heller und Pfennig", aber er sagt nicht, dass dies nach wie vor „Auge um Auge, Zahn um Zahn" geschehen müsse. Die neue Aufgabe des Menschen steht im Vordergrund – was für ihn und seine Umwelt fruchtbar ist, wird aufgegriffen aus seinen Möglichkeiten, und umgesetzt. Keine Vergangenheitsbewältigung als Selbstzweck oder als Entwicklungsmotiv ist mehr angesagt. Eine Hilfe „von oben" beim Zusammenspiel der verschiedenen Möglichkeiten der Menschen kann heute beobachtet werden.

Während bei diesem Thema das Studium R. Steiners den Eindruck erwecken könnte, dass Christus sich nur mit dem Menschheitsschicksal befasse, und der Einzelne sein Schicksal selbst aufarbeiten müsse, ist es eine eindeutige und nachvollziehbare Erfahrung von vielen Christen, dass Christus auch sehr individuell bei der Aufarbeitung des eigenen Schicksals helfen kann. Er kann es zur Verwandlung führen, statt zum hundertprozentigen Ausleben alles Angelegten – nur eben nicht ohne Rücksicht auf die übrige Menschheit um den Menschen herum. Auch die Kraft des Verzeihens zwischen den Menschen ist eine höchst reale Erfahrung, die zum spezifischen und eigentlich Christlichen gehört. Die ewigen Kreisläufe z. B. von Gewalt und Gegengewalt werden dadurch aus den Angeln gehoben. Es ist aber nicht allein eine Lehre zur Befreiung von den irdischen Verstrickungen bzw. zur Nichtidentifizierung mit denselben – was Lehren z. B. Buddhas ähneln würde. Sondern es ist bei der tieferen Einstellung darauf eine Kraft – die es ermöglicht, die Verstrickungen von innen her aufzulösen; und trotzdem sich nicht zurückzuziehen, wie es nun möglich wäre – sondern zugleich die Kraft zu haben, im weitesten Sinn „in der Welt" zu bleiben, als „Arbeiter/in im Weinberg".

Selbst auf dieser anspruchsvollen Ebene zerfließt der Mensch offenbar nicht wie ein Tropfen im Ozean. Es ist nicht schon ausreichend beschrieben durch jenes plötzliche Zurücklassen der sich in tausende Teile verflüchtigenden Person, einschließlich psychischer und mentaler Teile, wie „Kreuzigung" z. B. im theosophischen Bereich beschrieben wird, und wie Castaneda Ähnliches aus dem schamanistischen Bereich ohne den Begriff Kreuzigung beschrieb - was ebenfalls reale Erlebnisse sind.

Eine Zelle im Ganzen, die eine Verantwortung für alles behält, was zu ihrem Wesenszusammenhang gehört, ist auch in diesem Stadium noch eine passendere Beschreibung eines Menschen, der „sein Kreuz auf sich nahm", und dessen vorherige Bemühungen sich nun gebündelt in die Meisterung des Existenziellen des Lebens hinein vertiefen.

- Bei all dem Bemühen, das Geschehen und die Symbolik der Kreuzigung für spirituelle Zwecke in der heutigen Zeit auszuschöpfen, sollte allerdings auch hier nicht übersehen werden, dass hier Mehreres zusammenkommt: · dass Jesus durch alle Stadien des Menschseins hindurchgehen musste, von der Geburt bis zum Tod, alles verwandelnd durch eine neue Haltung dazu;

- die Kreuzigung, die - unabhängig von anderen alten Bedeutungen des Kreuzes - auch einfach als damalige weltliche Verurteilungsart erkennbar ist, und die in diesem Fall auch durch eindeutig betrügerische, rechtswidrige und materialistische Praktiken seiner Gegner zustande kam. Es war, wie es war, und wie es nicht anders ging, und es ist dadurch kein Kreuzesfetischismus begründbar. Es war eine letzte, aufbäumende Reaktion der erstarrten, negativ gewordenen unbewussten Mächte der damaligen Zeit, wiederum eine Karikatur des eigentlich verwandelnden Bewusstseins Jesu. Die letztendlich segensreiche Auswirkung des Geschehens war nicht von diesem gewalttätigen Vorgehen seiner Gegner abhängig, und ist auch im Zusammenhang mit der Auferstehung zu sehen.

- Das Kreuz als Symbol bezieht den damaligen Kontext ein, auch wenn es später allgemein zum Zeichen für die aufopferungswilligste Liebe Jesu wurde, in welchem Sinne es auch heute noch sinnvoll verwendet werden kann - als Gegenbild zu Gleichgültigkeit, Hass usw.

- Ein neutraleres Bild für die inneren Vorgänge in Jesus jenseits des zeitbedingten Kontexts wären die letzten Worte Jesu am Kreuz, auch „in Deine Hände gebe ich meinen Geist"; sowie das Grab, das im Unterschied zu älteren Darstellungen keine gesonderte „Stufe" darstellt, sondern mit der Kreuzigung zusammengehört. Und der Sinn des Todes Jesu liegt nicht im Tod selbst, sondern in der Überwindung der Todesprogramme im Menschen.

Dass die „letzten Dinge im Leben Jesu" in dieser Schrift so ausführlich behandelt werden, hat damit zu tun, dass sie noch viel weniger geistig durchdrungen worden sind, als die einfacher zu verstehenden vorherigen Geschehnisse; und dass deswegen umso mehr verwirrende Theorien darüber entstanden sind - die umso größerer Versuche bedürfen, sie zu entwirren, und so auch hier zu einem unmittelbareren Erleben durchzustoßen. Nicht soll hingegen der Tod als das Wichtigste im Dasein Jesu missverstanden werden, wie dies bestimmte theologische Richtungen gesehen haben, wo das Kreuz das Zentrum aller Dinge zu sein scheint.

Die traditionelle Theologie erkannte, wie schon die ersten Jesus-Jünger nach der Kreuzigung und Auferstehung, dass mehrere alttestamentarische Texte bis in Einzelheiten hinein als Anspielungen auf die spätere Leidensgeschichte (Passion) Jesu und deren erlösender Wende gelesen werden können (Luk.24:27; Psalm 22; Psalm 40:7ff.; Psalm 69:22; Jesaja 52:13-14 und 53; Sach.12:10 und 13:1; Weisheit 2:10-20; u.a.) Auch in der Überlieferung von den Lehrjahren Jesu wurden mehrere Anklänge an die spätere Kreuzigung und Auferstehung gefunden - die teils etwas schwer erkennbar sind, und gerade auch deshalb nicht einfach als spätere Einfügung wegerklärt werden können. Im übrigen erahnte schon der vorchristliche griechische Philosoph Plato, dass sein Idealbild des vollkommen Gerechten in dieser Welt in einer Kreuzigung enden würde (in Politeia II). Es ist aufgefallen, dass dieses Geschehen auch bei Römern einen außerordentlichen Eindruck hinterlassen haben muss (z.B. Mk.15:38). Trotz der erkennbar großen Bedeutung dieses Opfergangs im biblischen Gesamtzusammenhang konnten manche kritische Theologen damit nicht viel anfangen. Schon in der Frühzeit des Christentums gingen verschiedene Gruppen jeweils die Schritte mit, die Menschen aus ihren Reihen miterlebten, oder die sie persönlich nachvollziehen konnten - was zu unterschiedlichen Schwerpunkten führte.

Frage:
Möchte ich Gott bitten*, mir bei der Suche nach einer Überwindung der alten geistigen Programme von Alter, Krankheit und Tod zu helfen ?

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Die Frage des leeren Grabes, der „Höllenfahrt", der „Paradiesfahrt".

Es wäre möglich, auf manche weiteren Fragen im Zusammenhang mit der Kreuzigung einzugehen. Das wäre einmal die Frage nach dem leeren Grab Jesu - Joh. 19, 38 - Joh. 20, 10. Dass es sich nicht um ein normales Gesundpflegen eines Lebenden mit Kräutern gehandelt haben kann, wurde bereits erwähnt. Nikodemus wandte auch typische Einbalsamierungs- und Mumifizierungsstoffe an. Dass auch ein einfacher Leichenraub – mit einem Begräbnis anderswo – für eine nicht materialistisch begrenzte Sichtweise praktisch ausscheidet, wird sich anhand der Befunde zur „Auferstehung" zeigen, die im nächsten Kapitel zu beschreiben sind. Weiteres lässt sich bei der Arbeit an wenig gebräuchlichen Fragestellungen ersehen:

So könnte z. B. der Frage nachgegangen werden, was überhaupt beim Menschen bei und nach seinem Tod zu geschehen pflegt, und ob es dabei Unterschiede gibt. Dies ist vielfach auf der Grundlage religiöser Offenbarungen und Überlieferungen geschehen; auch aufgrund philosophischer Spekulationen; weiter mithilfe z. B. parapsychologischer Forschungen; der humanistischen und transpersonalen Psychologie; sowie klinischer und individueller Erfahrungen. (Z.B. Elisabeth Kübler-Ross, ...)

Praktisch alle Religionen gehen letztlich davon aus, dass der Mensch nicht nur in seinen Nachkommen und durch kulturelle Nachwirkungen „weiterlebt"; sondern dass er als Individuum geistig weiterexistiert. Auch Ahnenkulte der Naturvölker sind nicht rein auf das „Weiterleben" in den Nachkommen ausgerichtet; sondern gehen in der Regel von der realen geistigen Weiterexistenz der Ahnen aus, sogar von deren möglicher erfahrbarer Präsenz im kultischen oder auch im weltlichen Leben der Nachfahren. Auch wo Vorstellungen entstanden sind, dass der Mensch in andere Lebensformen hineingehen könne, selbst Steine oder anderes, wurde die Regel der Weiterexistenz als geistiges Wesen weiter anerkannt. Die neueren Hochreligionen betonen ebenfalls die Weiterexistenz; sie sehen diese noch eindeutiger auf höheren Seinsebenen als der Physischen; sie sprechen z. T. von Kontaktmöglichkeiten zwischen diesen Existenzebenen, aber auch von deren Problematik. Zum bewussten Aufstieg in die höheren Sphären wurden z. T. ausgefeilte Zeremonien entwickelt, vgl. z. B. das „Tibetanische Totenbuch", mit dem sich auch z. B. der Psychologe C. G. Jung befasst hat. Zu Fragen wie der Wiederverkörperung sind sehr unterschiedliche Erfahrungen und Vorstellungen berichtet worden. Es gibt heute einige Theologen, die selbst nicht mehr an das Weiterleben nach dem Tode bzw. das durch Christus mögliche "Ewige Leben" glauben; sie hatten sich an einen naturwissenschaftlichen usw. Forschungsstand angepasst, der im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert stammte, und längst überholt ist. 
Zu praktischen Erfahrungen führt eher die beständige Frage des Menschen "was ist dahinter (hinter der äußeren Oberfläche der Welt) verborgen?"

Im Bereich der Medizin gibt es nicht nur die Berichte von Narkotisierten oder Scheintoten, die zurückkamen, und über ihre Erlebnisse in anderen Bewusstseinsbereichen berichteten. Es gibt auch einzelne wissenschaftliche Untersuchungen darüber, dass z. B. im Moment des Todes stets eine Gewichtsabnahme in Höhe von ca. 21g erfolgte. In Anthroposophie bzw. Theosophie würde von der Abtrennung des Ichs bzw. geistigen „Wesens" und des „astralen bzw. emotionalen Leibs" samt des „Äther- bzw. Energiekörpers" und "Phantomleibs"  (s.u.) vom physischen Leib gesprochen, dem ein weiteres Sich- Zurückziehen auf die emotionale, und danach in das Ich bzw. die Mentalebene und in die Ursachenwelt folgt, stets mit dem höheren Selbst darüber.

Besonders von Selbstmördern wurden grenzwissenschaftliche und mediale Befunde berichtet, dass sie für lange Zeit an ihre irdische Umgebung gefesselt blieben. Ihre unangenehmen Erinnerungen waren keineswegs ausgelöscht, wie sie es sich gewünscht hatten.

Das heutige Wissen könnte viel dazu beitragen, sich während des Lebens mit bleibenden Werten im eigenen Inneren zu befassen, was z.B. die Bibel schon immer nahelegte. Wer vorwiegend destruktiv, selbstsüchtig und habgierig gelebt hat, wird aufgrund dieses Ballasts Probleme bekommen, und sich über Versäumtes ärgern. Wer stattdessen eher rücksichtsvoll mit den Mitmenschen umging, und lernte, die Schöpfung wie einen Teil von sich selbst zu schätzen und hilfreich zu sein, wird aufgrund dieses lichteren Charakters gute Erfahrungen machen.

Es könnte auch die weiterführende Frage gestellt werden, wie das Wesen des Menschen beim Tod mit den Fähigkeiten, Erfahrungen und Substanzen umgeht - die in in seinen verschiedenen Wesensschichten einschließlich des physischen Körpers im Leben aufgezeichnet wurden; auch wie es diesbezüglich mit Unterschieden aussieht. Auch zu dieser Frage gibt es in der Literatur Berichte, z. B. Pfarrer Roesermüller. Sie weisen auf eine mehr oder weniger ausgeprägte „Mitnahme" von Essentiellem aus allen Wesensgliedern hin; wie auch auf eine unter Umständen gegenüber der Feuerbestattung zu bevorzugende Erdbestattung wegen des genannten Prozesses. Selbst von einer unerwartet in einem Grab beobachteten, plötzlichen Substanzauflösung war dort die Rede.

Weiter existieren aus mehreren Jahrhunderten bis in die Gegenwart kirchlich überprüfte Berichte über „Unverwesliche Leichname", z.B. noch heute Bernadette Soubirius in Lourdes. Ebenfalls gibt es viele Berichte über „Leere Gräber". In solchen Fällen konnte gehäuft festgestellt werden, dass diese Menschen ein besonders gottverbundenes Leben geführt hatten.

An einen Zusammenhang mit dem leeren Grab Jesu wurde zunächst offenbar nicht gedacht, dieser Gedanke ist erst später im esoterischen Blätterwald aufgetaucht. Eine Reihe weiterer eigentümlicher Geschehnisse, die nicht alle ohne weiteres kontrollierbar sind, aber auch nicht pauschal als unseriös behandelt werden können, könnten aufgezählt werden. Sicher ist allerdings, dass die physische Materie noch erhebliche Geheimnisse birgt. Forschungen aus dem Bereich der Chemie und Physik erschüttern das Bild der vermeintlich relativ unveränderlichen Atome im Körper zusätzlich, was hier nur am Rande erwähnt werden kann, da es ein Kapitel für sich wäre.

Außerdem wäre zu denken an die apokryphen, von Kirchen nicht als „ketzerisch" behandelten, aber nicht als hundertprozentig korrekt betrachteten und daher nicht in die Bibel aufgenommenen - frühchristlichen Schriften. Ein Teil des sog. „Nikodemusevangeliums" schildert die „Höllenfahrt Jesu" nach seinem Tod, seine Einflüsse auf die dortigen eine – wohl emotionale – Reinigung durchlaufenden Wesen. Weiter wird seine Begegnung mit den im – wohl darüberliegend und geistig gedachten – Paradies lebenden Gestalten z. B. des Alten Testaments beschrieben. Einerseits lagen solche Vorstellungen nahe; sie können aber sehr wohl auch echte Visionen darstellen, die dann teils direkt, teils symbolisch sein können.

Als Bild zeigt das Grab als Phase des Weges Christi eine letzte Wandlung des – bereits im Leben durchgeistigten – Leichnams Jesu auf der einen Seite; und  auf der anderen Seite entsprechende Ereignisse des vom Körperbewusstsein gelösten geistigen Wesens. Die Entstehung eines wieder ganzheitlichen „Neuen Adam" kündigt sich hier an. Symbolträchtig ist auch, dass nach entsprechenden Überlieferungen „Adam und Eva" unter jener Gegend von Golgatha („Schädelstätte") begraben sein sollten.

Noch nicht ausgeschöpft ist auch die Bedeutung des Berichts in Joh. 20,11-18, wonach Maria von Magdala, genannt Maria Magdalena, als Erste das leere Grab entdeckt, und Christus in einem Zwischenstadium* erkennt. Im geistigen Zusammenhang scheint sie hier die Rolle der Eva zu symbolisieren. – *„rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen." Dies ist ein Unterschied zum späteren Erscheinen als Auferstandener, wo er z. B. Thomas ausdrücklich die Berührung gestattet. Der tote Leib schien wie aus dem Geist in neuer Weise belebt. Aber die Überlieferungen geben auch rein gar nichts für die Spekulationen über Jesus als gesundgepflegten Verletzten her. Sein Aussehen war stark verändert, und die Reaktionen von Maria Magdalena deuten in keiner Weise darauf hin, dass diese Veränderungen durch viele Wunden und Krusten kämen, die ja auffallend gewesen wären. Auch wurden Harze, wie sie Nikodemus verwendete, schon in alten Kulturen für Einbalsamierung von Toten verwendet. Was hier geschehen ist, passt nicht in das Schema von Tod und Leben im klassischen Sinn; und auch nicht in das Schema der vorher schon bekannt gewesenen Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod. Dies hat auch eine Bedeutung für die Zukunft, vgl. die Kapitel zur Offenbarung des Johannes.

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Die Auferstehung.

Das leere Grab und die Auferstehung Christi setzen das Bewusstsein vieler Menschen einer maximalen Herausforderung aus - z.B. Joh. 20, 11- Joh. 21. Ihr Erfahrungshintergrund, dass Menschen sterben müssen, und die verständliche Tendenz, Unerklärliches zu verdrängen, sowie veraltete - aber immer noch in den Schulen gelehrte -, einseitig materielle Denkweisen über das Leben sind einige der vordergründigen Ursachen dafür.

Dennoch gibt es auch gerade aus den Reihen teils recht materiell denkender historisch-kritischer Ausleger Stimmen, die feststellen, dass die Auferstehungsberichte die urchristlich bestbezeugten Berichte sind, besser belegt sogar als sämtliche anderen Berichte über das Leben Jesu; Berichte also, die das Erscheinen Christi an verschiedenen Orten in einer nicht immer sofort eindeutig erkennbar gewesenen neuen Gestalt mit einigen neuen Eigenschaften, jedoch trotzdem mit physischen Augen für Alle wahrnehmbares Wesen belegen.

Eigentlich müsste daraus auch folgen, sich der biblischen Darstellung zu stellen, die reale Umwandlungsvorgänge im – vom Leben her durchgeistigten – Leichnam Jesu, oder/ und im nachtodlichen „Körper" Jesu voraussetzt (sog. „Geister" sind normalerweise unsichtbar.) In der Abfolge der menschlichen Entwicklung auseinandergefallene Bewusstseinszustände könnten die Getrenntheit verlieren: „Trennung" ist die wörtliche Bedeutung des Wortes „Sünde". Die Trennung war auch eine Trennung des Menschen von Gott, seinem Ursprung. So könnte bei einer Umkehr der Trennung das „Untere", also der Körper, neu in die übrigen Wesensbereiche Christi aufgenommen werden. Vgl. das vorangegangene Kapitel: „und das Grab war leer".

„In 3 Tagen werde ich diesen Tempel neu erbauen. Er aber sprach vom Tempel seines Leibes": Nach dem auch für andere Gestorbene anzunehmenden Aufstieg des Wesens in andere Ebenen bzw. in sein Innerstes (vgl. letztes Kapitel) könnte, - da nun mangels trennender Eigenschaften alles dem Innersten gehorcht -, vom Innersten aus eine Neuerschaffung der Schichten der Person einschließlich eines physischen Körpers folgen – ohne „unbewusste" Bereiche.

Auch nach anthroposophischer Anschauung (R.Steiner) ist der Auferstehungsleib von Christus als "Neuem Adam" - 1. Kor. 15:45-47 - neu geschaffen, und jetzt als Entwicklungsmöglichkeit bei allen Menschen vorhanden - sog. physischer "Phantomleib", im Geistigen gegründet, aber potenziell bis ins physische wirkend. Es gibt hier eine Beziehung zur Erfahrung des Inneren Christus der Mystiker, der sich mit der Entwicklung des Menschen verbindet. Selbst in theosophischen Kreisen (A. Bailey, dort z.B. auch "Offenbarung" oder "5. Einweihung" genannt) wird die Auferstehung Jesu als reale Neuerschaffung gesehen. Wie ungenau die theosophische Sicht im Einzelnen z.T. auch sein könnte - christliche Theologen müssen sich jedenfalls fragen lassen, warum sie nicht selbst Vorstellungen entwickeln, die wenigstens einer heutigen breitgefächerten Allgemeinbildung gerecht werden würden. Das Zögern mancher Theologen, die Möglichkeit der Auferstehung überhaupt noch in irgendeiner Form ernst zu nehmen, genügt heute nicht einmal mehr dem Kriterium einer guten Allgemeinbildung. 

Hier sei noch angemerkt, dass der „Auferstehungsleib" als real dem menschlichen Wesen zugehörig nicht ohne weiteres dem Scheinleib (Mayavirupa) der esoterischen Literatur gleichgesetzt werden könnte, mit dem sich einige Meister angeblich wie durch ein Kleid sichtbar machen können. Jedenfalls ist gemeinsam, dass sich hier die Herrschaft des Geistes über die Materie zeigt.
Auch die von Manchen unklar formulierten Lehren über „Lichtkörper" können in diesem Zusammenhang gesehen werden. Dabei geht es u.a. um das, was entsteht, wenn die höheren Wesensschichten des Menschen sich im Physischen spiegeln. Dies bildet auch eine Brücke, über die der Mensch ohne Ablegen des Körpers in die Realitäten oberhalb des Physischen eintauchen kann; in einer Weise, die hebräisch auch "Merkabah" genannt wird. Viele Grundlagen dazu bietet Prof. J. J. Hurtak „Die Schlüssel der Enoch" und „Die synoptischen Evangelien". Zentrum d. Einheit Schweibenalb, CH-3855 Brienz. Es hat sich eine organisatorisch nicht fassbare Bewegung entwickelt, die durch "Lichtarbeit" auf die verschiedensten Arten in dieser Übergangszeit mit spirituellen Kräften helfen möchte. Nur ist die Versuchung groß, zu meinen, die eine oder andere neue Übungstechnik werde allein endlich die ersehnten Ergebnisse - den "Aufstieg" - bringen. In Wirklichkeit würde immer eine ganzheitliche Entwicklung dazugehören, also auch z.B. eine charakterliche Reifung. Siehe auch das nächste Kapitel.

Die in den verschiedensten Religionen in der einen oder anderen Ausprägung zu findenden Vorstellungen der Reinkarnation, d.h. Wiederverkörperung der Seele im einem neuen Körper, wären eine tiefere, unvollkommenere „Oktave" des neuen Auferstehungsgeschehens, und nicht damit identisch. Lehren einer Präexistenz der Seele vor der Befruchtung und auch die Lehre der Wiederverkörperung waren auch im frühen Christentum weit, nach Ruffinus sogar allgemein verbreitet. Es ist aber interessant, dass darauf in der Folge kein besonderes Gewicht gelegt wurde. Das ist nicht nur dem Umstand zuzuschreiben, dass die Menschen sich eine Zeit lang mehr auf das Erdenleben konzentrieren sollten, - wie R. Steiner schreibt -; auch nicht nur einem eventuellen Bestreben machthungriger Päpste, die Menschen so durch die Begrenztheit des einen Lebens abhängiger zu machen, wie andere spirituelle Autoren vermuten. Es können hierzu noch weitere aussagefähige Phänomene gefunden werden. Das Wichtigste ist die Verankerung des Auferstehungsmotivs in den Menschen. (Vgl. auch z.B. 1.Kor.15:53; Philipper 3:21; ). Auch wenn diese in der Praxis wie Zukunftsmusik erscheinen mag, bekäme dadurch die Reinkarnation den Charakter eines durch Christus letztendlich überholten Vorgangs. Der auferstandene Christus musste sich nicht wieder durch Geburt verkörpern, sondern erschien freiwillig, aus Liebe im Auferstehungskörper. An der Kritik vieler - nicht aller - christlicher Gruppen an Reinkarnationslehren ist also anzuerkennen, dass die Vorstellung starrer „seelen-mechanischer" Gesetze von Schicksal, Tod und Reinkarnation, - zumindest wenn als Selbstzweck betrachtet -, dem von Christus Vorgelebten nicht entsprechen. Das heißt aber nicht, dass es Reinkarnation nie gegeben haben könnte oder gäbe. Viele frühere und heutige sogenannte "Reinkarnationserlebnisse" sind nicht alle wegzudiskutieren – wenn auch nicht alle diese Erlebnisse auf tatsächlicher Reinkarnation beruhen müssen, sondern oft auf bestimmten anderen Faktoren beruhen. Nur eben im christlichen Bereich tauchen sie, wo sie auftauchen, besonders als Sonderfälle auf; etwa im Falle Johannes des Täufers. Statt dass er die Funktion des Elia übernommen habe – wie meist gedeutet wird – sagte Jesus eben einfach „er ist‘s". Das wäre jedoch die Rolle eines für eine besondere Aufgabe erneut herab gesandten Wesens, um den Menschen zu helfen, und nicht der Zwangskreislauf des im Rad der Geburten Gefangenen (im Sinne der Hindus). Weiter wird im Bereich christlicher Mystik, auch da, wo die Reinkarnation als Tatsache bejaht wird (etwa bei Lorber), oft die größere Bedeutung neuer jenseitiger Schulungswege betont. Ungeheuer viel kann heute in einem Menschenleben gelernt werden. Reinkarnation zur normalen Läuterung/ Weiterentwicklung, eventuell mit neuen Aufgaben in Bezug auf den Umkreis, müsste nach entsprechenden Erfahrungen jedenfalls nicht mehr den alten automatischen Charakter haben – wo sie vorkommt. Jene alten Vorstellungen mögen der Anlass gewesen sein, dass Reinkarnationslehren in der Sicht von Christen besonders verdächtig wurden; hinzu kam, dass Gott und Christus in Reinkarnationslehren anderen Ursprungs nicht berücksichtigt waren. Das heißt aber nicht, dass es sachlich zulässig wäre, alle Phänomene, die heute vorwiegend von anderen Religionen behauptet werden, als für Christen von vornherein nicht relevant zu betrachten. Die körperlich-seelisch-geistige Natur des Menschen ist zunächst überall die gleiche, und daher können Alle durch Vergleiche etwas lernen - ohne der Gleichmacherei zu verfallen.

Über die Wirkung mechanischer Vorstellungen über Karma und Reinkarnation wurde bereits im Kapitel „Die Kreuzigung" geschrieben.

Heute ist vielfach bei ausgeprägten Persönlichkeiten festzustellen dass sie, kaum erwachsen geworden, den leiblichen Eltern recht unähnlich sind. Manchmal erscheinen sie, wie wenn sie ihre Gestalt aus einer anderen bzw. früheren Kultur ihrem jetzigen Körper stärker aufgeprägt hatten, als dies sonst der Fall ist. Das könnte zusammenhängen mit einer gegenüber den Altertum verstärkten Bedeutung des seelisch-geistigen Wesens gegenüber den Ahnen- und Vererbungszusammenhängen. R. Steiner denkt an einen Zusammenhang mit dem Wirken Christi.

Es besteht trotz dieses Phänomens kein Anlass, im Wirken Christi eine einseitige Betonung des Seelisch-Geistigen zu sehen, sondern langfristig eher einen Impuls, beide Bereiche jeweils zu verfeinern und neu in Einklang zu bringen. Geist, Seele und Körper sollen miteinander in Harmonie sein (was heute sicherlich nicht überall gefunden werden kann). Gerade der Weg zur Auferstehung ist nicht allein durch sog. "leibfreie" geistige Arbeit zu verstehen oder zu beschreiten, sondern Leibliches wird auch geistig und Geistiges auch leiblich werden - dieser Weg beginnt erst jenseits aller einseitiger intellektueller Zurechtlegungen. Vgl. z.B. Luk. 24:36-43.
Eine Ideologie der Auslöschung der Vielfalt der Völker usw. in einer Einheitsmenschheit läge diesem Impuls ebenso ferne, wie die Ideologie einer alle Anderen diskriminierenden Herrenrasse. Es gibt Teile und das Ganze; was selbstverständlich klingen mag; aber heute ist nichts selbstverständlich, alles muss bewusst erarbeitet werden.

Des Motto des Christus ist „Siehe ich mache alle Dinge neu" (s. Johannesoffenbarung, 21:5). Auch wenn er sich letztlich an den Kern der Individualität richtet, wo der Mensch „nicht Jude noch Grieche..." ist, sondern Mensch, ist damit dennoch kein bloßes einheitliches menschliches Überbewusstsein gemeint, sondern der Gedanke, den Gott durch den individuellen Menschen denkt, bzw. verwirklicht. Aus der Individualität heraus kann der Mensch neue Gemeinschaften bilden, die nicht den alten Familien-, Stände- usw. Bindungen entstammen. Unter den neuen Beziehungen aus dem Geist können aber auch solche „alte" sein, die aus alten unbewussten Zwängen zu frei entschiedenen Beziehungen geworden sind.

Im Zusammenhang mit den Bemerkungen über menschheitsweite Auswirkungen durch Kraftfelder, wie sie etwa im Kapitel über die Kreuzigung gemacht wurden, ist hier zu bedenken, dass - nachdem Christus durch alle diese Schritte bereits durchgegangen ist, diese insgesamt und gleichzeitig „da" sind. Auch wenn die Schritte Christi und derer Reihenfolge darin erhalten sind, ist ein Nacherleben der Kreuzigung etwas Anderes, nachdem nun der Auferstehungsimpuls bereits hindurch scheint. Es ist nicht selbstverständlich, auch bei ernsthaftestem Nachvollzug, dass der physische Tod eintreten müsste, bevor die „Auferstehungskraft" wirken kann. Mystische Erfahrungen erhärten dies; die Auferstehungskraft kann wie eine hinter allen, auch einfachsten Schritten gegenwärtige Zugkraft erlebt werden. Auf anderer Grundlage fand R. Steiner, dass das Ostergeschehen heute als Einheit wirke; und dass sich eine „Ätherisation des Blutes" ergebe.  Auch was "Nachfolger Jesu Christi" mit ihm zusammen entwickelt haben, spielt heute eine Rolle. 

In diesem Kontext ist es interessant, dass neue Bestrebungen existieren, die wie Christus die allgemeine Annahme der selbstverständlichen, zwangsweisen Sterblichkeit des Körpers nicht mehr teilen: 

Der indische Philosoph und Yogi Aurobindo arbeitete nach dem Durchgang durch die Nirwana-Erfahrung in verwandter Richtung, und suchte „supramentale, d.h. übermentale Kräfte ins irdische Leben herabzubringen". Seine spirituelle Weggefährtin, die "Mutter" Mira Alfassa konnte damit die gedächtnisbeladenen Schichten des physischen Körpers, z.B. der Zellen durchdringen, die mit den alten Programmen des Todes zu tun haben. Sie erlebte dies zugleich als "Arbeit am einen Körper der Menschheit".  

In anderer Art sprach Rudolf Steiner von neu entstehenden höheren Wesensgliedern bzw. „Körpern" in diesen Bereichen über dem Verstand, die es dann ermöglichen würden, die älteren emotionalen, die ätherischen Lebenskräfte- und die physischen Wesensbereiche nacheinander willentlich durchzugestalten. Er nennt die höheren Wesensglieder: „Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch". Es könnte bei ihm der Eindruck entstehen, diese Prophetie sehe dies erst für ferne Zeitperioden verwirklicht. Ein Vergleich mit der gegenwärtigen Entwicklung zeigt jedoch, dass dies zumindest ansatzweise schon für jetzt relevant sein kann.
Ein Motto der christlichen Rosenkreuzer war/ist "In Gott geboren, in Christus gestorben, im Heiligen Geist wiederauferstanden."

Im esoterischen Buddhismus waren diese höheren „Körper" zumindest als Möglichkeit für Buddhawesen ebenfalls angedeutet - „Dharmakaya, Sambhogyakaya, Nirmanakaya". Zwar werden in diesen verschiedenen Richtungen keine einheitlichen Zielvorstellungen, Methoden oder Ergebnisse deutlich. Was aber deutlich wird, ist, dass verschiedene Menschen unabhängig voneinander gleiche Arbeitsgebiete ansprechen, so dass diese als solche als umso realer zu bewerten sind.

Von Ramalinga Swamigal, auch Vallalar genannt, dem großen indischen Weisen des 19. Jahrhunderts wird berichtet, dass er eine umfassende Reinigung seines Körpers, und eine Umwandlung desselben in einen perfekten bzw. unsterblichen Körper erfuhr. Später wurde er wie von ihm angekündigt, in seinem von innen verschlossenen Raum nicht mehr gefunden, als dieser von Beauftragten der Stadt geöffnet wurde. Er lehrte zuvor einen Weg der Meditation und des Dienstes an den Menschen ohne Wertung, wodurch die Gnadenkraft auch im Innern des dienenden Menschen wirke.

Ein Weg, der letztendlich auch bis zur Umwandlung des physischen Körpers führen soll, findet sich in der in den USA beheimateten "I AM"-Bewegung (Saint Germain Foundation). Dieser Weg führt über persönliche Entschlüsse, um Gefühle zu bereinigen und Aufgaben an die höhere "Ich-Bin-Gegenwart" im Menschen - als Ebenbild Gottes - zu übergeben.

Hier sei eine weitere Erfahrung aus dem 20. Jahrhundert angefügt: Carl Welkisch, „Im Geistfeuer Gottes". Als körperlich ungemein sensibler Mystiker fühlte er, durch Visionen bestätigt, die Aufgabe, dass jetzt auch die Körpermaterie von Gott verwandelt werden kann, und dass er dazu ein Werkzeug war. Da es jedoch öfter vorkommt, dass Menschen mit außergewöhnlichen „von oben gegebenen Aufgaben" z.B. meinen können, die Einzigen zu sein, während Gottes Aufgabenverteilung eher komplizierter ist, ist es oft leicht, sie als „Spinner" abzutun. Wer mit der Art mystischer Erlebnisse vertraut ist, kann jedoch erkennen, dass die Erlebnisse trotz möglicher subjektiver Abstriche von realer Bedeutung sind. Das gilt auch für Welkisch.

„Immortality", Unsterblichkeit, wird von speziellen neuen spirituell-therapeutischen Gruppen, bes. in USA gepredigt. Die „Sterblichkeitsvorstellungen" werden wegzutherapieren versucht, weiter wird durch Atemtechniken wie Rebirthing – zur Bearbeitung des Geburtstraumas – durch gesunde Ernährung u. a zur realen Verlängerung des Lebens, eines Positivität ausstrahlenden Lebens beizutragen gesucht. Auch wenn in diesen Kreisen Christus oft mehr am Rande auftaucht, sind dort auch Christen wie die Mormonin Annalee Skarin ein Begriff, die über eigene Erfahrungen betreffend De- und Rematerialisierung des Körpers geschrieben hat, hier auf dem Hintergrund ihrer Verbindung mit Gott.

Andere, im medizinischen Bereich, forschen an hormonellen Methoden zu einer gewissen Verjüngung. Diese Entwicklung enthält zumindest sinnvolle Motive. Sie sind nicht pauschal des Größenwahns zu verdächtigen.

Neuere naturwissenschaftliche Forschungen z.B. von Dr. Peter Gariaev (Pjotr Garajajev) zeigen, dass die Zellen bzw. die Erbsubstanz DNS auch Licht - Photonen - speichern und durch Wellen untereinander kommunizieren, und so durch verschiedene Einflüsse lernen können. Verschiedene spirituelle und Heilungs-Kreise suchen inzwischen Möglichkeiten, ungenutzte Potenziale der DNS zu aktivieren: es geht um eine zunächst energetische sog. "12-Strang-DNS", die einen Anschluss des Körpers an die anderen Wesensschichten des Menschen erleichtern soll. (Das hat nichts zu tun mit der bekannten Gentechnik.) 
Jedoch sieht es danach aus, dass sich auch allein durch eine stärkere Ausrichtung der menschlichen Wesensschichten auf Gott als der Quelle allen Daseins mit der Zeit auch die DNS samt dem physischen Körper mit entwickeln. Es ist möglich, sich im Gebet -  verbunden mit Gott jenseits der Bedingtheiten des Lebens -, auf ein solches ganzheitliches Ziel einzustellen; dabei dankbar eine Übereinstimmung mit Gott zu fühlen, oder Erkenntnisse abzuwarten, was sonst zu tun ist; - und sich gegebenenfalls Anzeichen, dass etwas in Gang gekommen ist, bewusst zu machen.

Allerdings ist zu bedenken, dass es im Sinne von Christus um das gesamte Menschenwesen ginge, und nicht etwa um einen Körperlichkeitskult, der als höchsten und isolierten Wert das physische Leben betrachtet. Auch nicht um eine isolierte Verlebendigung der Zellen geht es ihm, sondern um eine vereinte Heiligung des Körpers - einschließlich der Organe, Zellen, usw. - und der spirituellen Bereiche des Menschen. Auch geht es Christus um die Freiheit zu leben und nicht um einen Zwang zum Leben. Dies alles soll nicht pauschal diesen Bestrebungen unterstellt werden, aber als mögliche Gefahrenquellen bei dieser schwierigen Gratwanderung müssen sie erwähnt werden.

Die Auferstehungskraft, mit Christus erlebt, der sie sichtbar und ganzheitlich ins Werk gesetzt hat, scheint das eigentliche „Ferment" einer harmonischen Entwicklung in diese Richtung darzustellen. Vieles, was er als Keim vorgegeben hat, ist noch längst nicht erschlossen. Daher ist es sinnvoll, sich darin bewusst auf ihn zu beziehen.

Ergänzung: eine Arbeitsweise, die die erwähnten Einseitigkeiten vermeidet, wird in dem neuen Buch "Körperliche Unsterblichkeit als Christusweg" von Dr. med. O. Quast, Books on Demand, 2006, ISBN 3-8334-6287-6 vorgeschlagen. Es geht hier u.a. um eine harte Arbeit an den eigenen Einstellungen mit ständiger Annäherung an Christus und seine Eingebungen. Die Kirchen hatten aus der Überwindung des Todes durch Christus fast keine derart praktischen Konsequenzen gezogen - nur Wenige wie einige "Heilige" waren unmittelbar von diesem Thema betroffen; somit wurde auch so gut wie keine 'Sprache' dafür entwickelt. So ist es nicht verwunderlich, dass in dem Buch auch jenseits des theologisch abgesteckten Rahmens gesucht wird.

„Auferstehung" ist nicht nur eine spirituelle Erfahrung. Sie kann alles im Leben bleibend erneuern, wofür eine weniger bekannte der Neuoffenbarungsgruppen, nämlich das „Lichtzentrum Bethanien" in CH-Sigriswil, in ihrer Zeitschrift „Lichtbote" seinerzeit den Begriff „Auferstehungsleben" geprägt hatte. Nach der „engen Pforte" des Kreuzes kommt die Fülle. Jesus betonte, dass sein Weg erst durch das Tun klar wird. Fortschritte auf dem persönlichen Weg der „Nachfolge Christi" allein können diesen noch weiterführenden Schritt ansatzweise verständlich machen. Wie wir gesehen haben, ist dieser Weg kein gleichförmiger, auch kein gleichförmig sich steigernder, der in einem einzigen Gipfelpunkt mündet; sondern er zeigt sich in den Betroffenen als gottgeführte Erstellung eines umfangreichen Gebäudes, wo jeder neue Stein auf dem vorangegangenen aufbaut. Die Steine sind Fähigkeiten im Sein des Menschen, die seine äußerlich erstellten Gebäude überdauern. Wie der Urmensch nach den Offenbarungen verschiedener Heiliger Schriften vollkommen erschaffen wurde, so kann er nach dem Durchgang durch die freien Spiele bzw. Dramen der Welt der Unvollkommenheit langsam erneut „vollkommen werden wie der Vater im Himmel" (Matth. 5:48), verheißt Christus den Menschen. Das gilt nicht nur für die einfachsten Schritte auf dem Weg, sondern selbst für den Schritt der Auferstehung – er hat keine Grenzen gesetzt, und schon gar nicht die jeweilige menschliche Fassungskraft zum Maßstab erklärt. Er selbst setzt neue Maßstäbe, vgl. die „Ich bin...„-Worte in den Evangelien: „Ich bin das Brot des Lebens", „Ich bin das Licht der Welt..."; „Ich bin die Tür"; „Ich bin der gute Hirte" und eben auch „Ich bin die Auferstehung und des Leben", wer glaubt „wird (ewig) leben, auch wenn er gleich stürbe" d. h. nicht erst bei einem allgemeinen „Jüngsten Gericht", wie bestimmte christliche Richtungen behaupten; „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben"; „Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner... ihr seid die Reben..."; „...ich bin ein König, ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll". Christus steht für das eigentliche ICH BIN im Menschen, wohl zu unterscheiden vom egoistischen Alltags-Ich.

Im jüdischen Glauben gab es eine Auferstehung oder Auferweckung, jedoch nur am Ende der Zeiten. In der traditionellen christlichen Theologie wird die Auferstehung als eine neue Möglichkeit durch den Glauben an Christus gesehen - ohne dass jedoch über das Abendmahl hinaus an deren Nachvollzug gearbeitet würde. Innerhalb der modernen, kritischen theologischen Überlegungen kann es bereits als Fortschritt gesehen werden - gegenüber einer eher materialistischen Theologie-Richtung, die alles schwer Vorstellbare einfach wegerklären wollte - , dass die Auferstehung als "Metapher" = in einem übertragenen, gleichnishaften Sinn wieder aufgegriffen wird. (Hans Kessler, Sammelband "Auferstehung der Toten"). Manche mögen eine solche Annäherung an das schwer Vorstellbare brauchen; aber nicht unbedingt Diejenigen, die in der Lage sind, direkt an die Auferstehung als innere und äußere Realität zu glauben. Dieser Glaube einfacher Christen entspricht in Manchem mehr dem heutigen Forschungs- und Erkenntnisstand vieler Gebiete, wie er in unseren Untersuchungen aufgegriffen wird. Wer alles nur "metaphorisch" sieht, bei dem wirkt es sich nach unseren Untersuchungen eher nur im Sinne einer seelischen Erbauung aus; die heilende Wirkung, die auch heute bis in den physischen Körper hinein reichen kann, kann so zumindest verzögert bzw. verringert werden.

  Dazu ein Auszug aus dem Johannesevangelium 20: Zwei der Erscheinungen des Auferstandenen.

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche*, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden Erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
24 Thomas aber, genannt der Zwilling, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

*Ostersonntag; nach dem Tod und Grabesaufenthalt Jesu, und nach seiner Erscheinung vor Maria Magdalena.

 Frage:
Suche ich mit Gott zu ergründen, wie die Kraft der Auferstehung heute fruchtbar werden kann ?

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Die „Himmelfahrt".

Vorbemerkung: Im Englischen sind die Begriffe "Himmelfahrt" und "Aufstieg" identisch: Ascension. Der  "Aufstieg", wie dies Wort von modernen spirituellen Bestrebungen bzw. "Lichtarbeitern" verwendet wird, zeigt jedoch eher Beziehungen zum vorangehenden Kapitel, der Auferstehung; s.dort.

Beginnt Jesus Christus mit den 40 Tagen der Zurückgezogenheit in der Wüste unmittelbar vor Beginn seiner Lehrtätigkeit, so beschließt er seine sichtbare Erdentätigkeit mit den 40 Tagen nach Ostern, in denen er Menschen an verschiedenen entfernten Orten erschien.

Nach einem letzten Mahl und Gespräch „führte er sie hinaus bis gen Bethanien, und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen, und fuhr auf gen Himmel" - Luk.24, Markus16. „...ward er aufgehoben zusehends und eine Wolke nahm ihn auf, vor ihren Augen weg... Da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, welche auch sagten ‘...Dieser Jesus, welcher von Euch aufgenommen ist gen Himmel wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.‘ " (Apostelgeschichte 1). Offenbar unterschieden die Jünger sehr deutlich zwischen jenen 40 Tagen, wo Christus auch jeweils plötzlich unter ihnen war, und wieder verschwand, und der Zeit danach, wo sie sich auch in seinem Geist versammelt fühlten, aber eben ohne seine persönliche Gegenwart.

Christus hatte angekündigt, er gehe zum Vater. Erst nach der Himmelfahrt wird von ihm gesagt, er sitze „zur Rechten des Vaters", also mit Gott auf einer Ebene außerhalb auch des menschlich erreichbaren „Jenseits". Hier deutet sich ein Punkt an, wo Christus universell mit Gott wirkt. Gott ist. „Ich bin der Ich Bin"; er ist allmächtig, und doch auch freilassend; lebendiger Ausgangspunkt aller Kräfte und Wesen, und doch auch für sich; er ist außerhalb des Raumes und auch allgegenwärtig; er ist ewig und auch in jeder Zeit verborgene Realität. Das heißt nicht, dass Christus sich in Nichts aufgelöst hätte, vielmehr ist er nun überall. Auch jene Überbrückung zwischen Mensch und Gott durch Einstellung auf Christus war weiterhin erfahrbar im Leben – „Betet zum Vater in meinem Namen". Das ist auch unabhängig von den jeweiligen Vorstellungen über die Ereignisse vor 2000 Jahren eine Realität eigener Art.

Die Jünger werden nun ihrer Höhe als Apostel gewahr, die für Christus auf der Erde sind. Christus tritt nun in ihnen, über sie stärker in Erscheinung. Es wäre unkorrekt, diesen Zustand rein äußerlich zu bewerten, als sei nichts weiter vorgefallen, als dass ein Lehrer nicht mehr da war, und sie selbst die Sache weitertragen mussten. Wird dabei die mögliche eigenständige Rolle der Himmelfahrt mit einbezogen, lässt sie sich als Universalisierung des Wirkens Christi umschreiben. Ein Bild dafür wäre ein Hologramm, wo jeder Splitter desselben wiederum das ganze Bild enthält. Nebenbemerkung: Mit diesem Vergleich soll nicht auf jene holographische Weltanschauung angespielt werden, nach der der Mensch sowieso gleich Gott wäre, sich also nicht anzustrengen brauche, ihm gleich zu werden – übrigens jener Erlösungsvorstellung verwandt, die vergisst, dass die Erlösung wie ein Keim erst durch individuelle Entscheidung und Nachfolge ergriffen werden will - wie sich Christus bewusst für uns entschieden hat. Der Mensch ist zwar ein Abbild Gottes (Genesis =1. Mose 1:27). Aber die darum herum entwickelten persönlichen Wesenteile bedürfen der Umwandlung. Dieser Nachvollzug kann letztendlich den Kern aller uns inzwischen hinterlassenen Schritte von Christus betreffen (vgl. Joh. 14:12). Es ist möglich, in immer höhere Gott verbundenere Schichten des Menschen "aufzusteigen", und von dort - mit immer feineren Kräften - immer tiefere Schichten bis ins Physische zu wandeln.

Zu den eigenen Beziehungen des Menschen erhält er auch die Beziehungen Christi. Im Grunde dürfte gerade mit der Himmelfahrt dasjenige als Impuls für die Jünger und letztlich für Alle besiegelt worden sein, was während des Lebens Jesu als Möglichkeit angelegt worden ist. – so wurde im Kapitel über die Jordantaufe auf die Möglichkeit der Gestaltwerdung Christi im Menschen hingewiesen. D.h. was Christus gebracht bzw. erarbeitet hat, hat nun noch eine erweiterte Auswirkung auf die Menschheit - gegenüber der Wirkung dessen auf die Menschheit, was irgendein Mensch erarbeitet hat. Was Christus brachte, ist in Gott verankert, nicht allein in einem „morphogenetischen" Feld – s. Kap. „Die Kreuzigung". Eine andere Art, dies annäherungsweise auszudrücken, wäre „Gott zieht dadurch alles nach sich".

Paulus ist heute oft wegen einiger traditioneller Ecken und Kanten bekannt. Abgesehen davon, dass diese durch einseitige Auslegungen oft überschätzt werden, sind jedenfalls seine visionären Erlebnisse als echt anzusehen. Er konnte so auf seine Weise erkennen, was auch im Johannesevangelium usw. zum Ausdruck kommt, dass die Bedeutung Christi über eine Rolle für das Judentum hinausging; dass eher das Judentum ausersehen war, für den universellen Christus Ausgangspunkt zu seinem Beitrag für die Menschen überhaupt zu werden. Verständlicherweise war das eine der ersten Auseinandersetzungen unter den Jüngern.

Kirchliche Aussagen neigen dazu, Kirche und einen „Leib Christi" gleichzusetzen, wenn auch im weiteren Sinn die übrige Menschheit letztendlich dazugerechnet wird. Anthroposophische Aussagen sehen eindeutiger die Menschheit als Leib Christi. Theosophische Richtungen, die nicht ausschließlich auf christlicher Grundlage gewachsen sind, sehen z.T. ebenfalls eine Bedeutung Christi für die ganze Menschheit, auch wenn sie ihn fast nur als "Weltlehrer" sehen.

Moderne christliche Neuoffenbarungsgruppen, besonders das „Universelle Leben" sehen heute eine Rolle Christi auch für die nichtmenschlichen Lebewesen - bis zur Konsequenz, dass das weitere Schicksal der Erde der Herrschaft des Menschen entzogen wird. Aber Diejenigen, die nicht in erster Linie ein Teil des Problems sind, sondern Teil der Lösung, werden sicherlich ihre Rolle haben, wie in der Bergpredigt erwähnt.

Wo jemand wirklich etwas „in Christus" täte, wäre es auch für Christus und dementsprechend für die Welt getan.

Wer sich jedoch wirklich mit Christus und seiner von Menschen nicht willkürlich änderbaren Richtung seines Wirkens verbinden könnte, wäre zu sehr vielen Theorien, Ausdrucksweisen und Taten schlicht nicht in der Lage, die in all den Jahrhunderten kirchlicherseits gang und gäbe waren. Christus ist nach dem Zeugnis der Mystik nicht bewusst und schon gar nicht unbewusst „anzapfbar" für ihm entgegengesetzte Bestrebungen.

Woher die Kirchen dann die Kraft zu Krieg, Verfolgung und Hass nahmen – zudem meist im Dienst weltlicher Mächte –, können sie sich in ihrer Terminologie selbst überlegen. Zwar kann nach in spirituellen Kreisen allgemein bekannten Erfahrungssätzen Licht auch gerade „Schatten" aufwirbeln. Sich aber teilweise zum Werkzeug der Schatten zu machen, statt an sich selbst wie auch an Anderen zur Arbeit an diesen Schatten beizutragen, sprach christlichen Ansprüchen Hohn.

Immerhin ist in neueren Zeugnissen, etwa dem Schlussdokument der europäischen ökumenischen Versammlung „Frieden in Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung" 1989, der Versuch einer Aufarbeitung zu erkennen. Die Übersetzung ist z.B. bei der EKD Hannover erhältlich.

Auch die „Himmelfahrt" kann eine reale Bedeutung im Rahmen der Nachfolge Christi bekommen. Rosenkreuzer z.B. erlebten jenes Herabkommen der Wolke des Himmels auf sie in Bildern und Träumen. Ein einmaliges oder auch mehrmaliges Erlebnis dieser Art bedeutet jedoch nicht, dass dieser Mensch einen solchen Schritt voll verwirklicht hätte im Leben, es bedeutet wie bei den anderen Schritten zunächst einfach, dass diese Qualität in ihm starker zu wirken begonnen hat.

„Himmelfahrt", in die sich tiefer einzufühlen Einiges an spiritueller Entwicklung voraussetzt, ist also keinesfalls zu verwechseln mit einer Hinwegbeförderung durch „UFOs" (Unidentifizierte Flugobjekte). Für ältere überlieferte Arten der „Hinwegnahme" biblischer Propheten ist letzteres bei Berücksichtigung der anderen, spirituellen Möglichkeiten auch nicht übermäßig wahrscheinlich (siehe im Kapitel „Die Auferstehung"). Damit soll jedoch angesichts der Überfülle des internationalen „UFO"-Sichtungsmaterials nicht bestritten werden, dass es „UFOs" als Erscheinungsweise teilweise außerirdischer Astronauten geben dürfte*; und dass entsprechend auch davon ausgegangen werden kann, dass sich einige Sagen aus der Vergangenheit auf verwandte Phänomene sowohl positiver als auch negativer Art beziehen können; und dass sie auch in der Zukunft eine Rolle haben mögen. Der Versuch entsprechender Kreise, jede spirituelle Felszeichnung mit Kreisen usw. mit Raumschiffen zu identifizieren, ist jedoch völlig überzogen, und entspringt einem einseitig an unserer technisch-materialistischen Zivilisation orientierten Vorstellungsvermögen. Auch wenn die Menschheit göttliche Hilfe verschiedenster Art benötigt, muss sie letztendlich den rettenden Durchbruch selbst vollziehen. Durch Fortschritte im Sein, Tun und Bewusstsein können die Erdenmenschen überleben und darüber hinaus ihre Aufgabe finden und erfüllen. Keine, auch keine eigene äußere Errungenschaft, kann das Hineinwachsen in weitere Bewusstseinsbereiche ersetzen. Jenes Streben, das z.B. zur Challenger-Raumfähre und ihrem warnenden Unfall führte, erscheint z.T. wie ein ablenkender Abklatsch des eigentlich Nötigen.
* Anmerkung: Zur Frage möglicher Außerirdischer hat sich von kirchlicher Seite z.B. der Theologe Monsignore Corrado Balducci (Vatikan) mehrfach entsprechend geäußert. Ansonsten wurde darin von Stellen der Kirchen oft nur ein psychisches bzw. soziologisches Phänomen vermutet. In der offiziellen Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" stand im Mai 2008 immerhin: "Das Universum besteht aus Milliarden Galaxien, von denen jede sich aus hundert Milliarden Sternen zusammensetzt. Wie kann man ausschließen, dass sich Leben auch anderswo entwickelt hat? Wir können der schöpferischen Freiheit Gottes keine Grenzen setzen. Wenn wir mit Franz von Assisi die Geschöpfe der Erde als Bruder und Schwester ansehen, warum sollten wir dann nicht auch von einem außerirdischen Bruder sprechen? Möglicherweise leben andere intelligente Lebewesen immer noch in voller Harmonie mit ihrem Schöpfer." 

Damit soll nicht übergangen werden, dass auch technische Ausarbeitungen nötig sind, etwa zur Ablösung der lebensfeindlichen Atomenergie, einiger anderer Arten elektromagnetischer Strahlung, Gentechnik u.a. Technologien. Auch dies kann jedoch nur aus einem anderen Geist heraus geschehen. Geschieht jenes erwähnte Hineinwachsen in ein umfassenderes Bewusstsein im Sinne Christi, müsste es allerdings ein organisches Wachsen sein, und keine wiederum technische Manipulation. Durch keine spirituelle „Technik" lässt sich das „Heil" erzwingen. Übungen verschiedener Art wollen letztlich, nachdem sie ihre Rolle erfüllt haben, wieder abgelegt werden; nur, was zum Eigenen geworden ist, zählt letztlich. Gar völlig unmöglich ist es, durch die heutigen problematischen elektronischen „Brain-Machines"– in Wahrheit: Gehirn-Manipulations-Geräte – Gott passiv und z.T. unterbewusst zu „konsumieren".

Christus ist in erster Linie in seiner speziellen Rolle auf der Erde überliefert; es ist aber auch an Manifestationen in anderen Ebenen und Bereichen des Kosmos zu denken: vgl. die etwas phantastische Schrift „Das Urantia Buch"/ USA, das aber nicht als Quelle, sondern nur als Anregung erwähnt wird. Die unverwechselbare Aufgabe von Christus auf der sehr dichten physischen Erde soll hier jedoch nicht in Frage gestellt werden. Weiter s. die Bücher „Analekta" 1 und 2. "Analekta" ist aus Restauflagen evtl. erhältlich bei: Mag. Alois Thurner, Staudach 103, A-8230 Hartberg, Österreich.

Theologen haben die Aufnahme Jesu in einer "Wolke" zusammengeschaut mit alttestamentarischen Stellen (2.Mose 13:21 und 40:34). Sie haben die anschließende Freude der Jünger an einer deutlich erlebten neuen Art von Gegenwart Christi verarbeitet, die einen als etwas höchst Reales, und andere als etwas Subjektives.

Dazu ein Auszug aus dem Lukasevangelium 24 mit Anmerkungen : Die Himmelfahrt.

50 Er* führte sie aber hinaus gen Bethanien, und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf in den Himmel.**

*Der auferstandene Jesus. **Andere Übersetzung: Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde in den Himmel emporgehoben.
Auch Markus 16,15-20.: 'Dann sagte er ihnen, geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, soll Rettung finden. Wer aber nicht glaubt, wird gerichtet werden (üblichere Übersetzung: verdammt werden). Zeichen, die Gläubigen folgen werden, sind: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und wenn sie etwas Giftiges trinken, wird es ihnen nicht schaden; und mit den Kranken, denen sie die Hände auflegen, wird's besser werden.' (Anmerkung: D.h. offensichtlich ist es nötig, zu forschen, was den Kirchen fehlt, denn solche Erscheinungen sind heute in den meisten Kirchen selten geworden, wenngleich sie immer noch vorkommen.) 'Und nachdem der Herr mit ihnen geredet hatte wurde er aufgehoben in den Himmel, und sitzt zur Rechten Gottes. Sie aber gingen hinaus, und predigten an allen Orten, und der Herr wirkte mit ihnen, und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.'
Siehe auch Apostelgeschichte 1.

 Frage:
Ist für mich eine gegenwärtige oder kommende Bedeutung der Himmelfahrt eine Frage, die mich im Umgang mit Gott  bewegt ?

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Das Pfingstereignis.

Vor der Kreuzigung hatte Jesus angekündigt, dass durch sein Weggehen zum Vater der Heilige Geist, der „Tröster", der „Geist der Wahrheit" vom Vater ausgehen werde - Joh. 14,15,16.

Etwa zehn Tage nach der Himmelfahrt ist die Urgemeinde in Jerusalem zum Gebet versammelt. „Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, wie ein gewaltiger Wind, und erfüllte das ganze Haus... Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen; und wurden alle voll des Heiligen Geistes, und fingen an zu predigen mit anderen Zungen..." - Apostelgeschichte 2. Mit solchen Worten beschreibt Njiemand ein gewohntes Erfülltsein nach dem Gebet. Eher schon finden wir Anklänge daran in der Praxis der Pfingstgemeinden und der Quäker. Das erste Pfingstereignis schließt sich als äußerlich wahrnehmbares Phänomen an das an, was hier im Kapitel über die Himmelfahrt beschrieben wurde, die Verbreitung der Wirksamkeit Christi auf die Jünger und deren Umkreis. Auf dem Wege des „Herabsendens" des Geistes der Wahrheit teilt sich wieder etwas mit von einem gemeinsamen Wirken von Gott und Christus. In dieser Hinsicht kann das erste Pfingsten auch als erstes Zeichen einer beginnenden „Wiederkunft Christi" gesehen werden, eines Näherkommens zumindest. Auch von dieser Warte her ist zu erwarten, dass die in Prophezeiungen enthaltene „Wiederkunft Christi" noch anders gemeint ist, als eine zweite Verkörperung als Mensch.

Anmerkung: Der „Tröster" bzw. „Geist der Wahrheit" ist, streng genommen nicht ohne weiteres gleichzusetzen mit dem „Heiligen Geist", bzw. der „Heiligen Geistin", s.u.: „Sophia".

- Der „Geist der Wahrheit" erscheint wie ein Stück von Christus selbst, welches an die Gemeinschaft mit ihm und an seine Worte erinnert, und nun den Jüngern ermöglicht, sein Werk auf der Erde weiterzuführen. Es ist seither im Grunde nicht mehr seriös, religiöse und philosophische Fragen nur im Sinne einer Geschichte literarischer Rezeption und gedanklicher Ableitung zu behandeln. Darüber ist viel geschrieben worden. Es sind andere Faktoren mit am Werk, auch im Menschen, und sie zu ertasten, darum geht es in dieser Schrift in erster Linie.

Das Erbe des Schöpfergottes, des Vaters im Menschen, insofern er „... von Gott geboren ist" - Ev. Joh.1 - wird allgemein zur bewussten Verinnerlichung angeboten im Leben Jesu; und nun wird seit dem Pfingstereignis das Erbe von Christus selbst bei den auf der Erde Verbliebenen befestigt, die es aufnehmen.

- Der Heilige Geist als „weibliche, mütterliche" spirituell-intelligente Gotteseigenschaft und -Energie wurde in verschiedenen Ebenen und Erscheinungsformen bereits vor dem Erdenleben Jesu gefunden, sowohl außerhalb des Menschen, als auch in seiner inspirierenden Wirkung auf den Menschen.

Es gibt selbst Beziehungen zum "himmlischen Manna" (Exodus, Deuteronomium, Numeri, Psalmen, Nehemia, Joshua, Joh., Hebräerbrief, Offenbarung).

Es ist aber auch nicht völlig falsch, wenn die Begriffe „Geist der Wahrheit" und „Heiliger Geist" in Bezug auf praktische Erfahrungen gleichgesetzt werden, wie es oft geschieht. Es mag immer häufiger werden, dass Kräfte Gottes zusammen- und schließlich als Einheit wirken; so wie auch der Mensch, der ursprünglich „zum Bilde Gottes geschaffen" wurde, die Erfahrung der Ausdifferenzierung des Bewusstseins und dann auch wieder der Integration seines Wesens machen kann.

Dadurch wird auch das gemeinschaftliche Leben der Menschheit und Erde erst wirklich in der heute noch kaum feststellbaren Art in Erscheinung treten können, wie es hier anschließend im Zusammenhang mit der Johannesapokalypse in den Blick genommen wird; ohne damit zu meinen, diese Zukunft sei durchweg an heutige Vorstellungsmöglichkeiten anpassbar.

Der „Heilige Geist" ist nicht einfach Geist oder Lebensatem, Lebenskraft. Es kann zweckmäßig sein, sein anscheinend stufenweises Auftreten im Weg Christi zu verfolgen. Er wird genannt im Zusammenhang mit der Empfängnis der Maria, also zumindest im Sinne einer Mitwirkung in Bezug auf ein einzelnes Ereignis.

Er kann gefunden werden in jener Stelle, wo der persönlich anwesende Christus im Auferstehungsleib die Jünger „anbläst", und spricht „Nehmet hin den Heiligen Geist" (Joh. 20, 22) - der also hier durch ihn hindurch wirkt. Eine Reinigung ihres Wahrnehmungsvermögens bzw. im tieferen Sinn ihres Gewissens kann als Voraussetzung der Verantwortung gesehen werden, die ihnen übertragen wird bzw. die ihnen bewusst gemacht wird: „Sünden zu vergeben oder nicht(s zu tun)". Dieses Gewissen, das auch von Mystikern wie J. Lorber als Wirkung des Heiligen Geistes gesehen wird, ist nicht jenes Gemisch von biographisch geprägten Ängsten, das oft fälschlich mit Gewissen verwechselt wird, hinter dem jedoch manchmal ein Stück echtes Gewissen verborgen sein mag. Gewissen im reinsten Sinn ist auch eine bewusste innere Führung des einzelnen Menschen.

Im ersten Pfingstereignis wirkt der Heilige Geist bereits unpersönlich, direkt „kosmisch", jedoch auf vielfältige Weise entsprechend der verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten der davon Durchdrungenen, oder entsprechend der verschiedenen Voraussetzungen der Angesprochenen bzw. der Welt. Präzise wunde Punkte zu treffen, sie durch dieses Hinschauen- Müssen aufzulösen, und wesentliche Unterschiede und Wahrheiten immer besser zu erkennen, sind Merkmale eines Bewusstseins, das vom Heiligen Geist angestoßen scheint. Wo es weniger um Auflösung von Verworrenem geht, zeigt sich dieselbe Kraft mehr als kreativ gestaltend, gemeinschaftsbildend, vervollkommnend – zu Gott führend.

Auch das 19.Jahrhundert mit seinen verschiedenen Erweckungs- und Neuoffenbarungsbewegungen, wie auch das 20.Jahrhundert kann bei genauerem Hinschauen immer neue Schübe des Heiligen Geistes und seiner Folgewirkungen erkennen lassen. Überhaupt deutet sich an, dass christliche Impulse und der Heilige Geist längst Übergänge zu jenem Gebiet ergeben, mit dem sich die Johannesapokalypse befasst, die sich der Entwicklung im Großen zuwendet.

In diesen Abschnitten der Apostelgeschichte sind mit den Jüngern auch stets Maria und die anderen Frauen bzw. Jüngerinnen „im Beten und Flehen vereint". Die Rolle der Frauen – ob redend oder wie bei Paulus „schweigend", dürfte aus verschiedenen Gründen dabei unersetzlich gewesen sein. Sie waren z. B. gefühlsmäßig empfänglicher für feine Einflüsse, und konnten diese verbal oder nicht-verbal sicherlich auch in die Runde hineingeben. Auch heute kann in Versammlungen aller, auch geistlicher Art der Unterschied beobachtet werden, wenn nicht nur Männer, sondern auch Frauen teilnehmen. Wo es dann nicht um männliches Imponiergehabe geht, kann die Veranstaltung inspirierender und befeuernder ablaufen, auch innerliche Beteiligung am Geschehen vorausgesetzt. In anthroposophischen und rosenkreuzerischen Bereichen wird Maria, die Mutter Jesu, sogar als die eigentliche Quelle gesehen, durch die hindurch der Heilige Geist auf die Jünger wirken konnte.

Hier stoßen wir auch auf das Geheimnis der „Sophia", der „Weisheit" des Alten Testaments, einer weiblichen Ausdrucksform göttlicher Kraft. Im Bereich der orthodoxen Ostkirche ist Maria vielfach mit Sophia identifiziert worden. Der Sophiologe und Visionär Solowjoff hat sie als erst in unserer Zeit in ihrer kosmischen Dimension näherkommende Wesenheit erlebt – wie dies auch für Christus angenommen wird, z.B. Steiners „ätherische Wiederkunft Christi" um 1909, o.a.) Wie Jesus und Maria im Kleinen, so kann offenbar der „kosmische Christus" und Sophia als Himmelsmutter im Großen mystisch erlebt werden. S.a. Hildegunde Wöller "Ein Traum von Christus". Der Zusammenhang kann auch so ausgedrückt werden: die "mütterliche" Eigenschaft Gottes wirkt daran mit, dass die Schöpfung Gott entgegenwachsen kann, wie Gott ihr seinerseits entgegenkommt.

Feministische Theologinnen haben darauf hingewiesen, dass der Heilige Geist in der damaligen Sprache eigentlich „Heilige Geistin" hieß. Maria bzw. Sophia könnten eventuell genauer als Ausdrucksform gesehen werden, in die der Heilige Geist einfließt und Gestalt annimmt, wie im Symbol der Taube.

Aber auch in unterschiedlichen Bestrebungen der Frauenbewegungen in West und Ost kann „Sophienhaftes" gefunden werden, vgl. Dr. Susanne Schaup im Protokoll der Ev. Akademie Bad Boll zur Tagung „New Age 3: Sophia". Ähnlich kann auch „Christushaftes" nicht nur in neuen weltweiten christlichen Bestrebungen mit modellhaften Projekten wie dem „Universellen Leben" oder in Erneuerungsbestrebungen in den Kirchen, sondern auch in anderen, auch weltlichen Bewegungen gefunden werden. Joh.3: Der Geist weht wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt, und wohin er fährt. So ist es mit Jedem, der aus dem Geist geboren ist".

Das Kommende hat jedenfalls männlich-weiblichen Charakter, ist nicht mehr patriarchalisch, aber auch nicht matriarchalisch.

Während etwas vom Wirken Christi in jedem Menschen ist, wie in vorangegangenen Kapiteln erläutert wurde, kann dies nun durch den äußeren Christus und den Heiligen Geist von neuem verstärkt werden; auch durch seine Worte, aber nicht nur durch diese.

Das Gralsrittertum ging auf eine andere Art davon aus, dass vom Wirken Christi vor 2000 Jahren auf der Erde etwas verblieben ist, was vom Menschen gesucht und gefunden werden könne, der „Gral". Diese Legende berichtete, dass etwas vom Blut Jesu, das am Kreuz in die Erde tropfte, in einer Schale aufgefangen wurde. Josef von Arimathia und seine Begleiter hätten es nach Frankreich oder England gerettet, und sich stets vor diesem „wundertätigen Gral" zum Gebet und zum Empfang von Inspirationen versammelt. Vgl. z. B. R. de Boron „Die Geschichte des Heiligen Gral", um 1200 aufgeschrieben. Obwohl der Legende auch eine äußere Realität zugrunde liegen kann, fällt es ins Auge, dass die goldene Gralsschale mit ihrem Kelch oben, ihrer Verdickung in der Mitte, und ihrer Verbreiterung bzw. Öffnung nach unten den Menschen symbolisiert*; einen Menschen, der von seiner Mitte bzw. seinem Herz aus sich nach oben für den Hl. Geist, nach unten für die Erlösung der Erde öffnet; einen „erlösten Menschen", auf den „die Kreatur wartet" (Römerbrief 8, 18-28). Im Großen kann sie auch als ein Symbol einer zu Gott hin geöffneten Erde gesehen werden. Um diese Strömung herum gruppierten sich die z.T. etwas  weltabgewandt gewordenen Katharer, sprich: Ketzer, und Albigenser, Minnesänger, Troubadours. Mehrere Millionen solcher esoterischer Christen wurden vom Papsttum als vermeintliche Häretiker (Ketzer) ausgerottet. Die tiefere Bedeutung des Grals ist also noch nicht ausgeschöpft in jener anderen Legende, angebliche leibliche Nachfahren Jesu in Königsgeschlechtern seien der Gral gewesen.

Joh. 4: „... Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, dass Ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet... Es kommt die Zeit und ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater will haben, die ihn so anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." Diese selbstbewusste, freie Haltung von Richtungen eines geistigen Christentums wäre für Institutionen nur zu verkraften, wenn sie den Mut hätten, sich auf der Basis freier Christenmenschen zu erneuern. Da solche Richtungen eines spirituellen Christentums so dezimiert wurden, dass sogar deren Inhalte nur noch schwer rekonstruierbar sind, hat sich die Kirche letztlich selbst jene Substanz an eigener spiritueller Tradition abgegraben, die sie heute langsam als Vakuum erkennen muss. Nachdem viele, z. T. auch recht zweifelhafte Angebote aus anderen Kulturen dieses Vakuum zu füllen versuchten, suchen nun auch Kirchen nach der verschollenen christlichen spirituellen Praxis.

Der berühmte Abt Joachim di Fiore (um 1100) sprach von der Zeit des Vaters – der Zeit der Gesetzesreligion des Alten Testamentes –, sowie der Zeit des Sohnes mit kirchlicher Vermittlung, und prophezeite ein drittes „Zeitalter des Heiligen Geistes" – Buchtitel, Turmverlag – , wo in den Menschen selbst ihre individuelle Verbindung zu Gott wächst. Auch von dieser Prophezeiung, deren Bedeutsamkeit wir je länger je mehr erkennen können, sind Elemente direkt und indirekt in die verschiedensten Bestrebungen eingeflossen, von Luther über Marx - bis Hitler, wo sie missverstanden bzw. missbraucht wurden. Meist gibt es von solchen Missverständnissen auch ein sinnvolles Urbild.

Hier ist auch eine Anmerkung zur Unterscheidung zwischen einer Spiritualität des Heiligen Geistes und spiritistischen Praktiken angebracht. Das „Ergriffensein vom Heiligen Geist", im Idealfall ein bewusstes Aufnehmen des Heiligen Geistes, geht über das innerste Wesen des Menschen. Hypnose bzw. ekstatische Trancezustände und „Besessenheit" durch jenseitige „Geister" Verstorbener finden dabei nicht statt, und schon gar nicht deren „Beschwörung". Weder für die betreffenden Menschen, noch für Andere in der Runde ist diese Erfahrung kräfteraubend wie in einer spiritistischen Sitzung. Das Bewusstsein wird nicht eingeengt wie bei der Hypnose, sondern ausgedehnt. So mögen durchaus außergewöhnliche Wahrnehmungen in der Umgebung möglich sein, aber dann bewusst und ohne Gedächtnisverlust.

Die Wirkensweise des Heiligen Geistes wäre vereinbar sowohl mit meditativer Stille – in westlichen Kirchen fast immer fehlend – als auch mit Versuchen, dasselbe im Gegenteil durch mehr und bessere Kommunikation zu erreichen, wie dies besonders im Westen bzw. Amerika entwickelt wurde. Würden Stille und Kommunikation bzw. Inhalte miteinander verbunden – eine Chance besonders der Mentalität in der Mitte Europas –, so könnte das von Christus bzw. dem Heiligen Geist Gewollte besonders deutlich erkennbar werden. Er verkörpert vielfach Drittes jenseits östlicher oder westlicher Extreme; allerdings stets nur, wenn das Streben nicht egoistisch, d.h. nicht unethisch ist. Christus ist nur mit richtig verstandener Bescheidenheit, Ethik und dem Sinn vorstellbar, den er der Welt im Sinne einer Heilsgeschichte gab.

Der Heilige Geist kann auch nicht völlig abgelöst von dem Christus, bzw. seinen Anliegen betrachtet werden. Christus sprach dem Heiligen Geist die Eigenschaft zu, dass er die Jünger „an alles erinnern wird, was ich euch gesagt habe". Darüber hinaus sagte er: „habe ich euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten."

Was immer in Richtung der Wahrheit bereinigt wird, könnte sich allerdings mit dem Heiligen Geist zur Gesamtheit jener Kräfte vereinigen, die die Erde retten wollen.

In den Lehren Christi gibt es den Menschen mit seiner Subjektivität, - aber nicht jene grenzenlose Relativierung, die nach manchen modernen philosophischen Vorstellungen keinerlei objektive Wahrheiten mehr zuließe.

* Dazu im Internet eine Symbolische Skizze des Heiligen Gral.

 Frage:
Was hat sich mit Gott bereits in mir entwickelt, und was kommt von Gott heute entgegen?  

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Ein Bild Jesu.

Wer eine deutlichere Vorstellung haben möchte, wie Jesus aussah, sei hier zum Abschluss der Evangelien auf jene Darstellung hingewiesen, die als echteste gelten könnte –obwohl kein allgemein anerkanntes Bildnis existiert:
Das sog. einzig wirkliche „Bild unseres Heilandes", erhältlich über den Lorber-Verlag. Der Überlieferung nach wurde es auf Befehl von Kaiser Tiberius von einem Bildnis auf einem Smaragd aufgenommen und aus der Schatzkammer von Konstantinopel durch den Sultan der Türken dem Papst Innocenz VIII. übergeben zum Loskauf seines Bruders. Damit ist eine Beschreibung der Gestalt Jesu durch Publius Lentulus verbunden, zu jener Zeit Statthalter in Judäa, für den Senat und das römische Volk :
"Es erschien in diesen Tagen ein sehr tugendhafter Mann namens Jesus Christus, welcher jetzt noch unter uns lebt und von den Heiden als ein Prophet der Wahrheit angesehen, von seinen Jüngern aber Sohn Gottes genannt wird. Er erweckt vom Tode und heilt alle Arten von Krankheiten. Ein mittelgroßer Mann von stattlicher Figur und sehr ehrwürdigem Aussehen, so dass die, die ihn sehen, ihn sowohl lieben als auch fürchten müssen. Sein Haar hat die Farbe einer völlig reifen Haselnuss, bis zu den Ohren beinahe glatt, von da abwärts etwas gelockt über seine Schultern wallend und von mehr orientalischer Art, nach Sitte der Nazarener in der Mitte gescheitelt. Seine Stirn ist offen und glatt, sein Gesicht ohne Flecken und Runzeln, schön, von angenehmem Rot. Nase und Mund sind so geformt, dass nichts daran zu tadeln ist. Der Bart ist wenig stark, in der Farbe zu den Haaren passend, von nicht sehr großer Länge. Seine Augen sind dunkelblau, klar und lebhaft. Sein Körper ist wohlgeformt und straff, seine Hände und Arme sind proportioniert. Im Tadel ist er furchtbar, im Ermahnen freundlich und einnehmend, in der Rede gemäßigt, weise und bescheiden, vermischt mit Würde. Niemand kann sich erinnern, ihn lachen gesehen zu haben, aber viele sahen ihn weinen. Ein Mann, durch eigentümliche Schönheit die Menschenkinder übertreffend."

In der alten gedruckten Ausgabe "Christuswege..." ist dieses Bild enthalten - mit Genehmigung des Verlages von 1992.

Zum Abdruck des Leichnams Jesu auf dem Turiner Grabtuch s.a. unser Kapitel "Kreuzigung und Grablegung". Seit 1979 ist außerdem der „Schleier von Manoppello“, durch P. Prof. Dr. Heinrich Pfeiffer und Schwester Blandina Paschalis Schlömer wissenschaftlich untersucht. Im Unterschied zum Turiner Grabtuch findet sich dort nur das Gesicht, allerdings mit geöffneten Augen: http://voltosanto.com . Auch bei diesem Tuch ist die Entstehungsursache wissenschaftlich schwer oder nicht erklärbar: Muschelseide ist z.B. nicht bemalbar. Die Maße des Gesichts sind bei diesen beiden Tüchern deckungsgleich. Vgl. Joh. 20: 5-7. Diese Bilder haben die künstlerischen Darstellungen Jesu von den ersten Jahrhunderten an entscheidend mitgeprägt. Auf dem anscheinend gewickelt gewesenen Schleier sieht das Gesicht von vorne mit den Haaren oval aus; es gibt auch Ähnlichkeiten mit dem weiter oben erwähnten Bild, welches den lebendigen Jesus von der Seite her zeigt.

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Die feineren Wesensschichten des Menschen

 

Teil 2 Die Johannes-Offenbarung :

Die Offenbarung des Johannes.

Beim Johannesevangelium ist bei intensiverer meditativer Auseinandersetzung erahnbar, dass seine Schwerpunktsetzung einer meditativen Rückschau des Evangelisten auf selbst im Leben Miterlebtes entstammt, (eventuell redigiert durch seine Schüler).

Bei der Johannesoffenbarung hingegen ist es offensichtlich, dass sie auf Visionen zurückgeht. Hier sind keine gedanklichen Fortschreibungen äußerer Lebenserfahrungen in die Zukunft hinein am Werk. Die Form dieser Visionen zeigt auch – Erfahrungen im Ringen um die Unterscheidungskraft bei eigenen inneren Bildern usw. vorausgesetzt –, dass sie von höheren Ebenen stammen, als von jenen, wo sich äußere Erwartungen in imaginative Bilder formen können; eine Vermischung mit Persönlichem ist nicht erkennbar. Die Quelle ist auch klar benannt, wenngleich das allein bei solchen Erlebnissen keine Gewähr wäre: „Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll; und hat sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knecht Johannes...".

Moderne evangelische Theologie interessiert sich meist nicht besonders für diese apokalyptische Schrift. Sie könnte sie mit ihren äußeren Methoden nicht wirklich, oder nur bruchstückhaft entschlüsseln, da sie die „Methode" ihrer Entstehung und die damit verbundene Symbolik nicht aus eigenen Erfahrungen ableiten kann. In der katholischen Kirche bestehen einige Vorstellungen über die Apokalypse, aber die Menschen lesen diese dort kaum; zu ferne ist sie der Selbstzufriedenheit vieler Menschen und Kirchen in der heutigen Zeit. Freikirchen und Sekten dagegen berufen sich direkt auf die Johannesoffenbarung = Apokalypse*. Sie lesen aus der prophetischen Schau verstandesgemäß, also auch mit einer allein nicht zureichenden Methode, oft eine einzige äußere Katastrophenzeit heraus; und sehen sich jeweils als die Auserwählten, oder zumindest als die am direktesten Auserwählten. *Apokalypse stammt aus dem Griechischen, und heißt Aufdeckung, Offenbarung, und nicht etwa Katastrophe.

Im Kapitel zum Pfingstereignis wurde bereits auf Übergänge von individuellen Wirken Jesu in seinem Umkreis zu Entwicklungen im Großen hingewiesen.

Wird nach den Evangelien auch die Johannesoffenbarung auf ganzheitliche Weise erarbeitet, wie in der „Einführung..." angeregt, zeigt sich Unerwartetes, in der Literatur so nicht zu Findendes:

Die Offenbarung zeigt eine Abfolge, die der Abfolge im Leben Jesu verwandt ist. Jedoch ist eindeutig von Entwicklungen in der Menschheit bzw. Erde und im Kosmos die Rede; auch eine noch so innerliche, mystische Verarbeitung bestätigt lediglich, dass es keine bloßen Bilder zur Unterstützung der Entfaltung oder „Einweihung" des einzelnen Menschen sind; wenngleich sie angesichts der besagten Parallelen zu den Evangelien Einzelnen auch derart individuell helfen können. Die eigentliche Stufe der Apokalyptik ist eher ein Bewusstsein, welches das urbildhafte Geschehen um Jesus Christus vor zweitausend Jahren ausweitet auf eine ebenso von urbildhaften Schritten durchzogene Entwicklung der Menschheit und Erde vor dem Hintergrund des Kosmos. Hier ist auch der universelle Aspekt Christi inbegriffen, gegenüber seinem Wirken als Menschensohn um die Zeitenwende. Von dieser Warte her wären wiederum einige Rückschlüsse auf das Geschehen im Kleinen vor ca. 2000 Jahren möglich.

Die Offenbarung besitzt allerdings eine unnachahmliche, größere Komplexizität als die Schilderung der Evangelien. Sie ist also auch keine bloße Projektion des von Johannes am Leben Jesu Erlebten auf das Weltgeschehen.

Die Offenbarung beschreibt in ihrem eigentlichen „Element" ein Geschehen im mehreren Dimensionen bzw. Seinsebenen. Nur sekundär sind auch zeitliche Abfolgen in den Schritten zu finden. Schon von daher ist klar, dass viele Deutungen auf historische Geschehnisse teils bestenfalls als Anklänge an das Geschaute gelten können, und teils ausgesprochen irreführend sein müssen.

Von einem anderen, ebenfalls zulässigen Gesichtspunkt her sieht R. Steiner die erschauten zukünftigen Bewusstseinszustände der Menschheit als z.T. vorwegnehmbar durch einige Geistesschüler der Gegenwart. R. Steiner, nachlesbar in: „Die Apokalypse des Johannes", Vortragszyklus 1908.

Im Sinne von Otto Hanish, Gründer der zarathustrisch orientierten „Mazdaznan"- Lebensreformbewegung fand Oberdörffer Entsprechungen zu physiologischen Entwicklungen z.B. der Nervenbahnen im Menschen. „Die Apokalypse", Dt. Mazdaznan Bewegung, Gablonzer Str.7, 76185 Karlsruhe.

Eine kapitelweise esoterische Ausdeutung versuchte etwa Artur Schult: „Das Johannesevangelium als Offenbarung des Kosmischen Christus" und „Weltenwerden und Johannesapokalypse". Natürlich sind das erkenntnismäßige Annäherungsversuche, zu denen es viele Anmerkungen zu machen gäbe.

Hier noch eine Anmerkung zu älteren Prophetien: Es hilft wenig, die Johannesapokalypse in der Ausdeutung zu vermischen mit der Prophetie des Alten Testamentes. Auch wenn an einigen Stellen verwandte Bilder verwendet werden, müssten die Aussagen der alten Propheten erst einmal mit den geschichtlichen Ereignissen der vorchristlichen Zeit und entsprechenden Zeittafeln verglichen werden. Dann zeigt sich nämlich, dass diese Propheten fast ausnahmslos von damals bevorstehenden Ereignissen in vorchristlicher Zeit und in der Zeit Christi sprachen: z.B. der babylonischen Gefangenschaft und der damaligen Rückkehr der Juden, sowie den nachfolgenden Kriegen im Land, einem damaligen Sieg der Juden, usw.; auch vom Kommen des Messias bzw. Christus (zum Messias vgl. die Seite über das Alte Testament). Nur an ganz wenigen Stellen schimmert zusätzlich etwas durch, was bisher nicht geschehen ist und auf unsere Zeit bzw. auf das in der Johannesoffenbarung Geschilderte hindeutet, und (z.B. Jesaja 24; 25; 27; 66:15; Daniel 7:9-28; Sprüche 2:21-22.)

Joh.off.5:6 wurde in traditioneller (christlicher) Theologie als grundlegende Vision herausgearbeitet: das Lamm, das geschlachtet wurde, und trotzdem aufrecht vor dem Thron Gottes steht. In einer kirchlichen Sicht wurde die Kirche als erste Stelle gesehen, wo sich das Neue umsetzt. Ansonsten behandelten Theologen die Johannesoffenbarung im Zusammenhang mit dem "endzeitlichen" (eschatologischen) Vertrauen auf ein kommendes "Königreich" Gottes, besonders im Zusammenhang mit entsprechenden Reden aus den Lehrjahren von Jesus. Was Gott mit Jesus begonnen hat, was aber unvollendet ist, entfaltet sich weiter bis zur Vollendung; vgl. Philipper 1:6. Dabei kam es vor, dass ein Beginn eines "neuen Himmels und einer neuen Erde" (Joh.off.21) schon mit der Kreuzigung und Auferstehung Jesu angenommen wurde - und dann eine kontinuierliche Entwicklung dahin angenommen wurde. Die Johannesoffenbarung spricht allerdings von einem Umbruch, der selbst bei einer noch so symbolischen Auslegung ein nie dagewesenes Ausmaß erahnen lässt. Der Scheinwiderspruch zwischen etwas eigentlich schon Vorhandenem und einer späteren Verwirklichung wird sich nur wirklich lösen, wenn jenes Bewusstsein ansatzweise meditativ nachvollzogen wird, das Jesus zeigt, wenn er mehrfach sinngemäß sagt "Es kommt die Zeit und ist schon jetzt..." (Joh.ev. 4 und 5): Es besagt, dass etwas auf einer geistigeren Ebene schon real Gegebenes, auf der sichtbaren Ebene später zur Geltung kommen wird.

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Zum Umgang mit Prophezeiungen.

Hier mögen noch einige allgemeine Gedanken zum Umgang mit Prophezeiungen angebracht sein, nicht nur der Johannes-Apokalypse, sondern auch anderer, meist kurzer „Apokalypsen" aus der apokryphen Literatur der ersten Jahrhunderte, oder moderner apokalyptischer Visionen moderner Hellseher, die meist „gemischten" Charakter haben; darüber hinaus von sonstigen, individuellen „Vorhersagen" verschiedener Art. Die urbildhaften Schritte der Johannesoffenbarung als solche dürften ebenso wenig vermeidbar sein wie die verschiedenen Stadien der Entwicklung eines Embryos bzw. eines Lebewesens, oder gewisse Schritte in der Entwicklung eines Mystikers usw. Wie diese Schritte jedoch durchlaufen werden, ob bei kleinsten Anlässen viel gelernt und so manche Härte im Äußeren vermieden wird, oder ob große Katastrophen geschehen müssen, das liegt in der Hand der Menschen. Wer das äußere Geschehen in der Welt untersucht, unabhängig von Propheten, kann dieselbe Gesetzmäßigkeit erkennen, gleich ob das Schicksal des Einzelmenschen oder größerer Zusammenhänge betrachtet werden.

Die nicht urbildhaften und daher weniger grundlegenden Einzelheiten in Zukunftsvisionen sind geistige Programme, die aufgrund des Vorherigen zu einem bestimmten Zeitpunkt so weit gediehen sind, dass aus ihnen in der Zukunft bestimmte Geschehnisse folgen würden, die immer enger eingegrenzt werden nach Art, Raum und Zeit. Ändern sich aber durch menschliche Bemühungen die ursächlichen geistigen Programme im Einzelnen oder in Menschengruppen, dann ändern sich auch die Einzelheiten in der Zukunft, insoweit diese über die Notwendigkeiten der Urbilder hinausgehen. Daher ändern sich Visionen im Laufe der Zeit. Das gilt insbesondere für Visionen von Menschen, die nicht von jener weitreichenden Ebene wie Johannes schauen; ihre Visionen können u.U. innerhalb kürzester Zeit überholt sein. Allerdings ist der Spielraum der Menschheit angesichts menschlicher Trägheit begrenzt.

Hellseher können entweder vage Impulse wahrnehmen, diese sind dann unter Umständen am korrektesten; oder sie sehen schon deutlichere Möglichkeiten in symbolischer Form, oder auch exakte physische Geschehnisse, deren Einzelheiten jedoch manchmal vom Unterbewusstsein beigesteuert werden - weil sie nur in geringem Grade festliegen; einmal abgesehen von schlichten Projektionen aus Erlebnissen der Vergangenheit auf die Zukunft, oder anderen häufig vorkommenden täuschenden Wahrnehmungen, oder völlig falschen Ausdeutungen .

Andere Widersprüche in solchen "Zukunftswahrnehmungen" spiegeln offenbar festgefügte, einander teils widersprechende Zukunftsszenarien wieder (*s. a. Verweis am Schluss des Kapitels über "die Letzten 7 Plagen"). Diese sind in der psychischen Ebene der Menschheit "reale, noch nicht klar entschiedene Möglichkeiten", zu denen unterschiedliche menschliche Vorstellungen beigetragen haben. Jeder Mensch nimmt an diesem fortschreitenden Entscheidungsprozess über die Zukunft bewusst oder unbewusst teil.

Einerseits ist die Erde ein bewusster, freier Organismus, und wie Gott diesen Teil seines Wesens bzw. seiner Schöpfung ergreifen soll, das wird ihm niemand sagen. Andererseits ist auch der Mensch für seinen Teil frei, sich für immer bessere Lösungsmuster zu entscheiden, ähnlich wie auch seinen Zellen eine erhebliche Variationsbreite ihres Verhaltens zugesprochen werden könnte; - diese wird nicht zentral vom menschlichen Bewusstsein diktiert, welches sie aber durchaus mit positiven Gedanken usw. ansprechen kann.

Also ist durch wandelnde Gedanken und Gebete, durch Liebe und Gottvertrauen, durch rettende Taten und Gnade sehr viel mehr zu bewirken und bewirkt worden, als es fatalistische Haltungen nahe legen würden.

Auch Zeitangaben von Hellsehern oder inspirierten Schriften sind in Bezug auf die irdische Zeit meist nicht exakt gewesen.

Die Wahrnehmung einiger Mystiker, wonach auf höchsten Ebenen jenseits von Raum und Zeit alles schon vorhanden ist, und die irdische Wahrnehmungsebene des Ringens um richtige Entscheidungen usw. sind beide unabhängig voneinander richtig. Beides philosophisch wertend gegeneinander auszuspielen, entspricht nicht dem völlig unterschiedlichen Charakter dieser Ebenen und macht das Denkergebnis falsch.

Siehe auch unten "Inspirationen und die Kirchen"

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Zu den Inhalten der Johannesapokalypse: Die sieben Kirchen.

In der Offenbarung 1. Kapitel beschreibt Johannes die erste Christusvision nach der Himmelfahrt. „Ich wandte mich um", oder deutlicher im 4. Kap. „Steig her...", „und alsbald war ich im Geist" bedeuten, dass hier nicht Christus zu Johannes „herabsteigt", sondern Johannes zeitweilig bewusst auf die Ebene „heraufsteigen" kann, von der aus zu ihm gesprochen wird. Dies ist wichtig und nicht symbolisch. „Der Erste und der Letzte und der Lebendige", der „tot war", „...und die Schlüssel der Hölle und des Todes hat", der mit Gott vereinte Christus spricht zu ihm. Er benennt damit auch das allgemeine, vielfach variierte Thema, das die Apokalypse wie ein roter Faden durchzieht: Die Durchdringung der verschiedenen zurückgebliebenen bzw. „finster" gewordenen Ebenen des Lebens – nicht durch irgendein Licht, sondern durch das „wahrhaftige Licht", im Sinne des Johannesevangeliums, durch Christus. Alles wird zu Beginn in den Kontext der nun wiederholten Prophezeiung einer Wiederkunft Christi „in den Wolken" gestellt.

Christus zeigt sich bildhaft in seiner Eigenschaft als sonnenhaftes Zentrum der „Sieben Gemeinden in Asien". "Bekleidet mit einem Gewand, das bis an die Füße reichte" -d.h. sein Geist durchdringt alles, auch den Willen, der in den Füßen zum Ausdruck kommt-; "um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold" -die Liebe des Herzens ist auch an Weisheit gebunden-. "Sein Haupt und seine Haare waren weiß..." -durch diese Verbindung mit der Liebe ist wiederum das Haupt strahlend-; "und seine Augen wie Feuerflammen" - seine Augen 'beleuchten' die Welt -; "seine Beine glänzten wie Golderz" -seine Schritte haben auch eine reinigende Wirkung nach außen-; "und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen" - auch in seiner Stimme schwingt der Geist mit -. "In seiner Rechten hielt er sieben Sterne" - er zieht alle Kräfte, alle Charaktere mit der Rechten, die für die Zukunft steht, nach sich, sie folgen ihm nach-; "und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert" - dder bringt die wirkliche Unterscheidungskraft und Differenzierung. 
Diese Vision erscheint wie eine Analogie zu jener Vision Johannes der Täufers am Beginn des Johannesevangeliums, mit der Taube des wahren Geistes; die sieben Gemeinden entsprechen der Berufung der Jünger - z.B. ab Joh. 1, Matth. 4,18-22.

Die „sieben Gemeinden" - sieben Kirchen; Off. 2-3 - existierten real. Sie verkörperten unterschiedliche kulturelle Probleme, Qualitäten und Möglichkeiten, die Christus schonungslos den „Engeln" dieser Gemeinden schreiben lässt. „Engel" scheint sich hier auch auf irdische Leiter dieser Gemeinden zu beziehen, die Briefe sind keine rein übersinnliche Angelegenheit. Daneben wurde sicher davon ausgegangen, dass diese Kirchen tatsächlich jeweils von einem Engel betreut werden. Der Begriff Engel kann jedoch zusätzlich darauf hinweisen, dass die christlichen Gemeinden in den sieben Städten auch stellvertretend für jene Kräfte angesprochen werden, die sie verkörpern, und die auch anderswo zum Ausdruck kommen.

Daher dürfte es auch einigen Wahrheitsgehalt haben, wenn Strömungen rosenkreuzerischer, theosophischer, anthroposophischer Art ohne große Begründungen davon ausgehen, dass diese Gemeinden Kulturen darstellen. Diese werden als einander folgend beschrieben. Der heutige Umbruch der abendländischen Kultur zu einer am Horizont auftauchenden sanfteren Kultur wird entweder mit einem Wechsel von der 5. zur 6. Gemeinde, oder mit einem Wechsel von der 6. zur 7. Gemeinde identifiziert. Manchmal wird ein Bezug zu den Vorstellungen von einem kommenden „Wassermannzeitalter" herzustellen versucht, das nach verschiedenen astrologischen und New-Age-Richtungen zwischen ca. 1961 und ca. 2000 oder auch 2242 beginne, bzw. nach R. Steiner seine eigentliche Wirksamkeit jedoch erst ca. 3500 bekomme. Dabei werden z.T. noch Unterzeitalter von 300-400 Jahren angenommen. Auch wenn diesen kosmischen Zyklen Realitäten zugrunde liegen, wird hier jedoch Einiges übersehen.

Die Apokalypse ist ihrem Charakter nach nicht auf ein zyklisches Geschehen der „ewigen Wiederkehr der gleichen zwölf Tierkreisqualitäten" gerichtet. Das Bild einer Spirale, wo sich alles auf immer höhere Ebenen entwickelt, wäre schon besser. Die sehr grundsätzlichen „Quantensprünge" der Menschheits- und Weltentwicklung in der Apokalypse können jedoch nicht allein auf der Basis einer kontinuierlichen Kreiselbewegung, der Präzession der Erdachse und geistiger Begleitumstände derselben, gesehen werden. Wird z.B. die Zeitgeschichte betrachtet, dann geschehen immer schnellere Entwicklungen. Hier kann ein Eingreifen von etwas übergeordnetem ertastet werden. Auf Zyklen fixiert, müsste für apokalyptische Veränderungen ein zusätzlicher, größerer Zyklus angenommen werden. Es können aber auch jene Einflüsse sein, von denen die Apokalypse spricht.

Werden die wenig ernst genommenen Forschungen über kosmische Veränderungen in frühgeschichtlicher Zeit wie Kalender, archäologische Befunde, schriftliche Aufzeichnungen, Sagen, nach H.J. Andersen u.a. mitbedacht, zeigen sich die Himmelsmechanik und daher auch die Zeitalterrhythmen nicht mehr als konstant bleibend. Sie können offenbar durch umwälzende Einflüsse außer Kraft gesetzt bzw. verändert werden. Die Zeitzyklen hätten dann eine eher noch eingeschränktere Bedeutung als bei den ersten fünf „Gemeinden" - darin wurden im theosophischen Bereich usw. Kulturen Indiens, Persiens, Ägyptens & Chaldäas, Griechenlands & Roms usw., und die bisherige abendländische Kultur gesehen -.j

Ergänzung: Die "Aufschließung der Apokalypse" (aus dem "Schriftwerk des Erzengels Raphael" von Helene Möller - 1884-1969 -, Radona-Verlag, Am Buchstein 14/15, D-61250 Usingen) bezieht die "7 Gemeinden" auf Zeiten in der Entwicklung der Kirche - eher unabhängig von kosmischen Zyklen:
1.     33-   333 n.Chr.: Kämpfe um das richtige Befolgen der Weisungen Jesu... .
2.   333-   633 n.Chr.: Probleme und die Treue der frühen Kirche... .
3.   633-   933 n.Chr.: Erleuchtung durch die Schrift... .
4.   933- 1233 n.Chr.: Gefahren durch "Eitelkeit, Prunksucht, Habgier, Sinnlichkeit" in der Kirche.
(Anmerkung: in diese Zeitspanne fielen auch kriegerische und inquisitorische Verwicklungen der Kirche
.)
5. 1233- 1533 n.Chr.: "Unreinheit und Eigensucht in der Kirche", gefolgt von massenhaftem "Abfall von der Kirche".
(Die katholische und evangelische Kirche werden im weiteren Verlauf des betr. Buches jedoch als "die beiden Zeugen" nach J.Off.11 , bzw. als zusammengehörige Partner anerkannt.)
6. 1533- 1833 n.Chr.: Veräußerlichtes Christentum.
(Anmerkung: In dieser Zeit entstand auch der Rationalismus und die ältere, mechanistische Naturwissenschaft.)
7. 1833- 2000 n.Chr.: Gleichgültigkeit Vieler betreffend Kirchen und Gott.
(Dann geht es im erwähnten Buch auf den großen Umbruch mit der baldigen Wiederkunft Christi zu, die im Rest der Johannes-Offenbarung geschildert sind. Dies wurde als ein von mehreren Seiten beleuchtetes kosmisches Geschehen gedeutet. Zwar überwiegt dabei jenes alte Szenario mit großen Kriegen der Gottfernen; aber dem wird bereits gegenübergestellt, dass "das Gebet der Völker zu Gott" das ändern kann; und insbesondere, dass die ernsthaft Gläubigen sich an Gott und seine Inspiration "anschließen", und so in seine Nähe angehoben werden können.

Im Verhältnis zu den nachfolgenden Schritten der Offenbarung stellen die „Gemeinden" jedenfalls eine Ebene dar, die noch mit den Kräften des Bewusstseins des äußeren Lebens allein ergriffen werden könnte.

 

Die "7 Gemeinden" und die heutigen Kirchen -
mit  Auszügen aus der Johannesoffenbarung 1 - 3.

a.) Die 7 frühen Kirchen in Kleinasien

1,1 Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze* geschehen soll; und er hat sie durch seinen Engel gedeutet und gesandt seinem Knecht Johannes, 2 der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesus Christus, alles, was er gesehen hat. (...) 7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen. (...) 9 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus. 10 Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, 11 die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden**: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. 12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter 13 und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. 14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15 und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; 16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. 17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und seines Reiches***. 19 Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach. 20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.

Tabelle

Frühe Kirchen

Christus spricht als:

Anerkennung der frühen Kirchen durch Christus

Ermahnungen der frühen Kirchen durch Christus

Ziel für die, die sich überwinden

in Ephesus "der die sieben Sterne in seiner Rechten hält und mitten unter den sieben Leuchtern einhergeht" Werke, Mühsal, Geduld, die Bösen nicht geduldet, "Nikolaiten waren euch zuwider, wie sie mir zuwider sind"****, falsche Apostel erkannt, Geduld, wegen Christus Last getragen, nicht müde geworden.  hat die erste Liebe verlassen; soll Buße und die ersten Werke tun; andernfalls wird bis dahin der Leuchter weggestoßen von seiner Stätte "...dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist."
in Smyrna "der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig geworden ist" Bedrängnis, Armut - "und doch reich", "die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind die Synagoge des Satans." "Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage." "Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Wer überwindet, dem soll kein Leid von dem zweiten Tode geschehen."
in Pergamon "der das scharfe, zweischneidige Schwert hat" "Hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge getötet wurde" Darunter Bileam- Anhänger: Balak- Götzenkult mit (Tempel-) Hurerei; einige Nikolaiten. "Tue Buße; wenn aber nicht, so werde ich bald über dich kommen und gegen sie streiten mit dem Schwert meines Mundes" "Wer überwindet, dem will ich geben von dem verborgenen Manna und will ihm einen weißen Stein geben; und auf dem Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt als der, der ihn empfängt."
in Thyatira "der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und Füße wie Golderz" Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Geduld und weiß, dass du je länger je mehr tust. duldet falsche Prophetin Isebel: Götzenopfer mit Tempel- Prostitution. Drohung: große Trübsal, ihre Kinder tot; alle bekommen nach ihren Werken. Den anderen: nicht noch eine Last, "doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme". "Wer überwindet,... dem will ich Autorität geben über die Heiden (/Nationen), und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und sie wie die Gefäße eines Töpfers zerschlagen", "... und ich will ihm geben den Morgenstern.
in Sardes "der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne" "Ich kenne deine Werke". Einige, die ihre Kleider nicht beschmutzt haben. "Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke das, was schon am Sterben war";  Werke unvollkommen. Festhalten, was empfangen und gehört wurde, Buße tun. Andernfalls "werde ich kommen wie ein Dieb...".  "Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln."
in Philadelphia

 

"der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf" Werke; hat eine kleine Kraft und sein Wort bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet. "Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über die ganze Welt kommen wird..." "ich werde einige aus der Synagoge des Satans schicken, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht..."; sie sollen "vor euch niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe."... "Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!" "...den will ich machen zum Pfeiler im Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen."
in Laodizea "der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes" ("Ich kenne deine Taten"; aber hier gibt es keine klare positive Bestätigung) "...Weil du aber lau ***** bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde". "...Du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und nackt. Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist...", "und weiße Kleider...", "und Augensalbe...". "Welche ich liebhabe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!" "Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe."
 

**** üblichere Übersetzung "Hasst"& "hasse" (Christus hasst niemanden!); s.a. den Epheserbrief des Paulus 4-6; *****"lau" bedeutet nicht etwa eine klare differenzierte dritte Position, sondern die Abwesenheit einer klaren Haltung.
Schon dass Christus jeweils in einer anderen Eigenschaft zu den Kirchen redet, deutet an, dass die Kirchen auch im Positiven Unterschiedliches zu lernen haben.
 

b.) Heute existierende Kirchen.

Diese sieben frühen Gemeinden / Kirchen existierten real. Im Haupttext von Christuswege.net wird auch auf eine allgemeinere Bedeutung für verschiedene Menschengruppen/ Kulturen hingewiesen. Es ist jedoch auch möglich, zu untersuchen, ob verwandte Eigenschaften wie in den "sieben Gemeinden" in heutigen Kirchen bzw. innerkirchlichen Richtungen und christlichen Bewegungen wiederzufinden sind. Damit dies nicht zu einer vorschnellen Identifizierung und Schematisierung beiträgt, sind solche Erkenntnisse hier nicht genannt; sondern im Folgenden werden die verschiedenen Seiten der heutigen Kirchen u.ä. gesondert skizziert, sodass jede/r eigene Überlegungen anstellen kann. Es sei betont, dass hier keine Kirche verurteilt wird - dies könnte nur Christus selbst. Vielmehr könnte so der verborgene Sinn der "Einheit in der Vielfalt" der Ökumene sichtbar werden, indem eine Entsprechung zu universellen Grundmustern wie den "sieben Tönen" usw. erahnbar wird.

Tabelle

Heutige Kirchen*/ Richtungen.

Stärken.

Was Interessenten dort zunächst in Kauf nehmen müssen. 

syrisch- orthodoxe Kirche & einige Anhänger des alten keltischen Christentums; armenische Kirche; ägyptisch- koptische und äthiopische Kirche;

griechisch-, russisch-, serbisch- orthodoxe Kirchen; 

(&ausgerottete Zweige des Christentums des Arius)

"Thomaskirche" in Indien; Nepalesische Kirche;...

Oft tiefer Glaube,  teils starkes geistliches Streben bei den Mönchen usw., Durchhaltekraft, Konsequenz.
Ein Hauch von Ursprünglichkeit. Z.T. Krypta unter der Kirche als Rest alter christlich- esoterischer Traditionen. Weisheitslehre (Maria- Sophia). ...
Meist schöner aber strenger traditioneller Ritus - z.B. 3 Stunden im Stehen - (außer z.B. bei der Thomaskirche). Geringe Anpassungsfähigkeit an die vielgestaltige Suche moderner bzw. junger Menschen, gerade in früher atheistischem Umfeld - die daher vielfach eher am Rande der Kirche stehen und mehr weltlich denken.
Bei einigen dieser Kirchen führten kommunistische Systemzwänge oder nationale Vorlieben in Begrenzungen der Arbeit hinein, oder förderten Feindschaften zu anderen Kirchen oder Völkern. ...

Freikirchen, Evangelikale, auch Pfingstkirchen, Quäker

Weitere Gemeinschaften, die manchmal mit zweifelhaften Begründungen als "Sekten"** bezeichnet wurden: Adventisten, Neuapostolische Kirche, Mormonen, u.a.

Einfachheit und Kompromisslosigkeit entsprechend der eigenen Glaubensauffassung und Moral. Diese unkomplizierte Beziehung zu Jesus Christus gibt besonders dafür Geeigneten auch einen direkteren Zugang zu seiner Kraft: starke Glaubenserfahrungen wie außergewöhnliche Gebetserhörungen, Glaubensheilungen usw.;
intensives Bibelstudium ohne Wegerklärung schwer verständlicher Stellen;
starke gegenseitige Unterstützung der Gemeindemitglieder - kein bloßes Sonntags- oder gar Weihnachtschristentum ...
Außer der vielfachen Bestärkung im Glauben keine direkten Methoden zur Vorbereitung auf spirituelle bzw. Glaubenserfahrungen. Also auch meist zu wenig Stille oder darauf beruhende Methoden wie christliche Meditation (wie dies auch anderen Kirchen fehlt.)
Die gut gemeinte moralische Strenge in zwischenmenschlichen Dingen besteht oft aus Verboten und wird selten mit ausreichenden Hinweisen begleitet, wie z.B. Freundschaften denn heute real zu meistern sind.
Teils beschränkter Wille, die Vielfalt christlicher Erfahrungen über die in diesem Spektrum vertretenen hinaus zu verstehen. Oft die Meinung, was für einen selbst genügt hat, genüge auch für die Missionierung aller Anderen.
Teils zu starkes Auserwähltseinsgefühl in Bezug auf die eigene Kirche (besonders Neuapostolische usw.).
Manchmal entgegen der eigenen Selbstdarstellung politische Vereinnahmung. ...

Mehrheit in den protestantischen/ evangelischen Kirchen

& progressive Offene Kirche usw.

Z.B. Luthers stärkerer Rückgriff auf die Bibel als Quelle des Glaubens.
Viel soziale Dienste. Teils Offenheit, den Glauben auch bei den eigenen politischen Entscheidungen ernst zu nehmen, selbst nachzudenken und zu mahnen - auch außerhalb der "moralischen Themen".
Offenheit für das ökumenische Verhältnis der Kirchen zueinander. ...
Das historisch-kritische Theologiestudium nimmt heute leider oft den Glauben an Vieles, und im Predigerseminar wird dann gelehrt, wie das dem Kirchenvolk dennoch gepredigt werden soll.
Wege zur spirituellen Glaubensvertiefung werden von Einigen gesucht, aber selten angeboten.
Verflachung und zu viel Anpassung an die Gesellschaft sind bis in kirchliche Veranstaltungen hinein sehr verbreitet. Manchmal waren Kirchen sogar Mitursache problematischer Entwicklungen der Leistungsgesellschaft (beim Calvinismus). ...

Linkskatholizismus, Feministische Theologie, Befreiungstheologien in der 3.Welt

Sehr nahe am Leben der Menschen, starke, christlich motivierte Bemühungen um soziale und Menschenrechte usw. Diesbezüglich auch innerkirchliche Wachsamkeit.
Bemühungen, auch für Frauen die angemessene spirituelle und menschliche Rolle zu finden
Seit einiger Zeit auch ein Mindestmaß an Offenheit für mystische Erfahrungswege. ...
Bei Einigen verflachter Glaube. Teils Beschränkung auf Maßstäbe tiefenpsychologischer oder sozialer Art, (die für Alle, auch für Humanisten gelten.)
Innerhalb der feministischen Theologie manchmal von alten Kulten inspirierter Glaube, die nicht immer darauf überprüft sind, inwieweit sie mit dem Christentum kompatibel sind. ...

Katholische Kirchentradition

& strengere katholische Bestrebungen z.B. um die Marienprophetie ***, und Mystik 

Aufrechterhaltung dessen, was dieser Kirche an Glauben und Ritus gegeben war. Innerhalb der Marienverehrung u.a. Traditionen auch Elemente, die einigen anderen Kirchen fehlen.
Viel karitative Arbeit und soziale Wachsamkeit auch weltweit.
Z.T. Bremse gegen den allgemeinen ethischen Verfall der Gesellschaft.
Immerhin einige Ansätze zur Vermittlung von Methoden (Exerzitien, einfache Meditationsarten) für eine kleine Zahl der Kirchenmitglieder.
Bei den Mystikern - die in dieser Kirche häufiger erschienen - teils Nachvollzug der Geheimnisse im Zusammenhang der Kreuzigung Jesu. (Auch z.B. der bekannte Theologe Rahner erkannte, die Kirche der Zukunft müsse die Mystik pflegen). ...
Viel wurde auf Dogmen und eine äußere Durchsetzungskraft der Kirchenleitung auch innerhalb der Kirche gesetzt, statt auf Einfühlung und verstehendes Lehren gegenüber den heutigen selbständigen Menschen. Moralisch auch meist nur Ge- und Verbote. Wenig Bemühungen um die Sprachen, die Kirchen in der heutigen Zeit finden müssen, um das Glaubensgut lebendig an unterschiedliche Menschen vermitteln zu können. Die moralische Bremsfunktion reicht nicht bis zur realen Verwandlung und Erneuerung.
Die begonnene Aufarbeitung betreffend der früheren inquisitorischen und kriegerischen Praxis und der einstigen Zusammenarbeit mit bestimmten weltlichen Machthabern ist schwierig.
Lehre, dass nur die eigene Kirche vollgültig ist.
Auch die Mystiker wurden oft bestenfalls geduldet, statt ihre wegweisende Funktion zu erkennen.  ...

Christengemeinschaft und Christologie von Rudolf Steiner; und christliche Rosenkreuzer;

Sondergemein- schaften wie Neuoffenbarungs- bewegungen****;

weitere Richtungen, u.a. aufgrund von Lehren Prof. J. Hurtak's.

Solche Zugänge zu Christus sind verwandt mit den vernachlässigten, teils durch Verfolgung ausgerotteten vielen Ansätzen eines Erkenntnis- Christentums**** z.B. aufgrund des Johannesevangeliums - nicht identisch mit dem "Gnostizismus" -. (Deren Fehlen führte zu vielen verbesserungswürdigen Erscheinungen heutiger Kirchen.)
Verschiedene Schulungswege zur Öffnung auf dem Weg zu Gott.
Im Fall Hurtaks u.a. Arbeit mit den biblischen "Namen Gottes".
Z.B. in der Anthroposophie oft nur "Arbeit im Sinne von Christus", statt ihn auch im Gebet usw. direkt einzubeziehen. (Die auch von R. Steiner inspirierte Christengemeinschaft wird nicht direkt zur Anthroposophie gezählt).
(Nicht bei allen modernen Rosenkreuzergruppen ist der christliche Bezug gleich deutlich.)
Neuoffenbarungsgruppen wie die auf den Schriften des Mystikers Jakob Lorber aufbauenden beziehen neben der Bibel hauptsächlich Formen von "Prophetie" ein. Wer sich über deren Sinn und Probleme eine Meinung bilden will, müsste sich dafür entsprechende Unterscheidungsmaßstäbe erwerben.*****

Einige der organisatorisch kaum fassbaren Kreise am Rande des Christentums z.B. mit Nähe zu  New Age- Gruppen

Teils Bemühungen um eine neue Zeit jenseits der Unvollkommenheit der heutigen materialistischen Gesellschaften, insoweit verwandt mit den Verheißungen der Offenbarung. Hinschauen auf die eigenen Eigenschaften und Erfahrungen statt Andere zu beschuldigen. Bemühungen um einen Dialog zwischen sehr vielen Richtungen. ... Nicht immer klare Unterscheidung zwischen Christus und angeblichen Christussen, sowie dem "Christusbewusstsein" einiger Richtungen.
Da umfassende Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen nur in ethischen Fragen, aber weniger im Glauben selbst vorliegen, werden Unterschiede z.T. mit Kunstgriffen wegerklärt.
dass auf der Erde  ethische Entscheidungen zwischen konstruktiven und destruktiven Kräften nötig sind, wird manchmal nicht verstanden, weil Gott über Allem steht. Daher auch teils Toleranz gegenüber problematischen Erscheinungen, und ein Mangel an jenem ethischen Durchtragen von Schwierigkeiten, das das organisierte Christentum geprägt hat. Als Bewegungen wenig gesellschaftliches Engagement. ...
 

* Es wäre auch möglich, die Verwandtschaft der jeweiligen Kirchen mit den jeweiligen ursprünglichen Aposteln zu untersuchen. Unterschiedliche Menschen haben in unterschiedlichen Kirchen das, was ihnen ein Stück weiterhilft.

** Wenn Sie sich für eine Gruppe interessieren, und diese: a.) lässt Ihnen Ihre persönliche Freiheit und Ihre Kontakte zu Familie und Freunden; b.) leitet Sie nicht zu unethischen Aktivitäten an; c.) bemüht sich nicht, Ihnen wegzunehmen, was Ihnen gehört (außer dem Kirchenbeitrag bzw. Kirchensteuer und freiwilligen Leistungen); d.) bezieht sich auf die Bibel oder das Neue Testament bzw. auf Jesus Christus im Sinne derselben; e.) erkennt an, dass sie nicht die einzig wahre christliche Gruppe ist; - dann ist zumindest der meist abwertend gebrauchte Begriff Sekte unzutreffend; wie auch immer ihre theologischen Interpretationen aussehen, und wie auch immer ihre zusätzlichen Traditionen bewertet werden mögen, die bei fast allen Kirchen - außer den ev.- freikirchlichen - zu finden sind.

*** Einen Eindruck davon vermitteln: "Manduria", Parvis-Verlag, Schweiz (ein Beispiel aus der Gegenwart in Italien); Georg Schmertzing "Geheimnis Maria" (Zusammenstellung verschiedener Orte)

**** z.B. Johannes selbst, Clemens von Alexandria, Origenes, die Paulikianer, Joachim de Fiore, Meister Eckehart, Tauler, Seuse, Nicolaus von Kues (Cusanus), Jakob Boehme, Angelus Silesius, Paracelsus, Novalis usw. Solche Kreise mögen ebenso ihre Begrenzungen gehabt haben wie alle Kirchen ihre, aber sie sind auch ein Bestandteil des gesamten Christentums. Die Bogumilen und die Katharer waren z.T. damit verwandt, aber etwas einseitig weltflüchtig.

***** Siehe auch das Kapitel "Zum Umgang mit Prophezeiungen" - auch generell zu "prophetischen Worten" und Ähnlichem - im Haupttext von Christuswege.net. Nicht alle Neuoffenbarungsgruppen betrachten sich als Konkurrenz zu den Kirchen, weswegen dann auch nicht zum Kirchenaus- bzw. Übertritt aufgefordert wird (z.B. Lorber). Andere Gruppen wiederum sind sehr kirchenkritisch, weil sie heute noch die großen Kirchen als ihre Verfolger wahrnehmen.
 

c.) Lösungsansätze zu den Konflikten zwischen den Kirchen in der Ökumene.

Die vollen Möglichkeiten des Christentums werden überhaupt erst sichtbar, wenn die ökumenische Vielfalt der Kirchen betrachtet wird.  Wer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner der bekannten Lehren der jeweiligen Großkirchen als christlich gelten lässt, enthält den Menschen und Kirchen genau die Anregungen vor, die sie bräuchten, um voranzukommen in der nötigen Erneuerung des verflachten Christentums, im Sinne der frühen Kirche. Es ist nötig, unter Christen voneinander zu lernen. Dabei behalten jedoch alle ihre Identität. Ein stärkeres Bewusstsein von der Zusammengehörigkeit innerhalb der Vielfalt der Kirchen heißt nicht, dass ein Einheitschristentum erstrebt werden müsste. Dies hat Christus selbst in den Sendschreiben an die sieben Kirchen in Asien überhaupt nicht angesprochen; er wusste, dass es unterschiedliche Menschen gibt. Auch die an anderer Stelle gemachte Voraussage einer Zeit, wo es einen Hirten und eine Herde geben wird, heißt nicht, dass diese Herde keine innere Vielfalt mehr hätte. Der höchste "Hirt" ist letztendlich Christus. Er ist auch der Einzige, der eine direkte Vereinigung der Kirchen in der rechten Weise zustandebringen könnte. Auf wen würde denn sonst gehört? Schritte dahin können allerdings gemacht werden. Im Folgenden wird auf die Punkte eingegangen, die von den Leitungen der Großkirchen zur Zeit als die Haupthindernisse in dieser Diskussion angesehen werden. (Die meisten Menschen in den Kirchen sind nicht sehr interessiert daran, "Hindernisse" aufrecht zu erhalten.)

0. Eine wichtige Basis für ein gewisses Miteinander der Kirchen ist das weitgehend gemeinsame Verständnis der Taufe als Sakrament.
Beim 2. Vatikanischen Konzil 1962 gab es eine gewisse Öffnung für die Ökumene: die katholische Kirche anerkannte, dass es Elemente wie das Wort Gottes, lebendige Gnade, Hoffnung, Liebe, und die Gaben des Heiligen Geistes - unsichtbare und sichtbare Elemente - auch jenseits der katholischen Kirche gibt; und dass so eine "Heiligung" und Erlösung auch dort möglich ist. Die Katholische Kirche wurde aber weiterhin als die einzige vollständige Kirche bezeichnet.

1. Die ununterbrochene "apostolische Sukzession" - Nachfolge der Apostel - ljfdurch Handauflegen seit den ursprünglichen Aposteln und die damit zusammenhängende Bischofs- und Priesterweihe spricht die katholische Kirche den Protestanten ab. Daher seien diese keine vollen Schwesterkirchen. Nun sind jedoch einige evangelische Kirchen mithilfe entsprechender Landesfürsten durch teilweise Konvertierung entstanden, wobei also auch geweihte katholische Priester übergetreten sein müssen. Diese waren dann wiederum beteiligt an der Einsetzung von weiteren Pfarrern in entsprechenden gottesdienstlichen Handlungen. Das Handauflegen zu verschiedenen Zwecken (Heilung, Segnung ...) ist durchaus biblisch begründet. Würde dies im katholischen Sinne so ausgelegt - was die Bibel nicht ausdrücklich vorschreibt - dass dies eine ununterbrochene Kette bis heute sein muss, dann gäbe es immer noch die Möglichkeit, dass die evangelischen Kirchen dies Handauflegen wieder einführen - was ihnen insoweit keinen Zacken aus der Krone bräche; und dazu in ihren eigenen Reihen oder außerhalb jemanden fänden, der Teil dieser "ununterbrochenen Kette" ist - was je nachdem schon mehr an das Selbstbewusstsein evangelischer Kirchen rütteln würde.
Es gäbe aber auch die Möglichkeit, gegenseitig anzuerkennen, dass die Beziehung zu jenem Heiligen Geist Christi, der sonst durch das Handauflegen vermittelt wird, auch direkt erbeten werden kann. (Das könnte sogar jede/r Gläubige. Daher gibt es auch Menschen, die zu christlichen Heilungen mit Handauflegen offensichtlich besonders befähigt sind, ohne jemals eine kirchliche Weihe erhalten zu haben; befähigter auch als die meisten Geweihten.) Darauf folgend könnte dann dieser Heilige Geist von einem Pastor auch in klassischer Weise durch Handauflegen weitergegeben werden. Diese Variante wiederum würde wahrscheinlich dem Selbstbewusstsein der katholischen Kirche fremd sein. (Aber die evangelische Kirche hat es auch nicht praktiziert; so wäre niemand übervorteilt. Streng genommen könnte die Katholische Kirche es als Möglichkeit erkennen, und könnte nur einschränkend sagen, dass es mit normalen Mitteln nicht kontrollierbar wäre, ob auf diese Weise der Heilige Geist in derselben gültigen Weise wirkt. Dazu hätte sie jedoch zu allen Zeiten Menschen an der Hand gehabt, die ihr jeweils hätten sagen können, wie gültig oder ungültig das Ergebnis aussieht (Z.B. Menschen wie Pater Pio usw.). Es kommt hinzu, dass es auch für die bisherige katholische Weihe eine wahrscheinliche Einschränkung gibt. Was geschieht mit einem solcherart Geweihten, der sich durch drastische Vergehen wahrscheinlich das Fließen des  Heiligen Geistes untergraben hat? Wäre er noch befähigt, den Heiligen Geist weiterzugeben? Auch dies sind Fragen, die ohne Untersuchungen bzw. ohne Menschen wie Pater Pio nicht wirklich zuverlässig beantwortbar sind - egal wie dies die Dogmatik sieht.

2. Die Frage nach der Rolle des Petrusamtes, also des Papstes für die anderen Kirchen steht für die katholische Kirche im Zusammenhang mit ihrem Konzept einer sichtbaren, vollen Einheit der Kirchen unter seiner Führung. Jesus hatte Petrus aufgetragen, seine "Lämmer" und "Schafe" zu "weiden" (Joh.21). Jesus hat damit allerdings nicht die anderen Jünger und deren Schülerkreise Petrus zugeordnet, sondern die vorhandenen Christen in ihrer Breite: z.B. die alten "7 Kirchen in Asien" (s.o.) wurden von Johannes betreut, und nicht von Petrus; viele Gemeinden wurden von Paulus betreut usw. Es ist also die Frage, was jenes "Weiden" durch einen Nachfolger von Petrus unter heutigen Umständen bedeuten könnte. Vertreter orthodoxer Kirchen signalisierten vor einigen Jahren, dass sie mit einem "Ehrenprimat" des Papstes ohne direkte Machtfunktion für die anderen Kirchen einverstanden wären, wie in der frühen Kirche der römische Bischof als Erster unter Gleichen allgemein anerkannt war. Selbst einige protestantische Theologen dachten darüber nach. Der Vatikan ging damals nicht darauf ein. Jedoch äußerte der Papst seinerseits später, die anderen Kirchen sollten sich im Hinblick auf die Einheit der Kirchen überlegen, welche Rolle ihrer Meinung nach das Papsttum haben sollte. Überlegungen würden Niemandem schaden. Würden sich die Kirchen wirklich zusammenschließen, würden sie sicherlich auch eine gemeinsame Spitze wählen.

3. Die Zulassung der Ordination von Frauen als Priesterinnen vermissen protestantische Kirchen in der katholischen Kirche. Jedoch haben auch orthodoxe Kirchen und auch Teile der anglikanischen und der protestantischen Kirchen selbst in manchen Ländern Schwierigkeiten mit dieser Frage. Andererseits gibt es auch innerhalb der katholischen Kirche das "Kirchenvolksbegehren Wir sind Kirche", das auch u.a. diese Forderung erhebt. Wie wichtig eine solche Frage auch immer ist, es ist nicht einzusehen, weshalb sie speziell in diesem Zusammenhang des Weges zur Einheit der Kirchen gelöst werden soll. Das ist eigentlich eine Forderung, die die einzelnen Kirchen selbst lösen müssen, so wie es dem jeweiligen Bewusstsein entspricht. Der Vatikan dürfte dann zunächst lediglich den evangelischen Kirchen nicht absprechen, dass sie mit der Frauenordination in der bisherigen Weise weiter verfahren dürfen, auch wenn die Annäherung fortschreitet. Freilich kann die abweichende Praxis eine positive Herausforderung sein, in den einzelnen Kirchen daran zu arbeiten.
Biblisch ist (von Paulus) zunächst nur eine teils unterschiedliche traditionelle Funktion von Männern und Frauen in der Gemeinde anvisiert. Dass Frauen dabei allgemein weniger Rechte haben sollten, war zu einer Zeit kein Thema, wo die Runde der Jünger noch wusste und erlebte, wie wichtig die Rolle z.B. von Maria bzw. der Frauen selbst beim Pfingstereignis war. "Die Frau schweige in der Gemeinde" hatte so sicherlich eine andere Bedeutung, als sie später hineininterpretiert wurde, und hat mit den besagten heutigen Fragen wenig zu tun. Da es jedoch zu bezweifeln ist, dass dies einhellig verstanden wird, bleibt dabei nur das Argument der Unangebrachtheit dieser Frage als Knackpunkt der Bemühungen in Richtung Kircheneinheit beim jetzigen Stand. Wer meint, er/sie könne durch ein Verquicken dieser Frage mit der Einheitsdiskussion die Frauenordination in der Kirche voranbringen, dürfte sich gleichfalls enttäuscht fühlen. Besser zwei Themen als zwei Themen behandeln. Wenn die Einheit der Kirchen näherrückt, wird sich zeigen, welche Kirche wie weit gekommen ist.

4. Die Marienverehrung in der katholischen bzw. orthodoxen Kirche ist in dieser Form zwar in den protestantischen Kirchen nicht vorhanden; aber dies wird offenbar nicht als ein zentraler Streitpunkt auf dem Weg zu größerer Einheit gesehen. Das 2. Vatikanische Konzil gestand auch zu, dass es bei der Liturgie Unterschiede entsprechend der Geistesart der Gläubigen geben könne, auch solche, die gegenseitig bereichernd sein können. Uns wurden z.B. Bemühungen eines evangelischen Pfarrers aus den 50er/ 60er-Jahren bekannt, die Marienverehrung in der evangelischen Kirche in geeigneter Form wieder einzuführen.

5. Einerseits ist verständlich, dass das Kirchenrecht (CIC) - dessen frühere Formen Anlass zu allerlei Missbräuchen waren -, allgemein ein heißes Eisen ist. Die biblisch nicht zwingende Rolle des traditionellen Kirchenrechts in der katholischen Kirche müsste aber keine Frage sein, die die djBemühungen der Kirchen um eine stärkere Einheit blockiert, wie die EKD meinte. Dies betrifft zunächst eine einzelne Kirche. Jede Kirche kann ihre eigene Satzung haben und damit auch ihr wie auch immer geartetes Kirchenrecht, muss dies sogar in irgendeinem Maße, solange sie als wie auch immer eingestufte eigene Einheit oder Untereinheit existiert. Die Veränderung dieser innerkirchlichen Normen ist ebenfalls Sache der einzelnen Kirchen, solange niemand verlangt, dass seine Regeln von Allen unbesehen übernommen werden. Und selbst wenn jemand eine solche Diskussion über eine solche Übernahme wollte, wäre auch der katholischen Kirche klar, dass dies ein neues gemeinsames Konzil voraussetzen würde, das eben ein gemeinsames neues Kirchenrecht schafft oder anregt - ebenso wie sie selbst es 1983 an die neue Volk-Gottes-Theologie ihres 2. Vatikanischen Konzils von 1962 angepasst hatte. Es ist also deplatziert, wenn dieses Thema als einheitsverhindernd dargestellt wird.

6. Ein anderer Streitpunkt, die Frage der Rechtfertigung des Menschen vor Gott durch seine Werke oder/ und durch die Erlösungstat Jesu Christi kann aufgrund einer inzwischen dazu existierenden gemeinsamen Stellungnahme von evangelischer und katholischer Kirche als ausreichend geklärt betrachtet werden.

Es wäre somit durchaus möglich, dass die Kirchen im Sinne der Ökumene weiter aufeinander zu gingen, statt Christus weiter durch ihre Abgrenzungen voneinander zu quälen*). Dieses Aufeinander-zu-gehen sollte in der Tat "mit Sensibilität und Rücksichtnahme aufeinander, in Geduld und zugleich mit Mut in Ehrfurcht vor der Wahrheit" geschehen, wie es Papst Johannes Paul II. nannte. Was allerdings unabhängig davon schon heute erlebt werden kann, ist jene "allgemeine Kirche" im Geist von Jesus Christus, die aus Allen besteht, die Jesus Christus auf ihre Weise nachfolgen, und sich bemühen, "den Willen des Vaters zu tun" - gleich in welchen Kirchen sie sind; und auch wenn welche darunter sind, die in gar keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft Mitglied sind, oder die nicht ständig den Begriff Christentum vor sich hertragen. Hierauf baut in Bezug auf das Thema Kirchen die Website "Christuswege" auf. Bemühungen um eine sichtbare Einheit bleiben trotz dieser Erfahrung als Aufgabe bestehen, sind also kein Gegensatz. Dies muss jedoch wirklich aus dem Inneren heraus gewollt sein; eine äußerliche Unterschrift allein wird es nicht bringen.

*) Dabei könnten sich Kirchen wie die Katholische anregen lassen von den diesbezüglichen Christusbotschaften der orthodoxen Christin Vassula Ryden, "Das wahre Leben in Gott" Band 1. Die katholische Kirche wertet solche Schriften als "Privatoffenbarungen" (Inspirationen, s.u.). Oft geht der Inhalt jedoch über solche Inspirationen hinaus, die lediglich für das persönliche Leben der Betroffenen von Bedeutung wären. (Literaturangaben werden von dieser Website nur als zusätzliche Hinweise gegeben, und unsere Erkenntnisse sind unabhängig davon.)

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Inspirationen und die Kirchen.

Das Neue Testament schildert die direkte Inspiration der einzelnen Gläubigen, wie auch weitere Gaben des Heiligen Geistes als etwas Wichtiges, das allgemein zum Christsein dazugehört (vgl. z.B. 1.Kor 14,26; Mk.16,17). Offenbar wurden aber die Wege dahin erschwertm. Es ist aber möglich, um den Heiligen Geist zu beten.

Zwar anerkennt neben den Pfingstkirchen z.B. die katholische Kirche diese Möglichkeit ausgesprochener Botschaften. Sie unterscheidet aber zwischen einer "allgemeinen Offenbarung" für Alle durch die Bibel, mit der Tradition und einem kirchlichen Lehramt, auf der einen Seite - und mystische "Privatoffenbarungen" auf der anderen Seite. Letztere werden, sofern sie Sinnvolles für das Leben der Betreffenden oder deren unmittelbaren Umkreis enthalten, unter Umständen als Offenbarung des Heiligen Geistes gelten gelassen, aber nicht als verpflichtend gesehen, und auch nicht besonders gefördert. Besonders dann kam oft erst einmal eine kritische Reaktion aus dieser Kirche, wenn prophetische*) Botschaften mitgeteilt wurden, die sich ihrem Inhalt nach über das Private hinaus an die Kirche oder die Menschheit richten; z.B. in Marien- und Christusbotschaften. Seit Papst Paul VI wird der Druck solcher Schriften durch kirchennahe Verlage offiziell nicht blockiert. Nach wie vor wurden jedoch solche Zeugnisse z.T. zurückgehalten, z.B. jahrzehntelang die 3. Botschaft von Fatima. Die Kirche behält sich in solchen Fällen ein späteres endgültiges Urteil vor. Alle, selbst die Glaubenskongregation sind im Kirchenrecht gehalten, bei einer etwaigen näheren Prüfung das Recht auf Anhörung bzw. faire Behandlung in Can. 844 §3 zu beachten. Can. 220 verbietet weiter unrechtmäßige Rufschädigungen von wem auch immer (wie sie durch vorschnelle öffentliche Verurteilungen entstehen könnten).

In vielen weiteren Kirchen spielt dieser ganze Bereich keine große Rolle, bzw. sie haben keine besondere Praxis des Umgangs damit entwickelt. Einige im evangelischen Bereich denken, dass die Offenbarung mit der Bibel abgeschlossen ist. Andererseits gab und gibt es viele derartige Erscheinungen auch außerhalb der Kirchen, vgl. auch Joh. 14:21-26. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Gott ein Interesse daran hat, dass auch auf diesem Wege Menschen immer neu angeregt, ja, regelrecht unterrichtet, und auch gewarnt werden. Das ist jedoch ein lebenslanger, schwieriger Lernprozess; und solche Botschaften zu verbreiten, setzt eigentlich eine besondere Berufung, sowie eine besondere Verbundenheit mit Gott und eine entsprechende Vorbereitung voraus.

Die ersten Apostel - Menschen, die durch die ihnen gegebenen Gaben für Jesus Christus stehen konnten - lehrten nach 1.Kor 14,26 direkte Offenbarungen und deren Auslegung auch als Bestandteil der Zusammenkünfte. 1.Kor.12,4-7: "Was nun der Geist in jedem Einzelnen in uns wirkt, ist zum Nutzen Aller bestimmt". Nach 1.Kor. 12,28 kann die Rolle von "Propheten" *) den Aposteln nachgeordnet gesehen werden, und in der dritten Reihe kamen die Lehrer. In 1. Kor.14 werden Zungenreden zum eigenen Aufbau der Betreffenden von prophetischen Reden zum Aufbau der Gemeinde unterschieden. Menschen mit prophetischen Gaben waren ausgesprochen geschätzt, zumal die anderen Jünger nicht automatisch diese Aufgabe erfüllen konnten (z.B. Matth.10,41).

Unterscheidungsmerkmale: Hier geht es nicht so sehr um die Frage, ob es überhaupt Inspirationen gibt, die nicht der Autosuggestion bzw. Massensuggestion, der Schizophrenie oder anderer psychischer Erscheinungen zuzurechnen sind. Wer ohne Vorurteile solche Phänomene im Christentum studiert, wird rasch bemerken, dass solche einengenden rein psychologischen Erklärungsversuche in den meisten Fällen nicht ausreichen**. Nach dieser Erkenntnis beginnen jedoch erst die eigentlich interessanten Fragen.

- Es ist sinnvoll, Erkenntnis zu suchen, was aus dem Geist der Wahrheit kommt und was nicht; vgl. 1.Joh.4,1. Dies muss aber mit der nötigen Behutsamkeit und Achtung geschehen. Allein von der Bibel her gesehen wäre es nicht automatisch so, dass Priester immer durch theoretische theologische Einschätzungen über diese Offenbarungen des Geistes befinden könnten. Die Wenigsten können unmittelbar wahrnehmen, aus welchem Geist eine Botschaft kommt; daher sind entsprechend Matth. 7,15-20 prophetische Gaben vor allem nach ihren "Früchten" einzuschätzen. D.h. wo sie zu Christus führen - z.B. zu sog. "Bekehrungserlebnissen" mit einem folgenden positiven Wandel im Leben; oder auch zu seelischer bzw. körperlicher Heilung u.a., wäre es äußerst fragwürdig, sie als unecht oder gar "vom Teufel kommend" abzutun, denn sie pflegen durch Gnade zu geschehen - Joh. 15,5: "ohne mich könnt ihr nichts tun". Auch wenn dadurch z.B. größere Liebe zu Christus und den Mitmenschen entsteht, ist dies ein positives Zeichen. Vgl. auch die Warnung vor dem Urteilen in Matth.7,1; Matth.12,24-30 und Apostelgeschichte 5,38-39. Auch moraltheologisch und nach weltlichen Rechtsgrundsätzen wäre es falsch, im Zweifel verurteilend zu handeln.

- Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal kann die Bescheidenheit des Auftretens solcher Menschen sein; denn nur wo der Mensch "leise" wird, kann er Gottes Geist hören. Theologiekenntnisse sind hier überhaupt kein Merkmal; oft wurden gerade einfache Menschen ausgewählt ("Laiencharismen"). Gebildete können dies nur, wenn sie nicht eingebildet bzw. festgefahren sind, und so trotzdem zu jenen "geistlich Armen" nach Matth. 5,3 gehören. (Z.B. die Sadduzäer - Rationalisten und Materialisten - und die Pharisäer - soweit sie mehrheitlich im religiösen Verstandeswissen erstarrt waren - gehörten beide nicht zu jenen "Armen im Geist".)

- "dass Ihr euer Leben würdig wie Menschen lebt und eure täglichen Pflichten erfüllt, aber auch Gott dem allmächtigen Vater den gebührenden Platz in Eurem Leben einräumt" (aus Marienbotschaften an die Seherinnen von Garabandal und anderswo).

- Ein liebevolles Verhalten im Sinne der Ethik Jesu - s. etwa Matth. 7,12 - ist auch ein solches Merkmal. Der Mensch bekommt über sein mit Christus verbundenes Selbst mehr Kontakt zum Geist - der über dem Verstand steht. Das kann umso deutlicher geschehen, je mehr er in Einklang mit göttlichen Eigenschaften wie der Liebe kommt. Ethik bedeutet hier allerdings nicht automatisch das Sich-Einfügen in gängige traditionelle Vorstellungen über fromme Personen, etwa hinsichtlich Bekleidung, Kirchgang usw. 

Z.B. wo jemand aggressiv, sich auf Inspirationen von Christus berufend, angelesene landläufige, verleumderische Urteile über Mitchristen verbreiten würde, damit Unfrieden stiftend, wäre also die Wahrscheinlichkeit besonders groß, dass es sich weder um eine berechtigte Aktivität noch um eine echte Botschaft Christi oder des Heiligen Geistes handelt. 

- Ergänzend spielt die Freiheit von äußerer geistiger Unterdrückung als Merkmal eine Rolle. Der Heilige Geist ist frei von menschlichen Einteilungen, und er braucht zu seinem Gedeihen Freiheit. Der Mensch hat ein eigenes Gewissen, welches nicht identisch ist mit einer Prägung durch äußere Einflüsse. Apostelgeschichte 5,29: "Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen". Damit wird hier jedoch nicht bestritten, dass geistliche Wegbegleitung weiterhin ihren Sinn hat. Es muss nicht jede Generation ganz von vorne anfangen.

- Kriterien wie die "Übernatürlichkeit" wurden zwar oft untersucht: z.B. Begleiterscheinungen in einigen Fällen der sog. "Verzückung" (kein Blinzelreflex, Herzschlagfrequenz verändert, Puls verlangsamt, Blutdruck höher - und keine Hinweise auf Manipulationen oder Drogen); oder dass die Person das Mitgeteilte nicht wissen konnte usw. Das ist aber nicht entscheidend, da der Geist sich auch der "natürlichen" Eigenschaften des Menschen bedienen kann.

Es gibt viele Formen, über die sich eine Botschaft aus dem Geist äußern kann. Z.B. das "Innere Wort aus dem Herzen" bei vollem Bewusstsein - also nicht zu verwechseln mit schizophrenen oder hypnotischen Erscheinungen. Bei einiger Praxis wird auch klar, dass es einen anderen Charakter als telepathische Erscheinungen hat. (Vgl. "Vom Inneren Wort", Auswahl aus Johannes Tennhardt, u.a., Lorber-Verlag.) Selten kommt auch ein tranceähnlicher Zustand in Betracht, wo der Mensch weitgehend in den Hintergrund tritt, aber auch dann wäre an den Umständen (z.B. die Art der Einstimmung bzw. Verbundenheit mit Gott) zu unterscheiden, dass es sich nicht um eine normale Trance, d.h. eine reine Bewusstseinseinengung handelt - bei der auch sehr problematische Inspirationen im Sinne des Spiritismus kommen könnten, die auf die Teilnehmer schwächend wirken. Weiter kommt es vor, dass jemand etwas innerlich als Vision, Licht oder Idee erlebt, und es dann in Worte umsetzen und aufschreiben kann. Auch direktes Schreiben kommt vor, jedoch bei Bewusstsein, also zu unterscheiden vom automatischen Schreiben des Spiritismus, welches in Trance geschieht.

Dass der "Heilige Geist" in einer Botschaft gewirkt haben kann, gilt nicht nur bei direkter Anrede aus geistiger Quelle (:"..."). Sondern auch ein Gedanke, ein Gespräch zwischen Menschen oder ein Aufsatz oder Buch kann ganz oder teilweise aus dieser Inspirationsquelle stammen, da sie die menschliche Kreativität so anregen kann, wie sie das will.

*) Prophetie - aus dem Griechischen - bedeutet zunächst Hinweise aus dem übersinnlichen Bereich, im christlichen Sinne von Gott. bzw. dem Heiligen Geist; vgl 1. Thess.5,19. "Zukunftsvoraussagen", die häufig unter Prophetie verstanden werden, sind also nur ein Spezialfall.
Zum Heiligen Geist allgemein vgl. Joh.3,8; Joh.14,26 und den Haupttext von Christuswege.net, Teil 1, u.a. Kapitel "Das erste Pfingstereignis".
Zu Prophezeiungen im engeren Sinn von Zukunftsvisionen siehe die entsprechenden Kapitel im Haupttext von Christuswege.net, Teil 2, z.B. das Kapitel "Zum Umgang mit Prophezeiungen".
Hier sei noch auf einige alttestamentarische Stellen zum Charakter der Prophetie hingewiesen - mit dem Vorbehalt, dass sich die Voraussetzungen dafür seither geändert haben (die alte Art von Prophetie war bis zur Zeit Jesu praktisch eingeschlafen, und sie wurde neu erweckt): Joel 3,1-2; Amos 3,7-8.

**) In manchen Fällen können jedoch auch Menschen mit echten inspirativen Fähigkeiten zeitweise in Zustände geraten, die bekannten psychischen Störungen ähneln - etwa mit einem zwanghaft fortgesetzten Fluss der inneren Dialoge, und einer anhaltenden Unfähigkeit, mit irdischen Notwendigkeiten umzugehen. Zur möglichsten Vermeidung solcher Exzesse könnte neben den obigen Gesichtspunkten auf folgende äußere Voraussetzungen geachtet werden: genügend Schlaf; genügend B-vitaminreiche Ernährung, - d.h. Vorsicht mit Fasten usw. in diesem Zusammenhang, wenn damit keine ausreichende Erfahrung vorliegt; klare Einstellung auf die erwünschte Quelle, d.h. auf Christus beibehalten; keine allzu langen Sitzungen, die Gelegenheit zum Abschweifen und zum "Überdrehen" bieten würden; genügend Bemühungen, außerhalb der intensiveren inneren Erlebnisse auch wieder in der irdischen Gegenwart anzukommen; selbst- bewusste Verarbeitung des Gehörten. Helfer, geistliche Begleiter, Therapeuten u. dgl. können sich in solchen Fällen oft nur dann wirklich zweckdienlich verhalten, wenn sie spezifische Erfahrungen / Kenntnisse haben, wozu gehört, nicht nur die momentan gestörte Verfassung, sondern auch das ungestörte Grundphänomen ernst zu nehmen. Die katholische Heilige Teresa von Ávila weist in "Die Seelenburg" darauf hin, dass auch "halbgelehrte" Geistliche, die die echten Gnadengaben nicht ernstnehmen, bei der Unterscheidung von unechten nicht hilfreich sind.

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Wozu brauche ich eine Kirche oder Gemeinschaft ?.

Es ist einerseits möglich, eine ganz individuelle, innere Verbindung zu Jesus Christus und zu Gott zu finden.  Dies ist der Kern. Sogar zu den nötigen äußeren Anregungen kann jemand direkt von Gott geführt werden, wenn er auf diese feineren Winke achtet.

Es gibt jedoch eine weitere Ebene dieser Verbindung, die sich erst in Gemeinschaft mit Anderen entfaltet: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen" (Matthäus 18,19-20). Dies ist zunächst einfach das, was es wörtlich aussagt. Weniger leicht erlebbar, aber grundsätzlich möglich wäre dies auch aus der Ferne, wenn sich Menschen z.B. zu einer bestimmten Zeit absprechen. Ein Mystiker könnte eine derartige Verbundenheit sogar ohne Absprache erleben. Dies wäre jedoch für die Meisten ein zu hoher Anspruch. Der Mensch ist meist nicht zum Einsiedler geboren.

Diese Form der Gebetsgemeinschaft kann z.B. in einen regelmäßigen Hauskreis münden. Des weiteren kann es in einer  Kirchengemeinde gelebt werden, oder in einer sonstigen individuell geeigneten Glaubensgemeinschaft. Auch wenn dabei die eine oder andere Kirche ihre Rolle für die Gläubigen aus ihrer Tradition heraus überbetonen möchte, ändert dies nichts am Sinn der Sache.

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Die sieben Siegel.

Die in der Johannesoffenbarung an die Sieben Gemeinden anschließende Vision schildert zunächst die Anbetung Gottes durch die „24 Ältesten", die „sieben Geister vor dem Thron Gottes", und die „vier Gestalten" – womit unterschiedliche Urqualitäten ausgedrückt sind, und die Schöpfung. Dann wird geschildert, wie nur das „Lamm" – mit Attributen des Christus – das Buch mit den sieben Siegeln öffnen konnte - Off. 4 - 8, 1. Diese Vision spielt im „Himmel" – in diesem Zusammenhang der göttliche Bereich. Die Inhalte der Siegel werden zunächst auf einer Ebene geschildert, deren Kräfte durch Symbole gekennzeichnet sind – die vier verschiedenfarbigen Pferde bzw. Reiter. Von Veränderungen auf dieser Ebene, vergleichbar mit einer bildhaften Traumebene, gehen hier nur indirekt Wirkungen auch auf das Erdgeschehen aus.

Trotz dieses primär auf die Entwicklung dieser psychischen Ebene im Großen gerichteten Charakters dieser Abschnitte heißt es zu Beginn auch „ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll", d.h. nach den sieben Gemeinden. Dementsprechend versuchten R.Steiner und Arthur Schult, weitere sieben „Siegelkulturen" auf der Erde anzudeuten, die mit jener Reinigung der betreffenden Bewusstseinsebene zusammenhängen. Die aus Christusinspirationen in Mexiko enstandene "Buch des wahren Lebens" legt  in die 7 Siegel die gesamte Geschichte von den Zeiten "Kains und Abels" bis zur kommenden Zeit der Vollendung.

Jedenfalls ermöglicht dieser Text keine klare Identifizierung mit der physischen Erde der Gegenwart. Würde im Stile mancher Freikirchen in dieser Richtung nachgedacht, dann könnten allenfalls schwache Anklänge der ersten vier Siegel an die beiden Weltkriege, das anschließende Gleichgewicht des Schreckens zwischen Ost und West, sowie Hunger und Seuchen vermutet werden; Religionsverfolgungen und Katastrophen kosmischen Ursprungs würden sich eventuell anschließen: Meteoriten, Beben, unter Umständen Polwende/ Polsprung; siehe aber m Kapitel „Die letzten sieben Plagen".

Bereits z.B. jene Szene im Johannes-Evangelium 2 – Hochzeit in Kana und Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel durch Jesus – s. unser Kapitel dazu - erinnern in ihrem gemeinschaftsstiftenden bzw. kämpferischen Charakter an diese Abschnitte.

Prophezeite Jesus im Kapitel 5 des Johannesevangeliums die Scheidung der Geister, die Gutes, und die Übles getan haben, so geht die Schilderung zwischen dem 6. und 7. Siegel in die seelische „Versiegelung der Auserwählten aus zwölf Stämmen" über, und den "Triumph der Auserwählten im Himmel".

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Die sieben Posaunen.

Auch die Vision der Engel mit den sieben Posaunen spielt sich im „Himmel" ab - Off. 8, 2 - 11, 19.  Die aufsteigenden „Gebete der Heiligen" und auch das auf die Erde herabgeschickte „Feuer vom Altar", wie auch die Posaunen selbst als im Kopfbereich benutzte Instrumente spiegeln eine mehr geistige Ebene, wie es auch bei Träumen mit ähnlichen Symbolen wäre. Hier ist diese der Ausgangspunkt der Veränderungen, die z.T. bis ins Irdische reichen mögen, wo allerlei Schatten aufgewirbelt werden.

Trotz dieses primär geistigen, nichtphysischen Charakters ist auch hier versucht worden, sie zeitlich nach den Siegeln z.B. als irdische „Posaunenkulturen" einzuordnen. Auch in der Zeitgeschichte Anklänge zu finden, ist schwierig: Es wäre nicht ausgeschlossen, Waldsterben und Gifte im Zusammenhang mit der Qualität der 1./2. Posaune zu sehen. Bei der 3. Posaune ist verschiedentlich aufgefallen, dass jene Fackel, die auf 1/3 der Wasserströme fiel, Wermut = Tschernobyl heißt. Die 4. Posaune könnte eine Gestirnskonstellation hervorheben, wie sie z.B. Mitte August 1987 in einem kosmischen Dreieck aller Planeten vorlag. Teile der New-Age-Kreise meditierten damals ohne Berufung auf die Apokalypse, aber mit Hinweis auf die apokalyptische Zahl der 144000 Menschen – indianisch „Regenbogenkrieger" – über den angeblichen Beginn bzw. eine Station auf dem Wege in ein Neues Zeitalter. Die fünfte Posaune – Rauch aus dem Brunnen des Abgrunds, eiserne Heuschrecken, fünf Monate Qual...– könnte den Eindruck hinterlassen, der Golfkrieg sei zumindest ein äußerliches Abbild der Kraft dieser Posaune und deren Fortsetzung in der sechsten Posaune. Die siebte Posaune führt in den „Tempel Gottes", wiederum begleitet mit Blitzen und Stimmen und Donner usw., was auch innere, mystische Bedeutung haben kann.

Betreffend die siebte Posaune gibt es auch Stimmen, nach denen in diesem Stadium „die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus" bereits da sind. Zumindest auf geistiger Ebene, hat sich bereits Einiges entschieden, was auf der Erde noch nicht voll durchgearbeitet ist. Die geistige Kraft der „Posaunen" ist vergleichbar mit derjenigen der „Verklärung" (Matth. 17, und unser entsprechendes. Kapitel) und der Lehren in ihrem Umfeld, auch der Bergpredigt (Matth. 5-7) usw.

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Die „sieben Donner" und die zwei Propheten.

Nach der sechsten Posaune „redeten sieben Donner", deren Inhalt Johannes „versiegeln" und nicht niederschreiben soll. Dann wird der „Tempel im Himmel gemessen". Zwei Propheten werden getötet und auferweckt. Off. 10 - Off. 11, 14

Hier ist eine Verwandtschaft mit der Auferweckung des Lazarus im Evangelium feststellbar - unser Kapitel dazu und Joh. 11.

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Die Frau und der Drache.

In allen Phasen des Geschehens sind die spirituell tragenden Kräfte und die verschiedenen widerstrebenden Kräfte beteiligt. Im Text ist einmal die eine Seite breiter ausgeführt, ein andermal die andere. Das Zeichen im Himmel, das „Weib mit der Sonne bekleidet, und den Mond unter den Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen" - Offenbarung 12 - zeigt unverkennbar „Sophia", die Himmels- bzw. Weltenmutter; weniger den Aspekt einer Erdmutter; - siehe im Kapitel „Das erste Pfingstereignis" in dieser Arbeit. Deren z.T. angenommene Beziehung zu Maria wurde bereits erwähnt. Maria wohnte im Alter auch symbolträchtig in einer Höhle, in der früher die Muttergöttin Kybele verehrt wurde, wie um hier Neues zu bringen. Ihr „Kind" in der Offenbarung – ein Kind eines Himmelswesens ist zunächst auch als Himmelswesen zu sehen –, das später Menschen mit „eisernem Szepter", d.h. u.a. mit ständiger Ermahnung an ihren aufrichtigen, individuellen Kern führen soll, wird sich auf eine bestimmte Wirkensart des kosmischen Christus beziehen; es kann auch mit "eisernem Stab" übersetzt werden, und ist so nicht nur ein Königssymbol, sondern auch ein Symbol eines "(Ein)weihenden", und kann auch mit den "himmlischen Heerscharen" zu tun haben. Mehr im Kapitel „Die letzten 7 Plagen (Zornesschalen)".

Hier wird z.T. eine Beziehung zum Charakter der Fußwaschung und der vorherigen Salbung durch Maria in Bethanien erkennbar - s. unser Kapitel "Christus und die Fußwaschung" und Ev.Joh.12,13. Auch die Wiederaufnahme des Motivs der Neugeburt auf immer höheren Ebenen der Entwicklung ist darin enthalten.

Der „Drache" mit seinen negativen Engeln ist die Kehrseite. Durch „Michael und seine Engel" werden sie im Kosmos besiegt und auf die Erde geworfen. Himmel und Erde schützen jetzt ihnen gegenüber die Frau.

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Das siebenköpfige Tier aus dem Meer.

Auch die beiden anderen negativen Kräfte treten in dieser Vision auf; zunächst die mehr auf Wünsche und Leichtfertigkeit gerichtete - Off. 13, 1-10; vgl. unser Kapitel "Die Versuchungen" und Matth. 4, 5-11. Die sieben Köpfe werden später in der Offenbarung selbst gedeutet als „sieben Berge, auf denen die Hure Babylon sitzt" und die Berge wiederum als „sieben Könige". Die zehn Hörner werden in der Offenbarung selbst als „zehn Könige", die einer Meinung sind und ihre Macht diesem Tier geben, gedeutet.

U.a. wegen der „sieben Berge", die u.a. an die Siebenhügelstadt Rom erinnern könnten, gibt es christliche Freikirchen, die in der „Hure Babylon" das Papsttum erblicken. Das scheint jedoch etwas weit hergeholt, und trotz der historischen Problematik der katholischen Kirche durch die übrige Symbolik nicht gedeckt. In Off. 18:11-23 wird eindeutig ein Zusammenhang mit dem globalen Welthandel hervorgehoben. (S. Kapitel "Die letzten sieben Plagen und das Ende Babylons...".) Das "Bild" des Tieres lt. dem folgenden Kap. Off.14 könnte etwas mit falschen Bildern (Vorstellungen) von Jesus zu tun haben. Es könnte auch mit sucht- oder kultartigen Abhängigkeiten von Multimediageräten zusammenhängen.

Die zugrundeliegenden verführerischen Kräfte dieses „Tieres" können besonders durch die Kraft verwandelt werden, die in unserem Kapitel "Die Geißelung" beschrieben wurde - Joh. 19,1.

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Das zweihörnige Tier aus der Erde.

Hier haben wir jene negative Kraft, die auf materialistische Sachzwänge gerichtet ist - Off. 13, 11-18; vgl. unser Kapitel "Die Versuchungen" und Matth. 4, 1-4.

Der Zusammenhang der Kennzeichnung der Menschen an Stirn und Hand, sowie der Zahl 666 in diesen Kapiteln, als Voraussetzung für das Kaufen- und Verkaufen- Können, findet sich bereits besonders deutlich widergespiegelt auch im Weltgeschehen. Die Entwicklung der Computervernetzungsmöglichkeiten; die Strichcodes mit drei Doppelstrichen als Begrenzung = 666 in diesem Code; die in Kanada bereits entwickelten bzw. die in Malaysia in einem Großversuch getesteten Geräte zur Personenkennzeichnung an Stirn oder Hand; die Bezeichnung „La bête" = das Biest, das Tier für die alte EG-Verrechnungszentrale in Brüssel; ein internationaler Bank-Code 666; usw., zeigen eine Tendenz; - wie unbewusst oder auch bewusst und eventuell witzig gedacht z.B. bestimmte Bezeichnungen auch zustande gekommen sein mögen. Das biblische „Tier aus der Erde" erinnert auch an den „Götzen Mammon".

Eine weitere, noch nicht ganz ausgestandene Tendenz ist auch, die immer dramatischer werdenden Umweltprobleme zuerst mit unwirksamer technischer Umweltkosmetik, und danach wohl umso mehr durch eine täuschende, technokratische Ökodiktatur anzugehen - statt die eigentlichen effektiven Kurskorrekturen eher demokratisch bzw. mit Unterstützung der Bevölkerung zustandezubringen. Manipulationsmechanismen können durch klare Erkenntnis ihres Charakters ihrer Auflösung nähergebracht werden. Dieser Prozess hat einen Zusammenhang mit der Kraft, die bezüglich der Dornenkrönung erwähnt wurde - unser Kapitel und Joh. 2 - 3.

Auch betreffend den Drachen und die beiden Tiere sind eventuelle Anklänge in Erscheinungen der Gegenwart noch nicht der ganze Gehalt. Das Ganze spielt, wie erwähnt, nicht nur auf der physischen Erde. In der nachfolgenden erneuten Vision der 144000 (J.O.14) treten erneut nacheinander mehrere Wesen bzw. Engel auf, die zwei verschiedene Menschengruppen auf der Erde „ernten". Die mit dem Tier Verbündeten werden in die „Kelter des Zorns Gottes" geworfen, d.h. Auswirkungen der Naturgesetze überlassen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die Offenbarung in Wirklichkeit keine "ewige Verdammnis" kennt, sondern dass letztendlich alles zu Gott finden kann; und in höherem Sinne alles von ihm umhüllt ist. Vgl. J.O. 22 und das diesbezügliche Kapitel über die "Neue Erde" in dieser Schrift.

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Die „letzten sieben Plagen", das Ende "Babylons" und die Wiederkunft Christi.

Diejenigen, die gegenüber dem Tier und seinem Bild standfest blieben, tauchen in der nächsten Vision auf, in einer Ebene, die als „gläsernes Meer, mit Feuer gemengt" umschrieben wird. Aus dem „Tempel im Himmel" kommen erneut sieben Engel, mit den „letzten sieben Plagen", die sie aus „Zornesschalen" auf die Erde, auf das „Meer", in die „Wasserströme", in die Sonne, auf den „Stuhl des Tieres", auf den „Euphrat" und in die „Luft" werfen (Off. 15,5 - Off. 21).

Einerseits sehen wir hier eine noch höhere Bewusstseinsebene am Werk; andererseits kann diese ein noch tieferes und existenzielleres Aufwühlen auch aller Elemente der Erde und des sichtbaren Teils des umgebenden Kosmos bewirken: Geschwüre, Gifte, Leiden, Feuer, Dunkelheit, negative „Geister" und eine weltweite Katastrophe mit Kontinentalverschiebungen, Senkungen oder Überflutungen, Meteoriten, einschließlich einer Dreiteilung bzw. Zerstörung der materialistischen Zivilisation „Babylons" - Off. 17 - 18,24. Eine Möglichkeit bzw. „Zeitfenster" für ein Geschehen in dieser Richtung zeigte sich bereits beim sechsten Siegel.

Es ist auch hier möglich, hierfür letztendlich größere Zeiträume zugrunde zu legen. Jedoch deuten die Abschiedsreden Jesu (z.B. Markus 13) und viele Prophezeiungen, die im Anschluss an die Johannesapokalypse entstanden sind, einhellig auf einen zentralen Umbruch, etwa in den Jahren um oder nach 2000*), der alle Weichen neu stellt. (Siehe oben: Zum Umgang mit Prophezeiungen). Wissenschaftliche, in ihrer Bedeutung noch nicht voll erkannte Befunde weisen in die gleiche Richtung. Die massive Abnahme des erdmagnetischen Feldes und eine inzwischen hinzugekommene ungewöhnliche Häufung von Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten, das „Hellerwerden" der Sonne unabhängig von klassischen Zyklen der Sonnenaktivität, sowie der Verlauf des Maximums der Sonnenaktivitäten 2000/ 2001 zeigen wachen Menschen, dass hier etwas Ungewöhnliches im Anzuge ist.

Falls sich die Magnetpole plötzlich stark verlagern oder gar das Magnetfeld praktisch in sich zusammenfiele, und sich dann in umgekehrter Richtung wieder aufbauen würde, wie es in der Erdgeschichte mehrfach vorkam, würde dies zu einer geologischen Umwälzung führen. Diese würde nicht nur eine neue Situation für die Menschheit, sondern auch ein neues erdgeschichtliches Zeitalter einleiten. Würde der magnetische „Van-Allen-Gürtel" im Umkreis der Erde z.B. seine wahrscheinliche Schutzfunktion gegenüber Partikeln und „kosmischem Staub" zeitweise verlieren, könnten auch die prophetisch angekündigten Meteoritenfälle leicht Wirklichkeit werden.

Eigene u.a. Erkenntnisse u.a. deuten zwar darauf hin, dass die von manchen Autoren gefürchtete umfassende Zerstörung nicht oder nicht mehr sein muss, weder in Form eines dritten atomaren Weltkriegs, noch durch ein komplettes ökologisches Desaster, noch im Sinne der Theorie des Polsprungs der Rotationsachse oder deren Wende vor dem kosmischen Hintergrund. Vieles hat sich an den Grundlagen solcher Visionen geändert.

Da einerseits apokalyptische Prozesse in göttlicher Zielrichtung erahnt werden können; andererseits aber Manipulationen vieler Naturprozesse durch egoistisch gebliebene Teile der Menschheit und deren „Eliten" real im Gang sind, neben einigen positiven menschlichen Einflüssen, könnten beschränkte Erdveränderungen mit bis ins Astronomische reichenden „Neujustierungen" unumgänglich sein; neben den Veränderungen in der Menschheit und in deren Bewusstsein.

Häufig vorhergesagt wurden „antichristliche" diktatorische Bestrebungen, die ihre Macht behalten wollen, wie auch die Verkürzung bzw. das Ende dieser alten Zeit durch jene Umwälzung mit bis zu drei Tagen Dunkelheit. Eine solche Möglichkeit kann zumindest nicht einfach als Unsinn abgetan werden. 

In diesem Zusammenhang wird in den 1961-1965 geschehenen Marienvisionen von Garabandal eine „Große Warnung" prophezeit, die weltweit allen Menschen schonungslos im Innern zeigt, was sie an sich überwinden (lassen) müssen - vgl. Joh. 16:8; Off. 14:6-20 -, wenn sie den Durchgang zum Licht schaffen wollen  (vgl. Joh. 16:13). Dies sei verbunden mit einer sichtbaren Erscheinung am Himmel. Innerhalb eines Jahres danach  soll ein "Großes (Heilungs-) Wunder" geschehen, und ein Zeichen in Garabandal zurückbleiben. Nur soweit die Menschheit daraufhin nicht umkehrt, soll später das vielfach angekündigte große "Strafgericht" (der "Zornesschalen" = der "letzten 7 Plagen") durch "Feuer vom Himmel" stattfinden (siehe außerdem Mt. 24:28).  (Franz Speckbacher, "Garabandal",  S.120... Die in der Literatur über Marienoffenbarungen meist zu findenden Kommentare aus streng katholischer Sicht sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die prophetischen Ankündigungen für die ganze Menschheit gedacht sind.)  Danach wäre über alles neu nachzudenken.
Eine mögliche Vorbereitung könnte es sein, - neben der Bereinigung des eigenen Lebens - jetzt schon um eine stärkere Einwirkung des Heiligen Geistes zu beten.

In neueren „Durchgaben" spiritueller Kreise  wird von einer "Nullzone" gesprochen, nach der diejenigen, die die Reife dazu haben, auf der Erde in ein kosmisch-spirituelles Kraftfeld eintauchen – oft nicht ganz exakt „Photonenring" genannt – und ein Leben mit den Fähigkeiten der „Lichtkörper" höherer Dimensionen im Physischen führen können (siehe die Kapitel "Die Auferstehung" und „Das Friedensreich").

Aus unterschiedlichen Kreisen wurden auch Hilfsaktionen wie zeitweise „Entrückungen" durch Christus, oder durch die Engel vorbereiteter Menschen,  oder vorläufige Evakuierungen und weitere Hilfen durch positive Außerirdische angekündigt. Woher jemand Hilfe erhofft, muss jede/r aufgrund Religion oder Weltanschauung selbst wissen. Da es auch im Kosmos Licht und Schatten gibt, ist es gut, angesichts der wahrscheinlichen Kompliziertheit des Geschehens bei allem um die Führung Christi zu bitten, und die eigene Differenzierungsfähigkeit anzuwenden, – denn diese ist ein spezifisch irdischer Weg in Richtung der Einheit, im Zusammenhang mit dem, was an neuen Kräften von oben hinzukommt.

In diesem Durchgang geht es im Kern um die letzten Chancen der Entscheidung auch aller einzelnen Menschen in ihrer Seele, ob sie an der Entwicklung hin zum "Friedensreich", wie sie Gott für die Erde vorsieht, weiter teilnehmen wollen.  Am Schluss dieses Geschehens findet letztendlich die Wiederkunft Christi statt (J.O.19, vgl. J.O. 12, Matth. 24:30; Apg. 1:6-8): Christus kommt nicht einfach wieder als Erdenmensch, sondern als Kern eines umfassenderen Geschehens des Näherkommens von Gottes "Himmel" (und "Jenseits") und Erde ; sowie von Geist (und Seele) und Körper. Dennoch ist sehr wohl auch eine Wiederkunft von Christus als reales Wesen beschrieben, also nicht allein die durch ihn bewirkte Veränderung in der Menschheit, wie einige moderne Gruppierungen vermuten. Dieses Geschehen hat direkt oder indirekt für alle Menschen eine Bedeutung, nicht nur für Christen. Eine Wiederkunft Jesu als Zeuge über die Seinen beim göttlichen Gericht wird auch im Koran anerkannt. Weiter kann es auf Grund von Prophezeiungen aus anderen Religionen sein, dass deren Propheten in der einen oder anderen Form auch erneut eine Rolle spielen werden, und ihren Anhängern auf die Sprünge helfen.

Auch für diesen Schritt der Offenbarung passt kein Bestrafungsdenken. Er erscheint eher als Teil eines in sich logischen Konzepts, das auf eine weitere Evolutionsstufe des Lebens auf der Erde ausgerichtet ist. Sie, wo auch immer, als gemeinsamen Durchgang zu Höheren zu erleben, wobei alle letztendlich zur für ihre Entwicklung richtigen Stelle bzw. Ebene finden werden, ist die Herausforderung. Wer in sich die jeweils nötigen erneuernden Kräfte in gutem Willen in sich aufnimmt, und umsetzt, kann eher das Positive darin erleben, jedoch auch das Leiden der Welt mitempfindend. Wer hingegen das Neue nicht in sich einlassen will, erlebt es wie etwas von außen Aufprallendes. Das ist der eigentliche Charakter des „Gerichts" bzw. des "Jüngsten Tages" im Sinne der Apokalypse. Der Mensch hat eine große Entscheidungsfreiheit; aber, wie auch sonst im Leben, zu einem bestimmten Zeitpunkt muss er sich entschieden haben, andernfalls ist keine Entscheidung unter Umständen auch eine – die „Lauen" sind im Kontext der Offenbarung nicht besonders gut angesehen (siehe in "Die 7 Kirchen" mit Ergänzung). Die Scheidung der Geister gehört auch auf dem Weg zur letztendlichen Einheit zum Kern des Geschehens der Apokalypse.

Die „sieben Plagen" – die siebte endet mit einer Stimme vom Himmel „Es ist geschehen" – entsprechen der Kreuzigung und dem dabei geäußerten „Es ist vollbracht", s. u.a. Joh. 19, und unser Kapitel dazu.

Mystisch/ durch Einfühlung kann heute bereits erlebt werden, wie die Erde leidet und um Hilfe schreit, ja, wie sie sich auf jene „schwere Geburt" vorbereitet. Die Kreuzigung bzw. das „Grab" als Durchgang zur Auferstehung betrifft hier die ganze Erde, und reicht in den Auswirkungen über diese hinaus. Auch hier ist zu erahnen, wie bei den Schritten der Evangelien erwähnt, dass der Durchgang von der Kreuzigung über einen Zustand jenseits von Leben und Tod zur Auferstehung heute als Einheit wirkt; sodass auch von daher gesehen die Schritte der "letzten Plagen" ohne eine "weltuntergangs"artige Katastrophe ablaufen können.

Da die Offenbarung nicht auf einen mechanisch ablaufenden Film, sondern auf eine vielschichtige Entwicklung aufmerksam macht (s. das einführende Kapitel "Die Offenbarung des Johannes"), kann es sein, dass das tatsächliche äußere Geschehen weiter fortgeschritten ist, als es Manchen scheinen mag, die vielleicht auf die eine oder andere Einzelheit starren, die sich (noch) nicht ereignet hätte. Auf anderen Gebieten ist schon Einiges an Plagen vorhanden, die in dieser weitgehenden Form in der Offenbarung noch gar nicht angelegt waren.

Eine Ergänzung: Auch die neuen Bücher von Wladimir Megre über die sibirische weise Frau Anastasia (Wega-Verlag, Neufelderstr.1, D-67468 Frankeneck) enthalten das innere Wissen, dass die alten Programme der Weltkatastrophe veränderbar sind; und Alles mithilfe von Menschen und im Einklang mit Gott zu optimieren ist das Ziel. Aber auch das heißt nicht, dass alles so weitergehen könnte wie bisher. (Christuswege ist unabhängig von solchen Bestrebungen Anderer, und stimmt nicht automatisch mit allen Inhalten ihrer Bücher oder Webseiten überein.)

*) Für die Untersuchung eines solchen in Frage kommenden "Zeitfensters" spielen Theorien praktisch keine Rolle, wonach seit der Zeit um Jesu Geburt z.B: 300 oder gar 700 Jahre weniger vergangen wären, als unser heutiger gregorianischer Kalender angibt. In erster Linie zeigt die jeweilige Zeitqualität im Vergleich mit den biblischen prophetischen Visionen, ob die Zeit reif wäre. Neuere Visionen dürften sowieso auf der Basis des heutigen Kalenders stehen, sofern überhaupt vage Zeitangaben enthalten sind. Siehe im übrigen auch das Kapitel "Zum Umgang mit Prophezeiungen".

Frage:
Möchte ich, dass Jesus Christus wie prophezeit wieder deutlich in Erscheinung tritt, menschliches Leben und die Welt verändernd?

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 Anhang dazu:  "Zukunftsszenarien".

Diese kurze Übersicht setzt das Kapitel  zum Umgang mit Prophetien als bekannt voraus. Sie ergänzt die Kapitel zur Johannesoffenbarung in derselben Webseite. Die folgenden Szenarien sind nicht automatisch alle christlichen Ursprungs, und die meisten werden von dieser Webseite auch in dieser Form nicht unterstützt. Aber wir haben nur einen Planeten, auf dem diese Konzepte miteinander im Wettstreit stehen /standen. Hier wird lediglich gezeigt, welche unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen in den vorliegenden Prophezeiungen, hellseherischen Angaben und "Durchgaben" / Channelings enthalten sind, gegenüber der rein materiellen Zukunftsforschung.

1.) Ein unverändertes Weiterlaufen der zur Zeit äußerlich noch vorherrschenden Entwicklung einer materialistischen Zivilisation, aufgebaut auf dem von allen gesuchten persönlichen Vorteil gegenüber Anderen, auch gegenüber anderen Gruppen, usw.. Hier dominieren Vorstellungen von Geld und technischer, notfalls militärischer Machbarkeit. Die Risiken für Menschenrechte, Umwelt und den Planeten werden von vielen Menschen, Zukunftsforschern usw. teils diskutiert, angesichts der scheinbaren Alternativlosigkeit aber oft verniedlicht oder fatalistisch zur Kenntnis genommen. Die Bewusstseinsfortschritte Vieler könnten hier jedoch im Großen praktisch nicht zum Tragen kommen, und die existenziell notwendigen weiteren geistigen Fortschritte wären großenteils blockiert. Eine solche bloße Fortschreibung der bisherigen Faktoren des Geschehens ohne grundlegend neue Impulse wird interessanterweise von keiner einzigen prophetischen o.ä. Quelle bestätigt.  Es wäre denn auch im Endeffekt mit das zerstörerischste Szenario, und würde unausgesprochenermaßen am stärksten zu solchen Katastrophen führen, wie sie in einigen anderen Szenarien vorkommen. Auch im Rahmen dieses Ablaufs haben sich jedoch einige Werte erhalten oder gebildet, die auch beim Übergang in andere Szenarien zukunftsfähig wären. Es gibt auch überall Keime des Neuen.

2a.) Interessant ist, dass auch ein reines Weltuntergangsszenario in keiner ernsthaften Prophetie enthalten ist.

2b.) Hellseherische Zeugnisse vorwiegend älteren Datums, die das Erahnen krisenhafter Ereignisse in Bilder eines Dritten atomaren Weltkriegs umsetzten. Dieser zerstöre die bisherige Zivilisation, belasse aber die Chance zu einem besseren Neuanfang, einer bewussteren Kultur. Dies Szenario ist mit allerlei Varianten in den meisten Buchveröffentlichungen über Zukunftsvisionen zu finden. Einige Grundlagen für dieses Szenario sind  seit ca. 1990 schlicht entfallen, auch wenn andere Arten von Kriegsgefahren weiter bestehen, und auch die Notwendigkeit zu einem Bewusstseinssprung für die weitere Existenz der Menschheit unverzichtbar bleibt.

2c.) Auch andere in älteren Visionen vorkommenden rein materiellen Katastrophenszenarien auf der Basis geologischer Umwälzungen oder/ und auf der Basis von Meteoriten- Einschlägen - wie sie in der Erdgeschichte häufig stattgefunden haben - würden nicht automatisch zu jenen letztendlich positiven Perspektiven der biblischen Prophetie oder der Prophetie anderer Kulturen führen, und es spricht nicht viel dafür, dass Derartiges unumgänglich wäre.

3a.) Mediale Botschaften / "Channelings", meist vor Jahrzehnten entstanden, die ebenfalls katastrophale Geschehnisse kriegerischer oder/ und geologischer bzw. kosmischer Art voraussetzten und Varianten von Rettungsaktionen verschiedener Art für gutwillige bzw. offenere Menschen ankündigten. Für die Einen sind hierbei wohlgesonnene Außerirdische (UFOs) die Hoffnungsträger, und die Evakuierten würden später wieder auf der Erde die Grundlagen einer neuen Zivilisation schaffen. Für Andere sind Engel, ein "Aufstieg" oder eine "Entrückung" durch Christus im Sinne einiger christlicher Bestrebungen die Hoffnung. Auch von vielen Vertretern dieser Anschauungen wurde verstanden, dass es Entwicklungsschritte gibt, die der Mensch trotz evtl. Hilfe selbst vollziehen muss. Es wäre also falsch, das alles mit einer reinen Sehnsucht zu erklären, alle Probleme schlicht abgenommen zu bekommen. Auch hierfür gilt, dass einige Voraussetzungen für katastrophale Geschehnisse entfallen sind; jedoch sind nicht alle Situationen überholt, bei denen die Menschheit ohne Hilfe, welcher Art auch immer, am Ende ihres Lateins wäre. Von wo jemand Hilfe erhofft, muss jede/r aufgrund Religion, Weltanschauung usw. selbst wissen. Allerdings gäbe es dann auch die andere Seite derselben Sache, dass jemand, der helfen möchte, und der so evtl. auch den Anschluss an spezielle Entwicklungsmöglichkeiten irdischer Art erhalten könnte, auch nicht an Gott vorbei könnte, bzw. an Demjenigen, der für die Erde eine bestimmte Rolle spielt (s. z.B. Offenbarung 19, 11-14). Alle haben eigentlich viel zu lernen, einschließlich jeglicher "Hierarchien" zwischen Mensch und Gott. Die Erde ihrerseits hat bereits Einiges von den Problemen des Universums mitgetragen.

3b.) Andere Varianten des Szenarios 3a ließen entweder offen, was auf dieser Erde oder ihrer gegenwärtigen "3. Dimension" weiter geschieht, oder aber betonten ausdrücklich, dass die neue verheißene Zeit für die Geretteten in einer anderen Ebene bzw. auf einem anderen Planeten stattfinde, und die Erde bestehenbleibe, d.h. zurückbleibe. Da hier die spezielle Rolle der Erde und deren Zusammenhang mit der Menschheit überhaupt nicht bedacht ist, liegt hier keine in sich schlüssige Perspektive vor.

3c.) In einem Teil späterer Medialer Durchsagen / Channelings seit ca.1991 wurde zunehmend die Möglichkeit in den Vordergrund gestellt, mithilfe solcher gesammelter Hilfen von außen (s. 3a.), letztendlich unter göttlicher Führung und Kraft, die früher prophezeiten Katastrophen überhaupt vermeiden zu können, und beinahe die gesamte heutige Menschheit in eine neue höhere Zivilisationsstufe überführen zu können. Dabei wurde u.a. übersehen, dass sich die verschiedenen Kreise innerhalb der jetzigen Menschheit in ihrem Bewusstsein so auseinandergelebt haben, dass es eine einheitliche "Schulklasse" für Alle gar nicht geben kann, es sei denn mit ebenfalls recht horrorartigen Aussichten einer Zivilisation mit höheren Fähigkeiten und Technologien bei gleichzeitigem Missbrauch derselben. D.h. solche Szenarien ohne jegliche Form einer (z.B. biblischen) "Scheidung der Geister" (innerhalb eines Universums) sind schlicht illusionär. Illusionär ist auch die Vorstellung, die Grundprobleme der Menschheit seien durch noch stärkere technische Durchdringung aller Lebensbereiche lösbar. Richtig ist aber daran, dass Katastrophen tatsächlich vermeidbar wären, wenn alle gutwilligen Kräfte zwischen Himmel und Erde zusammenwirken würden, wie es angelegt ist; und Teile der Menschheit - aus allen ihren Regionen - könnten so in der Tat zu einem großen geistigen Schritt der Menschheit und Erde... finden. Auch sind z.T. durchaus andere, menschengemäßere und ökologischere Technologien nötig.

3d.) Vorstellungen, negative oder egoistische Außerirdische würden in Zukunft die Erde erobern, sind dagegen eher eine Sache von Hollywood. Im Weltall gibt es sicher Licht und Schatten, und das Universum ist voll von theoretischen Möglichkeiten aller Art; aber aus überprüfbaren prophetischen Quellen lässt sich ein solches Schicksal der Erde nicht eindeutig belegen. Wo Derartiges angedeutet scheint, ist auch gleich wieder erkennbar, dass die Erdenwesen trotz ihrer besonderen Unvollkommenheiten auch besondere Fähigkeiten haben, in denen sie selbst solchen anderen Zivilisationen voraus wären: z.B. das menschliche freie Mitgefühl und die ungeheure Kreativität und Vielfalt hinter allen irdischen Kreaturen. Es könnte sich herausstellen, dass die Erde und ihr Zusammenhang mit dem Wirken Gottes auch ein wesentliches Feld für Studien unter Einhaltung der Freiheit der einzelnen Menschen ist, statt eine zur "Eroberung" geeignete Stätte. Weiter könnte sich zeigen, dass die Erde nicht in der Zukunft, sondern eher jetzt von negativen Kräften durchsetzt ist.

3e.) So wird hinter all diesen Szenarien inzwischen ein Szenario erkennbar, eine Möglichkeit, dass tatsächlich ein gewaltiger Entwicklungsschub für die Menschheit im Sinne der vielschichtigen Johannesapokalypse eintritt - die nicht durchgehend materiell gedacht ist -; mit umfassender göttlicher Begleitung; bei Erhaltung und Höherentwicklung der Erde; bei gesonderten Lebensbereichen für unterschiedliche Menschen, was immer das heißt. Aber auch im Sinne der Bergpredigt, in der es sinngemäß heißt "...Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen".

Wie schon im Kapitel "Zum Umgang mit Prophezeiungen" erläutert, ist die Zukunft von den Menschen abhängig. Dies betrifft ihre inneren Entscheidungen der Einzelnen, in welche Richtung sie sich jeweils orientieren möchten, und die gemeinschaftliche Anstrengung der Gutwilligen im Gebet und im Leben: Es ist möglich, sich auch jenseits der alten Polaritäten irdischer Streitigkeiten aus der höheren Sicht des Gewissens für neue Entwicklungen auf der Erde einzusetzen: "In der Welt, aber nicht von der Welt" zu sein, wie es eine entsprechende Tafel am Schluss des Haupttextes aufzeigt.

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Das (wirkliche) „1000 – jährige Friedensreich".

Auf den Durchgang durch die Zeit der „sieben Plagen" folgt die kosmische Vision des aus dem Himmel wiederkommenden Christus – „genannt Treu und Wahrhaftig"– mit seinem „Heer" aus Weißgekleideten. Damit sind nicht etwa die heutigen - bzw. im 20. Jahrhundert aufgetretenen - menschlichen Pseudo- Christusse gemeint. Der „falsche Prophet" (mit falschen/ einseitigen Vorstellungen über Jesus, oder darüber, was christlich sei...) wird gestürzt. Das nun einsetzende „1000-jährige Reich" - Off. 20, 1-6 ist gerade kein Imperium. Genau die gesellschaftliche „Große Maschine", die äußeren negativen Kräfte und ihre Manifestationen, werden verbannt.

Hier finden wir auch das geistige Gericht. Hier muss auch eine verbreitete irreführende Übersetzung korrigiert werden:
Off. 20:4: "Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre."
In Wirklichkeit heißt es hier wörtlich "lebten" statt "wurden lebendig" (vgl. z.B. die Fußnoten der Elberfelder Bibel). Dies kann zwar - z.B. im Falle der "Seelen ..." - ein Wieder-ins-Leben-treten bedeuten, aber bei Solchen, "die das Tier ... nicht angenommen hatten" auch ein Weiterleben auf der Erde. D.h. von den Letzteren müssen keineswegs erst alle umkommen.

Dieses Stadium ist verwandt mit der Auferstehung Christi (Joh. 20-21; und unser diesbezügliches Kapitel). Auch im Bibeltext selbst wird es die „erste Auferstehung" genannt.

Die negativen Kräfte sind jedoch nicht restlos aufgelöst; auch Unvollkommenheiten der einzelnen Menschen müssen weiterhin bearbeitet werden, was jedoch jetzt leichter möglich ist.

Nach „1000 Jahren" treten die Reste der negativen Kräfte geballt zutage, um dann gar aufgelöst zu werden (Off. 20, 7-10). Siehe auch nächstes Kapitel.

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Der „Neue Himmel, die Neue Erde und das "Neue Jerusalem".

Erst nach dem „1000-jährigen Reich" und dem anschließenden verzehrenden Feuer auf das erneut verführte Heer, und dem Werfen des „Teufels in den feurigen Pfuhl" - Off. 19, 19 - Off. 20, 3 - naht der Neue Himmel und die Neue Erde - Off. 21-22 . Welche Zeiträume hierfür gedacht sind, bleibt offen.

Das Motto Christi ist „Siehe, ich mache alle Dinge neu" – ohne Ausnahme - Off. 21, 5 - Auch diese „Neuschöpfung" hat jedoch Ähnlichkeiten mit dem, was vorher bereits in den Einzelnen und im Großen im Sinne unvergänglicher Werte entfaltet wurde. Daher bleibt die heutige Tat auch für diejenigen wichtig, die heute nahe apokalyptische Geschehnisse erwarten.

Im Neuen Himmel – im Text genannt vor der Erde und dem Neuen Jerusalem - ist etwas wie eine kosmische Himmelfahrt angedeutet. (Vgl. die Himmelfahrt der Evangelien, Luk. 24, Mark. 16, und unser Kapitel dazu). Lag bisher der Schwerpunkt der Beschreibung auf der Erde, tritt nun die Bedeutung des Geschehens für den sichtbaren und unsichtbaren „Himmel" in den Vordergrund. Hier ist nicht der ewige Himmel Gottes jenseits von Raum und Zeit gemeint – dieser bleibt unveränderlich – sondern geschaffene Welten. Es könnte sich herausstellen, dass der kleine Planet Erde auch im kosmischen Maßstab nicht nur „Entwicklungsland" ist, sondern in einer Lösung seiner Problematik eine weiterreichende höchst spezifische Aufgabe hätte. Die Problematik aufgrund großer menschlicher Freiheit und großer Verwicklungen im Materiellen wäre im Sinne Lorbers und anderer Aussagen so keineswegs in allen eventuell „bewohnten" Welten zu finden; auch nicht die negativen Kräfte, die nach den Visionen des Johannes „auf die Erde geworfen" waren, und nun in den „feurigen Pfuhl". Ebenso wie Jesus eine Auswirkung auf die Menschheit hatte, ebenso hätte ein entsprechender Durchgang der ganzen Menschheit bzw. Erde mit Christus sicherlich eine erneute, erweiterte Auswirkung.

Die dann erneuerte „Neue Erde" und das damit verbundene Geschehen des Herabkommens des „Neuen Himmlischen Jerusalems" auf diese Erde ist vergleichbar dem Pfingstgeschehnis (Apostelgeschichte), auch dieses hier jedoch im kosmischen Maßstab. Dies ist nicht das geographische Jerusalem. Die Erde steht in einem Austausch mit dem umgebenden Kosmos auf verschiedenen Ebenen.

„Und wird kein Verbanntes mehr sein - andere Übersetzungen: nichts Verfluchtes/ keine Finsternis usw. - , ...und der Stuhl Gottes und des Lammes wird darinnen sein" (J.O. 22:3). In der Konsequenz heißt das, hier sind auch die negativen bzw. todbringenden Kräfte erlöst, die Gespaltenheit der Welt ist aufgehoben. Die Welt erscheint überhaupt erst hier als bewusstes Ganzes, ein "in Gottesnähe" in Visionen usw. zwar erahnbarer, aber unbeschreiblicher Zustand. Ein schwaches Abbild von diesem Zustand wäre es, wenn von irgendeinem Punkt im Innenleben aus alle anderen Punkte belebt werden könnten, eine Erfahrung, die auf dem Weg auftreten kann; „Alles in Allem". In Gott ist die höhere Einheit von Allem bereits vorhanden.

Das göttliche Muster der Schöpfung – das A – und die neue Schöpfung mit den bewusst wieder mit allem in Gott verbundenen Wesen – das O – werden deckungsgleich, und doch bleiben das A und das O bestehen. Das „Ende" ist also mehr als der Anfang, obwohl der Anfang alles schon enthält. Als eine durch alles durchgehende Tendenz des Deckungsgleichwerdens in kleinen Teilbereichen z.B. des Menschen ist selbst diese Richtung des Geschehens bereits erkennbar.

Es sei hier noch darauf hingewiesen, dass sich z.B. in der Schau R. Steiners das Geschehen der „Neuen Erde" auf eine von drei in riesigen Zeiträumen aufeinander folgende „Erdinkarnationen" bezieht. Ohne hier dazu Stellung nehmen zu wollen, sei jedenfalls zum Charakter der „Neuen Erde" erwähnt, dass dies, wie geschildert, noch aus einem anderen Prozess hervorgeht, als – vergleichsweise – einem Verkörperungsrhythmus, wie er z.B. in der Hindu-Kosmologie auch für Planeten usw. und den ganzen Kosmos berechnet wurde. Wird der in der Bibel angedeutete Charakter der „Neuen Erde" einmal ernst genommen, geht er über bisher bekannte oder vermutete Arten des Werdens und Vergehens hinaus, in immer höhere „Oktaven" bzw. "Spiralen" hinein.

Selbst gegenüber den heute möglichen Erfahrungen verblasst jene Meinung einiger Theologen völlig, die die Apokalypse nur als mahnende Gleichnisse ohne Realitätscharakter nehmen.

Die Gleichnisse Jesu in den Evangelien waren dem Leben der Menschen entnommen, um Gesichtspunkte zu veranschaulichen. Später, noch während seines Erdenlebens betonte Jesus gegenüber den Jüngern, dass er nun nicht mehr in Gleichnissen, sondern offen zu ihnen redet. Die Offenbarung stammt nicht aus dem menschlichen Leben; überall, wo im Text selbst Deutungen gegeben sind, handelt es sich um direkte „Entsprechungen"; d.h. auf der betreffenden Bewusstseinsebene ist das Gesehene etwas dort „real Vorhandenes" wie in heutiger Geistesforschung, z.B. von R. Steiner. Die Apokalypse ermahnt allerdings auch; z.B. dazu, von einer Theo-logie zu einer „Theo-Praxis" überzugehen; zu schauen, was in der Luft liegt, und „Gott in der jeweiligen Gegenwart mit in Erscheinung kommen zu lassen". Gott handelt auch durch Menschen - was aber nichts mit willkürlichen menschlichen Handlungen zu tun hat: der Mensch soll nicht Gott oder Apokalypse spielen. Die menschliche Entwicklung kann immer mehr einher gehen mit Gottes Plan im Großen - dem Schöpfungsprogramm.

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Schlusskapitel: Das Christliche.

Das eigentlich Christliche ist Jesus Christus selbst, und dass Menschen selbständig im Innern die Verbindung mit dem gegenwärtigen Christus suchen –"Suchet, so werdet ihr finden"–; und dass sie die Zwiesprache mit ihm ernst nehmen, und Impulse daraus umsetzen, kann sich als der direkteste Weg, ihn zu verstehen, zeigen. Dazu mögen diese Artikel Interessierte ermuntern.

Ein anderer Weg, jedoch vereinbar mit dem genannten "direktesten" Weg ist, jene spezifischen Qualitäten zu ertasten, die Jesus Christus einbrachte und sie ins eigene Leben nach und nach hereinzunehmen. Dazu mögen die neu herausgearbeiteten fettgedruckten Passagen dieser Artikel helfen.

Diese verschiedenartigen Merkmale, die erweiterungsfähig wären, haben gemeinsam, dass Christus offenbar jenseits der Gegensatzpaare (Dichotomien) dieser Welt steht. Er vermischt die jeweiligen beiden Seiten auch nicht einfach, sondern die von ihm nahegelegten Einstellungen sind stets ein "Dritter Weg", der von einer anderen Ebene her das Fruchtbare, nicht Abgeglittene aus allen Seiten einzubeziehen in der Lage ist, unter Verwandlung von allem Verhärteten. Siehe dazu die Tafel am Schluss.

Aus den einzelnen betrachteten Merkmalen ergäben sich auch weitere Konsequenzen für die heutigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen älterer und neuerer Bestrebungen. Viele dieser Gruppen sprechen zumindest in einem Punkt und in einer Hinsicht etwas Notwendiges aus, was andere Gruppen z.B. aus dem Verfangensein in veralteten Links-Rechts-Gegensätzen nicht berücksichtigen. Auseinandersetzungen zwischen alt und neu würden – zumindest in absehbarer Zeit – nicht verschwinden; aber an die Stelle starrer Fronten mit Scheingegensätzen würde der Dialog treten; und die Auseinandersetzungslinien würden an die richtigen Stellen kommen; z.B. kann jemand Gott dienen oder Geld vergöttern. Auch würden leichter diejenigen passenden Menschen zusammenfinden, die miteinander neue Projekte aufbauen können, – die nicht wieder in Einseitigkeiten enden. Nicht Passendes würde sich neu gruppieren.

Auch alle weiteren Betrachtungen dieser Artikel können über das Studieren hinaus entsprechend der individuellen Intensität und Entwicklung Praxischarakter gewinnen; auch wenn manche durchgängige Gesichtspunkte dazu verstreut und nicht in jedem Kapitel wiederholt sind.

Diese Art der Untersuchung führt also über die Gewohnheit der vielen theologischen und anderen Richtungen hinaus, Jesus stets für ihre gutgemeinten, aber eben einseitigen Sichtweisen zu „benutzen"; sie betonten dazu jene Stellen, die in ihr jeweiliges Bild passten, und erklärten die anderen weg, oder interpretierten sie um, oder ignorierten sie. Schon die Verfasser der Evangelien in den ersten Jahrhunderten erkannten zumindest ansatzweise, dass die Vielseitigkeit Jesu dann besser darzustellen war, wenn sie mehrere Quellen dazu heranzogen. Sie waren nicht so dumm, dass sie die Unterschiedlichkeit der Anschauungen darin nicht bemerkt hätten. Dagegen sahen es einige moderne Theologen als ganz große Entdeckung, dass sie unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichen Sichtweisen aus den überlieferten Evangelien erschließen konnten, z.B. eine sog. „Quelle Q"; gleich verbunden mit der vorschnellen Frage und deren Entscheidung, wer von den Urhebern nun eher „recht" gehabt haben mochte. Es ist nun erkennbar, dass sie auf ihre Weise fast Alle „recht" haben mögen, unter Abzug ihrer jeweiligen Einseitigkeiten. Das könnte der "Ökumene" neue Impulse geben.

Menschen, die sich auf einen anderen religiösen bzw. weltanschaulichen Hintergrund beziehen, aber einer weder kirchlich verhärteten, noch verflachten christlichen Herangehensweise positiv interessiert gegenüberstehen, oder in ihr jedenfalls etwas Sinnvolles erkennen können, können sicherlich auch etwas daraus lernen; wie auch der Verfasser dieses Kapitels die verschiedensten Richtungen kennen und schätzen lernte. Manche Vertreter anderer Religionen erkennen heute immerhin schon mehr von den materiell schwer erklärbaren Seiten von Jesus Christus an, als viele historisch-kritische christliche Theologen. Das könnte diesen zu denken geben.

Darüber hinaus ist Christus sowieso nicht von den Religionsgemeinschaften des „Christentums" zu pachten. Seine Herangehensweise kann Menschen die Kraft zur Einheit in der Vielfalt geben: Liebe, und tiefernstes Verstehen- Wollen, eine harmonisierende Kraft. Diese nivelliert aber nicht alle Unterschiede, sondern erhält Vereinbares liebevoll nebeneinander und lässt wirklich Unvereinbares als solches sichtbar werden. Diese zur Konvergenz/ Annäherung verschiedener Strömungen beitragende Kraft von Christus haben Christen der Welt vielfach vorenthalten. Auch im Interesse der Rettung der Erde ist es Zeit zu einer grundsätzlichen Neubesinnung von Christen auf ihre eigentlichen Aufgaben – vorausgesetzt, sie wollen sich wirklich als Christen verstehen.

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Tafel : Eine christliche Haltung - "In der Welt", aber "nicht von der Welt"*, ein "Dritter Weg".

Wer - mit Jesus als Maßstab und Hilfe - Fortschritte von den eigenen Unvollkommenheiten hin zu den zukunftsträchtigeren Eigenschaften sucht (vgl. die Seiten "...Heilung", "...Ethik", und "...Verarbeitung..."), mag zunächst etwa
- wahrhaftiger mit sich selbst umgehen, und erst auf dieser Grundlage über Andere nachdenken, (statt gleich alles auf Andere zu projizieren), vgl. Mt. 5,3 "Selig sind, die geistig arm sind";
- zu den Anregungen des Gewissens stehen, und trotzdem auch "aus sich herauskommen", (statt einfach alles zu verdrängen), vgl. Mt. 5,5 und 5,9 ...;
- bemerken, dass er/sie im Sinne der Seele auch für Andere da ist, obwohl das eigene Wohl Voraussetzung sein kann, um Anderen helfen zu können (vgl. Mt. 5,7);
- nach Gottes lebendigem Geist suchen, auch  wenn äußere Formen sinnvoll sein mögen, (statt in bloßen Formen zu erstarren), vgl. Mt. 6,5-8... und Joh. 4,21-24;
- (religiös) zu sein, und sich entsprechend verhalten, (statt nur so zu scheinen), vgl. Mt. 5,8;
- sich getrauen, nach den neuen Erkenntnissen zu leben, auch wenn im Verhalten Anderen gegenüber Rücksichten nötig sein mögen (statt immer nur zu berücksichtigen, was in dieser Welt etwas gilt), vgl. Mt. 5,15;
- trotz neuer Erkenntnisse sich in einer bescheidenen, dienenden Rolle sehen, (statt eingebildet zu werden), vgl. Mt. 5,19 und Luk. 9,48...

Wer durch eine solche liebevollere und weisere Ausrichtung nicht mehr sich selbst im Wege steht, wird finden, dass Christentum nicht nur eine Art zu leben ist, sondern ein wirklicher spiritueller Weg. Auf diesem Weg kann er/sie Jesus auch als Kompass erleben, der ein neues Gleichgewicht jenseits der einseitigen Abwege zu finden ermöglicht:

Tabelle

Weder im Äußeren aufgehend →

sondern äußerlich aktiv →

- noch innerlich abschwebend

 - und innerlich gegründet sein

(Statt bloßem Denken →

    Inhalte, Probleme, Unklarheiten betrachten →

- oder bloßer meditativer Leere)

    - in bewusster meditativer Stille  ("Die Stille in der Wüste", Haupttext Christuswege)

Den "äußeren Gott im Himmel" erahnen

- und ihn im Innern Gestalt annehmen lassen  ("Zur Jordantaufe...", Haupttext Christuswege)

Die Spuren des unveränderlichen Schöpfers

- im sich wandelnden (freien) Leben sehen

Gesetzmäßigkeiten in der äußeren Welt studieren

- und die dahinter liegende Ordnung der Schöpfung ertasten

(Triebkräfte weder voll ausleben →

    sondern Triebe integrieren →

- noch verdrängen,)

    - und verwandeln

Zeit, Raum, Umstände nutzen, Einklang suchen

- trotz persönlicher Freiheit davon  ("...Lazarus", Haupttext Christuswege)

Äußerlich arbeiten

- und innerlich beten  (Benediktiner-Regel: "ora et labora")

Den positiven Beitrag Anderer verstehen wollen (aktive Toleranz)

- und sich von der eigenen Glaubensbasis aus entfalten

Rational-analytische

- und "mythisch"- synthetische Hirnhälfte (Gefühl) bzw. die Brücke zwischen den Hirnhälften ernst nehmen  

Subjektive Wahrnehmung kennen

- und doch die differenzierte Wahrheit hinter den subjektiven Betrachtungsweisen suchen

Von (konstruktiven) Traditionen lernen

- und in sich zum eigenen geistigen Leben erwecken (lassen)

Vorbereitungsübungen machen

- und Gnade annehmen  (christliche Mystik, Exerzitien, ...)

Gott persönlich ansprechen

- und in seiner Kraft

Die Nächsten lieben

- wie auch sich selbst

Verstand beibehalten

- und darüber hinausschauen

(Weder zerfließen im All →

    sondern im Ganzen →

- noch verhärten des Egos)

    - wie eine bewusste Zelle sein

Körper, Materie als Instrument achten

- und seelisch-geistig wachsen

Fülle, Verantwortung annehmen

- nach der "engen Pforte"

Ringen um richtige Entscheidungen im Erdenbewusstsein

- und auf anderer Ebene Gottes Plan erahnen/ ertasten

Weitergabe von Erkenntnissen

- und sich darauf einstellen, was angemessen ist

Im Umkreis / gesellschaftlich verändern

- was sich im Innern verbessert hat

Mitempfinden mit dem Leiden der Welt

- und sich über Gottes Führung freuen

Geistliche Gemeinschaften schätzen

- und als Einzelne/r zu Gott streben

    Völkervielfalt achten

- und den allgemeinmenschlichen Kern in Allen gedeihen lassen

*...so zeigt sich der Christusweg als ein Dritter Weg jenseits der Scheingegensätze - "Dichotomien" - der Welt - ein Weg, der zum vollen Leben und zu wirklicher geistiger Freiheit in Gott führt. Siehe dazu auch die fettgedruckten Passagen des Haupttextes, und z.B. Joh. 17, und "Apokryphe Evangelien aus Naq Hammadi": Thomasevangelium 22. Dies ist keine Unentschiedenheit - die die Gegensätze als Problem festhalten würde, und daher auch kein "kurzschlüssiges Zerreden". Besser als Unentschiedenheit wäre es manchmal immer noch, sich entweder aus einem Thema ganz herauszuhalten, oder sich für  eines von beiden zu entscheiden - im Wissen, dass jemand anders sich genauso gut für das andere entscheiden mag. Statt alledem handelt es sich beim dritten Weg zu denken um die Suche nach einem übergeordneten Standpunkt jenseits der beiden Gegensätze, der neue, freie Feststellungen (Postulate, Affirmationen, Thesen, Entscheidungen) ermöglicht - und so das jeweilige Problem löst. Wer die Gratwanderung des Lebens besteht, kann sich nun mit mehr Gewinn in die weiteren Schritte Jesu in den Evangelien, bzw. der Passionsgeschichte und Apostelgeschichte (Pfingsten) hinein vertiefen. Diese Fähigkeit des Menschen, sich immer mehr dem hinter dem Schein der Welt verborgenen "wahren Licht" Gottes - Joh. 1:9  - zu nähern, ist sowohl der Ausgangspunkt wie auch das Ziel dieser Gratwanderung. (Siehe unseren Haupttext, Teil 1).

Es gibt eine Beziehung zwischen dem, was in den Evangelien angelegt ist, und dem, was im größeren Maßstab in der Johannesoffenbarung zum Ausdruck kommt, siehe unseren Haupttext, Teil 2.

Tafel: "Urbilder" - von der biblisch beleuchteten Urgeschichte über die Zeit Jesu bis in die Zukunft.

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Anhänge:
 Teil 3  Verschiedene Themen, Fragen des Lebens :

Ein Gebet für Frieden, Leben und Erde

Es ist so aufgebaut, dass sich im ersten Abschnitt die für ein wirksames Gebet nötige Einstellung ohne viel Erklärungen ergibt. Es mag so verändert werden, dass es den eigenen Empfindungen entspricht. Statt des dritten Abschnitts können auch andere Angelegenheiten Gott übergeben werden. Am besten langsam und mit Vorstellungskraft beten:

Gott, mein Ursprung, meine Hilfe und meine Hoffnung!
 Vereint mit Jesus Christus danke ich Dir für Alles, was von Dir kommt;
verzeih mir, was mich von Dir entfernt hat;
bitte lass mich in dieser Stille durch Deinen Geist schöpferisch werden.

Leite mich, dass ich Anderen auf ihrem Weg zu Dir nicht schade;
führe mich, Anderen in Deinem Sinne zu helfen;
schütze mich auf meinem Weg*.

Inspiriere die Menschen, Entscheidungen über Leben und Tod in Deinen Händen zu lassen **;
Hilf Denen, die für Deine Schöpfung arbeiten***;
Führe Du diese Welt zum Durchbruch zu Deiner verheißenen neuen Zeit.****

 *) Hier können Andere einbezogen werden.

**) Hier können auch Einzelheiten einbezogen werden, oder anschließend in einer meditativen Betrachtung bearbeitet werden, wie "das Aufschaukeln von Gewalt und Gegengewalt zu beenden", "der Gewalt durch Problemlösungen eine ihrer Grundlagen zu entziehen", "nur solche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, die friedlichen Bürger/innen ihre Menschenrechte lassen", "einen friedlichen Dialog zwischen den Gutwilligen der Religionen zu führen", ... vgl. Mt 5:9 und 26:52. Siehe auch Kirchenerklärungen zu Krieg und Frieden.
Die heiligen Schriften der Religionen betonten ursprünglich den Kampf des Menschen mit seinen eigenen Schattenseiten - sowohl die Bibel, als auch der Koran, der Zend Avesta oder die Bhagavadgita, ... und nicht äußere Kriege. Dies wurde vielfach später übersehen oder missverstanden. Heute jedoch gibt es Bemühungen, die sich daraus ergebenden ethischen Gemeinsamkeiten der Religionen dem Werteverfall dieser egoistischen Zivilisation gegenüberzustellen. Dabei behalten die Religionen ihre Unterschiede.

***) Die gequälte Natur schreit um Hilfe. Es wäre an der Zeit, Gott bzw. Christus zu bitten, vor den erregten Naturgewalten zu schützen. Das ist aber kein Ersatz für die notwendige Änderung des menschlichen Verhaltens gegenüber der Schöpfung.

****)Lukas 11:2; 21:31. Offenbarung 11:16; ... .

S.a. Markus 12:30 " ... du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften”, vgl. 5. Mose 6,4.5). Zum Gebet gehört der tief empfundene Glaube an die Verwirklichung im Sinne Gottes und der entsprechende Dank. Joh. 16:23 "Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben" enthielt ursprünglich auch "... lasst die Antwort euch umgeben" (vgl. Neil Douglas-Klotz: Prayers of the Cosmos. Meditations on the Aramaic Words of Jesus.). Gebet und ein Leben und Handeln im gleichen Geist gehören zusammen, Beides stützt sich gegenseitig. Die hier gegebenen teils neuartigen Anregungen stellen keinen Gegensatz dar zu der vielgestaltigen Gebetspraxis in den Kirchen usw. Siehe auch das Vaterunser, mit Bibelstellen usw. zum Gebet und Katholische Gebete. Gott kann die Liebe austeilen, die ihm gegeben wird, in welcher Kirche auch immer.

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Grundlagen ethischer Werte.

Jesus Christus legte Wert darauf, dass der Maßstab für ethisches, moralisches Verhalten im einzelnen Menschen lebt, statt nur aufgrund des Drucks einer äußeren gesetzlichen Norm oder Sitte zu wirken. Diese Verinnerlichung kommt ebenfalls nicht durch ein "Einhämmern" von außen zustande, sondern durch ein Leben, in dem sich die "Liebe zu Gott, und zu den Nächsten wie zu sich selbst" entfalten kann. "Liebet einander" (Joh.13,34) ist die Kraft, die es ermöglicht, in Übereinstimmung mit dem wirklichen Gewissen zu handeln. Die Liebe zu Gott lässt dessen höhere Ziele erahnen. Wo Einzelne, Paare, Gruppen, usw. diese universelle Liebe einbeziehen, wird der Unterschied sichtbar sein. Je mehr dies in Allen lebt, desto unwichtiger werden äußere, detaillierte Vorschriften.

Dennoch sind dadurch die Inhalte, wie sie z.B. in den älteren "10 Geboten" gegeben wurden, als solche nicht veraltet, sondern bestätigt worden. Sie sind nicht in den Grundlagen, aber in den Details kulturellem Wandel unterworfen. Dies bescheinigt schon der Bericht von Moses selbst, der zuerst eine wohl höhere Form von Ethik vermittelt bekam, der aber der dafür anscheinend unreifen Bevölkerung dann eine einfachere Version brachte. Diese ethischen Grundlagen sind im Christentum, im Judentum und im Islam insoweit dieselben, und in praktisch allen anderen Religionen findet sich Verwandtes, wie sich in der "Deklaration des Parlamentes der Weltreligionen zum Weltethos" zeigte (siehe unsere Links-Seite). Selbst eine sich als "nichtreligiös" oder humanistisch verstehende Ethik zeigt Anknüpfungen an Werte religiöser Kulturen. Im Kern geht es in der Ethik um die Goldene Regel, Andere so menschlich zu behandeln, wie jemand selbst behandelt werden möchte; Anderen also nicht zu schaden, sondern eher zu helfen. Dies ist wesentlich für das Schicksal, denn "was ihr säet, werdet ihr ernten" (Gal. 6,7; 2.Kor. 9,6). Es ist als Mindestanforderung für das Überleben in einer sich weiterentwickelnden Gesellschaft notwendig. Es ist letztendlich auch das Hauptkriterium für die Teilnahme an jener neuen Zeit, über die es im "Vater unser" - Gebet heißt: "Dein Reich komme!" (Matthäus 6), und über die es in der Bergpredigt heißt "Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen".
Im weiteren Sinn ergeben sich daraus Gesichtspunkte, die für die verschiedensten Ebenen menschlicher Existenz lebenswichtig sind. Die Ethik der Bergpredigt wird heute auch von einigen christlichen Kreisen fälschlich als nicht unmittelbar anwendbare "Gesinnungsethik" bezeichnet. Sie ergibt zwar tatsächlich nicht automatisch eine Handlungsanleitung z.B. für alle schwierigen politischen Entscheidungen. Aber eine Messlatte wäre es letztendlich auch dafür. Wo eine menschlich abwägende sog. "Verantwortungsethik" gesellschaftlich zu gegenteiligen Entscheidungen führt, als sie jene "Gesinnungsethik" vom Einzelnen in seinem Privatleben erwartet, wird nicht automatisch erwartet werden dürfen, dass dies Jesus genauso entscheiden würde.
Das Individuum ist für seinen Anteil am Geschehen verantwortlich. Auch Gruppen usw. tragen durch die Zwänge, die sie ausüben, bzw. durch das positive oder negative "Schulungsfeld", das sie darstellen, Mitverantwortung. Sie bräuchten somit alle auch einen Ethik - Kodex (wie ihn z.B. einige Berufsstände bereits haben). Über die individuelle Ethik hinaus wäre demnach eine "strukturelle Ethik" der Gesellschaft bzw. von Teilen derselben gefragt. Gesetze mit ihren Willkürlichkeiten können dies alleine nicht ersetzen.

Tabelle

Mosaische Gebote (2. Mose =Exodus 20)

Ethik im Koran

"Weltethos" (s. unsere Links-Seite)

1.  Ich bin der Herr, Dein Gott. ...Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. (Du sollst Dir kein Gottesbild machen...)

2.  Du sollst den Namen des Herrn, Deines Gottes nicht missbrauchen  (denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.)

Setze Gott keinen anderen Gott zur Seite ... (Sure 17,22*)

(Die Verständigung über ein "Weltethos" betraf nicht den Gottesbegriff der verschiedenen Religionen. Es war z.B. wegen der Buddhisten nur Allen gemeinsam, dass sie eine "Letzte Wirklichkeit" anerkennen - d.h. etwas jenseits der materiellen Wirklichkeit.)

3.  Du sollst den Feiertag/ Sabbat heiligen...

...Am Tag der Versammlung wendet Euch ... dem Gedenken Gottes zu ... (Sure 62,9*)

 

4.  Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren (, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott gibt.)

Zu den Eltern sollst du gut sein..., sprich ehrerbietig zu ihnen ...; und gib dem Verwandten, was ihm zusteht ... (Sure 17,23-26*).

 

5.  Du sollst nicht töten/ morden

Tötet niemanden, den Gott zu töten verboten hat... (Suren 17,33 und 5,32*).

Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben...

6.  Du sollst nicht ehebrechen **

Und lasst Euch nicht auf Unzucht ein! (Sure 17,32)

Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und der Partnerschaft von Mann und Frau, (gegen destruktiven Umgang mit Sexualität...)

7.  Du sollst nicht stehlen.

9.  Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hauses.

10.Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.

Wenn ein Mann oder eine Frau einen Diebstahl begangen hat, haut ihnen die Hand ab .... Wenn aber einer ... umkehrt und sich bessert, kehrt Gott sich ihm wieder zu ... (Sure 5,38-41*)
(Das betrifft schweren Diebstahl.)

Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung...

8.  Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten/ du sollst nicht lügen

Steht als Zeugen ... für die Gerechtigkeit ein, selbst wenn es sich gegen Euch oder gegen die Eltern und nächsten Verwandten richten sollte... Sure 4,135* (betr.. Betrug s. Sure 2,188*)

Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit...

*) Hieran wurden von den verschiedenen Religionen besonders viele unterschiedliche Details angeknüpft. Dies könnte das Verständnis dafür wecken, dass eben nicht mehr für Alle dieselben Einzelheiten richtig sein müssen. Auch wurde früher für heutige Zwecke oft nicht genügend unterschieden zwischen religiösen Prinzipien und detaillierten weltlichen Gesetzen; das heißt aber nicht, dass es erstrebenswert wäre, wenn Glaube und Gesetze immer größere inhaltliche Gegensätze zeigen.

Schon nach der Sintflut - also vor den o.g. 10 Geboten - gab es entsprechend der biblischen Überlieferung einige grundlegende ethische Anforderungen an die gesamte neue Menschheit zu deren Erhaltung, also über die späteren Israeliten hinaus: 
- Das Leben zu achten bzw. nicht zu morden ("denn Gott hat den Menschen nach seinem Bild gemacht": Gen 9:6) und nicht das Fleisch noch lebender Tiere zu essen. Im rabbinischen Judentum wurden später 7 "Noachische Gebote" für Nichtjuden abgeleitet, wobei es unterschiedliche Lesarten gab: 
- das Verbot zu morden;
- das Verbot, grausam zu Tieren sein;
- das Verbot zu rauben;
- das Verbot des Ehebruchs bzw. der Unzucht;
- das Verbot des Götzendienstes (d.h. Nichtjuden mussten nach dieser Vorstellung zwar Gott nicht auf die Weise wie die Juden anbeten, aber sie sollten, da es nur einen Gott gibt, auch keine konkurrierenden Gottheiten annehmen);
- das Verbot der Gotteslästerung;
- das Gebot einer Rechtsordnung mit Gerichten.

Es kann hilfreich sein, die festgestellten eigenen Unvollkommenheiten und positiven Eigenschaften wie in einer Tabelle zu notieren, und den Fortschritt bewusst zu verfolgen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, daran zu arbeiten:
1. Die direkte Arbeit an den eigenen problematischen Eigenschaften anhand der Vorkommnisse des Lebens. Gute Vorsätze usw. Dies bleibt auch bei Jesus wichtig: "zuerst der Balken im eigenen Auge...". Auch im Koran gilt die Arbeit an sich selbst als der "Große Jihad", der "Große Heilige Krieg", d.h. als etwas, was ausschlaggebender ist als alle äußeren Auseinandersetzungen.
2. Die direkte Wiedergutmachung und 3. das direkte Einander - Verzeihen, soweit noch möglich. Andernfalls die Probleme im Gebet Gott zur weiteren Lösung übergeben und innerlich verzeihen. Auch dies bleibt bei Jesus wichtig - auch er spricht von der Aufarbeitung "auf Heller und Pfennig". (Siehe aber 5.)
4. Wo anders nicht möglich, gibt es auch die Möglichkeit entsprechender guter Taten für Andere, als die, denen Schaden zugefügt wurde. Vieles wird auch indirekt von Gott bereinigt, wenn z.B. jemand gemeinnützige Aufgaben übernimmt.
5. "Bittet Gott in meinem Namen", hier um seine Verzeihung und Gnade in der weiteren Entwicklung des Lebens. Dies ist die wesentliche Hilfe, die eine rein humanistische Ethik nicht geben kann. Das Schicksal muss dann nicht mehr mechanisch ablaufen, sondern der Mensch erlebt sich dann als von Gott geführt, alles wird so aufgearbeitet und weiterentwickelt, wie es aus seiner höheren Weisheit heraus für den Einzelnen und seinen Umkreis am Besten ist.

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Ergänzung: eine kurze Richtigstellung zu modernen "Alles-über-Jesus-Enthüllungs-Geschichten".

Im Text der Webseite wurden bereits einige der gravierendsten Einseitigkeiten einiger theologischer Richtungen direkt oder indirekt korrigiert - mithilfe neuer Erkenntnisse und Methoden. Hier wird auf eine weitere verwirrende Blüte moderner "Sensationsschriftsteller" eingegangen. Wir fördern nicht zusätzlich die Publizität dieser Bestseller, sondern der folgende Beitrag ist für Jene gedacht, die diese Literatur kennen, und sich davon irritiert fühlen.

1. Mit Bezug auf die Schriftrollen von Qumran wurde von solchen Schriftstellern versucht, darzustellen, die meisten Berichte  des Neuen Testaments über Jesus seien unzutreffend.  Jesus und die Jünger usw. seien in Wirklichkeit einfach militante Aufrührer gegen das römische Regime gewesen. *

Zwecks größerer Glaubhaftigkeit wird diese Deutung in eine Art Verschwörungstheorie eingehüllt: Die 1947-1956 entdeckten Schriftrollen der Gemeinschaft von Qumran seien zu 75% geheim gehalten worden, wobei insbesondere Gelehrte der katholischen Kirche die Kontrolle darüber gehabt hätten. Schon dies ist schlicht falsch - was hier festgestellt wird, obwohl diese Webseite keine Kirche rechtfertigen muss, und schon gar keine Geheimhaltung christlicher Schriften akzeptiert. Vielmehr bestand das Gelehrtenteam aus katholischen, protestantischen, anglikanischen, jüdischen, und selbst atheistischen Gelehrten. Wegen der Vielfalt der Meinungen über die vielen kleinen beschädigten Schnipfel dauerte es zwar tatsächlich lange, bis alles veröffentlicht war. Als jedoch die englische Originalausgabe der betreffenden "Verschlusssachen" - Literatur erschien, waren 80% der Qumran-Texte veröffentlicht. 1992, ein Jahr vor der Herausgabe eines entsprechenden Sensationstaschenbuches, das nach wie vor auf dem Rückentext 75% unveröffentlichte Texte behauptete, waren auch die restlichen Texte veröffentlicht, soweit entzifferbar.

Zur inhaltlichen Deutung mussten die Autoren dieser "Enthüllungsliteratur" eine ganze Reihe jeweils für sich waghalsige Theorien aufstellen, um bei deren Aneinanderreihung dann zu dem obenerwähnten Ergebnis zu gelangen. Einmal seien die Schriftrollen nicht vorchristlich, sondern aus der Zeit Jesu.**) Diese Schriften sind aber offensichtlich aus unterschiedlichen Zeiten und in ihren Aussagen nicht einheitlich. Die Qumran-Gemeinde bestand über längere Zeit. Sie kann weder mit den Essenern sicher gleichgesetzt werden, noch mit den militanten Zeloten, die später in einiger Entfernung davon die Festung Massada hatten. Qumran könnte etwa mit einem heutigen spirituellen Ökodorf verglichen werden. Sie müssen überallhin Kontakte gehabt haben; von den Essenern hatten sie wohl einige Gebräuche in abgewandelter Form, von den Schriftgelehrten des Tempels von Jerusalem erhielten sie Aufzeichnungen über den Tempelschatz anvertraut - was besagt, dass sie als nicht unmittelbar an Auseinandersetzungen mit den Römern beteiligter, sicherer Aufbewahrungsort eingeschätzt wurden -; und auch zu einzelnen Zeloten können Kontakte bestanden haben.

Auch behaupteten die Autoren, die Essener seien keine asketisch lebenden Mönche, sondern militante Widerstandskämpfer gewesen. Alles, was über die Essener überliefert ist, deutet jedoch auf eine pazifistische, vegetarische, strenggläubig jüdisch - esoterische Richtung hin, die wegen ihrer, geradezu zarathustrisch anmutenden Reinheitsvorschriften die Abkapselung vom Rest der Welt suchte, eher stärker als heutige Mönche. In der besagten Einschätzung der Essener als militant wurden Essener und Zeloten unzulässigerweise in einen Topf geworfen, ohne dass dies ausreichend begründet wäre.

Johannes der Täufer, Jesus, und Jakobus, der (Halb-)bruder Jesu, hätten dieselben militanten Motive gehabt "wie die Essener". Auch diese -obendrein an den vorhergehenden Annahmen hängende- Einschätzung,  wie eine Tatsache präsentiert, ist durch die Qumranschriften nicht beweisbar. Jesus, Jakobus und Johannes sind dort praktisch nirgends in der Art identifizierbar. Es musste z.B. der "Lehrer der Gerechtigkeit", offenbar eine leitende Persönlichkeit dieser Gemeinde, mit Jakobus identifiziert werden, was eine nicht beweisbare Theorie ist. Auch dass dieser "Lehrer der Gerechtigkeit" ein radikaler Zelot gewesen sei, ist unbewiesen und unwahrscheinlich; es kann aber sein, dass ihn die Gemeinde als höhere - geistliche - Autorität gegenüber den im Verfall befindlichen Tempelpriestern anerkannte. Auch das, was über Jakobus selbst überliefert ist, passt nicht zu diesem militanten Bild. Jakobus - nicht der Jünger Jakobus, sondern der besagte Bruder Jesu, der nach dessen Kreuzigung die christliche Urgemeinde in Jerusalem leitete - hatte allem Anschein nach einen ausgesprochen toleranten, ausgleichenden Charakter. Er musste sich sozusagen zwischen Petrus und Paulus setzen, bzw. zwischen den streitenden Jüngern vermitteln, um die Gemeinde zusammenzuhalten.

Um weiter behaupten zu können, Paulus sei ein römischer Agent gewesen, der alles verfälscht habe, musste eine weitere künstliche Konstruktion herhalten, die wieder durch nichts zu beweisen ist, nämlich die Römer hätten seine Verhaftung zur Täuschung inszeniert. (Im unserem Text "Christuswege..." wird u.v.a. auf Paulus noch weiter eingegangen, u.a. darauf, dass - egal wie jemand zu dessen traditionellen Ecken und Kanten stehen mag, z.B. zu seiner Haltung zu Frauen - auf jeden Fall seine visionären Erlebnisse und -Erkenntnisse als authentisch erkennbar sind; freilich nur, wenn sich jemand der Mühe unterzieht, sich überhaupt eingehend und praktisch mit mystischen Erlebensarten zu befassen, was die Sensationsautoren offensichtlich nicht getan haben.)

Die Qumran - Rollen sind einfach einige von vielen sonstigen Schriften aus der damaligen Zeit, die Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen Auskunft über einige damalige Gebräuche geben. Einige andere Schriften aus diesen Jahrhunderten sind als Apokryphen schon lange bekannt, und andere wurden erst in neuerer Zeit aufgefunden (etwa die Funde von Naq Hammadi, die über den Glauben früher Christen in Ägypten Einiges hergeben.) Sicher ist, dass die Menschen in Qumran gottesgläubig waren, und dass sie in manchen Einstellungen und Gebräuchen mit den Lehren Jesu verwandt waren - den Lehren, die in der Bibel stehen, und nicht den angeblich militanten Lehren des Jesus der Sensationsautoren. Es ist durchaus möglich, dass Johannes der Täufer ursprünglich aus diesen strenggläubigen Zusammenhängen der Essener bzw. Qumraner stammte, oder jedenfalls dort ein allgemein angesehener Gast war. Ebenso ist denkbar, dass Jesus diesen Menschen begegnete. (Im Haupttext von Christuswege.net wird jedoch auch begründet, dass er vielen Kreisen begegnete, und dass er nicht automatisch aus der jeweiligen Schule stammte, deren Anhängern er begegnete.)

2. Weitere Autoren schlossen sich den erwähnten Spekulationen über Jesus an, mit vielen Details über die jüdische Geschichte, aber ohne dass sich die besagten Widersprüche auflösen ließen. Indem in einem Teil dieser Literatur auch die Auferstehung Jesu reduziert wurde auf ein historisch ertastbares äußerliches Auferstehungs-Ritual der späten Ägypter und evtl. der Essener und darauf aufbauender Traditionen, wird darin den Lesern gerade das Erneuernde vorenthalten, was Jesus in diesem Zusammenhang gebracht hat. Dabei wäre es gar kein Verlust für die dort dargestellten Zusammenhänge zwischen historischen Gruppierungen wie Essenern und Tempelrittern, wenn auf dieses Anti-Auferstehungs-Dogma verzichtet würde. Der nur mystisch nachvollziehbare Teil dessen, was Jesus vollbrachte, ging schon in frühchristlicher Zeit über das Verständnis einiger judenchristlicher und gnostischer Gemeinschaften hinaus, und somit ist es nutzlos, mit deren Auffassung beweisen zu wollen, dass das, was sie verstanden hatten, schon alles gewesen sei. Andere hatten andere Teile der Wahrheit verstanden, was sowohl die vielen frühen Christen zeigen, die an eine umfassenderen Bedeutung der Auferstehung glaubten; als auch Jene, die die diesbezügliche Streitschrift des Philippus-Evangeliums benutzten. Der sich hervorragend zum Buhmann eignende Paulus war keineswegs die einzige Quelle derjenigen Traditionen, die an der spirituell wie materiell verwandelnden Auferstehung festhielten. Menschen, die dem in der Kirchengeschichte breit akzeptierten Überlieferungsstand noch eine gewisse Achtung entgegenbringen, können der Wahrheit eher näher kommen, als Jene, die leichtfertig alles wegerklären, was ihnen nicht ins Konzept passt.
Wo solche Aktivitäten in eine ständige Verunglimpfung von Jesus Christus ausarten, kann das auch geistige Folgen haben, die über eine rein menschliche Angelegenheit hinausgehen.

3. Auch über mehrere angebliche "Gräber mit Gebeinen Jesu" wurde spekuliert, mehrere in Israel und anderswo. In einem Umfeld im Nahem Osten, wo Grabräuber beteiligt sind - z.B. ist von den aufgefundenen Knochenbehältern eines solchen Grabes einer "verschollen" -; und wo tausende solcher Behälter in Museen gelagert sind, und wo etwaige Knochen entfernt und zur Wiederbestattung weitergegeben wurden, usw., ist es fast unmöglich, zuverlässige Erkenntnisse über die Personen zu gewinnen. Da beweisen auch eingeritzte häufige Namen nichts. Auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung kann keine Ähnlichkeiten zwischen Namen in verschiedenen Familien ausschließen.
Eine ganzheitliche historische Forschung würde nicht von der Voraussetzung ausgehen, dass es die Auferstehung im überlieferten Sinn nicht gegeben haben könne. Auch entspräche es eher dem heute möglichen Stand der Erkenntnis, Prophetie, die auf Jesus bezogen werden kann, nicht nur als eine Quelle subjektiver Hoffnungen Jesu vor 2000 Jahren zu verstehen; sondern in Betracht zu ziehen, dass sie auf etwas ganz Reales hinweisen kann, was teilweise noch der Ergründung harrt, bis es geschehen sein wird.
Ergänzende Informationen dazu (in Englisch): http://dukereligion.blogspot.com/2008/01/talpiot-tomb-controversy-revisited.html

* 4. Es gibt noch eine Reihe weiterer solcher Spekulationen über Jesus, die zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen führten. Z.B. eine These, Jesus sei ein Anhänger der kynischen Philosophieschule Griechenlands gewesen... S.a. ein update zu Maria Magdalena. Darüber hinaus wollten Andere Jesus sogar mit Moses gleichsetzen; oder mit einem ägyptischen Pharao; oder mit Julius Cäsar; oder mit einem militanten byzantinischen Kaiser. Womit durch diese Widersprüche auch schon offensichtlich ist, dass da Vieles nicht stimmen kann...

Von solchen waghalsigen Annahmen zu unterscheiden sind verschiedene teils im Bereich des Möglichen liegende  Ausarbeitungen über die unbekannten Jahre des jungen Jesus zwischen zwölf und dreißig. Darunter sind Hinweise auf frühe Aufenthalte in Ägypten; oder auch in Indien (nicht zu verwechseln mit der Theorie.des Überlebens der Kreuzigung in Indien, die in unserem Kapitel "Kreuzigung" kritisch beleuchtet wurde).
Nicolas Notovitch schrieb 1894 über - allerdings bisher nicht nachprüfbare - tibetische Texte mit antiken Reiseberichten über Jesus ("Issa"). Das wäre der biblischen Überlieferung nahe, unterscheidet sich aber völlig in der Beschreibung der Rolle des Pilatus und der Pharisäer bei der Kreuzigung.

** Es fällt auch auf, dass in solchen Büchern die Tatsache nicht erwähnt wird, dass in Qumran auch besonders alte Evangelientexte aus dem 1. Jahrhundert gefunden wurden, deren Vergleich mit den heutigen Texten (Markus-Ev.) zeigt, dass sie recht originalgetreu weitergegeben wurden.

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Naturwissenschaft und Gottesglaube
Zur Berechtigung naturwissenschaftlicher Beiträge.

Dass es Menschen gibt, die auch in Glaubensfragen der Unterstützung durch äußeres Beobachten, Zählen, Messen, Wägen bedürfen, anerkennt Jesus im Fall des Thomas, der als „Naturwissenschaftlertypus" unter den Jüngern betrachtet werden kann, und damit ein Vorbild für sehr Viele gerade in unserer Zeit ist. Als er ausführlich Gelegenheit bekam, äußerlich zu prüfen, ob wirklich Jesus Christus vor ihm stand, sagt Jesus: „sei nicht ungläubig, sondern gläubig". D.h. die nun gemachte neue Erfahrung soll Thomas durch ehrliches und tiefgehendes Nachsinnen so umsetzen, dass die Wurzel seines Zweifels verschwindet, ihm etwas „einleuchtet". Dass Jesus dies hinterher überhaupt noch sagen muss, bedeutet auch, dass Thomas kein Skeptiker war, der nun durch die äußere Realität „erschlagen" und „zum Glauben gezwungen" worden wäre, womöglich aus Furcht vor Strafe; sondern dass Thomas auch danach seine Fähigkeit, von innen heraus zu neuen Überzeugungen zu gelangen oder nicht, behalten hatte. Trotzdem sollte er erahnen, dass es noch andere Möglichkeiten des Sich- Überzeugens gibt, als das äußere Betrachten. Jesus wusste, was Thomas angemessen war. Er wollte niemanden zwingen - was den Charakter eines Gerichts gehabt hätte; und es kann auch keine Absicht gefunden werden, irgendjemanden, der für eine Entscheidung nicht reif war, zu einer Ablehnung zu provozieren.

Eine Wissenschaft, die Empirie = gehäufte Erfahrungen immer dann ausblendete, wenn etwas nicht ins alte Bild passte, ist der Bezeichnung Wissenschaft nicht würdig. Wahre Genies wie Einstein betrieben keine solche Wissensverwaltung, sondern setzten in ihrer Forschung im Gegenteil immer da an, wo es etwas Ungeklärtes gab. Auch diese Suche kann einer der vielen Wege zu Gott sein - so lange die Motive ehrlich sind, und die Wissenschaft nicht durch wirtschaftliche oder andere problematische Interessen korrumpiert wird.

Nun reicht das äußerliche naturwissenschaftliche Arbeiten - mit Beobachten, mit dem Aufstellen von Hypothesen und schließlich Theorien und deren Verifizierung - in geisteswissenschaftlichen und Glaubensfragen in den meisten Fällen allein nicht aus. Nicht immer ist ein Wesen zur Stelle, das eine höhere Wirklichkeit unbezweifelbar und womöglich reproduzierbar vor uns hinstellt (wie bei den Jüngern Jesu), oder uns die Wahrnehmung dafür öffnet (wie in Johannes 1, 51 erwähnt). Dennoch gibt es viele Anzeichen dafür, dass es Schichten z.B. im menschlichen Wesen und darüberhinaus gibt, die nicht dem bekannten physischen Spektrum von Kräften und Stoffen entstammen, sondern sich dort lediglich in ihren Auswirkungen zeigen: Lebenskräfte, seelische Regungen, Denken, Bewusstsein... (einige Beispiele finden sich an verschiedenen Stellen des Haupttexts von Christuswege.net). Vielfach entpuppen sich alte "vorwissenschaftliche" Traditionen der verschiedensten Kulturen darüber als eine ältere Form von Erfahrung und Wissenschaftlichkeit. Auch heute ist es möglich, für solche Bereiche speziell angemessene Verfahren der Wahrnehmung und Auswertung zu entwickeln, wie das Beispiel von Goethes naturwissenschaftlichen Betrachtungen oder den darauf aufbauenden erkenntnistheoretischen Arbeiten von Rudolf Steiner zeigt. Auch neuere wissenschaftliche Ansätze von der Quantentheorie bis zu jenen Wissenschaftlern, die eine neue Biologie, eine neue geo- und Astrophysik usw. und letztlich ein neues wissenschaftliches "Paradigma" bzw. Weltbild erarbeiten, gehen in diese Richtung; jedoch meist ohne zu den neuen Inhalten auch eine passendere neue Methodik zu suchen wie Steiner.

So ergibt sich zunächst, dass die bisherigen wissenschaftlichen Kenntnisse a.) nur einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit zeigen;

b.) dass Fundamente der Naturwissenschaft immer relativer werden: Materie zeigt sich als verdichtete Energie oder gar als verdichteter Geist; Energieformen wiederum können Geschwindigkeiten oberhalb der Lichtgeschwindigkeit bis unendlich annehmen (Tachyonen...); sie können dabei "jünger werden", die Zeit wird noch relativer als schon in der Relativitätstheorie; sie können so aus unserem Raum verschwinden und aus einer Art Jenseits/ Transzendenz wieder auftauchen - sodass auch der Raum noch weniger absolut ist, als es schon durch die sog. "Krümmung" des Raumes schien. Übrig bleibt die nicht greifbare "Information" der Kybernetik, die materie- und energielos, und daher mit herkömmlichen Mitteln gar nicht beschreibbar ist. Es könnte hier von "Bewusstsein" gesprochen werden.

c.) Nun wäre dieser Zusammenbruch des alten Weltbildes insoweit streng genommen noch kein "Gottesbeweis", sondern allenfalls eine Vorbereitung. Manchen reicht dies, da sie lediglich durch das veraltete materialistische Weltbild blockiert waren und nun direktere Schritte auf Gott zugehen können. Aber, sieh da, es geht noch weiter: was ist nun diese "Information" oder auch schon die anderen genannten ungreifbaren Abläufe im Universum? Was/wer erschafft ständig neue Materie und Energie und löst sie wieder auf? Was/wer ist es, der hier wie auch im Leben die Grenzen von Leben und Tod regelt und zu überschreiten gestattet, ebenso von Wachzustand und Schlaf? Was/wer ist es, der hier ständig zeit- und raum- übergreifend im Universum wirkend zum Ausdruck kommt? Ist der Mensch, der in seinem Bewusstsein Energie, Zeit und Raum wie von "außen" erleben kann, tatsächlich ein keimhaftes "Abbild" von Einem, der das im Großen kann (vgl. Genesis 1,26) ?

d.) Obendrein kommt hinzu, dass hier als Antworten das Chaos und der Zufall mehr oder weniger ausscheiden. Denn diese Welt, und diese Lebewesen, und diese Welt der Teilchen, und auch die Abläufe im Leben zeigen einen solchen überzufällig hohen Grad an Ordnung im Chaos, an Zielstrebigkeit und Sinn innerhalb des Ganzen wie in einem Gesamtkunstwerk; an mangelnden Zwischengliedern, wie sie für eine zufällige Evolution erforderlich wären, usw. Schon bei diesem Erkenntnisschritt wird klar, dass es schwerer geworden ist, nicht zu glauben, als zu glauben - an eine eine zentrale Urintelligenz, die den Anfang und das Ziel eines "Schöpfungsprogramms" setzt, und die den Weg mit sich wandelnden Gesetzmäßigkeiten gestaltet. Es ist so etwas möglich geworden, was über den Verstand zum selben Ergebnis führen kann, wie einst vor ca. 800 vor Chr. das mythische Bewusstsein der alten Völker, die hier mit ihrer "rechten, mythischen Hirnhälfte" Gott am Werk sahen. (Die "Götter" anderer Völker waren ursprünglich vielfach auch nur Bezeichnungen für bestimmte Eigenschaften des einen Gottes; erst als diese Weisheit verblasste, wurden sie als eigenständige "Götter" gesehen  und auch mit weitentwickelten menschlichen Wesen verwechselt, die es auch gab.) Auf ähnlichen Wegen kamen nicht an Gott glaubende Wissenschaftler wie Max Thürkauf, Georg Todoroff, u.v.a. zum Glauben an Gott.

e.) Glaube im Sinne entstandener tiefer Überzeugung ist mehr als rein intellektuelles Für-wahr-halten von etwas.

f.) Zudem zählen auch jene Menschen, die als Mystiker usw., aber auch als normaler Gläubige, direktere, verwandelnde Erfahrungen mit Gott und mit Christus bezeugen; und die durch diesen Kontakt auch höchst reale Erfahrungen mit dem kreativen göttlichen Geist in ihnen selbst machten. Diese Wege können auch auf eine völlig eigenständige Art früher oder später zu einer Verarbeitung und zu Erkenntnissen über die Natur der Erfahrungen führen. Hier setzt der Haupttext von "Christuswege.net" an.

(Ein solcher Erkenntnisstand wurde noch nicht überall da erreicht, wo Wissenschaftler und Theologen miteinander diskutiert haben. Wer einen Eindruck vom Stand dieser Diskussionen gewinnen will, kann ein Gespräch zwischen Gerhard Börner und Hans Küng in der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" vom April 2006 nachlesen. 
In der katholischen Kirche gibt es die Enzyklika "Fides et Ratio" (Glaube und Verstand/ Vernunft) von 1998, und Papst Benedikt XVI hat das Thema in seiner Regensburger Rede 2006 mit aufgegriffen: Glaube ohne Vernunft und Vernunft ohne Glaube seien jeweils nichts wert, weil sie den Menschen in seiner Ganzheit verfehlen. Michael Springer argumentiert dem gegenüber in "Spektrum der Wissenschaft" Januar 2007d, nicht jede Wissenslücke müsse automatisch auf rational nicht Erklärbares bzw. auf Gott verweisen - worum es übrigens z.B. uns weniger geht, es geht um ganz konkrete Schlussfolgerungen, s.o. Er gibt aber zu, dass der Glaube, dass die Wissenschaft eines Tages die großen Lücken erklären könnte, eben auch ein bloßer Glaube ist. Der Stand ist, dass hier heute schon ziemliche Mühe aufgewandt werden musste, überhaupt die Möglichkeit für den einzelnen Wissenschaftler offenzuhalten, noch nicht an Gott glauben zu müssen (was nicht unbedingt atheistisch sein muss, sondern agnostisch sein kann, d.h. fehlender Glaube ohne endgültige Festlegung, dass es keinen Gott gibt.) Auch eine neue Auffassung, die den Gottesglauben nur als eine Leistung zur ethischen Absicherung materieller Kultur anerkannte, genügt alleine für sich noch nicht den obigen Gesichtspunkten.

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Bewusstsein, Gehirnforschung und Freier Wille.

Bei ihren Bemühungen, Entscheidungen zu treffen, haben wache Menschen aus allen Kulturen und Zeiten*) lange vor der heutigen Forschung umfangreiche Erfahrungen zur Herkunft ihrer verschiedenen Gemütsregungen gesammelt. Spirituelle bzw. religiöse Entwicklungswege sind ein Zeugnis für die Fähigkeit des Menschen, sich auch in diesem Ringen um ethische Entscheidungen real weiterzuentwickeln, statt alles als von vornherein festgelegt zu betrachten. Dennoch gab es auch im religiösen Bereich Einige, die zum Fatalismus neigten, also zum Glauben an eine mehr oder weniger große Vorherbestimmtheit (Determinierung) des Schicksals. 

Schon die heutige Fähigkeit des Denkens ist meist nur teilweise bewusst. Wenn sich jemand auch nur der darauf einwirkenden Gefühle bewusst werden und bleiben will, muss er/sie normalerweise lange Zeit intensiv darauf achten, um sensibler dafür zu werden. Noch etwas unbewusster laufen die Regungen des Willens ab, und es erfordert noch größere Anstrengungen, sich derselben voll bewusst zu werden, oder gar sie völlig frei zu gestalten. Diese Unbewusstheit des Willens kannte z.B. auch schon Rudolf Steiner unabhängig von der modernen Gehirnforschung. Aber er wusste auch, was naturwissenschaftlich noch gar nicht erforscht ist, nämlich dass diese eigene Kontrolle auch des Willens sehr wohl trainiert werden kann. Viele Christen erleben sehr handfest, dass sogar noch mehr möglich ist, nämlich den menschlichen Willen mehr und mehr "Gott zu übergeben". Dies geht in irgendeinem Maße sogar auf jeder Stufe der eigenen Entwicklung, d.h. auch so lange der Mensch sein Inneres nicht besonders tief durchschaut. Es ist solcherart eine Instanz im Spiel, die den Weg helfend begleitet. Dieser Weg führt früher oder später durchaus zu einem immer bewussteren Leben. (Diese Praxis hat nichts zu tun mit den Gehorsamkeitsforderungen einer Kirche gegenüber ihren Mitgliedern.)

Vor diesem Hintergrund gestatten die Befunde einiger moderner Neurologen andere Schlussfolgerungen, als sie in einigen wissenschaftlichen Zeitschriften dargestellt wurden. Diese fanden durch Messungen bei experimentellen Handbewegungen heraus, dass die Bewegungsbereitschaft im Nervensystem sich schon aufbaute, während subjektiv erst die bewusste Absicht zur Handbewegung entstand. Anschließend glaubte die Person, die Handlung habe begonnen, die dann noch 1/100 Millisekunde später tatsächlich begann.**) 
Dies bestätigt zunächst lediglich, dass - wie oben erwähnt - das bewusste Denken des Menschen normalerweise nicht die alleinige Grundlage seines Handelns ist, sondern die Kompliziertheit seines Wesens in seine Entscheidungen einfließt. Das festgestellte "Bereitschaftspotenzial" besagt hingegen überhaupt nicht, dass der Mensch durch jede solche unbewusste Willensregung vollautomatisch bestimmt wäre, ihr auch zu folgen. Das wäre ein unzulässiger Umkehrschluss. Der Freie Wille ist so also noch keineswegs widerlegt, wie Einige meinten. Es wäre aber entsprechend den angeführten Erfahrungen ("Feldforschung" aus Jahrtausenden) korrekt, anzunehmen, dass vielfach der reine Intellekt nicht ausreicht, um den "freien Willen" auszuzüben. Das Denken und gute Vorsätze können nur ein erster Schritt zu einer verantwortlicheren eigenen Rolle sein; hinzu kommen müsste dann auch, sich mit bisher unterbewussten Gefühlen und gewohnheitsmäßigen, unbewussten Impulsen des Willens auseinanderzusetzen. Das "neurale Bereitschaftspotenzial" wird dann schneller als Solches bewusst. Es ist also sehr wohl möglich, ein verantwortlicheres Leben zu erstreben. 

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass, wenn z.B. die elektrischen Potenziale der Nervenenden gemessen werden, nur aus klassischer naturwissenschaftlicher Sicht von "Ursachen" gesprochen würde. Geisteswissenschaftlich betrachtet, ist es sehr wohl möglich, darin eine "Wirkung" zu sehen, nämlich das Klavier, auf dem das seelisch-geistige Wesen samt seinem Willen spielt. Das ist auf rein naturwissenschaftlicher, biologischer Ebene nicht entscheidbar. Ebenso kann die Biologie nicht darüber entscheiden, ob und wie in diesem komplizierten menschlichen Organismus Gottes Wirken gegenwärtig sei***). Sie kann sich aber sehr wohl von ihrer Warte her solchen Fragen annähern. Sie könnte z.B. Messungen versuchen, was im Menschen anders ablaufen kann, wenn jemand mit Gebet z.B. gegen einen unerwünschten Willensimpuls angeht****). Nur kann sie so allein noch nicht beurteilen, was Beten für die Gläubigen "ist".

*) Siehe aber die Unterschiede in den archaischen, magischen, mythischen und intellektuellen... Entwicklungsstufen des menschlichen Bewusstseins - wie sie in unseren Allgemeinen Gesichtspunkten zu den Naturreligionen & "Religion als Rückverbindung mit Gott..." dargestellt sind. Die Quellen menschlicher Regungen wurden in bestimmten Zeiten stärker außerhalb des Menschen wahrgenommen, und ein andermal stärker in seinem Innern. Die heutigen Möglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung werden auf Grund der Schritte im Leben Jesu in unserem Haupttext Teil 1 herausgearbeitet. Der Mensch kann heute bewusst - im  Unterschied zu einer früheren, mehr instinktähnlichen Weise - z.B. lernen, die Zusammenhänge mit seinem Umkreis und der Umwelt sowie der Erde wieder stärker zu erkennen.  So ergeben sich auch für die Gesellschaft neben sozialen und ökologischen Erkenntnissen auch allgemeine ethische und religionsphilosophische Gesichtspunkte.

**) Z.B. in "Spektrum der Wissenschaft", April 2005. 

***) Siehe auch unsere Seite "Naturwissenschaft und Gottesglaube".

****) Siehe auch unsere Darstellung betreffend die "Verarbeitung des täglichen Lebens".

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Informationen zu : Jesus Christus und Ernährungsfragen und Tierschutz

Die Vorgeschichte: Im 1. Buch Moses (Genesis), 29, heißt es: Dann sprach Gott, "Ich übergebe Euch alle Pflanzen, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Sie sollen Euch zur Nahrung dienen." Dies entspräche Erkenntnissen, dass der Mensch in erster Linie die Kau- und Verdauungsorgane eines Frugivoren (Fruchtessers) hat (und nicht eines Allesessers, wie gedacht werden kann, wenn nur die für die meisten Tiere ausreichenden Kategorien Raubtiere, Allesfresser und Grasfresser bedacht werden.) 
Hingegen hörte Noah laut Genesis 3 nach der - archäologisch z.B. in Vorderasien belegten - Sintflut: "Alles Lebendige soll Euch zur Nahrung dienen; ... Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft Ihr nicht essen." Bis hierher bezieht sich alles auf eine Zeit vor der Entstehung der heutigen Völker, betraf also, soweit es korrekt überliefert ist, nicht nur die späteren Juden.
Nach dem Auszug aus Ägypten wurde dies im 5. Buch Moses (Deuteronomium),14,3-21 bestätigt und es kamen weitere Details hinzu. Anscheinend ging es seit der Flut aus den Umständen heraus darum, im Prinzip alles zu erlauben, und nur die ernährungsmäßig allerungeeignetsten Stoffe zu vermeiden.**) In einigen Fällen konnten dafür moderne ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse gefunden werden. Allerdings gab es weiterhin Fälle, wo auf die besondere Bedeutung der Pflanzenkost *) hingewiesen wurde, ohne dass dies bindend für Alle vorgeschrieben worden wäre, siehe Daniel 1,8.

Vielfach schien ein Zusammenhang zu bestehen zu den viel umfangreicheren, heute kaum mehr nachvollziehbaren Vorschriften über Tieropfer und den Genuss des Opferfleisches. Schon der Prophet Hosea (6.6) übermittelte: "Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer". Dies aufgreifend, sagte Jesus: "Darum lernt, was es heißt: 'Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer'" (Matth. 9,13 und 12,7). Zu Lukas 22,11, wo Jesus fragt, wo er das Passahlamm essen könne - das dann bei dem anschließenden Abendmahl selbst überhaupt nicht auftaucht -, gibt es frühchristliche "apokryphe" Schriften (die um 400 in den biblischen Kanon nicht aufgenommen wurden), etwa das "Ebionäerevangelium". Dort liest sich das so: "Begehre ich etwa, an diesem Passahfest Lammfleisch mit Euch zu essen?". Die aramäische Sprache pflegte für solche Sätze einige Worte weniger zu verwenden, und ermöglichte so unterschiedliche Lesarten, wenn der Tonfall nicht mehr gegenwärtig war. Dies führte zu unterschiedlichen Übersetzungen, die sich hervorragend für gegenseitige Vorwürfe eigneten.
(Die praktisch verschwundenen - nämlich später weitgehend islamisierten - judenchristlichen Gemeinschaften waren ein echter und wichtiger Teil der frühen Christenheit, auch wenn sie sich in manchen Anschauungen wie in obigem Beispiel von den übrigen sich entwickelnden Kirchen unterschieden.) 

Die Apostelgeschichte 15,19 berichtet von der Aussage des Gemeindeleiters Jakobus in der Urgemeinde, dass den (von Paulus gewonnenen) "Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine (ungewohnten) Lasten aufzubürden sind. Man weise sie nur an, Verunreinigungen durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden, und weder Ersticktes noch Blut zu essen." Hingegen ergibt sich bei dem frühen Kirchenhistoriker Eusebius, in apokryphen (s.oben) Apostelakten usw. das Bild, dass Jesus, Johannes, Petrus, Jakobus usw. selbst zumindest normalerweise fleischlos lebten.*)
Matth. 15,11-20 / Mk.7, 17-21 zeigt allerdings, dass Jesus mehr Wert legte, "auf das, was aus dem Mund herauskommt", als auf das, was in den Mund hineingeht"; jedoch bezog sich dies auf Fragen von Pharisäern nach dem Händewaschen vor dem Essen. Es ist dieselbe Werteordnung, wie sie sich in dem Satz vom Balken im eigenen Auge und dem Splitter im Auge des Anderen zeigt. D.h. es geht darum, bei sich selbst anzufangen, statt bei der Furcht vor äußeren Einflüssen. Es ist dagegen keine Vorschrift, Fleisch essen zu müssen.
Lt. Luk. 10,8 empfahl Jesus den Jüngern, bei ihren Wanderungen das zu essen, was ihnen die Gastgeber anboten. Das heißt nicht automatisch, dass dies völlig gleichgültig sei. Allerdings kann es noch heute z.B. im arabischen Raum zu den unberechenbarsten Reaktionen führen, wenn jemand eine gutgemeinte Speise oder Trank ablehnt, und wenn er dies nicht sehr geschickt anstellt. Außerdem wurde den damaligen Jüngern die Fähigkeit verliehen, dass ihnen selbst ausgesprochen schädliche Stoffe nichts schadeten (Markus 16,18.). Es hat also keinen Sinn, solche Bibelworte aus dem Zusammenhang herauszureißen, und sie unbegrenzt zu verallgemeinern.

In noch höherem Maß als die biblischen Ernährungsgesichtspunkte ist das religiöse Fasten in der Reinigung des Körpers begründet, wodurch die Offenheit für tiefere seelische, geistliche Erfahrungen steigt. Dies war zwar besonders in der katholischen Kirche verankert - an Freitagen, mit Bezug auf den Karfreitag, und in der Fastenzeit zwischen "Fastnacht" und Ostern. Aber auch außerhalb dieser Kirche ist, nachdem es lange Zeit nicht mehr besonders ernst genommen wurde, die Bedeutung des Fastens wieder gestiegen. Über die Ernährung hinaus wird dabei auch auf andere Weise freiwillig die Fähigkeit zu Entbehrungen praktiziert. Auch wird daran gedacht, dass viele Menschen in der Welt Hunger leiden. Wie tief das alles gehen kann, zeigt die schon von mittelalterlichen Mystikern bis in die Neuzeit beobachtete Nahrungslosigkeit - "inedia", über einige Wochen Fasten weit hinaus. Dies kommt sowohl auf christlichem Hintergrund, als auch auf anderen Hintergründen vor, - heute von Manchen "Lichtnahrung" genannt - und deutet an, dass der Geist die Materie viel stärker beherrschen kann, als dies wissenschaftlich bisher verstanden wäre. (Es setzt voraus, dass der/ die Betreffende sich darin von Gott "geführt" weiß, bzw. sachkundig begleitet wird, um Gefahren zu umgehen. Das ist nicht als Empfehlung zu verstehen, jenen Weg zu beschreiten.)

Der Körper ist ein Werkzeug, und ein solches bedarf des verantwortlichen Umgangs. 
Im übrigen sind auch Tiere, biblisch gesehen, von Gott geschaffene Lebewesen, Mitgeschöpfe; also keine beliebig behandelbaren "Sachen", als die sie z.T. heute noch behandelt werden (durch Tierschutzgesetze eingeschränkt).
Die Entscheidung, welche Ernährung für ihn/sie die Richtige sei, muss letztendlich jede/r selbst treffen.

*) Wer Informationen über heutige Formen vegetarischer Ernährung sucht, findet sie z.B. bei http://www.vegetarierbund.de ; bzw. über reine Pflanzenkost bei http://vegan.de. (Christuswege.net ist nicht für solche Webseiten Anderer verantwortlich, und unterstützt nicht automatisch alle ihre wechselnden Inhalte.)
Angelegt ist aus gesundheitlichen, ethischen und ökologischen und weiteren Gründen der Bewusstseinsentwicklung jedenfalls eine stärkere Verbreitung vollwertiger Ernährung, wie sie in einschlägigen Bestrebungen seit über 100 Jahren erarbeitet wurden, und u.a. von Gesundheitsberatern empfohlen werden (Vollkornprodukte, wo möglich aus biologischer Landwirtschaft, Frischkostanteil, naturbelassene Öle ...)

**) Solche Vorschriften werden auch heute noch z.B. bei strenggläubigen Juden für "koschere" Nahrungsmittel angewendet: z.B.kein Schweinefleisch, kein Blut und daher für andere Tiere besondere Formen des Schlachtens. Ähnlich wird bei der "Halal" - Ernährung im Islam besonders Schweinefleisch vermieden. 

Eine Ergänzung zu Wein bzw. Alkohol im Christentum

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  Jesus Christus und Heilung - auch heute.

Jesus mit seinen Jüngern und weiteren Begleitern wurden seinerzeit von Vielen als eine Bewegung zur Heilung von Leib und Seele erlebt. Da dies heute nicht mehr so selbstverständlich ist, muss daran gearbeitet werden.

Der Wille zum Gesundwerden.

Jesus stellte einem unvorbereiteten Menschen zuerst eine wichtige Frage:  "Willst Du gesund werden?" (Joh. 5,6). Jesus spricht zur Seele.  Der Kranke schildert seine äußeren Hindernisse bei seiner Heilungssuche. Aber er wird durch die Frage auch veranlasst, sich bewusst zu werden, ob/ dass er wirklich gesund werden will. Dies ist die erste Voraussetzung einer richtig verstandenen Heilung. Solange das Unterbewusstsein den Weg zur Heilung und Hilfesuche aus irgendeinem Grund blockiert, wäre auch die Annahme dieser Hilfe schwierig. Es würde dann evtl. möglich sein, auf welchem Weg auch immer, eine medizinische Erste-Hilfe-Maßnahme zu ergreifen, oder ein Symptom zu beeinflussen. Aber Heilung ist etwas darüber Hinausgehendes, was nur funktioniert, wenn der Kranke es sich zu eigen machen kann, also mit seinen Selbstheilungskräften verbinden kann.
In diesem Bereich setzen nicht nur jene Angehörigen von Heil- und Heilhilfsberufen und Lebensberater an, die bereit sind, mit dem Patienten zusammenzuarbeiten, sondern eben auch seriöse "Heiler" und Menschen, die Heilungen durch den Glauben bzw. durch Fürbitte unterstützen.

Die Glaubenskraft.

Matth. 9,22 : Jesus wird von einer Heilungssuchenden nur an seinen Kleidern berührt und sie wird gesund. Jesus: "Dein Glaube hat dir geholfen". Wer Glaubenserfahrungen hat, wird unter dieser Glaubenskraft etwas höchst Reales in seiner Beziehung zu Gott verstehen, was den Heilungsprozess ermöglicht. Zwar zeigt auch der sog. Placebo-Effekt in der Medizin etwas von der Kraft menschlicher Überzeugung (wo z.B. Zucker in der Meinung genommen wird, es handle sich um das Medikament). Dabei geschehen aber keine solche tiefgreifenden Umkehrungen krankhafter Prozesse, wie sie bei Glaubensheilungen vorkommen.
Jesus ist auch das Urbild eines im umfassendsten Sinne körperlich, seelisch und geistig gesunden Menschen.

Auszüge aus dem Kapitel "Die Frage nach den Wundertaten" unseres Haupttexts*): Jesus Christus verweist nicht nur, wie manche Heiler der Gegenwart, auf „kosmische Energie", die sie durch sich hindurchfließen spüren, sondern er verweist auf den Glauben, den Glauben an eine Heilungsmöglichkeit durch ihn, letztlich durch Gott über die äußerlich anschaubare Person Jesu.
Auch heute gibt es Heilungen, die wie ursprünglich bei den Jüngern mit Gebet zustande kommen; und mit Bezug auf das mit Christus verbundene Innerste des Menschen, das die Heilung und das Vollkommener werden des Menschen will, der dann lt. Jesus sogar „Größeres tun" könne als er (Joh. 14,12-13).
Die spirituelle Heilung selbst und der damit verbundene seelisch-geistige Fortschritt bleiben allerdings eine nicht erzwingbare Gnade, so viel der Mensch auch zur Vorbereitung darauf tun kann.
Heilungen waren oft „Zeichen", Handlungen im Kleinen, die für Größeres, Grundsätzlicheres standen. Bei der Heilung des Blindgeborenen am Sabbat antwortete Jesus, dass es nicht darum geht, als Grund der Krankheit Sünden zu sehen, „sondern (es geht darum), dass die Werke Gottes an ihm offenbar werden sollen". Vgl. Joh. 5, 6-9; Joh. 6; Joh. 9, 3 u.a.
Heute ist es auch durch viele Erfahrungen und grenzwissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr unvorstellbar, dass Jesus tatsächlich die Naturkräfte beeinflussen konnte. Diesem Phänomen ins Auge zu sehen, kann für unser heutiges Menschenbild, für eine ganzheitliche, bzw. christliche Heilung usw. wichtig sein.

Das Auflegen der Hände.

Nicht immer, aber oft legten Jesus und die Jünger zur Heilung die Hände auf. Diese Praxis lebt vereinzelt noch heute. Die Person, die Kranken die Hände auf den Kopf oder die Schultern auflegt, spricht dabei ein Gebet, wo möglich begleitet von der Gemeinde. Es unterstützt die Einfühlung und das Bewusstsein, ein Kanal für Gottes Hilfe zu sein. Dies mag symbolisch verstanden werden. Aber aufgrund der Erkenntnisse aus modernen Geistheilungsbestrebungen - auch darunter finden sich bewusste Christen - wissen wir, dass es eine Realität ist. Im frühen Christentum wurde hier von "Pneuma" gesprochen, dem Lebensatem oder Heiligen Geist*), der vermittelt wurde. Diese Praxis wurde sowohl bei Heilungsfürbitten wie auch zur Segnung verwendet, teils verbunden mit weiteren Bemühungen. Siehe z.B. Matth.19,13; Mk.8,23; Mk.10,16 (Segnung von Kindern); Luk.4,40-41 (Heilung & Geisteraustreibung); Luk.24,50 (Segnung der Jünger); Apostelgeschichte 6,6 und 19,12 sowie 28,8.
Eine Heilungsfürbitte ist aber nicht unbedingt auf das Händeauflegen angewiesen. Es geht im Übrigen auch aus der Ferne - was als schwieriger empfunden werden mag.

Seelisch bedingte Leiden.

Die Gesundung von Psyche, Lebenskräften bzw. Körper hängen eng zusammen. Schon eine gute "seelsorgerliche" oder Lebensberatung kann daher auch Einfluss auf psychosomatische Leiden haben - wenn vernünftige Ratschläge auch umgesetzt werden, statt Fehler in der Lebensführung fortzusetzen. (Dies kann aber, wo eine medizinische Diagnose und Therapie nötig ist, Ärzte oder Heilpraktiker nicht ersetzen.)

Auszüge aus dem Kapitel "Der heilige Eifer und... Emotionen" des Haupttexts *): Jesus lebte ständig in „positivem Erschauern vor Gott" und Mitgefühl mit den Menschen... Beim normalen Menschen sind zunächst fast alle Emotionen zumindest vermischt mit problematischen unterbewussten Reiz-Reaktionsmechanismen – die biographisch verschieden und verschieden stark zutage treten, aber in ihrer Grundstruktur recht ähnlich sind. Selbst... immer weitere solcher Mechanismen aus den eigenen Reaktionen herauszufischen, auf sie hinzuschauen, statt sie zu verdrängen, und sie so schließlich zu meistern bzw. sie Gott zu übergeben, ist ein langer Lernprozess.
Es ist dabei meist wenig effektiv, auf übliche Art gleich Problemkomplexe im Ganzen bearbeiten zu wollen. Wirksamer wäre es, zuerst einzelne Arten von diesbezüglichen Erlebnissen zu suchen, und dabei auch bewusst zu unterscheiden, ob es sich um einen „Balken im eigenen Auge" oder um einen „Splitter im Auge des Anderen" (Matth.7,1-5) handelt, und wer so verantwortlich ist. Manche christliche Schulen würden Ersteres stärker betonen, weil es schwerer ist, und erst gelernt werden muss, auf eigene problematische Taten hinzuschauen, und weil diese eher selbst korrigierbar sind. In der psychologischen Praxis würde oft mehr die andere Perspektive als Opfer im Vordergrund stehen. Am Ende wird bemerkt werden, dass trotzdem beide Seiten mehr oder weniger ins Spiel gekommen sind.

Eine mögliche Praxis dazu ist: 1. Z.B. die betreffende als negativ empfundene Regung, wie sie konkret auftrat, innerlich anzuschauen (z.B. Angst, Hass und Wut, Gleichgültigkeit und Überheblichkeit, übertriebener Zweifel, ...). 2. statt nachzugrübeln, einen Moment ruhig zu warten, um sich möglichst bewusst zu werden, um was es sich handelt. Dann 3. Dieses so erfahrbar, geradezu körperlich spürbar gewordene Problem im Gebet**) Gott übergeben. 4. ruhig warten, bis sich eine Spur von Erleichterung einstellt.
Dies mag bei einiger meditativer***) Übung z.B. wie ein nach oben abfließender Strom und unter Umständen ein danach von oben einfließender Strom erneuernder Kräfte empfunden werden. Es ist andernfalls auch möglich, die negative Emotion usw. mit dem Atem "auszuatmen", mit der Haltung, es Gott zu übergeben; und beim Einatmen zu ermöglichen, dass Positives aus Gottes Barmherzigkeit heraus einfließen kann (eine Abwandlung des ständigen Gebetes der christlichen Mönche auf dem Berg Athos, das im Kapitel "Die Stille in der Wüste" in unserem Haupttext erwähnt ist.)

Mentale Probleme.

Auszug aus dem Kapitel "Die Verklärung" des Haupttexts*: Es gibt das „Positive Denken" und positive "Affirmationen" (Leitsätze). Es könnte zwar, wenn es nicht-egoistisch und nicht-größenwahnsinnig und ohne technische Manipulationen praktiziert würde, das Denken in einen Zustand versetzen, der dem verwandter wäre, was von Gott kommen kann; es könnte also dafür öffnen. Die Literatur dieser Richtungen lässt jedoch großenteils solche Sorgfalt vermissen, und so kann das oft auch in Selbstbetrug enden.

"Schicksalsprobleme".

Es gibt z.B. aus modernen Geistheilungs- Bestrebungen die Erfahrung, dass es Fälle gibt, wo der Eindruck entsteht, dass eine Heilung (noch) nicht möglich bzw. "nicht gestattet" ist. Das ist etwas wie eine Ebene der "Programme". Es mag z.B. sein, dass der Kranke noch etwas aus der Krankheit lernen "will" oder soll. Auch dies ist jedoch mit Gott durchaus einer Lösung zugänglich. Siehe dazu auch den obigen Abschnitt "Der Wille zum Gesundwerden".

Rechtliche Fragen.

Eine reine Christliche Gebetsheilung einschließlich Händeauflegen ist z.B. in Deutschland durch die grundgesetzliche Freiheit der Religionsausübung geschützt. Wer dies jedoch über den Hausgebrauch im privaten Kreis oder der Kirche hinaus als Dienstleistung anbieten würde, sollte sich vorher genauer über die Rechtslage informieren. Falls dabei Tätigkeiten stattfänden, die von Anderen als Diagnose oder direkte Therapie ausgelegt werden könnten - auch wenn dies kostenlos oder auf Spendenbasis erfolgt -, musste in Deutschland entweder eine Heilpraktikerprüfung oder eine Approbation als Arzt vorliegen (Geistheiler z.B. - deren Praxis meist von der klassischen urchristlichen Heilung abweicht, aber auch Gemeinsamkeiten damit erkennen lässt - können oft Krankheiten mit den Händen erfühlen usw.). Auch wenn es wünschenswert wäre, dass Gesetze dem speziellen Charakter dieser Tätigkeiten in unbürokratischerer Weise Rechnung tragen würden, empfahl auch der "Dachverband Geistiges Heilen"****) unter den gegebenen Umständen das Ablegen einer Heilpraktikerprüfung. Es ist theoretisch eine vereinfachte Form derselben gestattet, wenn nur psychologische Beratung oder Geistheilung ausgeübt werden. Ob diese vereinfachte Form überall verwirklicht werden kann, ist eine andere Frage.

News: In Deutschland erleichterte das Bundesverfassungsgericht am 2.3.2004 die Heilertätigkeit ohne Heilpraktikerprüfung: Voraussetzung ist, dass ein/e Heiler/in die Patienten vor Beginn der Heilungstätigkeit darauf hinweist, dass geistiges Heilen nicht die Tätigkeit eines Arztes ersetzt - z.B. durch ein Merkblatt oder einen gut sichtbaren Aushang im Behandlungszimmer. In der Urteilsbegründung heißt es u.a.: "Ein Heiler, der spirituell wirkt und den religiösen Riten näher steht als die Medizin, weckt im Allgemeinen die Erwartung auf heilkundlichen Beistand schon gar nicht." ... "... dürften ganz andersartige, ergänzende Vorgehensweisen, wie beispielsweise die Krankensalbung, das Segnen oder das gemeinsame Gebet wohl kaum den Eindruck erwecken, es handle sich um Ersatz für medizinische Betreuung." ... "Die Forderung an den Beschwerdeführer, eine Heilpraktikerprüfung abzulegen, ist unangemessen, weil eine solche Prüfung mit der Tätigkeit, die der Beschwerdeführer auszuüben beabsichtigt, kaum noch in einem erkennbaren Zusammenhang steht. Die in der Heilpraktiker-Prüfung geforderten Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Pathologie sowie Diagnostik und Therapie kann er sämtlich bei seiner Tätigkeit nicht verwerten." (AZ: 1 BvR 784/03). Wer in seiner Tätigkeit von solchen Arten des Heilens deutlich abweicht, sollte sich z.B. vom u.g. DGH beraten lassen.
Wer Honorare oder Spenden zu nehmen pflegt, muss die Heilertätigkeit beim örtlichen Gewerbeamt als Gewerbe anmelden, und es wird Gewerbesteuer fällig; bei Einnahmen über 17500,-- EUR pro Jahr auch Umsatz-/ Mehrwertsteuer (Stand 2006). Die neue Lage gilt zunächst für Inländer; Ausländer in Deutschland müssen das Ausländerrecht beachten.
Ärzte und Heilpraktiker, die mit Heilern zusammenarbeiten möchten, brauchen jetzt diese nicht mehr anstellen und beaufsichtigen (dürfen dies aber weiterhin). Da jetzt geistige Heilung eindeutig als nichtmedizinische Handlung gilt, dürfen Ärzte und Heilpraktiker Patienten offiziell auf die ergänzenden Möglichkeiten spiritueller, christlicher Heiler hinweisen und sogar solche empfehlen. (DGH-Info 2/2004)
Ausgesprochene Diagnosen stellen oder Heilmittel verordnen dürfen wie bisher nur Ärzte oder Heilpraktiker.
Selbst wer professionell Ernährungsratschläge geben will, tut nach der diesbezüglich noch etwas bürokratischen deutschen Rechtslage gut daran, statt einer ärztlichen oder Heilpraktiker- zumindest eine Diätassistenten/innen-Ausbildung oder eine Gesundheitsberater-Prüfung zu haben; und zumindest als Nichtarzt und Nichtheilpraktiker Lebensmittel nicht direkt als Heilmittel für bestimmte Krankheiten des Patienten zu empfehlen.

In England z.B. sind "Spirituelle Heiler" bereits allgemein akzeptiert und auch an Krankenhäusern zugelassen.****)

Unabhängig von rechtlichen Fragen tut der Heilungssuchende selbst gut daran, auch eigene Bemühungen wie eine -gesunde- Ernährung bzw. Diät oder Krankengymnastik, und soweit möglich genügend Schlaf zusätzlich zu beachten; und zu beten.*****)

*) Der Haupttext behandelt diese und weitere Punkte von einem breiteren Blickwinkel her, - nämlich betr. die Möglichkeiten der menschlichen Entwicklung überhaupt; also über "Heilung" im engeren Sinne hinaus.

**) Allgemein zur besten inneren Haltung beim Beten vgl. auch unsere Seite "Ein Gebet für Frieden..."

***) Siehe die Seite "Christliche Meditation".

****) Dachverband Geistiges Heilen (DGH): http://www.dgh-ev.de/ Er distanziert sich von Scharlatanen, die es auf diesem Gebiet nicht weniger, aber auch nicht mehr als auf den anderen Gebieten des Lebens gibt.
Unter den vielen einzelnen Vereinigungen gab es bisher keine, die sich ausschließlich auf christliche Wurzeln solcher Aktivitäten stützt, oder die nur christliche Heiler enthält. Innerhalb einer "Internationalen Vermittlungsstelle für herausragende Heiler" entsteht ein “Christliches Heiler-Netzwerk” (CHN). Geleitet wird es von Kirchenrat Pfarrer Bernhard Wolf, dem Vorsitzenden der Bundeskonferenz der Weltanschauungsbeauftragten der evangelischen Landeskirchen in Deutschland; an der Universität Bayreuth leitet er ein Forschungszentrum für neue religiöse Strömungen. Eine einfache, wirksame biblische Praxis der intensiven Heilungsfürbitte findet sich darüber hinaus in evangelischen Freikirchen wie Baptisten oder Pfingstkirchen; auch an einigen katholischen Wallfahrtsorten wie Lourdes oder in Medjugorje geschehen außerordentliche Geistliche Heilungen durch Gebet und Glauben. Ein Beispiel eines christlichen Heilers ist Daniel Hari (Verfasser des Buches: Heilen wie Jesus, Verlag Urs-Heinz Nägeli / Schweiz.) Für andere Länder siehe die Links auf unserer entsprechenden englischen Webseite. 
(Christuswege.net ist nicht für Webseiten oder Bücher Anderer verantwortlich, und unterstützt nicht automatisch alle ihre wechselnden Inhalte.)

*****) (...) Heutige Erkenntnisse betreffend die vielfach belegten Regulationssysteme im Menschen, über einseitige molekularbiologische Sichtweisen hinaus, sind für das Verständnis naturheilkundlicher und Geistheilungsbestrebungen grundlegend. Sie überall stärker einzubeziehen, könnte die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Richtungen erleichtern. 

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Zum christlichen Segnen.

Als gläubiger Christ können Sie Alle und Alles segnen, soweit Sie fühlen, dass es mit dem Glauben im Einklang steht, und wenn Sie sich dazu auf Gott eingestellt haben. Es gibt nicht nur den gebräuchlichen Segen durch Priester bzw. Pfarrer aus 4.Mose (Numeri) 6:23 - 7:1 : 

4.Mose 6:23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: Also sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr sie segnet:
24 Der HERR segne dich und behüte dich;
25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
27 Denn ihr sollt meinen Namen auf die Kinder Israel legen, dass ich sie segne.
7:1 ¶ Und da Mose die Wohnung aufgerichtet hatte und sie gesalbt und geheiligt allem ihrem Geräte, dazu auch den Altar mit allem seinem Geräte gesalbt und geheiligt,
2 da opferten die Fürsten Israels ...

SIE können - auch als Laie - Segen verbreiten. Sie brauchen dazu keine Formel und müssen nicht laut sprechen; nur die rechte innere Haltung ist nötig, in diesem Sinne: "Der Segen des Herrn sei mit Euch, wie er es möchte". Gott wird aus Ihrem Segen nichts Falsches machen. Dieser Brauch ist selten geworden, aber er könnte hilfreich sein. 

Es gibt viele Bibelstellen zum Thema des Segens. Einige typische zu den verschiedenen Aspekten des Segnens:
Sacharja 8:13 Und soll geschehen, wie ihr vom Hause Juda und vom Hause Israel seid ein Fluch gewesen unter den Heiden, so will ich euch erlösen, dass ihr sollt ein Segen sein...
Apostelgesch. 3:26 Euch zuvörderst hat Gott auferweckt seinen Knecht Jesus und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeglicher sich bekehre von seiner Bosheit.
Epheser 1:3 Gelobet sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum.
1 Petrus 3:922 Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, und wisset, dass ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen erbet. Denn wer leben will und gute Tage sehen, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des HERRN steht wider die, die Böses tun.
Hebräer 6:7 Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft über sie kommt, und nützliches Kraut trägt denen, die sie bauen, empfängt Segen von Gott.
.Einige weitere Bibelstellen dazu: Matthäus 5,44 bzw. Lukas 6:28; Römer 12:14; 1. Mose (Genesis) 9:1; 5. Mose (Deuteronomium) 11:26; Psalmen 115:13; Sprüche 11:25.
*) Es versteht sich von selbst: wo z.B. Waffen gesegnet werden, dürften mit solchen "Segnungen" die Engel Probleme haben ... .

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Klagen als möglicher Bestandteil christlicher Praxis.

Manche christliche Kreise, gerade streng gläubige, erwecken den einseitigen Eindruck, Christen sollten sich am besten in ihr Schicksal fügen, und auch die Entwicklungen in der Welt nicht zu engagiert kritisieren: sie können zwar für Besserung beten oder auch sonst etwas dafür zu tun versuchen. Aber dass sie sich bei Gott "bitterlich beklagen" können - s. die Klagelieder im Alten Testament - kommt außer in literarischer Form ('Don Camillo und Peppone') nur noch selten vor, wird jedenfalls in den Kirchen nur selten offiziell gelehrt. Im privaten Gebet mag es eher vorkommen. Wird gar noch die jüdische Praxis an der Klagemauer in Jerusalem mit dieser Lage verglichen - ohne jetzt etwas Gleichartiges für Christen empfehlen zu wollen - dann wird endgültig deutlich, dass es hier um einen möglichen Glaubensbestandteil von hoher Wichtigkeit geht.

Gerade auch wenn die spezifisch christlichen Werte und Verheißungen - vgl. etwa in der Bergpredigt Mt. 5:5 "Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen" der in der Welt immer noch dominierenden Entwicklungsrichtung gegenübergestellt werden, könnte der Gedanke kommen, dass hier vielleicht sogar mitspielen könnte, dass Christen mit solchen Verheißungen nicht umgehen können. Verheißungen sind keine unverbindlichen Möglichkeiten der Gnade, die es auch gibt, und die kommen können oder auch nicht. Sondern es sind Versprechungen. Wann diese eingelöst werden, kann auch von der Reife der Menschen abhängen, bzw. davon, dass sie "herab gebetet" werden. "Das Himmelreich erleidet Gewalt". Mt.11:12.

Es war nicht mehr klar, über wen oder was hier zu klagen wäre. Über andere Menschen? Oder über die - von einigen Theologen wegerklärten - teuflischen Machte, die an der Verführung der Menschen mitgewirkt haben können? Alle mögen ihren Teil der Verantwortung haben. Da kommt aber oft die Ahnung zum Zuge "dies wurde zugelassen". 
- Das wurde zu begründen versucht mit manchem allzu menschlich gedachten "weil...", z.B. "weil die Menschen zu unterscheiden lernen müssen" - als ob Gott von Übeln und deren Verursachern abhängig wäre. 
- Oder es wurde auf die "menschliche Willensfreiheit" geschoben - diese gibt es, es wäre allerdings zu fragen, wessen Willensfreiheit da gegen welche andere Willensfreiheit zugelassen, und damit letztendlich gefördert würde. 
- Oder es wurde darauf hingewiesen, dass die Menschen Gott im Gebet anrufen müssen, um etwas mehr Hilfe zu erhalten. Auch wenn das für den menschlichen Anteil stimmig ist, ist es im Zusammenhang des Geschehens mit den prophetischen Verheißungen keine Begründung, um den Menschen nur auf sich selbst zurück zu verweisen.

Ist aber diese "Regie", die etwas "zulassen" kann oder nicht, und die so die Spielregeln des Herrn weiter ausgestaltet, nur ganz direkt der Allerhöchste? Es wäre sehr kurzschlüssig gedacht, wollte jemand Gott selbst für das Übel in der Welt oder für jede Art von "Zulassung" verantwortlich machen. In den ersten Jahrhunderten sprachen und schrieben die heute noch in der einen oder anderen Kirche hoch angesehenen Kirchenväter noch von den überlieferten Engelshierarchien, die zwischen Gott und den Menschen usw. stehen. Die Gnostiker sprachen darüber hinaus auch von sog. "Archonten" mit oft problematischen Eigenschaften. Auch andere Kulturen haben solche Erfahrungen auf ihre Weise aufgegriffen: z.B. das tibetanische Totenbuch ist voll von Empfehlungen, wie mit solchen Wesen nach dem Tod umzugehen sei. Gerade, was die grundsätzlichen Dinge betrifft, die über die kleinkarierten gegenseitigen Vorwürfe der Menschen hinausgehen, könnte sich eines Tages bestätigen, dass hier eine nicht ganz fehlerfreie "Regie" unterhalb des Allerhöchsten, auch junterhalb von Christus wesentlich mitspielt - die aber verglichen mit dem Menschen oder gar verglichen mit direkt negativen Kräften außerordentlich "hoch" steht. Dieser Ansatz ist auch ein Beitrag zur alten Frage der Philosophen nach der "Theodizee" bzw. nach dem Verhältnis von Gott zum Übel der Welt (seiner "Rechtfertigung"). 

Fazit: Es ist zwar möglich, sich bei Gott zu beschweren, denn er bleibt der richtige Ansprechpartner; aber es macht keinen Sinn, sich über ihn zu beschweren. Diese Beschwerde kann auch beinhalten, Gott Einsichten mit den dazugehörigen aufgewühlten menschlichen Gefühlen zu übergeben, auch wenn diese Gefühle statt Trauer z.B. Verärgerung über Unrecht enthalten (Mt. 5:6).  Da dann die Lösung Gott überlassen wird, stellt diese Klage im Grunde eine spezielle Art von intensivem Gebet dar. Die Liebe bzw. Hochachtung gegenüber Gott bzw. Christus gehört trotzdem dazu; dies schützt auch davor, in pure Negativität zu verfallen, die dann nicht mehr zu Gott führen würde, sondern eher anderswohin. 

Ein anderer Weg ist es, diese Gefühle erst selbst etwas zur Ruhe kommen zu lassen, so dass ein klassisches, reines Gebet möglich wird, wo Gott alles in Form von Dank und Bitten entgegengebracht wird. Es ist sicherlich eine angemessene Haltung gegenüber Gott, normalerweise auf diese Weise zu beten. Es ist aber erlaubt, im obigen Sinne auch zu klagen, wenn es nötig erscheint und ehrlich (authentisch) ist. 

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Ein christlicher Weg zur Verarbeitung der Ereignisse des Lebens.

- Wer, -mit Jesus als Maßstab und Hilfe- Fortschritte von den eigenen Unvollkommenheiten hin zu den zukunftsträchtigeren Eigenschaften sucht (vgl. die Seite "...Ethik": nicht schaden, sondern helfen...), mag zunächst
sich der eigenen Charaktermängel, der gemachten Fehler und Verfehlungen bewusst werden, statt alle Stimmungen, Probleme und Schäden auf Andere zu schieben (vgl. Mt 7:1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. 3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?...). Anschließend kann sehr wohl auch der "Splitter" des Anderen bzw. was einem angetan worden ist, bearbeitet werden. 
Derartiges wird, sobald es möglich ist, und mit soviel innerer Ruhe wie möglich (vgl. unser Kapitel des Haupttexts "Die Stille in der Wüste") und so gewissenhaft wie bei einem fertigzustellenden 'Produkt' innerlich oder auf Papier notiert und nach Verbesserungsmöglichkeiten durchsucht, sowie der Erfolg beobachtet. D.h. eigene Bemühung ist gefragt: dabei mag es um diesbezügliche Gebete gehen, und entsprechend dem Glauben mag Hilfe kommen; jedoch wird dies bei ernsthafter und daher ganzheitlicher Praxis auch mit Korrekturen in den Einstellungen und im Denken, mit mehr Wachsamkeit auf negative Gefühle, und letztendlich auch mit Änderungen des Verhaltens Hand in Hand gehen. Das Ganze geht je einfacher, je mehr feinste Teile des täglich an sich Beobachteten in solcher Art betrachtet und dann einzeln im Gebet an Gott übergeben werden. (Vgl. das Kapitel "Der Hl. Eifer, und Gesichtspunkte zu Emotionen".)
Gerade tief eingegrabene Lebensgewohnheiten sind sehr schwer zu verändern, da sie in einer unbewussten Schicht der Persönlichkeit verankert sind. Dazu ist auf dem Weg oft schon erhebliche Erfahrung im Erkennen unter- oder unbewusster Ursprünge nötig (dennoch kann es im Einzelfall auch unmittelbar gelingen, wie beim Raucher, der von einer Minute zur anderen für immer durch einen starken Entschluss mit dem Rauchen aufhört. Vgl. das Kapitel "Die Verklärung Christi").
Dies "Hinschauen und bewusst mit Hilfe von Gebet Verarbeiten" wäre für sich genommen schon ein spiritueller Weg, der sehr weit führen kann, und jemanden das ganze Leben begleiten kann; der aber auch bei entsprechend intensiver Praxis schon in kurzer Zeit immerhin wesentliche Fortschritte bringen kann. "Tiefere Schichten" der zu bereinigenden Angelegenheiten mögen noch zur Aufarbeitung anstehen, obwohl sie sich bereits in hohem Maße gebessert haben.

Anschließend kann sehr wohl auch der "Splitter" des Anderen bzw. was einem angetan worden ist, bearbeitet werden.
Wo eine Einschätzung nötig scheint - betreffend eigener Taten, oder der Taten Anderer -, ginge es darum, diese nicht nach dem äußeren Schein, sondern "recht" / "gerecht" - also differenziert und soweit möglich konstruktiv vorzunehmen (vgl Johannes 7:24)  
Wer durch eine solche liebevollere und weisere Ausrichtung nicht mehr sich selbst im Wege steht, kann Jesus auch als Kompass erleben, der ein neues Gleichgewicht jenseits der einseitigen Abwege zu finden ermöglicht: (S. d. Tafel zum Schlusskapitel des Haupttexts:  Eine christliche Haltung - "In der Welt, aber nicht von der Welt", ein "Dritter Weg" - vgl. z.B. Joh. 17)
Es werden auch Anregungen des Gewissens auftauchen ... (vgl. Mt. 5,5 und 5,9 ...).

(Diese Praxis ist in erster Linie anwendbar, wenn es um die Besserung von Verhaltensweisen geht, die psychologisch gesehen vorher schon im Rahmen des "Normalen" liegen. Wenn es um die Besserung von Zuständen geht, die heute in gewissem Maße als krankhaft gelten, wäre es umso mehr nötig, dass dann eine entsprechend erfahrene, unter Umständen auch eine psychologisch geschulte Hilfsperson den Weg aktiv begleiten müsste, da dann die Selbständigkeit im Umgang mit den eigenen Problemen noch mehr eingeschränkt ist, als sie es ohnehin bei allen Menschen ist, wenn sie auf ihre eigenen Schwächen hinschauen sollen. Wäre jemand darin so eingeschränkt, dass es auch mit Unterstützung nicht ginge, dann wäre es immer noch möglich, dass eine solche Hilfsperson für den Betroffenen beten würde, ergänzend zu einer geeigneten Therapie. Vorausgesetzt ist, dass Hilfe gesucht wird, denn selbst von Jesus ist die wichtige Frage bekannt "willst Du gesund werden?" Vgl. unsere Seite "...Heilung".)

Ein einfacher Maßstab ist z.B. die Fähigkeit des Zuhörens. Dabei werden die hochkommenden eigenen Vorurteile bewusst zu registrieren gesucht, um sodann vorurteilsfreier zuhören zu können, und auch die positiven Möglichkeiten im Gehörten entdecken zu können, auch wenn es nicht durchgehend der eigenen Sicht entspricht (aktive Toleranz). Das hat dann wieder Auswirkungen auf das Gespräch mit Anderen, usw. (Vgl. Mt. 5,3 "Selig sind, die geistig arm sind"- d.h. die sich dessen bewusst werden, denn alle sind es zunächst auch ohne dies).

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Christliche Gesichtspunkte für Wirtschaft und soziale Fragen.

Zunächst sei darauf verwiesen, dass der Mensch auch nach neuesten Wirtschaftsforschungen *) nicht jenes rein egoistische Wesen ist, das die bisherige liberale Wirtschaftstheorie voraussetzte. Nur eine Minderheit handelte rein aufgrund von Eigeninteressen. Für die meisten spielen andere Werte wie freiwillige gegenseitige Zusammenarbeit eine mindestens ebenso große und oft entscheidende Rolle. Dieser "gegenseitige Altruismus" führt allerdings ebenso wenig wie der Egoismus automatisch zum Besten der Gesamtgesellschaft, sondern kann auch im Sinne einer Cliquenbildung wirken. Da helfen nur bewusste, konsequente ethische Entscheidungen weiter.

Hier können psychologische und religiös-ethische Gesichtspunkte ansetzen. Der Mensch ist gleichermaßen als individuelles und als soziales Wesen angelegt. Sowohl ein gesundes -nicht übersteigertes- Selbstbewusstsein wie auch eine solidarische Haltung gegenüber den Mitmenschen sind bei entsprechender Offenheit trainierbar. Wo nur die egoistische Seite vorhanden scheint, ist die altruistische Seite entweder nicht stark entfaltet oder u.a. durch die harte "Schulung" durch die westliche Gesellschaft verkümmert. Die sozialistischen Gesellschaften betonten einseitig die Solidarität und ließen umgekehrt vielfach die freiheitsbedürftige individualistische Seite der Menschen verkümmern - und entsprachen insofern auch nicht dem, wozu der Mensch angelegt ist. Wo die Menschen keine ausgeglichenen Verhältnisse vorfinden, zeigen sie dies früher oder später durch Kritik usw. Entweder es wird dann rechtzeitig dazugelernt, oder es geht früher oder später bergab. Dies gilt auch für die heute vorherrschende Wirtschaftsform, die durch global handelnde Großunternehmen gekennzeichnet ist. Jesus legt nahe, zuerst die jeweiligen hausgemachten Probleme zu klären (Matth. 7).

Zwar sind die Werte der Bergpredigt (Matth. 5-7) ** usw. nicht unmittelbar in gesellschaftliche Handlungsanleitungen zu übersetzen. Aber dennoch wäre die Bewusstseinsspaltung nicht im Sinne Jesu, z.B. im privaten Leben nach dem Gebot der Nächstenliebe zu handeln, und in beruflichen oder gesellschaftlichen Funktionen genau gegenteilige Prinzipien anzuwenden. Eine ernsthafte Ethik *** muss sich auf allen Ebenen bewähren, und letztendlich auch für die Welt insgesamt gelten. Z.B. der Wert der Barmherzigkeit und dass sich Jesus auch in der Praxis gerade den Armen zuwandte, ist unzweifelhaft auch über die bekannten kirchlichen Sozialdienste hinaus gesellschaftlich relevant  - auch für den menschlichen Umgang innerhalb von Unternehmen. Auch Matth. 22,21 hat sehr praktische Bedeutung, indem dort neben der Barmherzigkeit auch der überlieferte "Zehnte" von Jesus bestätigt wird, d.h. eine [neben der römischen Steuer] bestehende 10%- Spende für religiöse bzw. wohltätige Zwecke. Die Hilfswilligkeit im Sinne von Jesus beruht jedoch auf freiwilligen Entscheidungen; es ist nicht möglich, daraus unmittelbar Zwangsumverteilungskonzepte abzuleiten. Es gelten auch nach wie vor die Gebote 9 und 10 "Du sollst nicht begehren ... was dein Nächster hat." Auch bei allem Bemühen, die soziale Lage Vieler zu bessern, bleiben die unterschiedlichen Schicksale in Gottes Hand.
Das Gleichnis in Matth. 25,14-30 / Lukas 19 nimmt bekannte materielle Sachverhalte auf. Der Zusammenhang (bei Lukas z.B. die ethische Haltung eines Zöllners; bei Matthäus z.B. das vorangehende Gleichnis über die Glaubenskräfte der Jungfrauen) zeigt jedoch, dass damit Umfassenderes veranschaulicht werden soll, als die Vermehrung materieller Güter bzw. Finanzen. Dies kommt deutlicher z.B. in Luk. 12,33 zum Ausdruck, wo seelische Werte über die irdischen gestellt werden. Trotzdem bezieht sich der verantwortliche Umgang mit anvertrauten Gütern durchaus auch auf Materielles. Auch wo z.B. geraten wird, die Armen und Benachteiligten zu unterstützen, wird dieser materiellen oder finanziellen Unterstützung ein Wert beigemessen, statt dass das Materielle generell als wertlos erachtet würde. Es kommt dann z.B. darauf an, ob das Geld oder der Besitz Selbstzweck ist, oder für etwas Sinnvolles eingesetzt wird - Matth. 6,24 spricht von der Unmöglichkeit, Gott und dem Mammon gleichzeitig zu dienen.
Z.B. zu lügen und zu betrügen, Mobbing zu betreiben, und Projekte in die Welt zu setzen, deren Harmlosigkeit für (nichtkriminelle) Mitmenschen und andere Geschöpfe nicht ausreichend erwiesen ist, ist nicht im Sinne eines verantwortlichen Miteinanders, wie es Jesus auf Schritt und Tritt demonstrierte. Jesus lehrt auch nicht, immer sog. "Sachzwänge" in den Vordergrund zu stellen.

Aus dem Islam ist das Verbot des Zinses bekannt. Aber Juden und Christen könnten in der Bibel ähnliche Ratschläge finden (im Alten Testament selbst sind es Verbote):
Hesekiel 18:8 und 9: "Der nicht wuchert, der nicht (andere Übersetzung: nicht überhöhten) Zins nimmt, der seine Hand vom Unrechten kehrt, der zwischen den Leuten recht urteilt; der nach meinen Rechten wandelt und meine Gebote hält, dass er ernstlich danach tue: das ist ein frommer Mann, der soll das Leben haben, spricht der HERR HERR."  
S.a. Esra 7:24 (Zins-, Zoll- und Steuerverbote gegenüber bestimmten Berufen); 
Sprüche 28:8 wurde manchmal auf die bequeme Art so ausgelegt, der Umgang mit dem durch Zinsen erworbenen Geld sei letztlich gleichgültig, weil das Geld über die Reichen ohnehin wieder den Armen zugute komme. Wo heute Geld vielfach gerade entgegen der Interessen der Armen bzw. des Gemeinwohls eingesetzt wird, sind jedoch die Voraussetzungen des Verses nicht erfüllt. Um die Werteordnung in diesem Vers zu erfüllen, kommt es daher gerade darauf an, wofür das Geld verwendet wird.
Im Neuen Testament siehe betr. Zins auch Mt. 23:23 und Mt. 17:24.
Für diese Ausarbeitung interessiert am meisten, was auch dann noch als nachdenkenswert erscheint, wenn der Bezugsrahmen, in dem das Alte Testament entstanden ist, verlassen wird. Daher wird hier auf Deuteronomium 23,20 nicht näher eingegangen.

Die Bibel hält dazu an, keine unnötigen Schulden zu machen (Sprüche 22:7), und vorausschauend zu planen (Sprüche 21:5), sowie in der Weisheit und im Verstand laufend dazuzulernen (z.B. Sprüche 4:5-8). Es wurde zum Sparen angehalten, schon der erwähnte "Zehnte" sollte jedes Jahr zurückgelegt werden, um damit zu den religiösen Festen reisen zu können und Gaben dafür bereit zu haben (5. Mose 14:22-27). Paulus forderte Christen auf, jede Woche etwas zurückzulegen, um es bei Bedarf für in Not geratene Mitchristen zur Verfügung zu haben (1. Korinther 16:1,2), und legt eine maßvolle Haltung im Umgang mit irdischen Gütern nahe (1. Timotheus 6:8). Jesus geht davon aus, dass berechnet werden muss, ob genug Geld da ist, bevor z.B. ein Bauprojekt gestartet wird (Luk. 14:28). Ein nachhaltiges Wirtschaften wäre auch heute dringend gefragt als Therapie und Vorsorge: private, wirtschaftliche und öffentliche Überschuldung ist eine Ursache weltweiter finanzieller Instabilitäten. Die Webseite Christuswege verfolgt keine politischen Ziele; daher werden hier nur allgemeine Gesichtspunkte gegeben.

*) So Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Zürich, lt. Interview in "Spektrum der Wissenschaft" März 2002, "Reziproker Altruismus...".

**) In mehr geistiger Hinsicht werden diese Werte in dem Kapitel über die Bergpredigt im Haupttext von Christuswege.net erläutert.

***) Siehe auch unsere Seite "Grundlagen der Ethik".

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Jesus und Frieden

Bibelstellen wie Lukas 2:35 "... Dir wird ein Schwert durch deine Seele dringen" zeigen, dass das "Schwert" von Jesus besonders als das "Schwert des Geistes" gemeint ist, mit dem der innere Kampf um die Wahrheit ausgefochten wird. Dadurch bekommt auch Matthäus 10:34 "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert" einen seelisch-geistigen Sinn. Auch bei diesem geistigen "Kampf" ist kein Hass gemeint, sondern die Eigenschaft der Wahrheit, letztendlich stärker zu sein als die Lüge oder Boshaftigkeit.

Die Haltung Jesu ist eine friedliche, siehe auch unser Kapitel "Ethik", und das Kapitel über die Bergpredigt. Matthäus 5:39 " Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar" ist ein drastisch ausgedrückter Aufruf, aus dem ewigen Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt auszubrechen. Der Mensch soll durch seine Taten usw. eine friedliche Zukunft "vorprogrammieren".

Das heißt jedoch nicht, dass es Christen verboten wäre, sich zu schützen oder zu verteidigen. Z.B. die Zugehörigkeit von Simon dem Zeloten - d.h. einem Widerstandskämpfer gegen die römische Kolonialmacht - im Jüngerkreis, wie auch, dass Petrus bis zuletzt ein Schwert getragen hat, deutet darauf hin, dass mindestens einige Jünger bewaffnet waren. Auf den langen Wanderungen durch das Land schützten sie sich wie Andere vor den lauernden bewaffneten Räubern usw. 

Johannes 18:11 "Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?" zeigt, dass es auch in der denselben Vorfall betreffenden Stelle in Matthäus 26:52 um eine besondere Lage geht: "...Da sprach Jesus zu ihm; Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen."  Da Jesus, als die Zeit dafür gekommen war, sich in etwas von Gott Vorgegebenes fügen wollte - und somit nicht verteidigt werden wollte -, war die Tat von Petrus eher ein Angriff auf einen Waffenknecht der Priester - Petrus selbst war nicht bedroht -; zumal ein unerwünschter und letztendlich zweckloser Angriff.

Aus solchen Gesichtspunkten ergibt sich, dass Jesus von gewalttätigen Angriffen wie auch von Racheakten abrät. Eine Haltung, die alles als Verteidigung auslegt, was in Wirklichkeit ein Angriff ist, ist von daher auch nicht zu begründen. Ebensowenig wäre eine List Dritter zu rechtfertigen, Andere in gewalttätige Konflikte untereinander zu treiben. 
Es ergibt sich jedoch nicht, dass Christen sich jeder gewalttätigen Willkür Anderer schutzlos ausliefern sollten. Dieser Schutz kann in erster Linie Gott und das Gebet sein, und wo es nötig ist, durch andere Maßnahmen.

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Jesus und Flucht / Migration / Kulturen.

Der biblische Befund zeigt ein vielfältiges Bild.
- bei der Geschichte des barmherzigen Samariters (z.B. Lukas10:24 ff.) und bei der samaritischen Frau am Brunnen (Johannesev. 4) sieht Jesus die Eigenschaften des allgemein menschlichen Kerns als ausschlaggebend, und nicht die Angehörigkeit zu einem fremden Stamm.
Die Samaritaner waren sonst bei den Juden gering geschätzt - u.a. weil sie nicht an Jerusalem orientiert waren. Jedoch waren sie ethnisch, sprachlich, kulturell und religiös den Juden relativ nahe.

- Auch über die Bibel hinaus hatte und hat im Orient die gute Behandlung von Gästen - auch eines Reisenden aus dem Ausland - eine hohe Bedeutung. Allerdings wurde und wird dabei erwartet, dass ein Gast sich an die Sitten der Gastgeber anpasst. Es gab keine gesellschaftlich erhebliche Einwanderung.

- Die Begegnung von Petrus und dem römischen Hauptmann Cornelius (Apostelg. 10:28) wirft ein Licht auf die Art von Begegnungen mit und Bekehrungen von Angehörigen heidnischer Religionen. Wiederum war dabei der seelisch-geistige Kern des Menschen ausschlaggebend, und nicht dessen Amt oder Religion. Daraus kann jedoch njcht herausgelesen werden, dass z.B. Juden und Römer - oder Juden und Samaritaner (s. oben), oder an anderer Stelle Juden und Griechen - als Kulturen oder Länder einfach bedeutungslos wären.

- Der Lehrauftrag an die Jünger: "Lehret alle Völker..." (Matthäus 28:19 und Luk.24:47)  bzw. "Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung ..." (Mk. 16:15) deutet besonders in Matthäus nicht automatisch darauf hin, dass die jeweiligen vorherigen Kulturen der Menschen ignoriert werden sollen, wie es in der vergangenen christlichen Missionsarbeit oft geschehen ist. Sie sollen vielmehr ernst genommen werden. Religion kann nur freilassend und einfühlsam gelehrt werden,  wenn wirklicher Gottesglaube entestehen soll. 

So ergeben sich Gesichtspunkte für individuelles Verhalten, aber - wie auch bei Bibelstellen zu anderen Themen, etwa der Bergpredigt -, keine unmittelbaren politischen Handlungsanleitungen für die Gegenwart. 

Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin (Summa theologiae I-II, Q.105,art. 3, 13. Jahrhundert),  unterschied nach der altjüdischen Tradition Fremde, die ein friedliches oder ein feindliches Verhältnis zum Staatsvolk hatten. Im Einzelnen wird unterschieden zwischen feindlichen Fremden, die überhaupt nicht aufgenommen wurden; friedlichen Reisenden , die nicht unterdrückt werden sollen; und Fremden, die friedlich ankommen, um eine Zeit im Land zu bleiben, welche nach Exodus 22,20 ebenfalls nicht unterdrückt oder bedrängt werden sollen; sowie anderen Fremden, die nach langzeitiger Anpassung völlig zum Staatsleben und religiösen Ritus zugelassen wurden.

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Allgemeine christliche Gesichtspunkte für Gesellschaft und Politik *).

Matth. 22, 21; Mk 12,13-17; Lk 20,20-26: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist" ist eine realistische Haltung betr. die Steuerzahlung an die römische Herrschaft. Es zeigt sich darin auch eine klare Unterscheidung zwischen staatlichen und religiösen Funktionen. Dagegen ist hier keine grundsätzliche Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit gemeint; Apostelgeschichte 5,29: "...Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." Dementsprechend rechtfertigt Jesus auch nicht automatisch jedes Versagen mit "Sachzwängen".

Einerseits ist die allgemeine Werteskala der Bergpredigt (Matth. 5-7) usw. nicht unmittelbar in gesellschaftliche Handlungsanleitungen zu übertragen. Jedoch wäre es sicher nicht im Sinne Jesu, im privaten Leben nach dem Gebot der Nächstenliebe zu handeln, und z.B. in Verbänden oder politischen Funktionen gegenteilige Prinzipien anzuwenden. Eine ernsthafte Ethik **) muss sich auf allen Ebenen bewähren, und letztendlich auch für die Welt insgesamt gelten.
Z.B. wäre es nicht im Sinne der Wahrhaftigkeit und Verantwortlichkeit, die Jesus demonstriert, sich mit unredlichen Methoden gegenüber Mitbewerbern durchzusetzen; die Öffentlichkeit zu betrügen; und über die Betroffenen hinweg Projekte in die Welt zu setzen, deren Harmlosigkeit für (nichtkriminelle) Mitmenschen und andere Geschöpfe nicht ausreichend erwiesen ist. So kann ein christliches Engagement auch ein eigenständiges Denken erfordern, das über einseitige "links-/ rechts-" Denkmuster hinausgeht.

Ein prophetischer Rat findet sich in Jeremia 29,7: "Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl." Dies legt eine Entscheidung zugunsten des Gemeinsinns im weitesten Sinn nahe. Christen wird auch durch Matth. 5,13, Matth.13,33 usw. ans Herz gelegt, sich für die Gesellschaft zu interessieren, und "das Salz der Erde" zu sein.
Jedoch kann es für Christen auch Situationen geben, wo sie sich von gesellschaftlichen Missständen distanzieren müssen: Johannesoffenbarung 18,4: "Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr (der Stadt 'Babylon'), mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!"***

*) Die Website Christuswege.net verfolgt keine politischen Zwecke. Hier werden zu diesem Thema nur von politischen Richtungen unabhängige, allgemeine Anregungen aus christlicher Sicht gegeben.

**) Siehe auch unsere Extraseite "Grundlagen der Ethik".
Siehe ebenso unsere Extraseite "Christliche Gesichtspunkte zu Wirtschaft und sozialen Fragen"

***) Eine gewisse Vorbeugung auf gesellschaftlicher Ebene wäre das Subsidiaritätsprinzip aus der katholischen Soziallehre, - das einst z.B. auch in der EU Grundlage  war. Würde das ernst genommen, würden auf der jeweils übergeordneten Ebene nur übergeordnete Themen geregelt, die im kleineren Maßstab bzw. von unten, z.B. der Gemeinde nicht sinnvoll geregelt werden können. So ergäbe sich eine mehr dezentrale Ordnung, letztendlich ausgehend vom einzelnen Menschen, und von dort aus zu Familien, Gruppen und zu staatlichen Ebenen. Das hieße aufgrund der Menschenwürde der Einzelnen, deren Freiheit und deren Wille zur Mitverantwortung konsequenter zu achten, statt zu versuchen, alle Lebensbereiche zu bürokratisieren, mit Regelungen, die nicht konsensfähig sind. Darüber hinaus ist allerdings angesichts menschlicher Unvollkommenheiten eine von Gott ausgehende Nachhilfe zu erhoffen.

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Christentum und Philosophie: zu Habermas' Rede "Glaube und Wissen" von 2001*).
Mit Anmerkungen zu weiteren philosophischen Richtungen.

Der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas ***), bisher als unreligiös betrachtet, erkannte die Wichtigkeit religiöser Vorstellungen auch als Wurzel der Werte und des sozialen Zusammenhalts einer weltlichen Gesellschaft. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen, geschaffen mit der Fähigkeit und dem Recht auf Freiheit, könne auch "religiös Unmusikalischen" - wie er sich einschätzt - etwas sagen. Die Welt bleibe angewiesen auf Versöhnung und Vergebung - also auf Werte, die der Religion entstammen. Er bezieht sich auf das "Leiden der unschuldig Misshandelten, Entwürdigten und Ermordeten, das über jedes Maß menschenmöglicher Wiedergutmachung hinausgeht". "Die verlorene Hoffnung auf Auferstehung hinterlässt eine spürbare Leere" (in der säkularen Gesellschaft).

Bei aufgeklärten Christen findet Habermas gewichtige Vorleistungen, die nun umgekehrt auch weltliche Denker gegenüber diesen Christen zu leisten hätten:
- Das religiöse Bewusstsein müsse die erkenntnismäßig "dissonanten" Begegnungen mit anderen Konfessionen und Religionen verarbeiten. Anmerkung: Immerhin ist im Abendland eine gewisse Zivilisierung des Umgangs zu verzeichnen, die aber auch begrenzt ist. Gesichtspunkte, die für einen ökumenischen oder interreligiösen Dialog wesentlich sein können, finden sich in unserem Haupttext verstreut, und in einigen Extraseiten, z.B. betr. der Kirchen und betr. Ethik.
- Das religiöse Bewusstsein müsse sich weiter auf die wissenschaftlichen "Autoritäten" einstellen. Anmerkung: aus Sicht dieser Website ist der wissenschaftliche Mainstream (Mehrheit) oft keineswegs auf dem oft betonten neuesten möglichen Stand, oder wollte diesen aus wirtschaftlichen u.a. Gründen nicht wahrhaben. Diese Form von Autorität ist daher in vielen Fragen zweifelhaft geworden. Auch im wissenschaftlichen Bereich fehlt es an interdisziplinärer Offenheit, und an dem nötigen Pluralismus. Dies gilt auch gerade für wesentliche Fragen, die das Menschenbild berühren, etwa in der Gentechnik (deren Problematik Habermas auch erwähnt); aber auch in den übrigen Naturwissenschaften. Dies Problem wird an mehreren Stellen unseres Haupttextes entlang der Schritte der Evangelien aufgegriffen. Es ist aber richtig, dass ein Dialog zwischen Religion und Wissenschaften notwendig ist. Nur müssen dann unserer Erfahrung nach auch die neueren Strömungen der Naturwissenschaften **) einbezogen werden, d.h. auch "Außenseiterforschung" usw. Außerdem müssen dann vonseiten der Religion auch Erkenntnisse einbezogen werden, die aus der bewussten Verarbeitung religiöser Tiefenerfahrungen stammen, statt bloßer theologischer Denkgebäude. Nur so ist es möglich, nicht aneinander vorbeizureden. Bisherige Dialoge auf der Basis veralteter wissenschaftlicher Paradigmen (Grundvoraussetzungen, Weltbilder) bzw. verkürzter Vorstellungen von Christentum greifen daher zu kurz. Auch Geisteswissenschaften könnten von einem solchen Prozess profitieren, in dem der Mensch wieder zu einem Menschen wird, seine Seele wieder zur Seele, statt zu einer bloßen chemischen Hirnfunktion.
- Das religiöse Bewusstsein müsse sich auf die "Prämissen eines Verfassungsstaates einlassen...". Er verweist darauf, welche Destruktivität sich ohne diesen Schritt im religiösen Bereich ergeben kann. Anmerkung: Diese Anpassung von modernen Christen an freiheitliche Werte ist teilweise auch ein Schritt in Richtung der Ursprünge vor der Verquickung des Christentums mit staatlichen Zwangsinstrumenten seit 325 n.Chr.

Während also christliche bzw. religiöse Kreise sich im Umgang mit weltlichen Einrichtungen meist an deren Sprache anpassten, müssten sich nun nach Habermas die rein weltlich denkenden und sprechenden Kreise im Dialog mit Christen bzw. religiösen Menschen auf deren eigentliches Denken einstellen, statt "das, was einmal gemeint war", bloß zu "eliminieren". Säkulare Mehrheiten dürften in für Gläubige wesentlichen Fragen keine Mehrheitsentscheidungen durchdrücken, ohne ernsthaft geprüft zu haben, was sie selbst von dem Einspruch von dieser Seite lernen können. Anmerkung: Nun denn, sollen in der Tat Naturwissenschaftler, Politiker, usw. sich im Gespräch mit Christen tatsächlich auf das gewisse "Etwas", einstellen, das in Begriffen wie "die Schöpfung bewahren", "Geschöpf", selbst "Mensch" usw. zusätzlich mitschwingt, gegenüber Begriffen wie Kosmos, Biosphäre, Ökologie, Lebewesen, Homo Sapiens... .

Habermas setzt auf eine vermittelnde "dritte Partei" zwischen Religion und Wissenschaft: einen "demokratisch aufgeklärten Common sense" (Gesunder Menschenverstand/ -Vernunft); und dies in einer "post-säkularen Gesellschaft", die sich auf den Fortbestand religiöser Gruppen einstellt. Anmerkung: Das funktioniert bisher z.B. in Deutschland nur wenig, oder nur, insofern zumindest die großen Kirchen mehr oder weniger in Diskussionsprozesse einbezogen werden müssen. In den USA z.B. genießt zwar die religiöse Betätigung der Einzelnen eine größere Achtung; aber die religiösen Werte kommen dafür dort in einer Form in der säkularen Gesellschaft an, dass sie oft kaum als christlich wiederzuerkennen sind.

*) FAZ/ SZ 15.10.2001 oder deutscher Internettext;

**) siehe auch unsere Seite "Naturwissenschaft und Gottesglaube"

***) Anmerkung: Habermas und weitere philosophische Richtungen:

Jürgen Habermas gehörte neben Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse zur "Frankfurter Schule", die mit ihrer "kritischen Theorie" die Studentenbewegung von 1968 erheblich beeinflusste, und damals abgewandelte neomarxistische, aufklärerische und atheistische Denkweisen einbezog. 
Aus einer konservativen philosophischen und theologischen Sicht hat besonders Günter Rohrmoser seit 1969 die Theorie und Praxis der 1968er-Bewegung kritisiert. Er sah deren "Utopie" als Ersatzreligion (und damit als Konkurrenz zur kirchlichen "Heilslehre / Eschatologie"), und versuchte dem gegenüber z.B. die alte Lehre des Augustinus von "zwei (gottgewollten) Reichen" - Religion und Staat - zu retten. 
Sowohl Vertreter der Frankfurter Schule als auch deren konservativ-christliche und wirtschaftsliberale Gegner waren und sind teils heute noch groß darin, einseitig alle Argumente aufzulisten, die so gegen die jeweils Anderen zu sprechen scheinen, bzw. die überhaupt die "Gegenseite" fälschlich als einheitlichen Block darstellen. So haben die einen die Chance versäumt, differenziert danach zu suchen, was von der traditionellen Werteordnung erhaltungswürdig ist; und die Anderen versäumten, differenziert darauf hinzuschauen, was an den neuen sozialen Bewegungen jenseits ideologischer Verzerrungen das berechtigte - gegen formalistische Autoritätsgläubigkeit gerichtete - Motiv war. Allerdings haben viele Menschen in Deutschland und anderswo seither einige Fortschritte in dieser Diskussion gemacht, weil sie nicht mehr bereit waren, sich in die alten "Frontlinien" von 1968 hineinpressen zu lassen. In der Forschung ist dieser Fortschritt allerdings noch nicht ausreichend nachvollzogen - da gibt es immer noch Bücher, wo der Gegner für alles Übel in der Welt verantwortlich gemacht wird, und wo das Handeln der eigenen Freunde fleckenlos erscheint.

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Allgemeine christliche Gesichtspunkte für ökologische Fragen *).

Genesis 1:26-28 "Dann sprach Gott: lasst uns Menschen machen als unser Abbild**), uns ähnlich. Sie sollen herrschen über ... die ganze Erde... " heißt keineswegs, - wie es praktisch umgesetzt wurde - dass der Mensch verantwortungslos mit der Umwelt umgehen darf. Vielmehr ist hier von der ursprünglichen Vision einer Menschheit die Rede, als zuletzt hervorgebrachte Spitze der Schöpfung mit gottähnlichen Eigenschaften. Daher ging es um die natürliche Autorität eines Menschen, der die anderen Wesen "benennen" konnte, und sehr wohl verantwortlich mit ihnen umgehen konnte. Genesis 2:15 benennt diese Verantwortung so: "Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und hüte / bewahre". Dieses "Hüten" bezieht sich auf eine lebendige Schöpfung, die sich weiter entfaltet. Der Mensch ist später (vgl. Paradiesgeschichte) aus dieser Einheit mit Gott und seiner Schöpfung herausgefallen, und wurde egoistisch. Da nun die Grundlage entfallen war, muss der Mensch sich nun alle geistigen Grundlagen neu erarbeiten, statt auf paradiesische Vollmachten zu pochen.

Auch im Neuen Testament wurde die Schöpfung wichtig genommen: In Römer 1:20 heißt es, dass "Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit seit Erschaffung der Welt an den Werken der Schöpfung erkannt". Römer 8:19 "Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes" (andere Übersetzung; "auf den erlösten Menschen", d.h. auf vollkommener gewordene Menschen). Römer 8:22 "Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt." Markus 16:15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium der ganzen Schöpfung. (s.a. Kolosser 1:23).
Jetzt hilft Jesus Christus. Auch er nimmt jedoch dem Menschen nicht die Verantwortung für Mitmenschen und Mitgeschöpfe ab; sondern hilft, dass Menschen "vollkommen sein sollen wie der Vater im Himmel" (Matthäus 5:48), d.h. so, wie es ursprünglich gedacht war - sodass sie ihre Verantwortung wahrnehmen können.****) Erst dadurch wird die Schöpfung wieder eins. Nur setzt dies voraus, dass sie diese Hilfe auch annehmen. Ein Fortfahren des Menschen ohne Gott wird in Römer 1:20 sogar "unentschuldbar" genannt.

In der Johannes-Offenbarung (zu ihrem Charakter siehe Teil 2 unseres Haupttextes) werden zwar u.a. katastrophale Entwicklungen angeführt, die die Menschheit bzw. Teile davon, und die übrige Natur betreffen können. Aber nirgends werden diese Begleiterscheinungen in einer Zeit göttlicher Korrekturen als positiv bzw. als die eigentlichen göttlichen Ziele gezeigt; und nirgends werden in der Offenbarung Menschen entschuldigt, die ihrerseits zum Artensterben oder anderen Katastrophen beitragen, und schon gar nicht werden sie dazu aufgefordert, dazu beizutragen.***) Vielmehr wird diese leichtfertige Zivilisation in der Offenbarung äußerst kritisch gesehen.
Die Offenbarung ändert nicht die positive Vision des übrigen neuen Testamentes, z.B. der Bergpredigt (Matth. 5 "Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen ...").

Zum "Kreationismus", besonders im englischsprachigen Raum verbreitet: unsere Seite vertritt keine Art von -"ismus". Die Schöpfung der Welt und des Menschen lässt allerdings tatsächlich statt des reinen Zufallsprinzips göttliche Weisheit erahnen. S. auch unsere Seite "Naturwissenschaft und Gottesglaube". Auch Zweifel an manchen nicht gesicherten archäologischen bzw. erdgeschichtlichen Zeitangaben sind zulässig. Aber Diejenigen, die obendrein die "7 Schöpfungstage" in  der Genesis als 7 Tage im heutigen Sinn mit 24 Stunden verstanden haben, sollten dies als eine Interpretation erkennen: damit sollte der Glaube nicht stehen oder fallen. Die heutigen Tage setzen die fertig entstandene bzw. geschaffene Erde samt ihrer heutigen Drehung voraus, was es ja am Anfang alles nicht gab. Schon in der Bibel selbst wird festgestellt "für Gott sind tausend Jahre wie ein Tag". Die 7 Tage dürften sehr wohl etwas Reales bedeuten, aber "Zeiträume", "Schöpfungszyklen" mit nicht näher genannter Dauer. Ausgerechnet die umfangreichsten Schöpfungsprozesse als die kürzesten anzusehen, dürfte angesichts neuer Entdeckungen bald ebenso wenig haltbar sein, wie viele bisherige archäologische Vorstellungen. In der Bibel genügend angedeutet ist, dass sich Gott schon vor Mose Menschen wie Henoch und Noah offenbaren konnte. Unsere heutige Schöpfungsgeschichte dürfte auf eine alte mündliche, später schriftliche Überlieferung aus solchen - echten - Ursprüngen zurückreichen, von der sich Teile auch in anderen Kulturen erhalten haben. In der Forschung bekannt sind z.B. einige auffällige Ähnlichkeiten mit dem sumerischen Gilgamesch-Epos. Das heißt nicht, dass die Genesis dort abgeschrieben sein müsste. Aber es erinnert daran, dass Abraham aus Mesopotamien stammte.

*) Diese Website ist nicht politisch tätig. Daher werden hier nur allgemeine Maßstäbe diskutiert, und keine Handlungsanleitungen für einzelne politische Sachfragen der Gegenwart. Themen, die von Christen unterschiedlicher Richtung im Zusammenhang mit der Erhaltung der Schöpfung bearbeitet wurden, sind z.B. Ungeborenes Leben, und ein Missbrauch der Gene und der Atomkraft.

**) Dies könnte als eine spezielle Form eines pan-en-theistischen Ansatzes ("Gott ist auch in seiner Schöpfung wiederzufinden") gesehen werden - nicht zu verwechseln mit Pantheismus ("Gott ist alles"). Die direkteste Beziehung Gottes zur Schöpfung kommt hier jedoch mit Hilfe des Menschen zustande (vgl. auch Joh. 14:21, 14:23, 15). Und selbst diese kommt erst in dem Maße praktisch zur Geltung, in dem der Mensch dessen immer bewusster wird, und er Christus immer verwandter wird. Auch die Freude an der Schöpfung kann zu Gott führen; aber bei einer solchen Schöpfungsmystik sind stattdessen auch erhebliche Abwege möglich, wo Gott nur noch ein Wort für die eigenen materiellen Angelegenheiten und Wünsche wäre.

***) Das mag im deutschsprachigen Raum selbstverständlich sein; aber in den USA z.B. ist das nicht Allen klar.

****) Die angelegten Möglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung werden auf Grund der Schritte im Leben Jesu in unserem Haupttext Teil 1 herausgearbeitet. Der Mensch kann heute bewusst - im  Unterschied zu einer früheren, mehr instinktähnlichen Weise - z.B. lernen, die Zusammenhänge mit seinem Umkreis und der Umwelt sowie der Erde wieder stärker zu erkennen. Er kann dabei auch zu einem "vernetzten Denken" finden (ein Begriff, der auf anderer Grundlage von Frederic Vester benutzt wurde), bzw. zu einem "multifaktoriellen Denken" (von Dörner benutzter Begriff für das Studium komplizierter ökologischer Zusammenhänge statt des dafür unbrauchbaren alten "linearen" bzw. "monokausalen" Denkens = "1 Ursache  → 1 Wirkung". S.a. unsere Seite "Bewusstsein, Gehirnforschung und freier Wille"; sowie die Seiten "Grundlagen ethischer Werte", "Christliche Gesichtspunkte für Wirtschaft und soziale Fragen", "Allgemeine christliche Gesichtspunkte für Gesellschaft und Politik", "Christentum und Philosophie...".

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Ungeborenes Leben *.

Der Beginn menschlichen Lebens:. 
Das Menschenbild konservativer wie auch kritischer Christen stimmt darin weitgehend überein, dass menschliches Leben schon mit der Zeugung beginnt. 
Die Bibel zeigt in vielfacher Weise menschliches Leben als Einheit; von seinem göttlichen Ursprung - über das Weitergeben des Lebens durch die Generationen - bis zu den verschiedenen Alters- bzw. Entwicklungsstufen des Einzelnen. Es ist darin nicht angelegt, von "Leben ohne Wert bzw. ohne Menschenwürde" in irgend einer Zeit vor der Geburt, oder in irgend einem Zustand von Alter und Krankheit zu sprechen.
Prof. Böckle nennt im "Handbuch der christlichen Ethik" aus der Geschichte einige Theologen - in deren Originaltexten so teils nicht auffindbar - die statt der Zeugung die kurz danach erfolgende Einnistung (Nidation) als wesentlichen Zeitpunkt angenommen hatten.
Moderne Naturwissenschaft möchte meist wertfrei sein. Aber auch naturwissenschaftliche Befunde zeigen nur fließende Übergänge zwischen dem Stadium der befruchteten Eizelle und dem erwachsenen Menschen. Wo immer in der Gesellschaft Grenzen gesehen werden mögen, ab denen menschliches Leben beginne, sind diese also willkürlich. So z.B. der Embryologe Erich Blechschmidt: das einst von Haeckel angenommene "biogenetische Gesetz", wonach der Embryo tierische Stadien aus der Entwicklungsgeschichte wiederhole, ist veraltet: jedes Organ entfaltet sich planmäßig auf seine Rolle im Menschen hin. Die Reaktionen des Embryos können heute mit Ultraschall gefilmt werden. Ebenso betonte der Humangenetiker Prof. L. Lejeune, dass schon die Gene in der befruchteten Eizelle den Plan des erwachsenen Organismus des Menschen enthalten; wir würden sagen, sie sind das physische Gegenstück dieses Planes. Auch aus der Hirnforschung, der Entwicklungsneurologie, und der Psychologie gibt es verwandte Erkenntnisse. Auch Bewusstseins- und Erinnerungsvorgänge können bei ganzheitlichem und unvoreingenommenem Forschen in immer früheren Entwicklungsstadien ertastet  werden.
So hat diese Wertvorstellung auch über die Grenzen religiöser Kreise hinaus Bedeutung.

Eine andere Frage ist jedoch der praktische Umgang mit solchen Anschauungen. 
Das Gebot "Du sollst nicht töten" - Exodus 20 - wurde in der Zeit des Alten Testamentes im Sinne von "Du sollst nicht morden" verstanden ; wobei die Vorstellungen, was Mord ist, und was Tötung, später wechselten. Im weiteren Sinne wird der Maßstab des Gebotes für alles menschliche Leben angewandt, und von Vegetariern sogar darüber hinaus auf das Tierreich. Der moderne Ansatz eines interreligiösen "Weltethos" ** enthält "eine Kultur der Ehrfurcht vor allem Leben" als Leitbild. 
Auf jeden Fall aber ist - wie es in jeder seriösen Schwangerschaftsberatung geschieht, auch wenn sie gerne zum Austragen des Kindes ermuntern und Hilfen geben möchte - die individuelle Lebenssituation der Betroffenen mit ihren Schwierigkeiten, Ängsten, Gewissensnöten usw. ernst zu nehmen, statt dass pauschal alle verdammt werden, die sich mit dem Gedanken tragen, abzutreiben. Frauen machen sich die Entscheidung in den meisten Fällen keineswegs leicht. Auch ist die Mitverantwortung der Männer und des Umfeldes zu bedenken, statt das Problem einseitig der Frau zuzuschreiben. 
Wenn es darum geht, Schwangerschaftsabbrüche so weit wie möglich zu verringern oder letztendlich zum Verschwinden zu bringen, dann ist es über individuelle Bemühungen hinaus vor allem nötig, auch gesellschaftlich ein Leben mit Kindern zu erleichtern; also Probleme anzupacken, die heute Anlässe für einen Teil der Abtreibungen bieten - statt z.B. sich darin zu überbieten, auch für sozial Schwache  weitere Lasten zu fordern.

Die rechtlichen Fragen *:
Jesus Christus legte den Menschen nahe, sich bewusst zu ethischem, moralischem Verhalten zu entscheiden, statt vorwiegend auf den Druck einer äußeren gesetzlichen Norm oder Sitte zu bauen, wie es in alttestamentarischer Zeit war. Dennoch können rechtliche Normen ethischen Fragen eine Stütze geben, wie es auf fast allen Gebieten des Lebens versucht wurde.
Strafrechtliche Regelungen (wie der deutsche §218), ob streng oder liberal, haben im internationalen Vergleich anscheinend nur eine beschränkte Wirkung auf die Zahl der Abtreibungen. Dementsprechend sind, wie schon erwähnt, zur Lösung mehr andere Bemühungen notwendig.

Der Zusammenhang mit Gentechnik und Fortpflanzungsmedizin: 
Auch bei wissenschaftlichen Forschungen und bei künstlichen Befruchtungen gibt es international einen "Embryonenverbrauch", der z.B. durch das deutsche Embryonenschutzgesetz  zu beschränken versucht wird. Zur Zeit bietet die Präimplantationsdiagnostik (PID) eine neue Versuchung, zusätzliche Abtreibungsursachen zu schaffen.

Konsequenzen auf anderen Gebieten: 
Wo es um Lebensschutz geht, müsste es übrigens auch um alle Gefahren gehen, denen die bereits Geborenen ausgesetzt sind - und insbesondere um diejenigen Gefahren, denen geborenes und ungeborenes Leben gemeinsam ausgesetzt sind. Umweltgefahren treffen Mütter und den Embryo, den empfindlichen Embryo sogar stärker als die Erwachsenen. Das wurde von Lebensschützern oft übergangen; wie umgekehrt Viele, die sich für die Umwelt einsetzten, sich nicht um das Problem der Schwangerschaftsabbrüche kümmerten, was z.B. Franz Alt schon  1985 bekümmerte.

*) "Christuswege" ist keine politische Website. Es wird hier gegen Niemanden geschrieben, und keine politische Forderung gestellt, sondern nur über allgemeine Maßstäbe informiert.

**) Siehe u.a. unser Extrakapitel "Grundlagen ethischer Werte"

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Teil 4, Das Alte Testament, und Beiträge zum Dialog mit anderen Religionen.

Das Alte Testament, die jüdische Religion und Jesus Christus...
mit Auszügen aus dem Haupttext und Ergänzungen.
 

Diese zusätzliche Seite ist ein Beitrag zum besseren Verstehen des Alten Testamentes und zum interreligiösen Dialog. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, die alttestamentarischen Schriften ähnlich ausführlich zu behandeln, wie dieses Webprojekt etwa die Evangelien und die Apostelgeschichte (Pfingstereignis) behandelt. Dennoch können später erweiterte Beiträge zu diesem gemeinsamen Erbe von Juden und Christen erscheinen.

Zum Verhältnis der heiligen Schriften zueinander

Jesus Christus und seine Jünger bezogen sich oft auf die bei ihren Hörern bekannten Heiligen Schriften. Dies ist einmal das Alte Testament. Es enthält eine Schöpfungsgeschichte, Bücher über die Geschichte der Juden, Gesetzesschriften, prophetische Schriften, Psalmen, Apokryphen usw. Jesus und die Jünger stellten dar, dass ihre Arbeit die Inhalte der älteren Offenbarungen zwar nicht aufhebt; dass sie aber nicht in erster Linie als Schriftausleger kommen, sondern dass es jetzt um das Leben aus dem unmittelbaren Kontakt mit Gott und Christus heraus geht. (S.a. "Grundlagen ethischer Werte" und den Haupttext von "Christuswege.net".) Dadurch ergeben sich dann gegenüber dem Alten Testament neue Sichtweisen.

Im Neuen Testament finden sich jedoch auch viele Bezüge zu anderen Glaubensrichtungen der damaligen Zeit. Z.B. das Johannesevangelium spricht offensichtlich vielfach zu Jenen, die gnostische Weisheitslehren kannten, um diesen vor ihrem eigenen Hintergrund gerade auch das abweichende, spezifisch Christliche zu erläutern. Ein einfaches Beispiel ist schon die Bezeichnung "Er war das wahrhaftige Licht..." in Joh.1. Einige Paulusbriefe usw. berücksichtigen ebenfalls den Kenntnisstand von Menschen aus dem Umkreis der alten Mysterienreligionen, eher mehr als die jüdischen Überlieferungen. Jemand, der diese Traditionen nicht kennt, wird das nicht bemerken. An solchen Stellen des Neuen Testamentes sind keine pauschalen Verdammungsurteile gegen alle nichtjüdischen alten Schriften zu finden. Solche Urteile finden sich nur an den Stellen, wo ausgesprochene Missbräuche konkreter, degenerierter Kulte angesprochen wurden, um die Menschen vor solchen Wegen zu warnen (z.B. die Tempelprostitution). Der alte, gesetzmäßigere Weg der Mission war es, Menschen da abzuholen, wo sie standen; statt zu verlangen, dass sie ihre gesamte Biographie einfach vergessen sollten - was eher zusätzliche Brüche im Bewusstsein erzeugt - statt Erlösung zu bringen, die Brüche heilt. Menschen anderer Herkunft wurde nicht abverlangt, dass sie zuerst die gesamte jüdische Tradition aufnehmen müssten. Sie waren insofern den Juden gleichberechtigt (vgl. z.B. Apostelgeschichte 15,19). Gleichwohl gab es darüber zwischen den Jüngern Auseinandersetzungen, die heute noch vorkommen.

Das Werk Jesu war zwar in dieser Form damals nur denkbar auf dem Hintergrund des Gottesglaubens und der Hoffnungen auf einen grundlegenden, auch die übrige Welt betreffenden Wandel, wie dies in Israel durch die Propheten vorgezeichnet war. Allerdings wäre es seither sehr wohl möglich, das Christliche auch auf der Basis weiterer religiöser Traditionen statt des Alten Testaments herauszuarbeiten. Dies wurde in den ersten Jahrhunderten z.B. auf der Basis der gleichfalls monotheistischen Religion Zarathustras heraus versucht. (...) Diese Versuche sollen an dieser Stelle nicht be- oder verurteilt werden.

Die jüdische Religion (Judaismus) hat nach der hebräischen Bibel einige weitere Schriften hervorgebracht, wie die Rechtsgrundlagen (Mischna) und Kommentare (Gemara) des Talmud - in den Fassungen von Babylon und Jerusalem -. Wo entsprechende Teile des Judentums erstreben, die 613 Gesetze (Halacha) formalistisch anzuwenden - statt eine Situation unter Beachtung der Liebe Gottes vorurteilslos anzuschauen -, gibt es schwere Probleme. Ähnliche Probleme können z.B. bei einer schematischen Anwendung des Kirchenrechts (und selbst des weltlichen Rechts) entstehen.
Weiter sind die Grundlagenwerke der mystisch - esoterischen Richtung, der Kabbalistik zu nennen: Zohar (Sohar) / Sepher Jezirah. Diese werden dem 13. Jahrhundert zugerechnet, dürften aber auf ältere Überlieferungen zurückgehen; Einiges erinnert sogar an das alte Ägypten. (Auch heute gibt es eine jüdische Mystik .)

Zu den Gottesbildern

"Der Gott Abrahams" wurde sowohl als persönlicher Gott der Familie, des Stammes und des Volkes Israel erlebt; andererseits auch als Gott des Universums. Dieser Glaube hat erst mit der Zeit die strenge monotheistische Form angenommen, zu dem die Propheten immer wieder aufriefen.*
Anfangs wird Gott im Alten Testament "Elohim" genannt, - d.h. "göttliche (Schöpfer)geister", die schaffenden Hände Gottes, und nicht etwa materielle Außerirdische mit gentechnischen Experimenten usw., wie heute in manchen Büchern spekuliert wird -; soweit es teils problematische Einflüsse auf die Entwicklung der Erde gab, sind diese hinzugekommen. Die semitischen Worte „Elohim" und „Allah" (islamische Gottesbezeichnung) haben sicherlich denselben Ursprung, desgleichen "El" der Kanaaniter. 

Der Name Jahweh/ Jehovah/ JWHW tritt im Alten Testament erst später auf. Beim Näherkommen Gottes im Laufe der Epochen, so mystische und geisteswissenschaftliche Quellen wie Lorber oder Steiner, sei u. a. das Erleben von Gott als Jehovah entstanden. Nur die Übersetzungen verwenden leider immer dieselben Bezeichnungen, wo im Original viele verschiedene Gottesnamen stehen. So wird die jeweils unterschiedliche Erlebensart durch die Menschen der verschiedenen Epochen übergangen. Die echte Gotteserfahrung als Jehovah wurde möglicherweise zeitweise menschlich getrübt; und sogar negative Wesen könnten in diesem Zusammenhang zeitweise Leute irregeführt haben. Viele modernen verwirrenden Theorien würden ihre Lösung finden, wenn dieser Gesichtspunkt bedacht würde. Es ist ein Phänomen in vielen Religionen, dass Menschen, deren Spiritualität verflacht war, und die z.B. voll von Hass waren, nur wenig für die korrigierenden Worte von Propheten offen waren. So müssen sich nicht alle Einzelheiten im Alten Testament auf den wirklichen „Jahwe" beziehen, und auf „JHWH" im Sinne der Erläuterungen von Prof. J. J. Hurtak/ USA. Aber das heißt nicht, dass jedes alttestamentarische Geschehnis aus der menschlichen Logik unserer heutigen Gesellschaft bewertet werden könnte. Gott weiß besser als wir, was er warum tut, und was er warum von Menschen möchte.

Der Messiasglaube und Christus

„Christos" ist schon in der Septuaginta, der von Juden für Juden im 3./2. Jahrhundert vor Chr. angefertigten Übersetzung der hebräischen Bibel ins Griechische, das Wort für „Meschiach", den prophezeiten Messias. Dies ist somit keine Erfindung des Paulus, wie einige moderne Schriftsteller glaubten. Die Schriftrollen von den Höhlen im Umkreis des Toten Meeres (Qumran) zeigen, dass tiefgläubige Juden gerade in den Jahrzehnten/ Jahrhunderten vor Chr. ein messianisches Friedensreich erwarteten, wie es in Jesaja 11 beschrieben ist. Aber schon damals gab es unterschiedliche Auslegungen über das Wesen des Messias – wie auch die Jünger Jesu es recht schwer hatten zu verstehen, dass es bei dem angesagten neuen „Königreich" nicht um eine äußerliche nationale Revolte gegen die Römer ging, sondern um eine spirituelle, alles verwandelnde Entwicklung, ein "Reich des Himmels".

Die Gemeinschaft von Qumran wird oft zu den strenggläubigen, spirituellen Essenern gerechnet, der dritten grundlegenden Schule des damaligen Judentums neben den Pharisäern und Sadduzäern. Genau genommen handelte es sich eher um eine den Essenern nahestehende, unabhängige Gemeinschaft, die zu den anderen Strömungen im damaligen Judentum gute Kontakte hatte, neben den friedlichen Essenern auch zu den ebenfalls eigenständigen militanten „Zeloten", und zu den Pharisäern in Jerusalem (letztere vertrauten dieser Gemeinschaft in der Not selbst die Aufzeichnungen über den Tempelschatz an; offenbar galten sie trotz unterschiedlicher Ansichten als absolut vertrauenswürdig). Die „Gemeinderegel" 1QS enthielt Angaben über die Messiaserwartung. Es wurden sogar 2 Messiasse bzw. 2 Abstammungslinien eines solchen erwarteten Messias erwähnt, die nach dem damaligen Recht auf Jesus zutreffen könnten: durch Joseph aus dem Hause David und durch Maria aus dem priesterlichen Linie von Aaron (Dies erwähnt z.B. auch Carsten Peter Thiede, der im Auftrag der israelischen Antikenbehörde mit diesen Schriftrollen befasst ist).
Die Prophezeiung aus Micha 5,1, wonach der Messias aus Bethlehem stamme, scheint in diesen Kreisen, die die Messiaserwartung pflegten, keine Bedeutung gehabt zu haben. Dennoch bezieht sich z.B. der Evangelist Matthäus darauf. Von Manchen wurde dies leichtfertig als seine Erfindung betrachtet, da Jesus aus Nazareth stamme.**

Die Stelle beim Propheten Daniel 9:25 wird oft auf Jesus bezogen: Von der Anweisung zum Bau des 2. Jerusalem (s. Nehemia 2:18; ca. 445 v.Chr.) bis zum Tod des (2.) Gesalbten würden zusammen 69 "Wochen" vergehen. Sind darunter "Jahrwochen" aus je 7 Jahren zu verstehen  (vgl. die Bedeutung der "Sabbatjahre" usw.), dann würde dies in der Tat ungefähr auf die Zeit der Kreuzigung verweisen.

Übereinstimmungen zwischen jüdischen und christlichen Theologen betreffend Jesus.
Viele moderne jüdische und christliche Forscher sind inzwischen immerhin zu folgenden gemeinsamen Ansichten gekommen:
- Jesus als tatsächliche historische Person zu sehen, geboren in Nazareth in Galiläa; als Sohn von Josef und Maria (Mirjam); aufgewachsen in einem Kreis von Brüdern und Schwestern;
- getauft von Johannes dem Täufer und Bußprediger; wonach er sich berufen sah, öffentlich zu wirken; aus welchem Zusammenhang heraus dann die Jesus-Bewegung entstanden ist;
- dass er als Wanderprediger das Gebet zum einen Gott gelehrt und vor dem Hintergrund des näherkommende Gottesreichs das Volk zur Umkehr aufgerufen hat.
- dass er dabei auch zahlreiche Heilungswunder, z.B. an psychisch Kranken, bewirkte; und dass er besonders bei sozial und sonstwie gesellschaftlich schwächer Gestellten, Frauen und Kranken angenommen wurde;
- dass sich in Galiläa und Jerusalem Konflikte mit jüdischen Geistlichen ergaben, bis hin zum gewaltsamen Tod durch Römer.

Zwischen Juden und Christen blieb u.a. umstritten,
- ob Jesus der prophetisch vorhergesehene Messias war - es gibt aber auch die Messianischen Juden, die Jesus als ihren Messias anerkennen;
- wie die Kreuzigung und der Auferstehungsglaube zu sehen ist;
- wie die christliche Lehre vom umfassenderen - über das Judentum hinausgehenden - Volk Gottes zu verstehen ist;
- wie das Verhältnis zwischen Jesus und Gott genau war.
(Allerdings gibt es darüber hinaus auch einige Juden und Christen mit extremer Kritik gegen die jeweils andere Religion.  Im interreligiösen Dialog spielen diese praktisch keine Rolle.)

Für eine auf das Christentum oder Judentum als Religionsgemeinschaften festgelegte Theologie schwer verwertbar, aber für andere Kulturkreise umso interessanter könnte die Anregung R. Steiners sein, in Christus ein Wesen zu sehen, das sehr wohl in vorchristlichen Zeiten einigen höheren Weisen bekannt war; das zum Ausdruck kam in Vishwas Karman der Hindus, Ahura Mazda der Parsen, dem sonnenhaften Wesen Osiris der Ägypter, und im keltischen Belemis = Baldur, Apollo. Siehe auch das Kapitel „Im Anfang war das Wort..." in diesem Text.
Siehe auch z.B. zur Christologie Rudolf Steiners s. u. a. die Vortragssammlungen:"Die Geistigen Wesenheiten in den Himmelskörpern", 1912;"Vorstufen zum Mysterium von Golgatha", 1913, 1914; "Von Jesus zu Christus"; "Christologie". **)

Vor 2000 Jahren sehen wir dann die Verkörperung des Christus auf der Erde, als Maßstab an einem Umkehrpunkt der Weltentwicklung, diese bzw. die Menschheit gleichsam auf sich nehmend, sie wiederaufnehmend in sein Leben. Einige der erwähnten ehemaligen Kulte sind z.T. degeneriert, wie später das Christentum oberflächlich wurde, aber eine Forschung in solchen Richtungen würde trotzdem Bedeutung haben. Christus würde sich als etwas zeigen, was nicht in die ihm manchmal zugedachte Rolle als Machtgarant einer gesonderten Religionsgemeinschaft passt. Ein Wesen, das gerade auch das erneuerte allgemein Menschliche verkörpert, den „neuen Adam" von Golgatha.

Wer sich nicht sicher ist über die Identität von Jesus/ dem Messias und Christus, mag Gott im Gebet um mehr Erkenntnisse bitten.

*) Zur Entwicklung des Judentums vom Altertum über die katastrophalen Ereignisse in der deutschen Geschichte bis zur Gegenwart s. a. Prof. Hans Küng, Das Judentum. Wesen und Geschichte, Sonderausgabe 2007. Er strebt eine integrierte Forschung an, die trotz Archäologie und kritischer Forschung die alten Schriften als inhaltliche Quellen ernst nimmt - und die sowohl Christen als auch Juden Einiges zum Nachdenken auf den Weg gibt. (Wir teilen nicht alle dort wiedergegebenen Folgerungen aus historisch-kritischer Forschung. Z.B. erschienen Geschehnisse mit Jesus manchmal zu sehr als rein subjektive Erlebnisse; Küng ist jedoch offen für eine eigenständige noch nicht erforschte Realität solcher Erlebnisse.)

**) Auch für die Zeit des Alten Testamentes gilt, dass die Forschung manche wertvolle Anregung erhalten könnte, wenn sie inspirierte/ visionäre Schriften in ihrem speziellen Charakter verstehen und zur Kenntnis nehmen würde; in diesem Fall neben Rudolf Steiner z.B. Anna Katharina Emmerich, "Das Geheimnis (Die Geheimnisse) des Alten Bundes". Betr. die „vorsintflutliche" Zeit und die neutestamentliche Zeit z.B. die Schriften durch das „Innere Wort" von Jakob Lorber: www.lorber-verlag.de ; sowie Rudolf Steiner. Die Erkenntnisse der Mystik bringen es auch mit sich, dass die These Einiger gar ganz vergessen werden kann, Jesus habe als historische Person nie existiert, oder sei ein einfacher Wanderprediger gewesen.

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Informationen zu:  Jesus Christus und der Islam

Der interreligiöse Dialog
Die zusätzlichen Seiten dieses Internetprojekts zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog****, wie er seit vielen Jahren stattfindet. Diese Anmerkungen zum Islam erheben nicht den Anspruch, den Islam insgesamt zu charakterisieren, zumal es auch unterschiedliche Schulen des Islam gibt. 

Der Koran und die anderen Schriftreligionen.
Islam bedeutet "Unterwerfung (sich unterwerfen unter den Willen Gottes)", auch "Hingabe (an Gott)"
Die Heilige Schrift des Islam, der Koran wird aufgefasst als Inspiration, dem Propheten Mohammed vermittelt durch Gott bzw. durch den Engel Gibril - der manchmal mit dem auch im Christentum bekannten Erzengel Gabriel identifiziert wurde. Sicher ist, dass dem Koran zentrale Bedeutung zukäme. Darüber hinaus spielen zur Auslegung weitere Traditionen (Sunna; wörtlich: "Gewohnheit") mit Überlieferungen aus der Zeit des Propheten (Hadith) eine Rolle. Auch ein Prophet ist in seinem persönlichen Verhalten ein Mensch, kein Gott. Es ist auch zu bedenken, dass es wie unter Christen auch Moslems gibt, die ihre Heilige Schrift nicht genau kennen. 

Christen bzw. Juden werden im Koran teils auch direkt als "Ihr Leute der Schrift" (Leute des Buches, z.B. Sure 4,171*) und. als "Ihr Kinder Israels" angesprochen. So können sie sich auch mit dem Koran*) befassen - auch wenn sie es meist nicht tun. Religionswissenschaft befasst sich jedenfalls mit den Heiligen Schriften aller Religionen, und erforscht u.a. die historische Entwicklung ihrer Auslegung**. Die Heiligen Schriften sollten jedoch mit Respekt studiert werden. Der eine Teil der moslemischen Koran- Kommentatoren schrieb, dass vom Koran eine Urform - wohlverwahrt bei Gott - existiert, die nur den reinen Engeln und den reinen menschlichen Gesandten zugänglich ist; ein anderer Teil von ihnen interpretierte, dass der Leser des auf der Erde vorliegenden Koran in einem reinen Zustand sein soll.

Der Prophet gilt als gesandt für eine "Zeit" (oder Zwischenzeit; andere Übersetzung: "nach einer Zwischenzeit"), in der die Gesandten ausgeblieben sind (Sure 5,19*). Der Koran unterscheidet Gläubige im Sinne der Lehren des Propheten Mohammed, "Leute des Buches" (Leute der Schrift), und "Ungläubige". Mit den "Leuten des Buches" sind insbesondere Juden und Christen gemeint, die neben den Moslems auf derselben Tradition fußen; manchmal auch die Zarathustrier ('Magus', vgl. Sure 22,17*) . Denn der Koran anerkennt auch eine Kette der "Propheten", die alle übereinstimmende Lehren vom Einen Gott, vom jenseitigen Gericht und dem Gebet für ihre Völker bzw. für ihre Zeit gaben (z.B. Sure 6, 83-92; Sure 7, Sure 4,136*). Insoweit Menschen dieser Religionen an diese gemeinsamen Grundlagen glauben, werden sie im Koran selbst  nicht zu den Ungläubigen gerechnet. (Sure 5,48 u.a.*) In den ersten Jahrhunderten des Islam wurde auf Christen und Juden kein Zwang ausgeübt, zum Islam überzutreten (der Lehre im Koran entsprechend, "In der Religion gibt es keinen Zwang", s. Sure 2, 256*).
Abraham gilt als einer der "Hanifen", die als Einzelne direkt zum Glauben an den einen Gott fanden.
Allah - vorislamisch altarabisch al-ilah - hat als semitisches Wort sicherlich denselben Ursprung wie "Elohim", einem Gottesnamen der hebräischen Bücher Mose.
Als "Ungläubige" - wörtlich ungefähr: "Verhüller" - im strengen Sinn galten zur Zeit des Propheten Mohammed die Polytheisten, bzw. Götzendiener, gegen die er in Arabien kämpfte, und vor denen auch schon die Bibel der Juden und der Christen gewarnt hat. Im weiteren Sinn gelten im Islam heute Diejenigen als ungläubig, die nicht an den einen Gott und das Gericht glauben. Manchmal wird der Begriff heute fälschlich pauschal auf alle Nichtmoslems angewendet; manchmal sogar auf Moslems einer jeweils anderen Richtung.

Jesus Christus.
Jesus wird neben der Bibel auch im Koran (7. Jahrhundert n. Chr.) erwähnt. Dabei gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Es sei darauf hingewiesen, dass der Koran Jesus in mehreren Stellen als Propheten, als Gesandten Gottes,  und auch als "Wort" Gottes mit nicht näher erklärter Bedeutung, und als ein Geist von Gott anerkennt (Sure 4,171*), "erschaffen wie Adam" (Suren 2; 3,47 und 3,59; 5,...*). Er gilt also in einem wohlverstandenen Islam auf jeden Fall mehr als bei jenen modernen christlichen Theologen, die nur den Sozialreformator Jesus übrigließen! Lediglich die Lehre von der - von den Christen der Zeit Mohammeds schon sehr irdisch verstandenen - Gottessohnschaft Jesu im Rahmen der späteren Dreifaltigkeitslehre wurde im Koran nicht akzeptiert; Christen, die das, was ursprünglich gemeint war, noch so authentisch hätten erklären können, dass auch Menschen mit anderem Ausgangspunkt das verstünden, gab es kaum noch. (Z.B. Sure 6,101*). Im Römerbrief 1.4 heißt es, dass Jesus in seine Kraft des Geistes der Heiligkeit "als Sohn eingesetzt" - also nicht als Sohn geboren - wurde. Mit der muslimischen Überzeugung, dass Gott ungeboren ist und Jesus nicht geboren sondern erschaffen hat, damit könnten insoweit Christen eigentlich übereinstimmen. Weiter ist der Begriff (griechisch) "logos" - der in der Bibel gerade für die göttliche Herkunft bzw. Sendung von Jesus Christus steht - in den Evangelien auch als "Das Wort" (siehe oben) übersetzt worden, das im Koran für Jesus gebraucht wird. Sind in den Inspirationen des Koran - wie in der Bibel - Geheimnisse verborgen, die weder Muslims noch Christen bisher voll ergründet haben, sodass sie sich nutzlos um Begriffe streiten? Auch wo Christen diese Lehren so präsentieren, dass sie als "Vielgötterlehre" verstanden werden können, entspricht dies nicht der Art, wie Jesus selbst gelehrt hat: "Betet in meinem Namen (d.h. innerlich verbunden mit Jesus) zum Vater (Gott)" (Johannesev. 15:16). Alles dreht sich im Leben Jesu um den einen Gott, mit dem er eng verbunden war, und zu dem gerade er die Menschen hinführen kann. 

Der Begriff "Logos" (im Johannesevangelium 1 das "Wort Gottes", eine Bezeichnung, die dort mit Christus verbunden ist) kommt in Parets Koran-Übertragung unabhängig von Jesus vor, wird aber in anderen Koranausgaben als Gottes "Angelegenheit" bzw. Gottes "Befehl" aufgefasst (Sure 13,2 und 13,11*).

Der Koran sieht Jesus "wie Adam", den Gott aus Erde erschuf (Sure 3,59*) und spricht von einem "Gottgesandten" aus dem Geist Gottes, der Miriams (Marias) jungfräuliche Geburt Jesu vermittelte. (Sure 19,17-22*). In der christlichen Version kündigt der Engel des Herrn die Geburt Jesu aus dem Heiligen Geist an. Auch heißt es im Koran, Jesus wurde mit dem Heiligen Geist / Geist der Heiligkeit gestärkt (Sure 5,110*).

Lt. Koran kündigte der junge Jesus seine Auferweckung an (Sure 19,33*), womit allerdings auch seine Wiederkunft am "jüngsten Tag" (dem Gericht, mit der Auferstehung der Gläubigen, gemeint sein könnte, die im Koran häufig genannt wird, s.u., Sure 4,159*) Der Koran spricht davon, dass Jesus lebend in den Himmel erhoben wurde (Sure 4, 157-159; Sure 3,55*)
Moslems und Christen sind sich nicht einig darüber, ob Jesus vor seiner Himmelfahrt gekreuzigt wurde, starb und durch Gott den Tod überwand – wie die Christen sagen -, oder ob er ohne Kreuzigung lebendig in den Himmel erhoben wurde - wie Muslime glauben. Gemeinsam ist aber der Glaube, dass er zu der Zeit als er erhoben wurde, keineswegs „tot" war, sondern z.B. die Menschen belehrte.
Schon in der Sure 3,55 bzw. 5,48* heißt es, „...ich werde ihn rein machen" und „...werdet ihr alle zu mir zurückkehren, und ich (Gott) werde zwischen Euch entscheiden über das, worüber ihr Euch (im Erdenleben) uneins wart". Die Lösung einiger verbliebener Geheimnisse könnten Christen und Moslems daher in Ruhe abwarten, statt zu streiten.

Desgleichen enthält der Koran die Auferstehung der Gläubigen zur Zeit des Gerichts (Sure 36,77-83; Sure 69,13-37; Suren 75 und 99 u.a.*). Jesus wird dann wiederkommen und über die gläubigen Leute der Schrift Zeuge sein (Sure 4,159; vgl. Sure 16,89*). Diejenigen, auch Nichtmuslime, die an Gott und den jüngsten Tag glauben, "und tun was recht ist" (im Sinne der Gebote), haben lt. Koran das Gericht nicht zu fürchten (Sure 2,62; Sure 4,123-124; Sure 7,170*). Das Gericht ist im Koran wie in der Bibel eindeutig eine Sache Gottes, und nicht eine Sache der Menschen, egal ob Christen, Moslems oder Juden. 
(Solche Vergleiche zwischen den Religionen dienen hier nicht dazu, die Unabhängigkeit des Koran zu bezweifeln.)

Ethische Grundlagen.
Auch die ethischen Grundlagen der 3 "abrahamitischen Religionen" sind eng verwandt. Die Gebote kommen, wenn auch nicht gleich aufgelistet, auch im Islam vor, u.a. in Sure 17,22-39; Sure 5,38-40; Sure 2,188; Sure 4,135; Sure 2,195; und Sure 17,70* (Menschenwürde). Der Koran verbietet z.B. strengstens und ausnahmslos das Töten Unschuldiger (z.B. Sure 5,27-32*). Der Begriff "Jihad" ("Gihad", gesprochen "Dschihad"), bedeutet nur: "Kampf", "Anstrengung"; die Bedeutung "Heiliger Krieg" entstammt nicht dem Koran, sondern Aussprüchen Mohammeds und islamischen Rechtsschulen.***) Die geistig -moralische Arbeit im Inneren an den eigenen gottfernen Leidenschaften gilt als der "Große Dschihad", dem größere Bedeutung beigemessen wird als allen äußeren Auseinandersetzungen. (Vgl. z.B. die Botschaft Jesu, "zuerst den Balken aus dem eigenen Auge zu ziehen..."- Viele äußere Konflikte würden so ihre Grundlage verlieren.) Der "Jihad (Dschihad) des Wortes" ist die friedliche Vertretung des Glaubens. Der "Dschihad mit der Hand" ist das tätige, belehrende Beispiel des Gläubigen. Der "Dschihad des Schwertes" wird auch der "Kleine Dschihad" genannt; er ist nur zur Verteidigung angegriffener Gläubiger und "ohne Übertretungen" gestattet (vgl. Sure 2,190*). Die "Heftigkeit" des Umgangs mit Andersgläubigen ist jedoch auch im Koran angelegt (Sure 48,29, Sure 47,4*); derartige "heftige" Passagen können verglichen werden mit andersartigen Stellen, wo sie ihre Grenze finden, (wie "In der Religion gibt es keinen Zwang", Sure 2, 256).
Umfangreich sind die traditionellen Regeln zum Umgang zwischen den Geschlechtern incl. dem Verbot der Ehe mit Angehörigen anderer Religionen usw. 

Zur islamischen Praxis gehören: "Die Bezeugung, dass es keinen Gott außer Gott (Allah) gibt und Mohammed der Gesandte Gottes ist; 
dass die vorgeschriebenen 5 täglichen Gebete verrichtet werden (Sure 2,177*);
das jährliche Fasten im Monat Ramadan eingehalten wird (Sure 2,185*);
die Pilgerfahrt möglichst einmal im Leben vollzogen wird (Sure 2,196*);
und die Zakkat (Abgabe für soziale Zwecke) gezahlt wird (Sure 2,177*)".

Im heutigen Islam gibt es keine zentrale Stelle, die über religiös- ethische Fragen entscheidet. Jedoch würden Positionen, die von einer deutlichen Mehrheit der angesehenen Rechtsgelehrten geteilt werden, wahrscheinlich breit akzeptiert werden.

*) Benutzt wurde u.a. "Der Koran, Übersetzung von Rudi Paret", Kohlhammer-Verlag, welche Übertragung wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, und deutlich zwischen wörtlichen Übersetzungen und Einfügungen zum besseren sprachlichen Verständnis unterscheidet. Benutzt wird hier die ägyptische Verszählung. Andere Übersetzungen können eine der anderen zwei Verszählungen benutzen; dann finden Sie die erwähnte Stelle kurz vor oder nach der angegebenen Versnummer in der selben Sure; z.B. kann sie in der Ausgabe der Ahmadiyya Muslim Jamaat einen  Vers später stehen. Die schwere Übersetzbarkeit des Koran gilt nicht so sehr für solche klaren Stellen, wie die angegebenen. Die Bedeutung der Koranstellen wurde auch mit "Der Koran, übersetzt und kommentiert von Adel Theodor Khoury, 2007" abgeglichen, dessen Übertragung auch bei islamischen Gelehrten Anerkennung gefunden hat, und dessen Kommentar die traditionelle Auslegung der islamischen Rechtsschulen berücksichtigt.

**) Zur geschichtlichen Entwicklung der Koranauslegung und der verschiedenen Schulen siehe Hans Küng, "Der Islam Geschichte, Gegenwart, Zukunft" oder die Sonderausgabe 2007 als "Der Islam Wesen und Geschichte", Piper-Verlag. Ausführlichere Hinweise auf die mystischen und die früher vorhanden gewesenen philosophischen Traditionen in der Geschichte besonders des iranischen Islam gibt es in französischer Sprache: Henri Corbin, "En Islam iranien. Aspects spirituels et philosophiques" I, II, III. Paris. (Soweit Bücher Anderer erwähnt sind, heißt das nicht automatisch, dass alle Ansichten darin unterstützt würden.)

***) Auch die historischen "christlichen Kreuzzüge" waren nicht biblisch begründet, sondern menschliche Taten, und stehen z.B. bei vielen europäischen Christen heute in schlechtem Ruf.

****) (Vgl. dazu im Islam die Koran-Sure 164, Vers. 125.)

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Information: Die Religion Zarathustras (Parsen) und Jesus Christus.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog. Von christlicher Seite werden unabhängige Forschungen zu Grunde gelegt, die die spirituellen Tiefen des Christentums wieder erschließen. Betreffend die alte persische Religion Zarathustras (Zoroaster) wird hier keine umfassende Beschreibung geliefert, sondern einige für diesen Zweck wichtige Gesichtspunkte.

Zarathustra.
Die ursprünglichen Lehren Zarathustras sind heute noch zu finden bei den Parsen. Forscher aus dieser Religion in Indien förderten zutage, dass diese Religion viel älter ist, als die westlichen Forscher annehmen (die sie auf 500 v. Chr. datieren); sodass der antike Geschichtsschreiber Herodot recht hätte. In späteren Zeiten war "Zarathustra" und "Zarathustrotemo" zum Titel geworden, daher sind Verwechslungen zwischen dem ursprünglichen Zarathustra und späteren Trägern dieses Namens möglich. Zarathustra richtete den Blick der Menschen vermehrt in die Außenwelt, um auch in der Natur die göttlichen Lebensgesetze zu erkennen. Die Verbindung von spiritueller Läuterungspraxis und positiver Haltung zum irdischen Leben lässt Zarathustra als eine ursprüngliche Quelle erkennen, die noch keine Festlegungen in Richtung einseitiger Weltflucht oder einseitig materiellen Lebens enthielt. Weiter ergab sich, dass es bei dieser Religion ursprünglich nicht etwa allein um jene kosmischen Kämpfe zwischen Licht und Finsternis ging, die später in gnostische Lehren einflossen. Sondern der eine persönliche Gott, Ahura Mazda genannt, stand als das "Übergute" über diesen widerstreitenden Kräften. Ahura Mazda steht auch am Anfang der Anrufungen, Er wird gebeten, dass dass er durch die verschiedenen Engelwesen helfen möge - deren Existenz also keine Vielgötter-Religion bedeutet. Der Begriff für die unpersönliche Seite Gottes war "Ahu". 
Eine Adresse für die gegenwärtig spirituellsten Ausarbeitungen aus jener Religion für viele Lebensgebiete: Mazdayasnie Monasterie, Mustafa Bldg., Sir Pherozeshah Mehta Rd., Bombay 400001, Indien. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass in Werken westlicher Zarathustra-Forscher oft ihr Denken über diese Kultur einfloss, und den tiefen spirituellen Gehalt verminderte. So wurde schon der Name Zarathustra manchmal mit "Besitzer alter Kamele" übersetzt, heißt aber "strahlendstes Wesen" / Fürst  / Friedensfürst. Für den tieferen Gehalt der Schriften gebe es alte Schlüssel, die mit den Lauten zusammenhängen (was übrigens für Heilige Schriften anderer Religionen nach modernen Analysen ebenfalls gilt). Natürlich ist auch bei der Mehrheit dieser Religion Zarathustras Einiges von der ursprünglichen spirituellen Tiefe verlorengegangen, wie in allen anderen Religionen, was heute erst wieder erschlossen werden muss. Dennoch ist die genannte Institution unter den indischen Parsen breit anerkannt.

Anderweitig wurde herausgefunden, dass es in den iranischen Überlieferungen Hinweise auf Noah/ Nuakh gibt, ähnlich der biblischen Berichte (O. Z. Hanish). Unser Eindruck ist, dass der Zend Avesta zumindest noch viel gemeinsam hat mit einer Art Uroffenbarung der Menschheit vor der vorderasiatischen Sintflut - d.h. mit dem ältesten Gottesglauben, dem Noah auch in dieser degenerierten Kultur treu blieb. Abraham war nicht der Erste, der den einen Gott verehrte. Es gibt Hinweise darauf, dass auch die ursprüngliche Form dieser Religion vor der vorderasiatischen Flut - von ca. 3030 v. Chr. oder früher - schriftlich vorlag, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass eines Tages Schriften aus dieser alten Zeit auftauchen. Der österreichische Mystiker Jakob Lorber führt in "Die Haushaltung Gottes" z.B. diese verschollenen Schriften als "Seant Hiast Elli"  (Heilige Geschichte Gottes) und Sanah Scritt / Seant ha vesta ("Die Heilige Schrift und Euer Heil") an; Gott soll den Menschen vor der Flut als "Abedam" erschienen sein, wie er später durch den biblischen Melchisedek wirkte.

Rudolf Steiner sah in Ahura Mazda den kosmischen Christus, wie er vor seiner Herabkunft auf die Erde von einigen großen Weisen verschiedener Kulturen wahrgenommen oder erahnt wurde.

Weiter spricht Vieles dafür, dass von den "Drei Königen" = "Drei Weisen aus dem Morgenland", die das Jesuskind fanden und verehrten, mindestens einer ein sternkundiger zarathustrischer Weiser (Maghav) war. 

Übrigens werden die Parsen auch von vielen moslemischen Geistlichen im Iran zu den "Leuten der Schrift" des Korans gerechnet, wie Juden und Christen, d.h. nicht zu den "Ungläubigen", sondern zu jenen, die an ein und denselben Gott glauben, und durch Propheten immer wieder an ihn erinnert wurden.
Auch war "Saleman-e-Farshi", der durch seine anfängliche Verbindung mit Mohammed zur Entstehung des Islam beitrug, und später im Libanon die Gemeinschaft der "Drusen" gründete, ein Gelehrter zarathustrischen Ursprungs (Dastur Dinyar, Hohepriester im Iran unter der Regierung des Noshirwan e Adil). 

Die Heilige Schrift der Parsen.
Die Originalschriften von Zarathustra, "Zend Avesta", sind verschollen oder in verborgenen Plätzen aufbewahrt. Im 3. und 4. Jahrhundert n.Chr. wurden die vorhandenen Bruchstücke erneut zu 21 Büchern zusammengefügt. Einige Teile sind bereits wieder verschollen. Grundlegend sind z.B. die Gebete/ Mantren der "5 Gathas" (T. R. Sethna, India, "Khordeh Avesta" mit engl. Übersetzung), die in der altpersischen Sprache rezitiert werden. 

Glaubenspraxis.
In der Parsischen Glaubenspraxis spielt die Rezitation von Gebeten und Texten des Zend Avesta eine wesentliche Rolle. Hier spielen alte, umfangreiche Kenntnisse über die Wirkung von Lauten mit, die eher einer vorzeitlichen Form von Wissenschaft entstammen, und heute neu erforscht werden bis in erfolgreiche landwirtschaftliche, medizinische und pädagogische usw. Anwendungen hinein. So wurde z.B. durch Prismengläser und spezielle Instrumente erkannt, dass das Hauptgebet "Yatha Ahu Vayryoo..." in seinen 3 Doppelzeilen auf die menschliche Ausstrahlung (Aura) eine Lichtwirkung entfaltet, die blauem, gelbem und rotem Licht entspricht und zusammen nach optischen Gesetzen weiß ergibt. Es wird gesagt, dass nicht nur die Buchstaben, sondern auch die vorzustellenden Gedankeninhalte ganz reale, z.B. von Hellsehern beobachtbare Auswirkungen im Menschen haben. Auch eine der Deutungen des altiranischen Gottesnamens, "Ahura Mazda", ist "weißestes Licht" - dem die Menschen immer ähnlicher werden sollen. Diese Bestrebungen gipfeln im "Ilm-e-kshnoom", der "Wissenschaft der Seligkeit". Es bestand einst eine erheblich engere Verflechtung zwischen Wissen, Kultur und Religion. (Meher Master-Moos, Mazdayasnie Monasterie, s.o.)

Ethik auf dem Weg.
Die Ethik ähnelt derjenigen anderer Weltreligionen: gute Gedanken, Worte und Taten....
Das Symbol der Zarathustra-Religion, im Westen als Bild des - ursprünglich bildlos verehrten - einen Gottes interpretiert, wird von M. Master-Moos als Veranschaulichung der in jedem Menschen schlummernden Verbindungsmöglichkeit zu Gott erklärt: Die beiden Ausläufer oder Füße stellen die Möglichkeit dar, zwischen dem Weg des "Lichts" und dem Weg der "Finsternis" zu wählen; und sich selbst letztendlich im Kreis in der göttlichen Mitte, jenseits der polaren Kräfte zu verankern. Der Weg (des Lichts) führt über die 3 unteren Reihen von Federn, nämlich gute Gedanken, Worte und Taten, in die 5 höheren Reihen von Federn, nämlich höhere Arten des Bewusstseins. Letztendlich Oberhalb der Federn käme die Befreiung von den Zwängen des Lebens auf der Erde: ein Ring des Schicksals ist "in der Hand", kann also gemeistert werden.
Es gibt darüber hinaus Lehren über eine noch höhere Stufe, "Khaeth-wo-daeth", die "Hochzeit", aber hier der zusammengehörigen Seelen.
Für Christen gibt Jesus Christus die Verbindungsmöglichkeit mit Gott.

Verwandte Richtungen.

Das erwähnte Gebet ist mit anderer, europäischer Melodie auch in der westlichen Mazdaznan-Bewegung verbreitet, einem Teil der Lebensreformbewegung mit Ernährungs-, rhythmischen Atem-, u.a. Übungen, einst von Dr. Hanish angeregt. Viele andere parsische Zeremonien sind hier nicht enthalten. Dazu Meher Master-Moos, Mazdayasnie Monasterie (s.o.): "Ich glaube, dass es diese Menschen richtig machen, dass sie nicht unsere zarathustrische Tauf-Zeremonie usw. übernehmen, sondern sich allgemein verwendbare Regeln für ein Leben nach den Naturgesetzen zu eigen machen". Es hätte auch, außer in Verfallzeiten, nie zarathustrische Bekehrungsversuche oder Zwangsbekehrungen Andersgläubiger gegeben. Alle Weltreligionen seien gleichermaßen notwendig, weil die Menschenseelen aufgrund ihrer Eigenschaften in eine der Weltreligionen hineingeboren werden, die ihrerseits Entsprechungen zu Planetenqualitäten usw. hätten.

Mani (216-276 n.Chr.) versuchte, christliche Lehren an die alte Zarathustra-Religion anzuknüpfen, und auch mit buddhistischen Gesichtspunkten zu vergleichen. Mani entstammte den "Täuferchristen" (Mandäern) und gründete nach eigenen Inspirationen die Manichäer. Diese Inspirationen wurden dem von Jesus angekündigten "Tröster" (Paraklet) zugeschrieben. In der Lehre ging es um die göttlichen Lichtteilchen der Seele, die diese aus der Verdunkelung durch die Materie befreien kann, indem der Mensch mehr oder weniger asketisch und vegetarisch lebt. Die Lichtteilchen in den Nahrungspflanzen sollten so ebenfalls befreit und zum göttlichen Ursprung zurückgeführt werden. Christus habe sich aus dem Licht in der Finsternis (der Erde) verkörpert, um durch Liebe das Böse zu lösen. Das Alte Testament (mit alten Aussagen wie "Auge um Auge, Zahn um Zahn") wurde großenteils abgelehnt. Der Kultus enthielt Gebet und Hymnen... . Die Manichäer verbreiteten sich weit in Asien in den ersten Jahrhunderten n. Chr., zeitweise geduldet vom persischen Königshaus. Später wurden sie von fast Allen verfolgt: von der Kirche, vom Islam, von einigen der Zarathustrier, und vom chinesischen Kaiser. Daher wurden sie praktisch ausgerottet. Die Gnostischen Bestrebungen der ersten Jahrhunderte (Ansätze eines Erkenntnischristentums, teils auch etwas weltflüchtig gewesen), waren teilweise damit verwandt, desgleichen die später zu Millionen umgebrachten (!) Katharer ("Ketzer") & Albigenser in Südfrankreich. Dass diese Richtungen ihre Einseitigkeiten hatten, unterschied sie nicht von praktisch allen anderen Kirchen mit ihren jeweiligen, unterschiedlichen Einseitigkeiten. Unter Anderem durch die Folgen solcher Ausrottungen von Teilen des Christentums bietet das heutige Christentum - insgesamt gesehen - ein in anderer Richtung einseitigeres, z.B. stärker materiell orientiertes Bild als vor diesen Verfolgungen. Es sollte sich von selbst verbieten, diese historischen Gruppierungen noch heute pauschal als "ketzerisch", "unchristlich" u.ä. einzustufen. Betr. gnostischer Glaubenselemente müsste auch unterschieden werden zwischen einem "Gnostizismus" und einer "apostolischen Gnosis" (Letzteres betrifft z.B. Johannes, Paulus und Thomas), welche Unterscheidung selbst der Sektenverfolger F.W. Haack traf. Im Übrigen ist interessant, dass einige moderne Autoren, die sich ausdrücklich in die Manichäertradition hineinstellen, stärker als die historisch nachprüfbare Literatur der Manichäer die Erhaltung und Umwandlung des Irdischen betonen, sodass ihnen keine weltflüchtigen Einseitigkeiten unterstellt werden können.

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Informationen zu:  Jesus Christus und der Buddhismus.

Hier wird auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen buddhistischen Richtungen und einem Christentum eingegangen, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, Leben und Lehren des Buddha (500 v.Chr.) umfassend nachzuzeichnen.* ) Hier werden vielmehr Kernpunkte präzise behandelt.

Das "Nichts" und das Ich.
Der Kern der ursprünglichen Lehrreden Buddhas, wie sie noch im "Hinajana-" Buddhismus die Grundlage sind, ist die immer weitere Befreiung des Menschen von Allem, was nicht zum Kern seines Wesens gehört. Das Verlangen der äußeren und inneren Sinne, das zu Leiden führt, soll als "nicht zum Selbst gehörend" ("anatta") erkannt, und durch einen entsprechenden Lebens- und Schulungsweg, samt Meditation usw. schließlich verlöschen und in den Nirwana-Zustand münden. Dies hat besonders die später entstandene Richtung des "Mahajana"- Buddhismus meist missverstanden. Sie deutete den erwähnten, immer wiederkehrenden Begriff des Nichtselbst so, als gäbe es überhaupt kein Ich, das nach dem Ablegen der egoistischen niederen Eigenschaften übrigbliebe. Dementsprechend neigt sie auch dazu, das Nirwana als "Nichts" zu sehen. (Das Mahayana brachte ansonsten nach der Zeit Christi interessanterweise auch Fortschritte, z.B. ein deutlicheres Mitgefühl mit allen Wesen, statt aus der Welt zu fliehen.) Buddha selbst sprach aber sogar bei der Beschreibung seiner höchsten Erfahrungen: "Und ich durchschaute... mit der Zeit (auch) das Elend des Bereiches des 'Weder Wahrnehmens noch Nichtwahrnehmens', wurde mir darüber völlig klar, und drang zum Glück der Aufhebung von Wahrnehmung und Empfindung vor, kostete es aus ... Und so gewinne ich seit der Zeit - nach völliger Ausschaltung des Weder Wahrnehmens noch Nichtwahrnehmens -  die Aufhebung von Wahrnehmung und Empfindung und verweile darin, und die Einflüsse sind, nachdem ich all das weise erkannt hatte, zum Versiegen gelangt." (Suttam des Anguttara Nikaja 9, Nr.41 ...). 

Insoweit ist zu erkennen, dass Jesus Christus ebenfalls zur Läuterung der verschiedenen menschlichen Eigenschaften anregt, und dazu, dass damit jede/r bei sich selbst anfange, statt gleich Andere zu kritisieren. (Siehe dazu den Haupttext von Christuswege.net). Er identifiziert des weiteren sich und seine Jünger auch nicht mit der Welt oder irgendwelchen weltlichen Tätigkeiten, sondern beschreibt sie als nicht zu der Welt gehörend, aber - nachdrücklicher als im ursprünglichen Buddhismus - als in dieser Welt lebend und wirkend (Joh.17), diese Welt als Sauerteig verwandelnd.
Jedenfalls sind in den Aussprüchen von Jesus und Buddha zu Fragen des Lebens so viele weitgehende Übereinstimmungen festzustellen, dass dies seit Jahrzehnten Einige dazu brachte, zu vermuten, Jesus habe Buddhismus gelehrt. Zur Erklärung dieser Ähnlichkeiten brauchen wir keine äußere Überlieferung, wie sich das manche moderne Forscher vorstellen, - auch wenn es den einen oder anderen Kontakt gegeben haben kann. Genauso gut könnte gesagt werden, Jesus habe diese oder jene andere Lehre gepredigt. In unserem Haupttext wird u.a. erläutert, dass solche teilweisen Gemeinsamkeiten auf geistigen Realitäten beruhen, die logischerweise Alle, die dazu Zugang haben, in ähnlicher Weise wahrnehmen können, ohne voneinander abzuschreiben. Das ist Inspiration; letztlich, soweit sie echt ist, kommt sie aus der ewigen Quelle, ohne die es weder "etwas" noch "nichts" noch "nicht nichts" usw. oder die Befreiung daraus gäbe - zumal selbst diese Befreiung ohne diese Quelle gar keinen Sinn hätte. Die Inspiration kommt aus dem, der (oder das) hinter Allem steht, und in Allem verborgen ist, und zugleich auch ganz außerhalb von Allem ist. Der Ursprung ist unmanifestiert, und enthält doch alles schon, - und wird dennoch am Ende der Schöpfung mehr als am Anfang sein. Das ist also etwas im irdischen Sinne mindestens ebenso Widersprüchliches wie ein Koan (ein paradoxer Spruch für Meditationen im Zen-Buddhismus). Es ist etwas, was nicht auf einem theoretischen Wege begriffen werden kann, wenngleich der Menschengeist langsam flexibel genug gemacht werden kann, um wenigstens indirekte Annäherungsversuche machen zu können*****, oder um innerlich Geschautes verarbeiten zu können. Das ist die Stärke, die die Religionen gegenüber einer materialistisch- egoistischen Gesellschaft gemeinsam haben - und nur nicht genügend nutzen. Auch Gemeinsamkeiten und Kontakte der Religionen untereinander änderten aber nichts daran, dass alle ihre eigenen und teilweise eben  auch unterschiedlichen Wege haben.

Unter den christlichen Mystikern steht Meister Ekkehard der östlichen unpersönlichen Sicht am Nächsten. Unter den buddhistischen Richtungen könnten sich vielleicht die Lehren des Nichiren als eine Brücke herausstellen. Unter den weiteren indischen Weisen steht Sri Aurobindo, aus dem Hinduismus stammend, - und seine Partnerin, die "Mutter" - der europäischen persönlichen oder wesenhaften Sicht am Nächsten: er ging durch das Nirvana hindurch, und erkannte - anscheinend in einer Weise die manchem christlichen Mystiker ähnlich ist - dass es hinter der Erlebensweise des "Nirwana" etwas ganz Anderes gibt als ein "Nichts". Er spricht vom "Höchsten", und möchte bestimmte Aspekte dieses Höchsten auf die Erde herab bringen. Es gibt Menschen, wo gerade Sri Aurobindo eine Brücke war, um wieder zum Christentum zurückzufinden - allerdings in dessen eigentlichen Kern, wo es dann z.B. um die ganz reale "Nachfolge Christi" bis hin zu jener Kraft geht, wie sie bei Jesus selbst in seiner Auferstehung zum Ausdruck kam.

Die "Letzte Wirklichkeit" und die Frage nach Gott.
Allerdings sind die zu läuternden menschlichen Eigenschaften im jüdischen bzw. christlichen Bereich zusätzlich mit dem Begriff der Sünde gegenüber Gott verknüpft. Zunächst ginge es hier um die Einhaltung religiös fundierter ethischer Normen; genauer betrachtet um die Überwindung von allen Eigenschaften, die uns von Gott trennen. Nun herrscht in der Regel - wohl auch bei den meisten Buddhisten selbst - die Überzeugung, im Buddhismus gebe es keinen Gott. In gemeinsamen ethischen Stellungnahmen der verschiedenen Religionen wird deshalb lediglich auf eine von allen Religionen angenommene "Letzte Wirklichkeit" jenseits des materiellen Lebens Bezug genommen, was immer das bei den einzelnen Religionen sei. Dies ist zumindest nicht ganz korrekt. Buddha hat nie behauptet, dass es keinen Gott gebe, sondern er beschränkte sich eben unter den damaligen Umständen meist auf die Weitergabe von Erkenntnissen über den menschlichen Weg. Buddha antwortete auf Fragen von Hindu-Priestern nach Brahma, der Schöpfergottheit der Hindus: "Den Brahma kenne ich wohl, und die brahmische Welt, und den in die brahmische Welt gelangenden Pfad, und wie Brahma in die brahmische Welt gelangt ist, auch das weiß ich." (Digha Nikaya, 13. Rede - Bezug nehmend auf spirituelle Erfahrungen, und nicht bloße Kenntnis der Hindu-Literatur.) Der Brahma der Hindus kann nicht ohne weiteres mit dem "Vatergott" Jesu Christi gleichgesetzt werden; es ist eher eine der in den verschiedensten Kulturen mit der Zeit zustande gekommenen Personifizierungen von göttlichen Teileigenschaften. Er ist jedenfalls keine Bezeichnung für negative Kräfte. Wer nun allerdings wie Buddha von einem höheren Ursprung der damals verehrten Götter spricht, statt sie selbst als höchste Wesen zu verehren, wovon wohl spricht er letztendlich? Offenbar lag für Buddha der Ursprung und das Ziel im Unmanifestierten. Dieses Unmanifestierte Nirwana ist aber nicht "Nichts". Es ist lediglich außerhalb von Allem, worüber sich der Mensch mit Hilfe seiner irdischen, psychischen oder mentalen Fähigkeiten ein Bild machen kann.
Und da haben wir nun plötzlich eine vom Christentum, Judentum und Islam so gar nicht bewusst erkannte Parallele. Denn in allen diesen Religionen gibt es die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat oder sogar verboten ist, sich von Gott ein Bild zu machen - auch wenn der Grund dafür vergessen wurde. Im Judentum durfte auch der dortige Name für Gott im allgemeinen nicht direkt genannt werden. 

Wenn wir nun einen Blick zur ältesten bekannten "monotheistischen" Religion werfen, die in ihren ältesten Vorläufern viele Jahrtausende weiter in die Vergangenheit zurückreicht als die jüdische Tradition, nämlich die Zarathustra-Religion in Zentralasien, die wir die "Religion Noahs vor der Flut" nennen - http://www.christuswege.net/themen/parsismus.htm - dann finden wir dort noch alles klar unterschieden: "Ahu" als das unpersönliche, unmanifestierte aber höchst reale Göttliche, und der bekanntere "Ahura Mazda" als den wie durch einen kosmischen Christus eher als Wesen betrachteten Gott. Dies ist auch unter den heutigen Zarathustriern nicht mehr so bewusst, sondern wurde erst vor Jahrzehnten wieder von Vertretern dieser Religion in Indien erforscht.
Dasselbe haben wir in der christlichen Mystik zumindest angelegt, wenn dort der "Sohn" oder Logos als der Erstgeschaffene oder Spiegel gesehen wird, in dem Gott sich selbst erfährt - nur ein menschlicher Begriff, der aber etwas sehr Wichtiges aussagt, was nicht so deutlich in die menschliche Sprache gebracht werden kann. Jesus : "niemand kommt zum Vater denn durch mich". Auch dies wird meist nicht im vollen Sinne verstanden. (Der Gott des Alten Testamentes ist damals mehr als "Gott des Volkes" erlebt worden, also eher kollektiv, und nicht so sehr als persönliches Gegenüber eines menschlichen Individuums.)

Die Evangelien bzw. die Offenbarung kennzeichnen den "Vater" als Denjenigen, von dem die Schöpfung ausgeht, und in dessen Vollkommenheit sie endet (Alpha und Omega), der also über ihr und ihren Eigenschaften steht, und der vor Jesus nicht direkt erreichbar war. Christliche Mystiker wie Jakob Böhme haben aufgrund ihrer authentischen Erfahrungen auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser Gott nicht nur oberhalb der irdischen Schöpfung steht, sondern auch oberhalb der jenseitigen und himmlischen Welten.**) Es führt nicht weit, wenn Religionen in der wissenschaftlichen Literatur oft verglichen wurden, ohne Diejenigen einzubeziehen, die religiöse Tiefenerfahrungen haben. Es kann ohne diese nicht einmal eine Sprache gefunden werden, die für Vertreter unterschiedlicher Religionen verständlich wäre ***).

Der buddhistische Weg konnte für Diejenigen, die die große Mühe nicht scheuten, zum Eingehen ins ursprüngliche "Nirwana" führen, das Jenseits des Jenseits - etwas, was für die meisten Buddhisten natürlich so weit weg ist, wie für die meisten Christen die (christlich-) mystische Einheit mit Gott -.****) Allerdings lehrt der Buddhismus auch die Möglichkeit, dass ein "von Wiedergeburten befreiter" Bodhisattwa freiwillig wieder herabkommen kann, um z.B. dem Rest der Menschheit zu helfen.
Christus stieg zum Vater auf ("und das Grab war leer", Auferstehung & Himmelfahrt), um dann wiederzukehren. Mit Christus kann es heute zu einer stärkeren Durchdringung von der höchsten göttlichen Ebene bis herunter zum Irdischen kommen.

Hier könnte noch Rudolf Steiner erwähnenswert sein, nach dem Buddha eine Weisheitslehre von der Liebe gebracht habe, während Christus dann die Kraft der Liebe brachte.
Die Kraft der Liebe zieht letztendlich alles zur göttlichen Vollkommenheit zurück - oder besser: vorwärts. "Bittet den Vater in meinem Namen" - d.h. im Einklang mit ihm, durch ihn hindurch, geht der christliche Weg zum Einen. Buddha wurde in gewisser Weise als Wegbereiter gesehen.

Wer erkennen möchte, wie es sich wirklich verhält, mag auf seinem jeweiligen Weg voranschreiten, und Christus bzw. Buddha selbst fragen! 

Buddha im "Kalama Sutra": "Lasst euch nicht führen..., nicht nach Hörensagen, ...Überlieferungen, ... Tagesmeinungen, ...der Autorität heiliger Schriften, ...bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, ... erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, ...Eindrücken persönlicher Vorteile, ...der Autorität eines Meisters. Wenn ihr aber selber erkennt ...". (Erkennen und eine wirkliche Glaubensüberzeugung haben sehr viel mehr miteinander gemeinsam als bloßes intellektuelles "Für-wahr-halten" mit dem Glauben.)

*) Die überlieferten Lehren des Buddha sind besonders zu finden in den umfangreichen Übersetzungen von K.E. Neumann, "Die Reden des Buddha: mittlere Sammlung"; auch in der "längeren Sammlung".

**) Für Menschen mit theosophischem Sprachgebrauch sei hier erwähnt, dass im theosophischen Sinne das Nirwana bzw. Atman unterhalb der "paranirwanischen" und "logoischen", göttlichen Ebenen liegt.

***) Besonders der christliche Mystiker Meister Ekkehart beschrieb seine Erfahrungen so, dass auch ohne den Begriff Nirwana die Verwandtschaft zur Nirvana-Erfahrung erkennbar werden kann, aber auch die Unterschiede, indem dies für ihn mit einer Gottesbegegnung verbunden ist.

****) Die Rückkehr zu Gott mit der Essenz aus den Erfahrungen des Durchgangs durch die Welt ist einerseits ein Zurück zum Ursprünglichen, was schon immer da war; und dennoch ist es zugleich etwas Zusätzliches, was dort vorher nicht da war, wie z.B. 2 deckungsgleiche Dreiecke. Dies Paradoxon ist nur bei einer ins Mystische hinein vertieften Erfahrung verständlich.

 *****) Es gibt auch philosophische Aspekte. Im Mahajana-Buddhismus beschrieb Nagarjuna in seinen Allgemeinen Kommentaren zum Prajnaparamita, dass etwas als wahr, nicht wahr, wahr und nicht wahr, weder wahr noch nicht wahr gesehen werden kann, also vierfach statt einem rein dualistischen entweder / oder. Da der klassische Verstand nicht ausreicht, um das voll zu verstehen, konnte es wie bei den paradoxen Aussprüchen des Zen-Buddhismus (s.o.) dazu führen, dass der Mensch über diesen dualistischen Verstand hinaus gelangte (eine Form der "Erleuchtung"), und so einen Überblick aus einer höheren Sicht haben kann. In der europäischen Philosophie gibt es einen anderen Weg zur Erweiterung des Denkens über jenes alte dualistische entweder / oder hinaus: Hegels Dialektik von These und Antithese bezieht die daraus zu gewinnende Synthese ein. Sie kann so den Verstand selbst dazu trainieren, eine über den Gegensätzen oder Scheingegensätzen stehende Sicht einzunehmen, und so offener zu werden für die höhere Wahrheit von Gottes Geist. Unser christliches Projekt hat unabhängig davon etwas Verwandtes entwickelt, indem aus unterschiedlichen Sichtweisen jeweils das aus ganzheitlicher Sicht Nachvollziehbare, Kompatible zusammengeschaut werden kann (Überwindung von Scheingegensätzen).

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Informationen zu:  Jesus Christus und der Hinduismus.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog. Hier werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen hinduistischen Richtungen und einem Christentum dargestellt, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, die hinduistische Religion umfassend zu beschreiben. Sondern hier werden Kernpunkte präzise herausgearbeitet.

Jesus Christus.

In Lehren hinduistischen Ursprungs gibt es den Begriff der „Avatare" verschiedener Stufen. Darunter werden Menschen verstanden, die nicht zu ihrem eigenen Fortschritt auf der Erde sind, sondern freiwillig, um zum Fortschritt eines Volkes oder der Menschheit beizutragen; wie ein Tropfen „aus göttlicher Vollkommenheit". Die Unterschiede zwischen derartigen aufeinanderfolgenden „Avataren" und Religionen verschwimmen jedoch oft in solchen Auffassungen, während die jüdische und christliche Auffassung den „Gott der Geschichte", den Aspekt der Weiterentwicklung und die besondere diesbezügliche Rolle des „Messias" betont (Auszug aus Kapitel "Im Anfang war das Wort..." aus dem Haupttext * ).

Dennoch ist dies vom indischen Denken her gesehen eine zulässige Annäherung an das Verständnis der Aufgabe Jesu Christi. Daher erkennen auch hinduistische Yoga-Meister oft eine größere Rolle von Jesus, als jene unter den modernen christlichen Theologen, die Jesus nur als normalen Menschen bzw. Sozialreformator sehen. Es gibt aber auch Hindus, die Jesus nur als einfachen Meister bzw. Lehrer sehen. Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass die spirituellen Tiefen des Christentums teils verschollen waren und erst wieder so verständlich gemacht werden müssen, dass ein sinnvoller Dialog darüber mit anderen Religionen überhaupt möglich wird. (Daran arbeitet diese Website in ihren ausführlichen Texten * ).

Yogawege** und Christentum.

Entsprechend dem Wort "Ihr sollt vollkommen sein (werden) wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Matth.5,48) ist für uns das Interessanteste an jeder Religion die Frage, wohin die praktischen spirituellen Pfade führen. Das sind im Fall des Hinduismus die vielgestaltigen Yoga-Wege. Diese suchen 'durch Beherrschung der äußeren und inneren Natur des Menschen die Seele zu ihrer göttlichen Vollkommenheit'  zurückzuführen.

In diesem Zusammenhang gibt es europäische Schulungswege (...), die Elemente wie die im Yoga bekannten Nerven- oder Bewusstseinszentren -Chakren- unter anderen Namen einbeziehen können. Derartige Bemühungen sind insofern nicht automatisch "nichtchristlich", wie kirchlicherseits vermutet wurde, sondern diese Zentren im Menschen waren schon den christlichen Theosophen des Mittelalters bekannt (Johann Georg Gichtel), und sind inzwischen als real in jedem Menschen vorhandene Energiestrukturen erkennbar; ebenso wie die Kenntnis der besonders aus China bekannten Akupunkturpunkte bzw. -Meridiane = -Kanäle nicht automatisch "taoistisch" ist - denn diese sind längst mit Messgeräten und neuerdings auch histologisch im Gewebe des Menschen nachweisbar. (Auszug aus "D. heilige. Eifer" aus dem Haupttext). Vgl. auch Albrecht Frenz "Christlicher Yoga - Christliche Begründung einer indischen Meditationsweise", wo angenommen wird, dass Christentum und die praktischen Methoden des Yoga kompatibel sind.

Entscheidend ist aber für Christen die geistige Haltung; d.h. werden Übungen als Vorbereitung des eigenen Wesens für das Wirken Gottes gesehen, oder wird fälschlich gedacht, die Vollkommenheit in Gott könne durch die Techniken erzwungen werden (Körper- und Atemübungen, Mantrasingen, Konzentration, Meditation und Kontemplation...) ?.
Eine weitere solche Unterscheidung für Christen: wenn z.B. im Yogabereich Begriffe wie "Christuskraft" auftauchen, wird dann gesehen, dass die heilende Kraft Christi ein Teil seines Wesens ist, die obendrein auf den ganzen Menschen wirkt - oder wird sie nur als isolierte kosmische Kraft erlebt? Wenn sich jemand nicht direkt auf Christus einstellt, woher will er/sie dann wissen, dass das von ihm/ihr Erlebte tatsächlich mit Christus zu tun hat? (z.T. aus "Die Frage nach den Wundertaten" im Haupttext) *
Auf jeden Fall gibt es auch originäre christliche Wege statt solcher teils ans Christentum angepassten Methoden aus anderen Quellen; nur diese sind erst wieder dabei, für die heutige Zeit fruchtbar gemacht zu werden. Z.B. wäre die uralte Praxis der orthodoxen Mönche auf dem Berg Athos ("kyrie-eleison", "Herr erbarme Dich") in der indischen Terminologie eine christliche Atem- und Mantren-Übung. (Vgl. "Die Stille in der Wüste" aus dem Haupttext) * . Des weiteren existiert z.B. die spezifisch christliche Evangelien-Meditation, wie sie unserem Haupttext zugrundeliegt und in unserer Extraseite Christliche Meditation beschrieben wird *.

**) Das indische Wort Yoga bedeutet wörtlich "Das Anjochen", d.h. die Wiederverbindung mit dem Ursprung, ähnlich der wörtlichen Bedeutung des lateinischen Wortes Re-ligion. Trainingsmethoden hinduistischen Ursprungs für Körper, Seele und Geist. Der außerhalb Indiens bekannteste Hatha Yoga besteht zunächst aus Körper- und Atemübungen zur Gesunderhaltung. Aus Indien stammende Yogaschulen, etwa von Sivananda, lehren einen klassischen Weg, der die Nerven- bzw. Drüsenzentren einbezieht. Die vollständigen acht Stufen des Patanjali sind 1. Yama und 2. Niyama (siehe unten Absatz "Ethische Werte"), 3. Asana - Körperhaltungen, 4. Pranayama - Atemübungen, 5. Pratjahara - das Abziehen der Sinne nach innen, 6. Dharana - Konzentration, 7. Dhyana - Meditation, 8. Samadhi - sich ergebender überbewusster Zustand der mystischen Einheit. Dieser oft als Raja-Yoga bezeichnete Weg steht neben dem Bhakti Yoga - der liebenden Hingabe an Gott, und dem Karma-Yoga - selbstloses Handeln, sowie dem Inana-Yoga - Yoga der Erkenntnis, und dem zusammenfassenden integralen Yoga von Aurobindo. Z.B. der Krija-Yoga-Meister Swami Sri Yukteswar hatte aus seiner Sicht von indischer Seite her in "Die Heilige Wissenschaft" Brücken zwischen Yoga-Lehren und der Bibel untersucht (z.B. mystische Vereinigung mit Gott: Off. 3.21). Sein bekannterer Schüler Yogananda hat im Westen einen Eindruck dieses Yoga-Weges gegeben, der aus kombinierten Aktivierungsübungen mit Körperhaltungen, Atem, den Zentren im Menschen, und Mantren besteht. Dessen Praxis ist jedoch nicht aus Büchern erlernbar, sondern bedarf normalerweise der persönlichen Einführung bzw. Initiation. Kirpal Singh, Meister des Surat Shabd Yoga (Yoga des inneren Lichtes und - Tones) hatte von indischem Hintergrund her seine Sicht innerer Gemeinsamkeiten der Religionen dargestellt, und ein Weltparlament der Religionen auf den Weg gebracht. Seine Schule geht vom Stirnzentrum aus, und reinigt so indirekt die unteren Nerven- bzw. Drüsenzentren mit, und benötigt ebenfalls eine Einführung. Yoga wird heute besonders in Europa und Amerika usw. oft in einer Weise gelehrt, die keine Übernahme eines spezifisch hinduistischen Glaubens erfordert. Die Website Christuswege arbeitet aus eigenständiger christlicher Perspektive daran, wie die Lehren sich zueinander verhalten.

Christliche und indische Arten der Mystik.

Das Nacherleben der Kreuzigung, bzw. der „Mitternacht der Seele", des „mystischen Todes", des Durchgangs durch eine Verlassenheit von allem, woran der Mensch sich klammern könnte, das alle bekannten christlichen Mystiker (z.B. Meister Ekkehart) in der einen oder anderen Form zu spüren bekamen, hat auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem Gipfelerlebnis des Yoga, dem Nirvikalpa Samadhi bzw. der buddhistischen Erfahrung der Leere des „Nirwana". Christliche Mystik lieferte jedoch die Erfahrung, dass in bzw. hinter dieser Leere wieder „etwas" ist, nämlich Christus bzw. Gott. Dass auch von einem indischen Weg her ein Überschreiten dieses Nirwana in etwas Dahinterliegendes möglich ist, zeigte Aurobindo. Auf dem christlichen Weg kann jedoch etwas von dieser hinter Allem liegenden Fülle durchgehend vom ersten Moment des religiösen Weges vorhanden sein, weil das durch die Erde hindurchgegangene Wesen Christi eine Brücke geschaffen hat.
Es macht den Eindruck einer schwierigen Gratwanderung, wenn jemand wie Aurobindo mit Kräften konfrontiert wird, die Zusammenhänge mit der Entwicklung von Christus nahe legen, aber der Hintergrund dazu nicht da ist. Unmöglich ist es aber keineswegs; es sei nur an den Fall eines Hinduknaben erinnert, der vom Christentum nichts wusste, aber durch sein intensives inneres Fragen nach Gott plötzlich eine Christuserfahrung machte, und diese später buchmäßig ausarbeitete (Hrsg. Friso Melzer, "Sadhu Sundar Singh"). Auch bei hinduistischen, tantrischen Übungen tauchte bei Menschen, die eher mit dem Auftauchen indischer Göttergestalten gerechnet hätten, plötzlich eine Christusvision auf. „Der Geist weht, wo er will".
Für eine auf das Christentum als Religionsgemeinschaft festgelegte Theologie schwer verwertbar, aber für andere Kulturkreise umso interessanter könnte die Anregung R. Steiners sein, in Christus ein sonnenhaftes Wesen zu sehen, das sehr wohl in vorchristlichen Zeiten einigen höheren Weisen verschiedener Kulturen bekannt war. (Auszug aus Kapitel "Die Kreuzigung..." des Haupttexts * ) R. Steiner wies betr. Indien auf "Vishwas Karman" hin, einen "Weltenarchitekten", dessen Wirken die alten indischen Rishis (Weisen) hinter den ihnen direkter zugänglichen Ebenen ertasten konnten.

Betr. der vielen Hindu-Götter könnte bedacht werden, dass nach neueren Erkenntnissen die Götter vieler alter Kulturen - soweit es sich nicht um reine Stammesgottheiten oder Menschen handelte - Aspekte der einen Gottheit darstellten, die später als selbständige Gottheiten verehrt wurden. Die theoretischen Bezeichnungen wie Polytheismus besagen also alleine wenig. Die Juden haben - im hebräischen Originaltext - auch viele verschiedene Namen für Gott und seine Eigenschaften. Aber sie gingen nicht den Weg, sie als verschiedene Götter zu verehren. Z.B. die Zarathustrier (Parsen) blieben ebenfalls bei einem monotheistischen (Ein-Gott-) Glauben. Im Hinduismus kann z.B. die Schule der Vishnuiten als monotheistisch gelten. Brahman (nicht Brahma als einer der drei Hauptgötter neben Vishnu und Shiva) ist in den hinduistischen Lehren des Vedanta das Ewige, Absolute hinter allem, was manifestiert ist, "das Eine ohne ein Zweites". 

In diesem Kontext ist es interessant, dass neue Bestrebungen existieren, die wie Christus in seiner Auferstehung die allgemeine Annahme der selbstverständlichen, zwangsweisen Sterblichkeit des Körpers nicht mehr teilen: (...) Z.B. der indische Philosoph und Yogi Aurobindo und seine spirituelle Weggefährtin, die "Mutter" Mira Alfassa suchten in dieser Richtung. (...)  (z.T. Auszüge aus "Die Auferstehung" aus dem Haupttext) *.

Lehren über "Karma", und Gott.

Ein erheblicher Teil jener christlichen Wege der sozialen Tat und der Barmherzigkeit würde in Indien als "Karma Yoga" (Schicksals-Yoga) bzw. "Bhakti Yoga" (Liebes-Yoga) gelten, während ein erkenntnisorientierter Weg mit "Inana.-Yoga" verglichen würde.

Was real erlebt werden kann, ist, dass bei Einstellung auf die Führung des Lebens durch den von Christus vermittelten Gott, dieses Leben organischer verlaufen kann, als bei einer Einstellung auf mechanisch wirksame Schicksals- =Karma-Ausgleichsgesetze. Auch Christus spricht aber vom Aufarbeiten „auf Heller und Pfennig", aber er sagt nicht, dass dies nach wie vor „Auge um Auge, Zahn um Zahn" (Altes Testament) geschehen müsse. Die neue Aufgabe des Menschen steht im Vordergrund – was für ihn und seine Umwelt fruchtbar ist, wird aufgegriffen aus seinen Möglichkeiten, und umgesetzt. Keine Vergangenheitsbewältigung als Selbstzweck oder als Entwicklungsmotiv ist mehr angesagt. Eine Hilfe „von oben" beim Zusammenspiel der verschiedenen Möglichkeiten der Menschen kann heute beobachtet werden. (Auszug aus dem Kapitel "Die Kreuzigung" des Haupttexts; es existiert auch eine Extraseite über Karma und Reinkarnation.) *

Ethische Werte.

Die Ethik ist dasjenige in den verschiedenen Religionen, worin sie am meisten verwandt sind, und wo daher der Dialog am weitesten fortgeschritten ist. Z.B. steht am Anfang des klassischen Yoga-Weges nach Patanjali als Voraussetzung für einen Erfolg "Yama": kein lebendes Wesen durch Gedanken, Worte oder Taten schädigen; nicht habsüchtig sein; Wahrhaftigkeit; sexuelle Reinheit; nicht einfach Geschenke annehmen (unabhängig sein). Die 2.Stufe ist "Niyama": innere und äußere Läuterung, Genügsamkeit und Bescheidenheit, Askese; Freigebigkeit, Opfer; Studium und Verehrung der Gottheit, Inbrunst und Gläubigkeit. Die Yogis lehren, dass selbst das "Schlachtfeld" in der Bhagavadgita im Sinne eines der Läuterung dienenden inneren Schlachtfeldes gemeint ist. Dass hier Parallelen zu den Geboten und zu den Lehren Jesu bestehen, ist offensichtlich. Hindus wie Christen und viele andere Religionen haben das Projekt "Weltethos" mitgetragen.

Heilige Schriften.

Die älteste religiöse Grundlage sind die Veden, die auf die "Rishis" des urzeitlichen "Goldenen Zeitalters" zurückgeführt wurden. Später kam z.B. das Mahabharata-Epos hinzu, mit der Schilderung frühgeschichtlicher Begebenheiten, die oft für Mythen gehalten werden, unter anderem Kriege, also aus einem nicht mehr derart "goldenen" Zeitalter. Die Weisheitsliteratur der Upanishaden schloss sich an. Die Bhagavad Gita ist eines der wichtigsten heiligen Bücher der Hindus, welches Überlieferungen der älteren Veden mit der Philosophie der Upanishaden und Yoga- Weisheit verbindet, und im Zusammenhang mit dem Mahabharata steht. In diesem Lehrgedicht gilt dessen Held Krishna als eine menschliche Erscheinungsform der höchsten Gottheit (Avatar).

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Informationen zu:  Jesus Christus und der Taoismus & Konfuzianismus.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog. In dieser Extraseite werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Taoismus / Konfuzianismus und dem Christentum herausgearbeitet - einem Christentum , das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, das Leben und die Traditionen von Lao-Tse oder Kon-fu-tse umfassend nachzuzeichnen. Hier werden Kernpunkte präzise behandelt.

In der traditionellen chinesischen Spiritualität sind mehrere verwandte Quellen zusammengeflossen:

1. Die ursprüngliche Lehre vom höchsten Prinzip.
Die ursprüngliche Lehre vom höchsten Prinzip Tao / Tai-dji, "über das nichts ausgesagt werden kann", stellt auch die ursprüngliche Einheit am Anfang aller Dinge dar, also vor der Teilung in die Polaritäten Yin und Yang*), und danach in die "5 Elemente"*). Heute steht diese Ureinheit hinter diesen Erscheinungsformen des Kosmos.
Unter den christlichen Missionaren fanden z.B. die Jesuiten in diesem höchsten Prinzip etwas Gott Entsprechendes; während Franziskaner- und Benediktinermönche, und schließlich der Papst widersprachen. Das "Tao" entspricht einerseits nicht der neuen Erlebensart Gottes als persönlich ansprechbarer "Vater", wie sie Jesus lehrte. Es ist andererseits nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine ältere Erlebensart bzw. Gottsuche handelt, wie sie eben in altchinesischer Zeit möglich war.

*) Yin ist ein ausdehnendes, "weibliches" Prinzip - z.B. im Sympathikusnerv, Yang ein zusammenziehendes, "männliches" -z.B. im Parasympathikusnerv , die beide ineinanderwirken. Die "5 Elemente Erde, Wasser, Holz, Feuer, Metall" entsprechen der gleichartigen Einteilung in die 4 Erscheinungsformen bzw. Qualitäten "Erde", "Wasser", "Luft", "Feuer" = "Wärme", wie sie in der alten abendländischen Alchimie und Hermetik und in vielen anderen Kulturen gesehen werden (es gab auch christliche Alchimisten.) Das chinesische 5. Element, das sog. "Metall" wurde in Europa z.T. als "prima Materia" ("Urmaterie", vgl. moderne Elementarteilchentheorien) bezeichnet, oder als "Äther", dem z.B. in altindischen und anthroposophischen Quellen zugeschrieben wird, dass er seinerseits weitere solche Ebenen enthält, sodass es insgesamt 7 solche Aggregatzustände wären. Solche alte Erkenntnisse würden heute nicht im engeren Sinne der Religion zugeordnet werden; sie sind aber auch keine rein spekulative Philosophie; sondern sie sind eine alte, in ihrer Art fortgeschrittene Kosmologie mit eher naturwissenschaftlichem Charakter - auch wenn sich die damaligen Erkenntnismethoden von den heutigen unterscheiden.

Das ändert nichts daran, dass die Praktiken der altchinesischen und späteren taoistischen Meister spirituellen Charakter haben. Denn die damaligen Studienergebnisse über die Rolle von "Elementen" bzw. Kräften im Menschen wurden lediglich mit berücksichtigt, weil irdische Unvollkommenheiten schwerlich zu umgehen sind, wenn es um die geistige/ geistliche Vervollkommnung geht. Das wäre eine Art von Spiritualität, die nicht versucht, vor dem Irdischen  zu fliehen, im Unterschied zu einigen anderen spirituellen Traditionen. Das Vervollkommnungsstreben als Solches ist zunächst kein Gegensatz zur christlichen Lehre von der Erlösung des Menschen. Oft wird vergessen, dass Jesus sagte "Ihr sollt vollkommen sein (werden) wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Matth.5,48). Die Methoden sind jedoch unterschiedlich. Den Urchristen usw. war durchaus klar, dass sich der Mensch für das Wirken Gottes aktiv vorbereiten und öffnen kann; aber im Christentum ist es auch immer klar gewesen, dass es nicht möglich ist, Gottes Gnade durch solche Aktivitäten regelrecht zu erzwingen. Auch Gott ist frei.

Zwischen dem Geschehen im  Himmel, chinesisch "T'ien", der Erde und dem Menschen - alle aus der selben Ureinheit stammend - wurden überall Entsprechungen gesehen ( ähnlich wie bei den "7 Freien Künsten" der Hochschulen des abendländischen Mittelalters). So richtete sich alles Streben auf eine Harmonie des menschlichen Lebens mit dem "Himmel" - als heutiger höchster Macht - und der Erde. Dies zeigt neben dem spirituellen auch den religiösen Charakter des Strebens. Re-ligion (aus dem Lateinischen) bedeutet "Rückverbindung", "Wiederanbindung", nämlich an den Urgrund der Dinge. In christlicher Sicht ist allerdings der direkt ansprechbare Schöpfergott der Urgrund der Dinge, der Anfang und das Ende von Allem; und Jesus Christus ist wie ein Bindeglied, das uns zu dieser Verbindung mit Gott hilft.

Im Laufe der Zeit wurden im alten China auch mehrere getrennte Götter verehrt: der Himmel, Götter des Erdbodens, lokale Geister und Heilige. Der für solche Religionen gebräuchliche Begriff "Polytheismus" hilft hier jedoch nicht viel weiter, da diese "Götter" ursprünglich wie in einigen anderen Religionen lediglich Ausflüsse bzw. Qualitäten des einen Urprinzips waren (abgesehen z.B. von der Heiligenverehrung - welche allerdings einigen christlichen Kirchen bekannt vorkommen dürfte).

2. Taoismus.
Das bisher Geschilderte blieb weitgehend die gemeinsame Grundlage der später entstandenen Schulen des Lao-tse und des Kon-fu-tse (die von Historikern meist um 500 v.Chr. herum eingeordnet wurden).
Der Taoismus (Lao-Tse: u.a. Buch "Tao-te-king") richtete sich auf das Tun aus einer meditativen Haltung des "Nicht-Tuns" (Wu-wei) heraus; sodass nichts aus einer egoistischen und intellektuellen Oberflächenschicht des Menschen geschieht, sondern aus natürlichen Instinkten des guten Kerns des Menschen - der mit der Natur in Einklang steht. Dies ergäbe eine Art natürlicher Ethik der Selbstlosigkeit und Bescheidenheit.
Der Gute Kern in diesem Sinne ist zwar noch nicht automatisch identisch mit Jesus, der im Menschen im Sinne von Joh.15 Gestalt angenommen hat und fruchtbar wirkt ("Bleibet in mir und ich in Euch"). Aber heutige Theologen könnten heute nicht mehr ohne Weiteres Andersgläubigen einen Guten Kern abstreiten - zumal die eng verwandte Ethik der meisten Religionen zeigt, dass "das Gute" überall mehr oder weniger Fuß gefasst hat. Sogar der "Heilige Geist weht, wo er will" (Joh.3).

Taoisten waren immer Praktiker, keine Theoretiker. Im Taoismus werden zu Hilfe genommen:
- Askese. Derartiges tritt innerhalb aller Religionen auf. Es sind aber auch Praktiken zur Sublimation bzw. Transformation der Sexualität zu finden (etwa Mantak Chia, "Tao Yoga" und "Tao Yoga der Liebe"; die alten östlichen Wege beginnen oft "von unten nach oben", während europäische Wege heute stärker von "oben nach unten" beginnen würden, d.h. vom Bewusstsein her.)
- Körper-, Atem-, und Konzentrationsübungen zur Weckung und Lenkung der Lebensenergie "Chi". dass diese Lebensenergie existiert, darf inzwischen durch die Erforschung der Akupunktur und der Elektroakupunktur als real erwiesen betrachtet werden; auch wenn ihre Natur wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt ist. Die Akupunkturmeridiane sind jetzt sogar histologisch (im Gewebe) als "leere" Kanäle nachgewiesen. Diese Lebenskraft ist also nicht "taoistisch", wie einige Christen dachten, sondern allgemeinmenschlich. Sie wurde in griechischer/ frühchristlicher Zeit als "Pneuma" bezeichnet; ein griechisches Wort, das sowohl für den Atem, als auch für die Lebenskraft  - den Lebensatem, der von Gott eingeblasen wurde -, und für den Heiligen Geist verwendet wurde. Allerdings steht der "Heilige Geist" im Zusammenhang mit Jesus Christus. Wenn sich also jemand nicht auf Jesus Christus einstimmt, woher will er dann wissen, dass das, was er erlebt, identisch ist mit dem Heiligen Geist, wie ihn Jesus ankündigte?
- Weiter gehört zum Repertoire der Taoisten, ähnlich wie im indischen Yoga, die meditative Versenkung in den Urgrund der Dinge, um das Erleben der Begrenztheit des Lebens zu überschreiten. Auch die alchimistische Suche nach der Unsterblichkeit spielte eine Rolle.

Auf einem solchen Weg kann die Einteilung aller Erscheinungen der Welt in Yin und Yang den Verstand des Menschen verstärkt in diesen Polaritäten festhalten; sie kann aber bei entsprechendem Streben auch über diese hinaus führen, und in einen mystischen Bewusstseinszustand.

3. Konfuzianismus.
Kon-fu-tse (Konfuzius) empfiehlt in verwandter Weise eine Einfügung des Menschen in "das kosmisch-sittliche Gesetz". Statt des eher individuellen Wegs der Taoisten suchte er jedoch mehr ein moralisches Erziehungssystem für die Gesellschaft in ihrer Breite. Gearbeitet wird an der bewussten Kultivierung und Vervollkommnung eines guten menschlichen Kerns, durch Gewohnheit und Vorbilder:
Wenn in der Familie Liebe und Ehrfurcht usw. gelernt werde, ergebe sich daraus auch eine ethische Gesellschaft.
- Seit ältester Zeit waren in China z.B. Mord, Diebstahl, Prostitution und Bilderkult verboten.
- Wie praktisch alle Weltreligionen lehrte Kon-fu-tse "...die Nächstenliebe: was du selbst nicht willst, das tue auch keinem Anderen".
- Hierzu gehört Selbstbeherrschung, Menschlichkeit und Güte;
- bzw. die ethischen Tugenden Wohlwollen, Rechtlichkeit, angemessenes respektvolles Benehmen (auch gegenüber den Ahnen), Freigebigkeit, Weisheit, Aufrichtigkeit;
- Doppeltugenden nach dem Buch Shu-djing: freundlich und würdig, milde und fest, gerade und höflich, ordnungsliebend und respektvoll, gelehrig und kühn, aufrichtig und sanft, nachsichtig und maßvoll, stark und zuverlässig, mutig und gerecht.
- Angestrebt wurde eine Haltung der Zufriedenheit jenseits von Zorn, Gram und Vergnügen.
In den alten Lehren sind sowohl zeitlose Werte, als auch zeitbedingte, auf das einstige Kaiserreich bezogene Werte enthalten.

4. So gab es zwischen diesen Schulen manche Berührungspunkte, aber auch manchen Streit. Dennoch wurden sie schon früh oft eher als gegenseitige Ergänzung erlebt, statt als Gegensatz. Dies galt sogar für den später zusätzlich aus Indien hinzugekommenen Buddhismus mit seiner auf die Überwindung des irdischen Leidens gerichtete Lehre.
Heutige chinesische Tempel, z.B. in Hong Kong, machen oft den Eindruck von einer recht einfachen Suche nach Orakeln bzw. Riten für das Glück im Leben. D.h. wie mehr oder weniger bei allen heutigen Religionen ist die ursprüngliche geistige Tiefe nicht überall zu finden.
Aus der chinesischen Tradition sind weiter die nicht direkt religiösen Verfahren wie das Orakelbuch I Ging, die chinesischen Horoskope, die chinesische Variante der Geomantie bzw. Baubiologie - das "Feng Shui", und die traditionelle chinesische Medizin zu erwähnen.

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Informationen zu: Shintoismus (Kami no michi) und Christentum

- Mit allgemeinen Gesichtspunkten zu Naturreligionen -.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben und zum interreligiösen Dialog. Von christlicher Seite werden unabhängige Forschungen zu Grunde gelegt, die die spirituellen Tiefen des Christentums wieder erschließen, und moderne Bewusstseinsforschung. Betr. die alte japanische Shinto-Religion (Kami no michi) wird hier keine umfassende Beschreibung geliefert, sondern einige für diesen Zweck wichtige Gesichtspunkte.

Shinto ist ursprünglich eine der weltweit verwandten Naturreligionen, die älter sind als die bekannten Weltreligionen wie Buddhismus und Christentum.

Naturreligionen.

Die Ursprünge der Naturreligionen liegen in einer Zeit, als die Menschen weitgehend ein Bewusstsein hatten, das vom heute dominierenden intellektuellen Bewusstsein stark abweicht. Jean Gebser, Verfasser des Buches "Ursprung und Gegenwart" (deutsch) würde diese Bewusstseinsstufe das "mythologische Bewusstsein" nennen. Der Bewusstseinsforscher Julian Jaynes, Verfasser von "Der Ursprung des Bewusstseins" (deutsch, englisch) würde dies ein Bewusstsein nennen, in dem die beiden Hirnhälften noch direkter miteinander kommunizierten als heute.*) Die rechte Hirnhälfte gestattete es, Erscheinungen aller Art, z.B. in der Natur ganzheitlich als "Wesen" wahrzunehmen, und die linke Hirnhälfte konnte dies so verarbeiten, dass der Mensch deren "Stimmen" hörte. Auch europäische Überlieferungen über Elementarwesen, Märchenwesen usw. stammen daher, sind also nicht frei erfunden. Im Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung des Schreibens und Lesens statt der nur mündlichen Überlieferung verschwand diese Art der Wahrnehmung in der europäisch-vorderasiatischen Antike bis ca. 500 vor Chr. weitgehend als gesellschaftlich relevantes Phänomen. Da in der mythischen Zeit auch vielfach örtlich bzw. stammesgebundene Wesen, Ahnen oder - Götter verehrt wurden, hat die Vermischung von Kulturen zusätzlich dazu beigetragen, dass die ältere Bewusstseinsform nicht mehr oder nicht mehr fehlerfrei funktionierte. Die Fehler wiederum machten den Nutzen dieser Wahrnehmung immer fragwürdiger und beschleunigten daher diesen Prozess.
Es wäre nicht einwandfrei, diese Stufen in der Art zu bewerten, dass das neuere Verstandesbewusstsein das wertvollere wäre, und dass Produkte des älteren Bewusstseins heute wertlos wären. Es brachte zwar neue Fähigkeiten, aber dafür gingen auch andere verloren, die der Intellekt allein nicht ersetzen kann. Es ist allerdings möglich, unter Beibehaltung der Errungenschaft des analytischen Denkens die älteren, verschütteten Fähigkeiten der bildhaften Zusammenschau und Synthese wieder bewusst hinzuzuentwickeln; z.B. in der Meditation. So kann ein integriertes Bewusstsein entstehen, das beiden Hirnhälften in neuer Weise wieder zu ihrem Recht verhilft. Das rein intellektuelle Bewusstsein ist heute vielfach an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gestoßen. Offenbar ist es unmöglich, allein damit z.B. die ökologischen Probleme in ihrer wirklichen Kompliziertheit rechtzeitig zu durchschauen und zu lösen: Dörner sprach von einem "multifaktoriellen Bewusstsein", das zur Erfassung der ökologischen Vorgänge notwendig ist, das aber seine Studenten bei einer entsprechenden Untersuchung so gut wie nicht besaßen. Die heutige Menschheit kann sich dabei durchaus auch von alten Überlieferungen aus vorintellektuellen Wahrnehmungen anregen lassen - ohne dass sie jedoch die früher Form dieses Bewusstseins einfach übernehmen könnte. Aus solchen Gründen sind auch heute noch Märchen für Kinder wertvoll. Sie tragen dazu bei, dass die rechte Hirnhälfte nicht gleich verkümmert.

Im ursprünglichen Christentum spielten die "Gaben des Heiligen Geistes" eine wichtige Rolle (u.a. Joh. 16; Kor. 12, 7-11; Apostelgeschichte 2, 17-20). S.a. unser Kapitel "Pfingsten" im Haupttext unserer englischen Webseite, sowie in weiteren Sprachen. Der Heilige Geist ist eine göttliche Kraft, die die Kreativität des Menschen über sich selbst hinauswachsen lässt. Sie ist zwar keine bloße Aktivität der rechten Hirnhälfte, aber sie benützt diese in der Tat mit. Aber: der Heilige Geist steht im Zusammenhang mit Jesus Christus. Auch wenn Jesus seinen Jüngern sagte "Der Geist weht, wo er will" - wie will jemand sicher sein, dass seine heutigen Erfahrungen vom Heiligen Geist im Sinne Christi stammen, wenn er sich nicht auf Christus eingestimmt hat?

Shinto.
Shinto bzw. Kami-no-michi heißt "Weg der (himmlischen bzw. verehrungswürdigen) Geistwesen". Im Unterschied zu dem, was wir bei anderen scheinbar polytheistischen Religionen fanden - an deren Ursprung eine einzige Gottheit mit "Eigenschaften" stand, die erst später als getrennte Götter verehrt wurden - ist hier kein solcher einheitlicher Ursprung feststellbar.
Während die Schöpfungsmythen einiger anderer Völker mit der Erschaffung von Himmel und Erde (und Unterwelt) beginnen, setzt der alte japanische Schöpfungsmythos Himmel und Erde voraus. Die Götter entstehen in diesem Bild spontan, und bewohnen alle 3 Welten, während die Erde auch von Menschen, die Unterwelt auch von vielen der Toten, und Dämonen bewohnt ist. Auch verehrungswürdige Ahnen wurden dem Götterpantheon zugerechnet. An der Spitze der kami / des riesigen Götterpantheons steht zwar die "Sonnengöttin" Amaterasu. Aber sie wird nicht als Ursprung von Allem gesehen, sondern wurde von den Göttern Izanagi und Izanami im Auftrag des Götterrates erschaffen.
Die Verehrung geschieht zu Hause oder in Schreinen (Tempeln), durch festgelegte Gebete (Dank und Bitten), und durch Opfern von Reis, Reiswein und von Symbolen für die normalerweise nicht mehr geopferten Tiere.
Shinto wurde mit einem Staats- bzw. Kaiserkult verbunden, der nach dem 2. Weltkrieg offiziell fallengelassen werden musste.
Während in Naturreligionen meist Schamanen - Medizinmänner mit besonderen Kenntnissen und medialen Fähigkeiten - eine zentrale Rolle spielen, wird der Shinto-Kult von Priestern geleitet.
Ethische Lehren: Es gab ein Sündenregister; es wurden im Kontakt mit anderen Religionen ethische Grundsätze entwickelt, wie sie sich auch in praktisch allen großen Religionen finden.

In  Japan sind die verschiedenen Religionen nicht in dem Maße getrennt voneinander, wie z.B. aus Europa bekannt. Viele sind dort gleichzeitig in mehreren Religionsgemeinschaften.

*) Engl. "Bicameral mind". Jaynes selbst erweckte jedoch den Eindruck, als ob diese alten natürlichen Funktionsweisen des Gehirns allein schon die Erklärung der Erlebnisse mit göttlichen oder Naturkräften wären; das ist nach unseren Befunden schlicht falsch. Darüber, was diese Wesen "sind", sagen seine Befunde gar nichts aus. Weder "Götter" noch Gott sind im Gehirn zu finden. Es handelt sich um eine Realitätsebene eigener Art, und das Gehirn kann sie nur in der einen oder anderen Weise interpretieren. Gerade die beschriebene ältere Art des Wahrnehmens ist nicht ohne weiteres in der Lage, solche "Wesen" künstlich als Vorstellungsbilder zu produzieren, wie das moderne Bewusstsein es könnte. In einer ähnlichen Weise spiegeln spirituelle Träume oder Meditationserlebnisse teils etwas ganz Anderes als bloße Verarbeitungsprozesse von psychischen Tageserlebnissen.
**) In Europa gehörte z.B. die Zeit der Entstehung der homerischen Epen noch der mythischen Zeit an, während die spätere Zeit der altgriechischen Philosophie bereits dem Verstandesbewusstsein angehörte.

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Anmerkungen zur Altägyptischen Religion.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen derselben, und - soweit die Religionen noch bestehen - zum interreligiösen Dialog. 
Hier wird auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen altägyptischer Religiosität und einem Christentum eingegangen, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Insbesondere wird auf das Verhältnis verschiedener altägyptischer Gottesvorstellungen zum jüdisch-christlich-islamischen Gottesbild eingegangen. Damit ist nicht der Anspruch verbunden, die frühere ägyptische Religion und deren Entwicklung umfassend nachzuzeichnen - was auch beim Stand der bis heute veröffentlichten Forschungen noch gar nicht möglich wäre. 

Das Schulwissen, das alte Ägypten habe eine Vielgötter- (also eine polytheistische) Religion besessen, also etwas nach christlichen Begriffen "heidnisches", war angesichts des heutigen Standes zu verallgemeinert, und wurde so der hoch entwickelten Suche nach Gott im alten Ägypten nicht gerecht.
Schon die ägyptische Tradition von "Atum" - dem zuerst unmanifestierten Weltschöpfer - zeigt eine der Entwicklungsstufen des immer wieder in unterschiedlichen Formen oder Ebenen zu Tage getretenen Gottglaubens.

Weiter ist bekannt, dass einzelne Pharaonen die (monotheistische) Verehrung des Einen Gottes einführten. Besonders bekannt wurde Tutanchaton/ Echnaton im Neuen Reich: Gott als "Aton". Angesichts seiner Verbundenheit mit den lange und gut aufgezeichnet gewesenen Lehren und Praktiken ägyptischer Priester, die der Pharao studieren und absolvieren musste, kann nicht automatisch von einer momentanen, willkürlichen Idee eines einzelnen Menschen ausgegangen werden - obwohl schon das allein für diese Betrachtung durchaus von Bedeutung wäre. Es gibt Anlass zur Annahme, dass diese viel Mut erfordernde Tat gerade auch aus einem bestimmten, [tieferen?] Verständnis der Überlieferungen hergerührt haben kann, ein wichtiges, evtl. mit Inspiration verbundenes "Aha-Erlebnis", um das dann, in heutigen Begriffen ausgedrückt, Streitigkeiten zwischen theologischen Auslegungen und Interessen stattfanden. (Der nächste Pharao gab dann den Priestern ihre traditionelleren Praktiken zurück.) 

Wir hatten schon bei anderen alten Religionen gefunden, dass sich hinter dem für die Masse verbreiteten polytheistischen Bild ("für jedes Thema eine Gottheit") manchmal andere Lehren für intensivere Schüler verbargen. Dies in der Art, dass die vielen "Götter" oft ursprünglich nur "Gottesnamen" gewesen sein dürften, die jeweils für eine bestimmte Eigenschaft des Einen Gottes standen. Wie gleichnishaft die Planeten ihre Rolle aus der einen Sonne haben, so die - auch meist tatsächlich den Planeten entsprechungsmäßig zugeordneten - "Götter" aus dem "Göttervater". Diese "Götter" wurden im alten Denken in Entsprechungen (vorzugsweise aus der rechten Hirnhälfte) nicht nur den Planeten, sondern auch Tagen, Farben, Tönen, Buchstaben (Vokalen), Körperorganen, usw. zugeordnet, waren also nicht einfach die Planeten selbst, sondern kosmische Prinzipien, Gesetzmäßigkeiten, von Gott erschaffen. Ein Kern der Entsprechungslehren vieler Länder soll die Tabula Smaragdina gewesen sein, die, noch kürzer zusammengefasst, ungefähr bedeutet: "Wie oben (im Kosmos bzw. Himmel), so unten (auf der Erde bzw. im Menschen, der Mensch als Abbild); wie unten so oben; unten und oben richtig in Beziehung zu setzen, ist das Werk der Sonne..." (ja, wieder das, was später Echnaton Aton nannte, nicht einfach nur die physische Sonne, sondern das Zentrum von Allem was ist, das "Gold" der späteren christlichen Alchimisten, die sich darauf bezogen; das Urbild der göttlichen Vollkommenheit...?) 

Diese Entsprechungslehren werden in verschiedenen Kreisen, die sich heute dafür interessieren, immer noch als "hermetische Tradition" bezeichnet. Diese Tradition hat sicherlich, wie alle anderen Traditionen, im Lauf der Zeiten in ihrem Gang durch viele Länder, auch manche Veränderung und Ergänzung erfahren, und es dürfte aber auch Vieles verloren gegangen sein. "Hermes" (ein späterer griechischer Name), dem diese Lehren zugeschrieben werden - war der überlieferte altägyptische Weise der Vorzeit, Thoth (Tehuti). In diesem Fall finden wir, dass ein aller Wahrscheinlichkeit irdisch vorhandenes menschliches Wesen auch verehrt und später als einer der Götter betrachtet wurde, während er heute eher als Prophet und großer Lehrer bzw. Meister bezeichnet werden könnte. Also auch hier etwas Anderes, als die klassische Vorstellung von "Vielgötterei". Auch der Koran anerkennt, dass es vor Mohammed andere Propheten gegeben hat, und Muslime könnten eines Tages finden, dass auch Ägypten den einen oder anderen echten Propheten hatte.

Schon sehr alte Überlieferungen, die von den alten Ägyptern selbst auf die vordynastische Zeit zurückgeführt wurden, zeigen ebenfalls wahrscheinlich irdisch vorhanden gewesene Weise, hinter denen (später?) entsprechungsmäßig göttliche Zusammenhänge erahnt wurden, und das in einer für unsere Fragestellung interessanten Art: Vater Osiris, Mutter Isis und Sohn Horus. Als menschlicher Weiser brachte Osiris den Menschen z.B. die friedliche Landwirtschaft. Osiris (bzw. die damit verbunden gesehene göttliche Gestalt) oder später Re oder Aton, dürften Erlebens- bzw. Beschreibungsarten verschiedener Zeitepochen für ein und dasselbe sein. Hier schimmert Gott durch; für Rudolf Steiner auch "Christus", wie er auch nach dem Johannesevangelium schon in den Anfängen (von Gott geschaffen) mit Gott existierte, bevor er als irdischer Mensch geboren wurde (Joh. 17:5). Hinter einem Menschen eine über ihn hinausgehende allgemeine göttliche Eigenschaft hindurch schimmern zu sehen, war in  diesem Denken in Entsprechungen noch etwas Natürliches, hatte also damals nicht unbedingt einen gotteslästerlichen Charakter, wie wenn ein heutiger Mensch fälschlich als Gottheit betrachtet würde - ganz abgesehen davon, dass mit der Zeit die Menschen nicht mehr genau wussten, was bei solchen Wesen vorlag. So gibt es gerade bezüglich des Osirismythos keine haltbaren Belege für eine wirkliche "Vielgötterreligion". Die hier erwähnten Beispiele dafür, dass es in Ägypten mehrfach zumindest Ansätze zu einem Gottesglauben gab, der dem der abrahamitischen Religionen verwandt sein dürfte, bedeuten nicht automatisch, dass Gott so bereits aus derselben Nähe erlebbar gewesen wäre, wie dies durch den von Jesus gebrachten Weg möglich wurde.

Auch wenn die Religionswissenschaft sich mit den geschilderten Zusammenhängen bisher wenig befasst hat, gibt es jedenfalls Grund zur Vorsicht mit vorschnellen Urteilen über diese Kultur. Es kann sich herausstellen, dass, wie Professor J.J.Hurtak in "Keys of Enoch" angibt - entsprechend Jesaja 19:19* - mitten in Ägypten dem einen Gott ein Altar (geweiht) sein wird -, auf die Große Pyramide bezieht. Die Pyramide wurde offenbar - wie in anderer Art manche Denkmäler der christlichen Baukunst - mit Hilfe des gesamten Wissens der damaligen Zeit erstellt. Ein solches "Grab" ist zugleich etwas wie ein Grab einer ganzen Kulturepoche; ein Zeugnis der alten Suche des Menschen nach Gott und seiner Ewigkeit, die das Menschenleben überdauert. Die Erfüllung dieser Suche hat Christus angekündigt, und den Weg gezeigt. Prophet Mohammed hat in seiner Art ebenfalls die Auferstehung der Gläubigen in der Zeit des Gerichts angekündigt. Heute ist es nicht immer gleich möglich, Bauten komplett zu verstehen, die in einer Zeit entstanden, in der das Leben ganz anders war als heute. Nichts ist an solchen Bauwerken zufällig. (Die Archäologie sollte sich übrigens bei manchen alten Plätzen an die alte Erkenntnis dieser Fachrichtung erinnern, dass es besser sei, die Dinge da zu lassen, wo sie sind, zumal spätere Wissenschaftler bessere Möglichkeiten haben würden, die Hinterlassenschaften zu erforschen.)

Die altägyptische Kultur und Religion ist zwar nicht mehr in der Weise präsent, wie manche andere Religionen, die wir auf diesen Seiten behandelt haben. In unserer Zeit gibt es allenfalls noch einige Leute, die z.B. in Form von Seminaren ägyptische Lebensweisheit nachzuempfinden suchen. Aber diese Kultur hat, u.a. auf dem Weg über die spätere griechische Kultur und Philosophie, auch für das, was danach kam, erhebliche Bedeutung erlangt. Auch für Moses waren sicherlich seine Kontakte mit einem recht hochkarätigen ägyptischen Umfeld nicht bedeutungslos, auch wenn er seiner Gottesüberlieferung folgte. 

*) Jesaja 19 ist überhaupt sehr lesenswert, da diese Prophetie auf die zukünftige Versöhnung der Gottesgläubigen aus verschiedenen Ländern hinweist, und daher von manchen irrigen heutigen Feindschaften abhalten könnte, wenn es ohne Vorurteile aufgenommen wird. Auch der Koran weist darauf hin, dass Gott verschiedene Gemeinschaften zugelassen hat, und dass Alle zu ihm zurückfinden werden - und dass er selbst dann über das entscheiden wird, worüber sie sich vorher uneins waren (Sure 5:48 / ägyptische Verszählung).

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 Anmerkungen zu alteuropäischen Religionen.

Die zusätzlichen Seiten des Internetprojekts "Christuswege" zu verschiedenen anderen Religionen sind ein Beitrag zum besseren Verstehen der Religionen, statt alles von vornherein als fremd und negativ zu erklären, was anders "klingt", als es Christen gewohnt sind. Bei dieser Seite zu den mehr oder weniger vom Christentum verdrängten alteuropäischen Religionen wird auf deren Verhältnis zu anderen Religionen und einem Christentum eingegangen, das sich seiner eigenen spirituellen Tiefen (wieder) bewusst ist. Dabei treten Gemeinsamkeiten, wie auch Unterschiede zu Tage.

Zur Einschätzung der Griechischen Religion
Anmerkungen zur Altrömischen Religion
Altgermanische Religion
Keltische Religion
Frühere Slawische Religion
Frühere Baltische Religion
Frühere Baskische Religion
Frühere Finnische Religion

Zur Einschätzung der Griechischen Religion 

Die altgriechische Religion der historischen Zeit ist durch die erhaltenen Mythen und die alten Historiker relativ gut bekannt. Viele Schriften der griechischen Philosophen waren auch schon frühen islamischen Gelehrten bekannt, wurden von diesen übersetzt, und sind in das Denken der frühen christlichen Theologen eingeflossen. (Heute wird die griechische Götterwelt eher als Gesamtkunstwerk wahrgenommen, statt als Religion, da sie als solche praktisch nicht mehr ausgeübt wird.). Dennoch gibt es auch Punkte, die nicht allgemein bewusst sind.

Die Vielfalt der griechischen "Götter" erklärt sich aus den Beiträgen der vorgriechischen Mittelmeerbevölkerung und der eingewanderten indoeuropäischen Griechen; sowie aus der Aufeinanderfolge verschiedener Epochen mit unterschiedlichem Bewusstsein. Daraus ergaben sich auch später unterschiedliche Richtungen.

Für ein maßvolles Leben und die Befolgung göttlicher Gebote stand der Gott Apollo, der u.a. dem germanischen Baldur (s.u.) ähnelt, einer in älterer Zeit besonders verehrten sonnenhaften, zentralen Gottheit. Der im klassischen Griechenland als mächtigster Himmelsgott verehrte Zeus war ursprünglich keine zentrale Gottheit, sondern Hesiod berichtet, dass die Verehrung des Uranos (Himmel) älter war, abgelöst von Kronos und später von Zeus. Z.B. finden sich bei Kronos Anklänge an den Planeten Saturn und die diesem im alten Entsprechungsdenken zugeschriebenen Eigenschaften, und bei Zeus an die des Jupiter (vgl. auch Ares / Mars, Aphrodite / Venus, Hermes / Merkur). Hier können auch alte Überlieferungen von Geschehnissen bzw. Umbruchzeiten eine Rolle spielen, die auf die eine oder andere Weise mit den jeweiligen Planeten in Verbindung gesehen wurden - entgegen einer verbreiteten wissenschaftlichen Sicht der Mythen als bloßer dichterischer Phantasie. Überhaupt entsprechen diese in verschiedenen indoeuropäischen Religionen in variablen Gestalten auffindbaren "Götter" eher einem alten System von Charaktereigenschaften, wie es heute noch z.B. Astrologen nachzuempfinden suchen. Nun ist die Frage erlaubt, "Charaktereigenschaften von was oder von wem?" In mehreren alten Religionen finden sich - bei Abwesenheit wissenschaftlicher Vorurteile - Anzeichen dafür, dass die Kenntnis von einer zentralen Schöpfergottheit älter sein könnte, als die Verehrung der vielen "Götter" - auch wenn es nicht automatisch die heutigen Möglichkeiten gab, mit diesem Schöpfer direkt in Beziehung zu treten. dass die "Götter" im Laufe der Zeit immer mehr vermenschlicht wurden in ihren "Taten", haben jedenfalls schon altgriechische Philosophen erkannt und kritisiert.

In anderer Weise dürften Gestalten wie Herakles (Herkules) ursprünglich gar keine "Götter" im üblichen Sinn gewesen sein, sondern "Heroen" oder Menschen, deren heldenhafte "Taten" als Schritte auf ihrem spirituellen Weg geschildert und oft symbolisch umschrieben sind. Mit diesem Blickwinkel haben sich weniger Religionsforscher, sondern eher einige Tiefenpsychologen befasst. 

Eine andere Richtung eines spirituellen Weges - anderer Herkunft - stellten besonders die altgriechischen Mysterien der Demeter oder des Dionysos dar, sowie die späteren hellenistischen Mysterienkulte, in denen geheime symbolische Zeremonien usw. gepflegt wurden. 

Direkte Lehren zur Moral sind erst spät zu finden (Hesiod, Sokrates). Aber vorher war auch aus den Mythen eine gewisse Haltung zum Leben herauszulesen. 
Die Griechen hatten auch, wie andere Kulturen, unterschiedlich ausgestaltete Vorstellungen davon, dass der Mensch seinen Tod überlebt, einmal in der Umgebung des Bestattungsplatzes, oder in einer Unterwelt, ein anderes Mal - für Auserwählte, in einem paradiesähnlichen Elysium oder einer Insel der Seligen.

Anmerkungen zur Altrömischen Religion 

Die gut erforschbaren Schriften über die vorchristliche römische Religion lassen uns vermuten, dass da die älteste Form der Religion der nach Italien eingewanderten indoeuropäischen Italiker nicht mehr voll in Erinnerung war. Spuren des Schöpfungsmythos, wie er in verwandten Religionen noch erkennbar ist, sind bei den Römern selbst nicht leicht zu finden. Die Römer haben später viele Einflüsse aus der damals bekannten Welt aufgenommen.

Der älteste bekannte römische Glaube beruhte auf ausgesprochen nüchtern, ohne mythische Geschichten, Bilder oder Tempel angerufenen "Höheren Mächten", in den Dingen wirkenden Kräften ("Numina"). Bei Jupiter finden wir wieder etwas wie den Himmelsgott Zeus der Griechen (s.o.); und  ähnlich den "Kriegsgott" Mars, der später mit dem "Kriegsgott" Quirinus der Sabiner zusammenfiel. Weitere Götter dieser Art waren Volcanus, Saturnus, Neptunus, und die Erdgöttin Tellus... Diese Götter wurden für Angelegenheiten des Lebens, zu gewinnen gesucht ("ich gebe, damit Du gibst"); während andere, negative Mächte stattdessen abgewehrt werden mussten. 
Eine Besonderheit der römischen Religion war, auch abstrakte Begriffe wie Treue, Eintracht, Hoffnung, Sieg zu göttlichen Wesen zu machen.
Von den vorrömischen, wohl ursprünglich aus Kleinasien stammenden Etruskern haben die Römer von diesen weitere Götter, z.B. Minerva, und den Tempelbau übernommen. Nun standen Jupiter, Juno und Minerva im Vordergrund. 
Weiter wurden griechische Gottheiten und Heroen aufgenommen, wie sie in den "Sybillinischen Büchern" vorkommen, und soweit möglich mit römischen identifiziert. 
Auch phrygische, ägyptische und vorderasiatische Traditionen wurden mit aufgenommen, in der Spätzeit auch hellenistische Mysterienkulte. So kam insgesamt eine gewisse emotionale Ausschmückung des vorher sehr nüchternen Glaubens zu Stande.

Seit Cäsar und Augustus kam noch der Kaiserkult hinzu, wo der Kaiser nach dem Tod bzw. auch schon während des Lebens göttliche Verehrung beanspruchte.

Auch ein Tempel des "Unbekannten Gottes" existierte. Es wurde von Einigen angenommen, dass sich hier hinter der verwirrenden Vielfalt verehrter Wesen doch eine Ahnung vom wahren Gott zeigt - was nicht heißt, dass es einen angemessenen Weg gegeben hätte, sich mit diesem zu verbinden.

Angesichts der Vielfalt verehrter Wesen darf immerhin darauf hingewiesen werden, dass z.B. auch Christen wie Muslime Wesen zwischen Mensch und Gott kennen, nämlich die Engel, und einige christliche Kirchen auch die "Heiligen".

Ethische Grundsätze lernten Römer weniger durch Lehren, sondern eher in der Praxis: z.B. eine gewisse Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit durch die religiösen Riten, oder durch ausgefeilte Gesetze. Mit diesen Gesetzen war allerdings u.a. auch eine gewisse Staatsgläubigkeit verbunden, deren Auswirkungen sich vielfach in Ländern gezeigt haben, die das römische Recht übernommen haben. 
Das Los der Toten - in einer Unterwelt - wurde zumindest in der ältesten bekannten römischen Religion nicht als besonders angenehm empfunden.

Im vierten Jahrhundert löste das Christentum auf Initiative des römischen Kaisers Konstantin die bisherigen römischen Götterkulte ab.

Altgermanische Religion

Mit diesem Beitrag ist nicht der Anspruch verbunden, die germanische Religion und deren Entwicklung umfassend nachzuzeichnen, was angesichts der beschränkten wissenschaftlichen Befunde auch gar nicht möglich wäre. 
Auch wird hier nicht die Rolle von germanischen Überlieferungen in der jüngeren deutschen Geschichte und von deren Missbräuchen untersucht, sondern nur der ursprüngliche spirituelle Kern dieser vorchristlichen Religion, der nicht mehr und nicht weniger missbrauchsträchtig sein dürfte als andere religiöse Überlieferungen. Je besser das, um was es eigentlich ging, verstanden wird, desto weniger kann es missbraucht werden.

Die in Deutschland auffindbaren Zeugnisse und Überlieferungen aus vorchristlicher Zeit waren spärlich, und die Berichte der Römer subjektiv. So haben Forscher besonders die schriftliche skandinavische Variante herangezogen. Die heute bekannte isländische Edda, bzw. die beiden Edden, wurden aus der mündlichen Überlieferung im 11./12./13. Jahrhundert aufgeschrieben, als im übrigen Europa das Christentum schon weit vorgedrungen war. Da Island per Volksabstimmung das Christentum übernahm, konnte ein germanischer Priester automatisch zum christlichen Pfarrer werden. Daher wurde die Möglichkeit gesehen, dass einige Züge bereits eine Verarbeitung des Christlichen sein könnten. Dafür gibt es aber keine Beweise. Mindestens die ältere Lieder-Edda gilt heute als authentisch. Wir wissen nicht, wie alt die dem Buch zu Grunde liegende Überlieferung selbst ist. Auch sollte immer bedacht werden, dass es im Bereich von Spiritualität und Religion auch geistige Realitäten geben kann, die dann notwendigerweise an mehreren Stellen der Erde auf jeweils unterschiedliche Weise erlebt werden. Selbst Kulturstufen bzw. Bewusstseinsentwicklungen in der Menschheitsgeschichte (vgl. z.B. Jean Gebser, "Ursprung und Gegenwart") können Menschen unabhängig voneinander in ähnlicher Weise mitmachen. Aber selbst wenn Erkenntnisse aus christlichen Quellen eingeflossen wären, würde das gerade zeigen, dass über Kulturbarrieren hinweg auch ein freies Voneinander-Lernen möglich ist, ohne dass die eine Tradition ihre Selbständigkeit einbüßen muss - im Unterschied zu der leider im Reich Karls des Großen recht gewalttätigen christlichen Missionierung, die zweifellos zu den großen Verfehlungen des damaligen mit dem Staat verquickten Christentums gehörte, das seine gewaltfreien Wurzeln vergaß. *)

In der Edda lassen sich, bei einer Offenheit für die tiefere Bedeutung von Mythen, mehrere Entwicklungsstufen vereinigt finden. Auf der Ebene der ältesten Schöpfungsmythen der Menschheit finden wir die Zeit, wo aus Ginnunggagap, der gähnenden Leere die Welten / Ebenen erschaffen wurden. Dann traf die Glut des (geistigen) Feuers bzw. Lichtes Surt(u)rs aus "Muspelheim" auf das kalte "Eis" bzw. "Wasser" in Niflheim / Nebelheim, und so wird der "Ur-Reifriese" Ymir hervorgebracht, das Urbild der Schöpfung. In Kämpfen am Weltende werde die Welt in den Flammen Surturs wieder eingeschmolzen. Solche Eigenschaften hatten schon den einen oder anderen Autor berechtigtermaßen veranlasst, darin eine Erinnerung an den Schöpfergott zu sehen; was nicht automatisch bedeutet, dass ihn die Menschen damals schon in solcher "Nähe" erleben konnten, wie das Jesus gelehrt hat. Funken aus Muspelheim bildeten auch die Sterne am Himmel. Aus dem Schweiß / Blut Ymirs wurde dann das Meer und die Flüsse, aus seinem Fleisch die Erde bzw. aus seinen Knochen die Gebirge, aus seinem Haar die Bäume, aus seiner Hirnschale das Himmelsgewölbe... Zusammenwirkend mit der der "Urkuh" Audumla, (u.a.?) der Erde in ihrer mütterlichen Eigenschaft, entstanden die Riesen.

Hier schließt sich eine andere Schicht an, die "Götter". Diese erscheinen erst im Strudel von "Glut" und "Wasser" (s.o.), als mindestens der Himmel, die Erde und Riesen bereits vorhanden waren. Die "Götter" wie Odin und seine Brüder Wili und We gewannen die Herrschaft über die vorhandene Welt. Wenn die "Riesen" auch für rohe, ungestaltete Naturkräfte stehen, könnte so der "Sieg der Götter" als die Meisterung der Naturkräfte durch den Geist gesehen werden.  Die "Götter" betätigten sich schöpferisch, müssen jedoch dem andauernden Weltenwerden und Weltenende seinen Lauf lassen.
Die Erschaffung der ersten Menschen kann aus Überlieferungen unterschiedlich herausgelesen werden: einmal entstand "ein Mann und eine Frau" - falls es sich dabei nicht um Riesen handelte - schon aus dem Material des erwähnten Urriesen unter dessen Achsel, ein andermal wird die Erschaffung der ersten Menschen "Ask und Embla" den erwähnten Göttern zugeschrieben.
Die verschiedenen Bereiche der Schöpfung zwischen Himmel und Erde und Unterwelt mit ihren verschiedenen Wesen sind verbunden durch die "Weltesche Yggdrasil", den in verschiedenen Kulturen auffindbaren Weltenbaum, wohl auch dargestellt in Irmin-Säule(n).

Diese Götterwelt enthält wieder eine Entwicklung in  sich. Relativ alt ist z.B. die Verehrung Bald(u)rs, in die wiederum, in einer für die damals aufgekommene mythische Zeit möglichen Art, die Verehrung der sonnenhaften Gottheit hineingelegt wurde, die im Zentrum der anderen "Götter" bzw. göttlichen Eigenschaften steht, und bei der es nichts Unreines gibt. Baldur wurde jedoch zur Zeit der Edda als Sohn Odins überliefert. Baldur wurde auf Anregung des Widersachers der Götter, Loki, "mit einem Pfeil erschossen". Für die Zeit am Ende, wenn eine neue Welt entsteht, wird prophezeit, dass er wiedererscheinen und herrschen wird in Ewigkeit als Fürst des Friedens. Hier sehen wir schon, dass nicht die physische Sonne gemeint war, denn diese scheint auch in der Zwischenzeit. Es ging eher um eine weitgehend abhanden gekommene "mythische" Art der Einschätzung göttlicher und natürlicher Kräfte mit Hilfe der rechten Hirnhälfte. Im Baldurmythos wurde auch ein Anklang an Christus und sein prophezeites Wiedererscheinen vermutet.

Parallel zur griechisch-römischen Zeit, als das Verstandesdenken schon stärker entwickelt war als in der erwähnten mythischen Zeit, stand im germanischen Raum z.B. die Verehrung von Heervater Wotan/ Odin im Vordergrund, des Herrn der Wolken und Winde. Bei dem interessanten Begriff "Weltumspanner", den die ältere Edda an einer Stelle gebraucht, scheint nicht ganz sicher zu sein, ob hier Odin gemeint ist, das müsste genauer untersucht werden. Odin wurde von den Römern mit ihrem Gott Merkur (griechisch Hermes) verglichen, der Götterbote und Gott der Sprache und des Verkehrs unter den Menschen. Zumal dieser von den Griechen mit der ägyptischen Gottheit Thoth verglichen wurde, - bei dem wir es für wahrscheinlich halten, dass er in Wirklichkeit ein menschlicher Weiser der Vorzeit war -, könnten wir hier auf die Frage kommen, ob Wodan auch ursprünglich ein menschlicher spiritueller Weiser war. Er hatte u.a. einen Großvater... Nach einem entsprechenden Lied hing er 9 Tage am Baum, sich mit Runen befassend (Schriftzeichen mit symbolischen Eigenschaften). Das sieht nach der Meisterung eines Schrittes seines spirituellen Weges aus. Danach brachte er aus dem Geist eine Lehre nach der anderen hervor. Jedoch muss hier bedacht werden, dass in den verschiedensten Teilen Europas noch bis zur neueren naturwissenschaftlich-technischen Zeit das Denken in Entsprechungen und Symbolen gepflegt wurde, das auch heute noch unterschwellig vorhanden ist, und mit dessen Hilfe versucht wurde, Erkenntnisse aus der erwähnten älteren Zeit für eine verstandesorientierte Zeit zu bewahren. Z.B. wurden überall verwandte 4, 7 bzw. 12 Qualitäten gesehen, egal ob bei Planeten, Farben, Tönen, Buchstaben, menschlichen Charakteren oder Organen usw. oder eben bei den "Göttern", deren Namen sich teils noch heute in den Wochentagen finden. D.h. hinter einem Menschen eine über ihn hinausgehende allgemeine göttliche Wesenheit bzw. Eigenschaft hindurch schimmern zu sehen, oder umgekehrt, war in  diesem Denken in Entsprechungen noch etwas Natürliches, hatte also damals nicht unbedingt einen gotteslästerlichen Charakter, wie wenn ein heutiger Mensch fälschlich als Gottheit betrachtet würde - ganz abgesehen davon, dass mit der Zeit die Menschen nicht mehr genau wussten, was bei Wesen wie Wotan (oder in Griechenland bei Heroen wie Herakles / Herkules) genau gemeint war.

Die "Göttergeschlechter" der Wanen und Asen dürften mit den unterschiedlichen Völkern zu tun haben, die miteinander in Berührung kamen: die Wanen im Zusammenhang mit der ureuropäischen Megalithkultur ("Riesen"?), und die Asen mit den neueren indoeuropäischen (indogermanischen) Reitervölkern aus dem Osten. 
Auch die Jöten (ebenfalls "Riesen"?, "Reifriesen"?), in den hohen Norden verdrängt - evtl. Finnen - haben sicherlich einen Beitrag geleistet und sind in der Edda erwähnt. Diese verehrten einen höchsten Himmelsgott, und hatten ansonsten eine eher schamanistische Religion. Schamanen haben sich u.a. besonders mit Naturkräften befasst, als Wesen betrachtet, und deren Beziehung zum Menschen; also auch mit "Zwergen", u.a. Ähnliches ist z.B. selbst im Islam kein Widerspruch zu dessen sehr strenger Ein-Gott-Religion, weil es einfach etwas ganz Anderes ist als ein Gott (die "Dschinn").

Die Ethik der Germanen war an der Verantwortung für das eigene Tun und an der Treue zur Stammesgemeinschaft orientiert, in die freie erwachsene Menschen (bzw. Männer) erst eintreten mussten. Zwar ging das kaum anders, was sich u.a. am strengen Umgang mit Ausgeschlossenen zeigt, die niemand mehr haben wollte. (Aber es gab keinen "Staat", der sie automatisch mit Hilfe von Gesetzesparagraphen verwaltet hätte wie es z.B. bei den Römern schon der Fall war; sondern in der Versammlung wurde gemeinsam beschlossen. Allerdings wurden in historischer Zeit auch schon Fürsten gewählt, was für die Frühzeit nicht sicher ist.) Moralische Grundsätze betreffend die Geschlechter wurden auch nach Berichten der Römer ziemlich eingehalten. Wie anderswo in entsprechenden Epochen, gab es auch altertümliche Elemente wie die Blutrache, denen man jedoch durch Vereinbarungen entgehen konnte. Auch die Wiedergutmachung spielte eine große Rolle. 
Die fast in allen alten Kulturen zu findende Lehre über ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt war verbreitet.

*) In der christlichen Zeit nach der Eroberung der Sachsen entstand das Buch Heliand, ein nachgedichtetes Evangelium, das versucht, die Inhalte von der Lebenseinstellung der Sachsen her leichter auffassbar zu machen. Es wird hier z.B. das Heldenhafte im Leben Jesu hervorgehoben, und weniger der Leidensaspekt. Auch Bruchstücke einer nachgedichteten Genesis liegen in diesem Zusammenhang vor. Noch etwas anders lief die Christianisierung im Bereich der Goten ab, die das Christentum von Kriegsgefangenen aufnahmen. Ein Zeugnis aus dieser Zeit ist die Wulfila-Bibelübersetzung.

Keltische Religion

Die alte keltische religiös-spirituelle Tradition kann noch nicht umfassend dargestellt werden. Hier geht es zunächst mehr um ihre Verwandtschaft mit anderen Religionen. 

Die noch vorhandenen Sagen-Sammlungen usw., wurden hauptsächlich seit dem 3. Jahrhundert bis ins 15. Jahrhundert in Irland aufgezeichnet (z.B. das Book of Leinster), wo es bis heute Reste einer lebendigen mündlichen Erzähler-Tradition gibt. Es ist durchaus möglich, dass die Lehren und Praktiken der alten keltischer Druiden (nicht von "Eiche", sondern von dru = intensiv und uid = sehen / wissen, also  "Die Weisen") nicht im gesamten keltischen Raum einheitlich waren, sondern dass es unterschiedliche Richtungen gab. Schon die irische Tradition selbst berichtet von  fünf aufeinanderfolgenden Kulturepochen bzw. Völkern in Irland. Es dürften ältere, besonders aus der alteuropäischen Megalith-Zeit stammende Kenntnisse über das Verhältnis des Menschen zu Naturkräften und Kosmos eingeflossen sein. Diese vorkeltische Zeit lässt sich in Europa sprachlich in manchen Fluss- und Landschaftsnamen finden, die einer dem heutigen Baskischen ähnlichen alten Sprache entstammen könnten. 

In alten römischen Dokumenten (etwa Cäsar) waren eindeutig noch keltische "Götter" erwähnt. Die älteren Götter scheinen allgemein indoeuropäisch gewesen zu sein, auch wenn sie nicht in jedem Fall so leicht mit römischen Göttern gleichzusetzen sind, wie das bei den Römern üblich war (lat. Merkur, Apollo, Minerva, Jupiter, Mars). Was ist z.B. wirklich mit keltisch "Dagda = Der Gute Gott" gemeint?? Oder mit "Esus = Der Ehrwürdige"? Ogmios ähnelt dem römischen Merkur, Taranis dem Donnergott der Germanen, Muttergöttinnen sind gleichfalls auch anderswo zu finden... Die Schöpfung von Teilen der Welt wurde je nach Sage Riesen, Heiligen oder Elfenwesen zugeschrieben, die nach Ansicht von Forschern wahrscheinlich die Stelle einer Gottheit im älteren Mythos einnahmen (vgl. auch oben der "Ur-Riese Ymir" der Germanen). Sich selbst leiteten die Kelten von "Dispater" ab, einem Gott der Unterwelt (oder ist ein Gott gemeint, der sich in die Unterwelt bzw. in das Unterbewusste der Menschen zurückgezogen hat wegen der Bewusstseinsänderungen? Fragen, die z.T. von der Religionswissenschaft so noch nicht gestellt oder befriedigend beantwortet wurden. 

Die Religion der Kelten der Bronzezeit und auch noch später lässt Ähnlichkeiten mit der oben erwähnten älteren Schicht der germanischen Überlieferung erkennen. "Baldur" - s. o. unter "Altgermanische Religion" - entspricht im Keltischen "Belemis / Belenus". Dass die vorchristlichen Kelten nie ein Bewusstsein von einer zentralen Gottheit gehabt hätten, ist bei unvoreingenommener Herangehensweise jedenfalls nicht beweisbar; wenn es das gab, muss es aber auch nicht automatisch identisch gewesen sein mit der heute möglichen Art, sich Gott zu nähern.

Die keltische Ethik des Altertums könnte evtl. so zusammengefasst werden: Götter verehren, nichts Böses tun; als Mann männliche Tugenden pflegen (und als Frau weibliche). Für bestimmte Personen wurden entsprechend auch bestimmte Pflichten genauer zu erkennen gesucht. Auch Menschenopfer spielten eine Rolle. Dieser Versuch einer "Versöhnung der Götter" kann aber, wie auch in anderen Kulturen der Erde einer Periode der Verflachung der ursprünglichen Religion entstammen.
Im übrigen glaubten die Kelten an eine Unzerstörbare Seele, und einen unzerstörbaren Kosmos - jedoch durch Ahnungen möglicher Ereignisse wie einem "Herabfallen des Himmels" überschattet.

Bei dem keltische Weisen Columcille / St. Columbcille, ging es allem Anschein bei seiner Übernahme des Christentums nicht um eine Verteufelung seiner alten keltischen Erkenntnisse, sondern er verstand aus diesem Hintergrund heraus z.T. sogar besser, was das Christentum, bringen wollte, als manche anderen christlichen Richtungen. Das alte keltische Christentum war z.B. naturnäher und so "nachhaltiger" und zukunftsoffener als das spätere mittelalterliche Christentum, das auch dieses keltische Christentum verdrängte. Es gibt noch das eine oder andere kleine Projekt, z.B. in Frankreich, wo versucht wird, keltische Überlieferungen und Christentum wieder zusammenzubringen. (Manche anderen "modernen Traditionen" aus dem angelsächsischen Raum wie Halloween, die sich sonst noch auf die Kelten zurückführen, haben allerdings nicht immer viel mit den wirklichen alten Kelten zu tun.) 

In diesem Zusammenhang kann außerdem auf die alte christliche Gralsbewegung hingewiesen werden, auf Grund der Legende von Robert de Boron über Josef von Arimathia und Maria Magdalena, die das Gralsgefäß mit dem Blut von Jesus am Kreuz nach Frankreich oder England gebracht haben sollen; und - wie Wolfram von Eschenbach - über die Tafelrunde des sagenhaften Königs Arthur; und Thomas Molarys "Le Morte d' Arthur". Auch da spielten zusätzlich Elemente aus der keltischen Sagenwelt eine Rolle. (Es gibt heute moderne Gruppen, die sich darauf beziehen, und die nicht mit den historischen Gralsbestrebungen identisch sind. Wo dabei richtig oder falsch an die alten Überlieferungen angeknüpft wird, soll hier nicht untersucht werden.)

Frühere Slawische Religionen

Über eine vorchristliche slawische Religion, insbesondere deren Frühzeit, ist - außer späten regionalen Ausprägungen - wenig Gesichertes bekannt.

Möglicherweise ist der Blitzgott Perun mit dem Donnergott anderer indo-europäischer Religionen identisch, und damit einer Form des Himmelsgottes. Dass der Sonnengott Dashbog als Sohn des Feuergottes Swarog / Swaroshitsch galt, könnte eine Verwandtschaft u.a. zum germanischen Baldurmythos andeuten - s. dort.

Die Unterwelt der Toten mit deren Gott oder Hüter Volos wurde in der Spätzeit als eine Art Paradies betrachtet. 

Im Vergleich fällt auf, dass Jesus Christus als Herr oder Hüter der Lebenden und Toten gilt, weil er beide Reiche überbrückt hat, was als eine Weiterentwicklung gelten kann.

Frühere Baltische Religionen

Auch über die vorchristliche Religion baltischer Völker ist wenig bekannt.

Der hier unter dem litauischen Namen Perkunas verehrte Blitzgott dürfte ebenfalls mit dem Donnergott anderer indo-europäischer Religionen identisch sein.
Auch diese Religion dürfte eng verwandt gewesen sein mit den anderen indo-europäischen Religionen. Diese haben im Laufe der Zeit Einiges von anderen in ihrem Bereich vorhandenen Kulturen aufgenommen, blieben aber in ihren Grundzügen vergleichbar.

Während z.T. Dievs als Gott angebetet wurde, ist die Sonne hier allerdings mit einer weiblichen Göttin Saule verbunden, während die Erde teils mit einem Erdgott, teils mit einer Erdgöttin verbunden gesehen wurde. Laima ist eine Schicksalsgöttin, ... Möglicherweise ist z.T. eine ältere Religionsform eingeflossen, in der die Muttergottheiten eine große Rolle spielten.

Eine Verehrung der verschiedenen Naturkräfte spielte eine große Rolle, wobei möglicherweise auch ältere schamanistische Gebräuche aufgenommen wurden. Der eher schamanistische* Umgang mit Naturkräften* ist nicht mit Götterkulten im engeren Sinn gleichzusetzen.

* Zu Naturreligionen siehe Shintoismus / Naturreligionen.

Frühere Baskische Religion

In der vorchristlichen Religion der Basken und deren Sprache finden wir möglicherweise Reste der ureuropäischen (vor-indoeuropäischen) Megalith-Kultur (Großsteinkultur). Einiges ist auch nach der Christianisierung als Erzählgut erhalten geblieben. Es könnte dort auch Christliches eingeflossen sein.

Die Göttin Mari aus der "Unterwelt" galt als ausschlaggebende Gottheit, während ihr männliches Gegenüber Maju am Himmel erschien. Eigenartig ist die Schilderung ihrer Begegnung am Freitag Nachmittag, verbunden z.B. mit Hagel. Dies könnte sich auch auf ein Zusammenfließen verschiedener geistiger Wege beziehen.  
Die göttlich verehrte Sonne, Ekhi gilt hier als Tochter der göttlich  verehrten Erde, Lur.

Verbreitet war auch der Glaube an ein Fortleben nach dem Tod und an verschiedene hilfreiche und negative Geister.

Anscheinend galten besonders Lüge, Wortbruch, und Diebstahl als moralische Vergehen.

Frühere Finnische Religion

Die vorchristlichen religiösen Vorstellungen und Gebräuche der Finnen und z.T. nahestehender - nicht indoeuropäischer - Völker sind auch über die Christianisierung hinaus in Sagen, Liedern und Sitten erkennbar geblieben. Viele solche Gesänge sind im 19. Jahrhundert zum Nationalepos "Kalevala" zusammengestellt worden.

Der "Schmied" Ilmarinen dieses Epos war der Schöpfer des Himmelsgewölbes. Die ursprünglich verwandten Ostjaken, Wogulen mit gleichfalls nicht-indoeuropäischen Sprachen kannten einen allwaltenden Himmelsgott, und eine Geisterhierarchie. Geister sind keine Götter im engeren Sinn. Im finnischen Bereich gab es das mythische Bild von Eiern einer Ente, die in das Wasser rollen und aus denen der sichtbare Kosmos entsteht.

Erst später trat die Verehrung des Gewittergottes Ukko in den Vordergrund. Eine Fülle von Naturgottheiten bzw. Naturwesen und Schutzgeistern wurde in den Gebräuchen berücksichtigt.
Die den Tod überlebende Seele wurde als Hauch oder Schattenseele in einem Totenreich betrachtet.

Der Sänger Wäinämoinen des Epos zeigt auch alte schamanische Praktiken, die letztendlich auf die Urzeit zurückgehen.


Die Schulbucheinschätzung über solche alte Religionen, dass sich die alten Kulturen nur eine beliebige Vielzahl von Göttern ausgedacht hätten, und vom Schöpfergott keine Ahnung gehabt hätten, ist also mindestens bei mehreren Religionen sehr anzweifelbar. Die Suche nach Gott als dem einen Urgrund aller Dinge ist in Wirklichkeit uralt. Bei Henoch und Noah - letzterer in der Sicht der Bibel am Ursprung aller heutigen Völker - anerkennt auch die biblische Schöpfungsgeschichte, dass der wahre Gott sich diesen offenbaren bzw. sie inspirieren konnte. Allerdings gibt es heute neue Möglichkeiten, gerade durch Christus, sich Gott und seinen Eigenschaften zu nähern.

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"Religion als Wiederverbindung mit Gott1) -  auf Wegen mit Jesus Christus

1) Das Wort Religion kommt von lateinisch re-ligio = Wiederverbindung; mit Gott, der vom Innersten her auch in uns Gestalt annimmt. Entfernt vergleichbar mit einem Hologramm, geschieht Ähnliches auch im Großen.

Erkenntnis der tieferen Probleme im menschlichen Leben.

Wie für eine Heilung durch Gebet wäre auch für weitergehende Wandlungen im Menschen zunächst die Frage Jesu "Willst du gesund werden?" (Joh. 5,6). Bzw., 'weißt du, welche Unvollkommenheiten du noch hast, die sich verwandeln müssen, wenn du auf dem Weg zu Gott vorankommen willst?' Ein "Roter Faden" kann hinter scheinbar ganz einfachen, selten als religiös betrachteten Gegebenheiten gefunden werden. Im Aufwachsen eines Kindes über die Jugend zum Erwachsenenalter werden neue Fähigkeiten gewonnen; wobei aber oft ursprüngliche Erlebensfähigkeiten verdeckt werden. Später kann der Mensch mit Hilfe seiner Erinnerung und Gebet diese verdeckte natürliche Erlebensart wieder neu hinzuzugewinnen suchen. Die gewachsenen Fähigkeiten werden dabei trotzdem beibehalten, während Verhärtungen des Wesens wieder gelockert oder aufgelöst werden. Die durch seelisch-geistige oder äußerliche "Brüche" im Leben geschaffene Spaltung des Menschen - in Intellekt und verselbständigtes Triebleben, und dazwischen eine nur noch wenig integrierte Mitte im "Herz" - kann so auf unterschiedlichen Wegen wieder stärker vereint werden. Es lässt sich zeigen, dass sich "das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis" im Paradiesmythos u.a. auf diese Spaltung bezieht, so dass die Überwindung negativer ("teuflischer") Eigenschaften auch die Heilung dieser Spaltung betrifft. Der Ausspruch "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen" beruht auf einer tieferen Kenntnis dieser Umkehrmöglichkeit  - Jesus in Matth. 18,1-3; Mk. 10,15; Luk. 18, 17. Hier geht es nicht nur um die kindliche Unbefangenheit, sondern um ursprüngliche Grundlagen der Entwicklung, die geradezu "archetypisch" 2) sind, also vorgezeichnete Grundmuster, ein verlorengegangener Teil einer "Gebrauchsanweisung" des Menschen. Dieser Weg kann auch weit über das heutige begrenzte Verstandesbewusstsein hinausführen.

2) "Archetypisch" ist ein Begriff aus der Tiefenpsychologie von C.G. Jung usw.; als unterschiedliche Gestalten erlebbare Grundmuster der menschlichen Existenz. Die "Archetypen" enthalten aber auch in hohem Maße gemischte, irreführende Inhalte. "Gott" als alter Mann, und Einzelheiten von "Himmel" und "Hölle" sind solche "archetypische" Symbole des "kollektiven Unbewussten". Was das genau ist, wusste Jung nicht. Zumindest ein Kern dieser Bewusstseinsschicht mit ihren dem Menschen eingeprägten Bildern und Vorstellungen ist anscheinend mehr oder weniger bei allen Menschen vorhanden. Somit stammt das als eine Art Urerinnerung  aus einer sehr frühen Zeit der Menschheit - selbst vor den bekannten Zeiten etwa des "mythischen Bewusstseins", wie sie in unserem Kapitel "Bewusstsein, Gehirnforschung und Freier Wille" geschildert sind. Diese Bewusstseinsschicht enthält auch solche - teils scheinbare - Gegensätze, wie sie in unserer Seite "Eine christliche Haltung..., ein dritter Weg" bearbeitet werden. Bei näherer Betrachtung zeigt sich das Gottesbild dieser Schicht eher als eine sehr problematische Karikatur von Gott. Daher warnt auch z.B. das Tibetische Totenbuch (Bardo Thödol), zu dem C.G. Jung ein Vorwort geschrieben hatte, schon die Lebenden davor, nach dem Tod auf die täuschenden Götter- und Dämonengestalten dieser Schicht einzugehen. Im alten Ägypten gab es eine ähnliche Schrift. Auch z.B. die Gnostiker im christlichen Umfeld hatten ein kritisches Verhältnis zu solchen Gestalten  , wie sie sicherlich auch meditativ und in Träumen erlebt wurden. Einen kreativen Umgang mit dieser Symbolwelt haben Märchen versucht, was für Kinder durchaus einen Sinn haben kann. Erwachsene aber können versuchen, über diese Symbole, - die  viele menschliche Seiten angenommen haben - hinauszukommen. Die Kunst dabei ist, Gott direkt zu suchen statt ihn gleich mit fallen zu lassen.

Das heißt nicht, dass der Mensch es ohne weiteres aus eigenen Kräften schaffen könnte. Jesus bietet einen realen Weg an, und die Kraft bzw. Gnade, ihn zu meistern. Christliche Wahrheitssucher, -Mystiker und -Alchemisten haben solche Wege der Vervollkommnung (vgl. z.B. Matth. 5,48; Joh. 10,34;...) sehr deutlich beschritten. Auch viele weitere Christen haben bewusst oder unbewusst Erfahrungen in dieser Richtung gemacht. Dies ist unabhängig davon, ob sie mehr einen innerlichen Weg gingen, oder ihren Glauben mehr sozial umsetzten, oder ob sie - im Sinne eines, wie wir es nennen, "vollen Christentums" - Beides in sich vereinigten.

(Gesucht wurde nach der Überwindung der inneren Zerrissenheit des Menschen seit Jahrtausenden in vielen Kulturen; auch das Streben taoistischer Alchemisten, verschiedener Yoga-Arten3), usw. legt davon Zeugnis ab. 3)Das indische Wort Yoga, wörtlich = "anjochen" bedeutet ebenfalls die Suche nach einer Wiederverbindung mit dem Urgrund aller Dinge, mit dem Ewigen. Dies heißt nicht, dass diese anderen Wege alle zum selben Ziel führen müssten; Genaueres zu Ähnlichkeiten und Unterschieden siehe unsere entsprechenden Themenseiten.)

Der "Gottmensch" oder von Gott gesandte Mensch Jesus Christus, der "neue Adam" stellt das Signal dar, dass seither auch die Menschen überhaupt ihre verschütteten ursprünglichen Eigenschaften erneut hinzugewinnen können; und dass die Zeit gekommen ist, die inzwischen gefährlich gewordenen Verdrehtheiten wieder ins Lot zu bringen. Er konnte, als "Glücksfall" für die Erde, die Anbindung an die ursprüngliche Quelle des Sinns des Lebens - Gott - und höchstentwickeltes Menschenbewusstsein in sich vereinen. Kräfte der Degeneration konnte er überwinden. Auch wenn er Unterschiede zu anderen Menschen aufweist, so war er dennoch auch der Mensch, der dies in dieser Weise vollziehen konnte. Dadurch können Menschen diesen Weg leichter nachvollziehen, - insbesondere wenn sie dies bewusst tun. Aber selbst für Solche, die nichts über den historischen Jesus wissen, ist sein Leben einschließlich der Auferstehung nicht ohne Auswirkung - ähnlich wie z.B., wenn Tiere auf einer Insel etwas hinzulernen, Tiere derselben Art auf entfernten Inseln plötzlich auch schneller diese Fähigkeit entwickeln können, da sie eine Art gemeinsames Kraftfeld haben, wie z.B. R. Sheldrake erkannte.

Eine innere Beziehung des Menschen zu Christus und zu Gott ist zunächst auch ohne kirchliche Vermittlung möglich; auch wenn meist eine jeweils passende Gemeinschaft von Mitchristen eine Hilfe ist. Die widersprüchlichen Theologien, die das ganzheitliche Wesen von Christus wieder in einen Seelsorger und einen Sozialreformer gespalten hatten, sind dazu nicht mehr der Weisheit letzter Schluss; wenngleich sie Einigen auf die Sprünge helfen mögen, besonders wenn sie mehrere der Theologien kennen. Jeder einzelne Mensch kann sich z.B."im stillen Kämmerlein", aber schließlich auch auf dem Marktplatz, direkt auf Christus einstellen. Dies kann einerseits mit Hilfe des Erinnerns seiner überlieferten Eigenschaften geschehen (Evangelien). Wer jedoch dafür offen ist, dass Christus auch nach seinem Tod wahrgenommen werden konnte, (wie in anderer Weise - u.a. ohne diese irdische Sichtbarkeit - auch jeder Mensch nach vielen Zeugnissen den Tod als bewusstes Wesen überlebt), kann Christus auch als gegenwärtig Wirkenden betrachten. Das Empfinden wird möglich, "in seinem Namen" bzw. mit ihm als 'großem Bruder' gemeinsam  zum Vatergott zu beten, der alle umhüllt. (vgl. Joh. 15,16; Matth. 6, 725; Matth. 18,19-20). Z.B.:

Gott, mein Ursprung, meine Hilfe und meine Hoffnung!
Vereint mit Jesus Christus * danke ich Dir für Alles, was von Dir kommt;
verzeih mir, was mich von Dir entfernt hat **;
bitte lass mich in dieser Stille durch Deinen Geist schöpferisch werden ***;
ziehe mich Deinen Weg herauf.

*) Wer es naheliegend findet, kann auch Maria einbeziehen. Auch die männlichen und weiblichen Eigenschaften des Menschen werden so emporgezogen.
**)Weiter kann jede als negativ empfundene Regung, wie sie konkret auftrat, 1. innerlich angeschaut werden (z.B. Ängstlichkeit, Gehässigkeit; Gleichgültigkeit und Überheblichkeit; übertriebener Zweifel, ...oder ein Problem; alles auch, wenn es nur in Gedanken oder Worten auftrat, vgl. z.B. Matth. 5,22). 2. statt nachzugrübeln, einen Moment ruhig warten, um sich möglichst bewusst zu werden, um was es sich handelt. Dann 3. Diesen so erfahrbar, geradezu körperlich spürbar gewordenen Ballast im Gebet Gott übergeben (es ist außerdem möglich, den ganzen weiteren Lebensweg Gott bzw. Christus zu übergeben) 4. ruhig warten, bis dies evtl. fühlbar wird bzw. sich eine Spur von Erleichterung einstellt – oder auch eine "Antwort" ins Bewusstsein tritt.
***) In der Stille können die Tagesgeschehnisse 'zur Ruhe kommen' und so einer Verarbeitung bzw. dem Gebet besser zugänglich werden. Dann ist wieder mehr Offenheit für Neues da.

Die Bedeutung der Ethik auf diesem Weg.

Eine Ebene auf dem Weg ist die "Liebe zu Gott", der über Allem steht, "und zum Nächsten wie zu sich selbst" (Matth.19,19); also auch zu sich selbst; sich selbst zu lieben, kann auch Teil des Bestrebens sein, seine Aufgabe im Umkreis zu erkennen. Die Liebe kann mit Christus verbinden, weil es seine Haupteigenschaft ist, verbunden mit Weisheit. Auch der Weg der Guten Tat im Sinne von Christus macht oft in den inneren und äußeren Auswirkungen den christlichen Weg erst verständlich. Jesus hat die angelegten ethischen Grundregeln beibehalten; denn der Mensch "erntet (normalerweise), was er gesät hat" (Gal. 6,7); er hat die Verantwortung aber stärker in die Einzelnen hineingelegt, statt das äußere Gesetz zu betonen. Dabei kann erlebt werden, dass es im eigenen Innern des Menschen etwas gibt - und wenn es nur als Gewissen fühlbar sein mag - , was mit Christus im Einklang steht; woher eine Art innerer "Neugeburt" (Joh.3) geschieht. D.h. im Lauf der Zeit kommt der Mensch als Ganzer immer mehr in Einklang mit dem Geist, wie Christus ihn vorlebte. Dieser Ausgangspunkt im Innern kann im Herz oder in der Seele bzw. dem Geist erlebt werden, die Erlebensarten sind individuell verschieden. Wie auch immer der/ die Einzelne Christus bzw. die mit ihm zusammenhängenden Kräfte erleben mag - sinnvoll ist, sich so oft wie möglich ins Bewusstsein zu rufen, was individuell von Christus bereits bekannt sein mag, damit sich ein direkterer Kontakt darauf aufbauen kann - auch falls zunächst keine gewaltigen Wirkungen feststellbar sein mögen.

Mit der Kraft, die sich so als Gnadengabe im Innern des Menschen entwickelt, kann sich dann die vom "äußeren" Christus bzw. Gott wieder näherkommende universelle Heilkraft verbinden. Auch hier kann die individuelle Erlebensart sehr verschieden sein, sie wird jedoch in diesem Fall deutlich sein, und entsprechende Einflüsse auch auf die Umwelt haben. Während derart Weitgehendes bisher auf Wenige beschränkt war, die dann als "Mystiker", "Heilige" usw. galten, können sich solche Erscheinungen in unseren "apokalyptischen" Zeiten zunehmend auf einfache Menschen ausbreiten - was möglicherweise nicht immer gleich in seiner Bedeutung erkannt wird; deshalb muss es hier mit erwähnt werden. Diese universelle Wirkung "von außen" wird entweder aufgenommen, oder sie prallt unter Umständen schmerzhaft auf die Verbarrikadierung Derjenigen auf, die in ihrem Inneren nichts Verwandtes entfaltet haben - sodass sie in diesem Fall als "Gericht" empfunden werden mag.

Leite mich, dass ich Anderen auf ihrem Weg zu Dir nicht schade;
führe mich, Anderen in Deinem Sinne zu helfen;
schütze mich auf meinem Weg; *
Hilf mir zu größerem Einklang mit Deiner Liebe.

*) Hier können Andere einbezogen werden.

Eine verwandte Entwicklung im Großen, in den Kulturen seit der Urzeit.

Wie bei den Entwicklungsstufen vom Kind bis zum gereiften Menschen (s.o.) wurden ähnliche Bewusstseinsstufen auch in den menschlichen Kulturen durchlaufen. Diese brachten einerseits neue Fähigkeiten (ein freieres Wollen, Fühlen und Denken), andererseits aber ihr ursprüngliches Vertrautsein mit der ganzen "Schöpfung" verringerten, und dadurch Probleme anhäuften. (Vgl. z.B. Jean Gebser, "Ursprung und Gegenwart": nacheinander archaisches, magisches, mythisches, Verstandesbewusstsein; darüberhinaus kann sich ein stärker integrierendes Bewusstsein entwickeln, welches z.B. Vernunftbewusstsein genannt werden kann.) Es haben auch herausragende Vorbilder daran mitgewirkt, dass sich Entwicklungsschritte, wie sie keimhaft erkennbar waren, auch im Großen, zumindest in kulturell ausschlaggebendem Ausmaß entfalten konnten. Dies geschah allen Widrigkeiten zum Trotz, aber eben, wie erwähnt, oft mit großen Verlusten. In neuerer Zeit ist bereits sichtbar, dass die Menschheit und ihre Völker usw. vor der schicksalsmäßigen Herausforderung stehen, erneute kleinere und größere "Quantensprünge" oder Evolutionsschritte zu vollziehen, wenn sie überleben wollen 4). Diese sind seit ca. 2000 Jahren durch Christus angelegt. Dies muss jetzt nicht mehr auf Kosten der erworbenen Fähigkeiten wie des Verstandes geschehen. Wenn genügend Einzelne ein immer ganzheitlicheres Vernunftbewusstsein entwickeln, sich neu mit ihrem göttlichen Ursprung verbinden 1), kann der Wettlauf mit den apokalyptischen Katastrophen mit Hilfe von "oben" noch gewonnen werden. Dazu gehört auch eine Beziehung zu äußeren Aktivistenbewegungen wie der Friedensbewegung usw., - alle Gutwilligen haben ihren "notwendigen" Platz in dem "Spiel" -. Viele Menschen - quer zu etablierten religiösen Richtungen - suchen offensichtlich danach; sie gehen voraus in die Zukunft, und helfen, die Vergangenheit aufzuarbeiten, auch wenn noch viel "Mittelmäßiges" vorherrschen mag. Es ist die Frage nach der Henne und dem Ei, ob die äußere "Rettung" der Zweck ist oder der existentielle Bewusstseins- und Seinsfortschritt des Menschen. Bisherige Werteskalen müssen unumgänglich transformiert werden, weil der Mensch sich recht genau vorstellen kann, wohin die Fortschreibung des bisherigen, veralteten Programms der Zivilisation führen würde. Wie alles Teil des Ganzen ist, geht auch jede gute Tat ein ins Ganze.

4) Der pessimistischen Sicht in Herbert Gruhl's letztem Buch "Himmelfahrt ins Nichts" kann nur deswegen nicht zugestimmt werden, weil eine von ihm übersehene Entwicklungs- bzw. Kraftquelle ertastet werden kann, - die gleichwohl nur eine Chance darstellt: Gott.

Inspiriere die Menschen, Entscheidungen über Leben und Tod in Deinen Händen zu lassen *;
Hilf Denen, die für Deine Schöpfung arbeiten;
Führe Du diese Welt zum Durchbruch zu Deiner verheißenen neuen Zeit.**

*) Hier können auch Einzelheiten einbezogen werden, oder anschließend in einer meditativen Betrachtung bearbeitet werden; z.B. 'das Aufschaukeln von Gewalt und Gegengewalt zu beenden', 'der Gewalt durch Problemlösungen den Boden zu entziehen', 'einen friedlichen Dialog zwischen den Gutwilligen der Religionen zu führen', ... . 
**) Lukas 11:2; 21:31. Offenbarung 11:16. Gott kann die Liebe austeilen, die ihm gegeben wird.

Es steht also eine "Umkehr" zu Gott im Kleinen und Großen an.

Joh. 16,12-13: Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
Wenn aber der Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.

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Hilfe 
zur Selbstprüfung bei der Arbeit mit den Haupttexten von "Christuswege"
- im eigenen Inneren - und in der Umsetzung im Leben.

 Habe ich die "Einführung in den Sinn und Gebrauch dieses Textes" gelesen? (Wenn nicht: besonders bei vielen allgemeinen Unklarheiten bitte nachholen.)

Habe ich die Kapitel dieser Kommentares bis jetzt der Reihenfolge nach studiert? (Wenn nicht, bei ernsthafterer Absicht, sich auf den Weg der Nachfolge Jesu zu begeben, möglichst auch die vorangegangenen Kapitel durcharbeiten.)

Habe ich bis hierher studiert, ohne noch das quälende Gefühl zu haben, dass ich über eine frühere Stelle ohne ausreichendes Verstehen hinweggegangen bin? (Andernfalls die betreffende Stelle nochmals in Ruhe und soweit möglich ohne Vorurteile betrachten.)

Habe ich für ein vertieftes Verständnis, Erleben und Durcharbeiten die Seite "methodische Hinweise, christliche Meditation..." gelesen, und soweit möglich anzuwenden versucht?

Habe ich einen Überblick über meine derzeitigen Fähigkeiten, Charaktereigenschaften, Lebensgewohnheiten? (Wenn nein, darüber nachsinnen, und Aufzeichnungen machen).
Wenn ja: Gibt es in Bezug auf das, was ich gerade studiert habe, eine solche Eigenschaft, um deren Verbesserung ich dringend beten und mich bemühen möchte?

Habe ich daran gedacht, meine jüngsten Erkenntnisse im Leben anzuwenden? 

Lasse ich mich bereits von meinem Gewissen leiten

Habe ich erstrebt oder erreicht, mich auf meinem Weg direkter von Gott durch Jesus Christus führen zu lassen?

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